Aksum 1 |
Aksum
Aksum (auch Axum geschrieben, in
der lokalen Sprache Tigrinya Akhsum, ältere Form Akhwsem, amharisch አክሱም) ist
die frühere Hauptstadt des Königreichs von Aksum. Das heutige Aksum liegt auf
einer Höhe zwischen 2000 und 3000 m in der Verwaltungsregion Tigray im Norden
Äthiopiens, 1004 Kilometer von Addis Abeba, 248 km von der Regionalhauptstadt
Mekele und 62 Kilometer von der Grenze zu Eritrea entfernt. Aksum gilt in der
äthiopisch-orthodoxen Kirche als heilige Stadt, in der Kapelle neben der Kirche
der Heiligen Maria von Zion wird nach äthiopisch-orthodoxer Tradition die
Bundeslade aufbewahrt. Die Stadt hat ca. 54.000 Einwohner (2011)
Geschichte
Frühe Geschichte
Die Gründung von Aksum lässt sich nicht sicher datieren. In den Schriftquellen
findet sich Aksum erstmals im Periplus Maris Erythraei (1. Jhdt. n.Chr.) und in
der Geographikè Hyphégesis des Claudius Ptolemäus. Beide Quellen bezeichnen
Aksum als Residenz des Königs des ebenfalls erst zu dieser Zeit erwähnten
Aksumitischen Reiches (ca. 1. - 10. Jhdt. n.Chr.), das bereits damals neben dem
nord-äthiopischen Hochland auch die Hafenstadt Adulis (heute in Eritrea)
kontrollierte. Nach dem Übertritt König Ezanas zum Christentum wurde Aksum eine
der ersten christlichen Hauptstädte.
Das Zentrum des antiken Aksum befand sich im Westen der modernen Stadt, auf
beiden Seiten des Mai Lahlaha. Dort wurden die Reste einiger größerer,
repräsentativer Gebäude, die offenbar der Oberschicht gehörten, gefunden. Von
den Wohngebäuden der Bevölkerung sind hingegen bislang keine Reste entdeckt
worden, auch von Befestigungen finden sich keine Spuren, vermutlich machte der
natürliche Schutz der Stadt durch das umliegende Gebirge solche Anlagen unnötig.
Weiter im Osten, im Bereich der Kathedrale Maryam Tseyon, befand sich ein
weiteres größeres Gebäude, vielleicht ein vorchristlicher Tempel, in dessen
unmittelbarer Nähe sich die Reste von steinernen Thronen befinden, die
vielleicht, ähnlich dem Monumentum Adulitanum, einmal Inschriften trugen.
Ähnliche Bauwerke finden sich auch am Fuß des Mai Qoho, westlich des
südöstlichen Stelenfeldes, bei dessen namengebenden Monumentalstelen es sich um
Grabdenkmäler vornehmer Personen handelt. Ähnliche Stelenfelder stehen auch im
Norden und Südwesten. Die höchste, 33 Meter hohe und 517 Tonnen schwere, Stele
zerbrach vermutlich schon bei ihrer Errichtung. Die zweithöchste, 25 m hohe
Stele (Obelisk von Axum) wurde während der italienischen Besatzung 1937
entwendet, in Rom aufgebaut und, trotz äthiopischer Proteste, erst im April 2005
zurückgegeben und im September 2008 wiederaufgerichtet. Kleinere Exemplare haben
bis heute aufrecht der Zeit getrotzt.
Von 600 bis zur Gegenwart
Die Stadt litt ab circa 600 unter dem Zusammenbruch des Reiches und war
zwischenzeitlich verlassen, erhielt später jedoch wieder Bedeutung unter anderem
als religiöses Zentrum. Aksum blieb Ort von Krönungen äthiopischer Könige bis
zur Zeit des letzten Kaisers Haile Selassie im 20. Jahrhundert.
Aksum ist heute die wichtigste Pilgerstätte der äthiopisch-orthodoxen Christen.
Nach der Überzeugung der äthiopisch-orthodoxen Kirche befindet sich die
israelitische Bundeslade in Aksum. Diese soll dem Kebra Negest, einer
äthiopischen Schrift aus dem 13. Jahrhundert zufolge, von Menelik I., dem Sohn
König Salomons und der Königin von Saba, ins Land geholt worden sein. Ein Mönch
ist noch heute bis an sein Lebensende mit der Bewachung der Bundeslade
beauftragt. Diese Aufgabe wird vor seinem Tode einem Nachfolger weitergegeben.
Politisch ist Aksum heute eine kleine Distrikthauptstadt (in der Woreda Laelay
Maychew in der Zone Mehakelegnaw), die 1980 aufgrund ihrer historischen Ruinen
und der herausragenden Geschichte in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO
aufgenommen wurde.
Archäologie
Am 7. März 1905 wurden der Deutsch-Äthiopische Handels- und Freundschaftsvertrag
und die Vereinbarung über den Austausch diplomatischer Beziehungen vom Gesandten
der deutschen Regierung Friedrich Rosen und Kaiser Menelik II. unterschrieben.
Im Rahmen dieser Kontakte bat Kaiser Menelik II. um ein deutsches
Ausgrabungsteam für Aksum. Kaiser Wilhelm II. nahm diese Bitte freudig auf. Er
entsandte auf eigene Kosten im Jahr 1906 ein Ausgrabungsteam unter der Leitung
von Enno Littmann. Dies war eine besondere Ehrung für das Deutsche Reich, da
bisher allen anderen Nationen, die darum baten, Ausgrabungen in Aksum vornehmen
zu dürfen, die Genehmigung verwehrt geblieben war. Dieser Erfolg lag wohl an der
Persönlichkeit des Orientalisten Rosen.
Seit den 1980er Jahren wurden vom British Institute unter der Leitung des wohl
bedeutendsten Aksum-Forschers Stuart Munro-Hay (1948–2005) zahlreiche Grabungen
durchgeführt. Munro-Hay legte nicht nur die Grundlagen einer Münzdatierung für
das Aksumitische Reich, sondern gilt weltweit als unumstrittene Referenz für die
frühe aksumitische Geschichte und Archäologie. Von 1993 bis 1998 übernahm David
Phillipson die Leitung der Ausgrabungen auf dem großen Stelenfeld und entdeckte
zahlreiche Grabkammern, die auf die aksumitische Zeit vor der Konversion zum
Christentum datiert worden sind. Dabei wurden die berühmten Katakomben unter der
großen Stele und der Tomb of the Brick Arch freigelegt. Damit wurden die Stelen
erstmals eindeutig als Grabmäler identifiziert.
Von 1999 an führte Helmut Ziegert, Professor der Universität Hamburg, in Aksum
und Umgebung Ausgrabungen durch. Unter einem christlichen Bauwerk, dem
sogenannten Palast von Dungur, datiert auf das 7. Jahrhundert n. Chr., fand er
ältere Baustrukturen, die er im Jahr 2008 medienwirksam auf das 10. Jahrhundert
vor Christus datierte und der Königin von Saba zuschrieb. Sowohl Datierung wie
Interpretation der Funde waren jedoch ausgesprochen umstritten.