Awra Amba |
Awra Amba ist ein selbstverwaltetes äthiopisches Dorf in
der Provinz Amhara, in dem es keine Religionen gibt, in dem Gleichberechtigung
von Frauen und Männern herrscht und in dem alle Bewohner zum gemeinsamen Wohl
zusammenarbeiten.
Der Ort liegt 1900 m über Meeresspiegel, 74 km entfernt von Bahir Dar und rund
630 km entfernt von der Landeshauptstadt Addis Abeba.
Gegründet wurde das Dorf im Jahr 1980 von Zumra
Nuru, der vorher als Wanderprediger vergeblich für seine Ideen geworben
hatte. Aus einem alevitischen Dorf warb er 70 Anhänger ab und siedelte sich auf
einer 2000 Meter hoch gelegenen Brachfläche an. Die ersten Jahre waren hart,
aber mit dem Fleiß der Bewohner entwickelte sich ein bescheidener Wohlstand im
Dorf.
Ende der 1980er Jahre wollte das marxistische Regime
Zumra Nuru als Konterrevolutionär verhaften lassen. Er floh, und die
Gemeinschaft löste sich auf. Nach dem Sturz des kommunistischen Regimes 1991
kehrten die meisten Bewohner zurück, und das Dorf nahm einen bemerkenswerten
Aufschwung. Eine Schule für die Kinder wurde gebaut, ein Altersheim, eine
Stoffmanufaktur mit Webstühlen, eine Schneiderei und eine Kornmühle. Gewinne
werden unter den Dorfbewohnern aufgeteilt.
Kirchen oder Moscheen gibt es nicht im Dorf.
Religionsgemeinschaften, religiöse Riten und Festtage sind abgeschafft. Zumra
Nuru ist Analphabet. Er ist der Ansicht, dass Religionen mehr Unheil als Frieden
stiften. Neben der Religionsausübung ist auch der Konsum von Alkohol verboten.
Wer ein drittes Mal beim Alkoholkonsum erwischt wird, muss das Dorf verlassen.
Mädchen dürfen erst ab 18 Jahren heiraten, Männer ab 22 Jahre.
Heute leben über 400 Menschen im Dorf und der
Wohlstand steigt. Sozialforscher aus aller Welt besuchen das Dorf. Von
benachbarten Gemeinden wird Awra Amba mit Skepsis, manchmal mit Feindseligkeit
betrachtet.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Awra_Amba
© Hans-Peter Grumpe |