Albanien 29 - Vlora


Vlora 1


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Blick auf Vlora vom Bektaschi-Zentrum aus


Informationen zur Stadt


Quelle Wikipedia, Auszüge http://de.wikipedia.org/wiki/Vlora

Vlora (albanisch auch Vlorë; griechisch Av̱ló̱na Αυλώνα; italienisch Valona; türkisch Avlonya oder Avlona) ist eine Hafenstadt in Südalbanien an der Straße von Otranto, der engsten Stelle der Adria. Mit rund 79.948 (Volkszählung 2011) bis 108.944 Einwohnern (Eigenangaben 2009) gehört die Stadt zu den größten des Landes. Die Bucht von Vlora und die Strände in Stadtnähe sind beliebte Ziele von Touristen. Die Küstenstadt ist Sitz der Behörden des gleichnamigen Qark und Kreises, der das nähere Umland und die Albanische Riviera umfasst. Zudem ist die Stadt Amtssitz einer Bashkia.
Am 28. November 1912 erklärte sich Albanien in Vlora vom Osmanischen Reich für unabhängig und für eine kurze Zeit war Vlora die Hauptstadt des neuen Staats.

Lage
Vlora liegt an der Straße von Otranto; von hier ist Italien nur etwa 90 Kilometer entfernt. Das Stadtgebiet ist eingebettet zwischen dem Meer, der Lagune von Narta und dem Küstengebirge. Die Shushica (auch Lumi i Vlorës genannt) fließt nur wenige Kilometer östlich an Vlora vorbei und mündet beim Dorf Armen in die Vjosa. In der Stadt selber gibt es keine nennenswerte Gewässer. Bei Vlora (genauer eigentlich nördlich der Lagune von Narta) dehnt sich die etwa 150 Kilometer lange Küstenebene von Albanien nach Norden aus. 15 Kilometer westlich der Stadt liegt Sazan, die einzige große Insel des Landes, südlich davon auf der anderen Seite der Bucht erhebt sich die Halbinsel Karaburun auf über 800 Meter Meereshöhe.
Die nächsten größeren Städte sind im Norden Fier, im Nordosten Ballsh, im Osten Tepelena und im Südosten am Ionischen Meer die Kleinstadt Himara. ....

Bevölkerung
Vlora ist nach Tirana, Durrës und Elbasan die viertgrößte Stadt in Albanien. Zu Ende der kommunistischen Ära im Jahr 1989 zählte sie 71.662 Einwohner. 2001 wohnten 77.691 Personen in der Stadt. Doch bis 2007 stieg die Zahl drastisch an: 91.711 Einwohner wurden schon gezählt. Der Trend hält bis heute an, im Jahr 2010 ergab eine Schätzung für Vlora rund 110.000 Einwohner. Die Gründe für den rasanten Anstieg der Bevölkerungszahl aber auch für die daraus ergebende Erweiterung des Stadtgebiets sind verschieden. Maßgeblich ist es jedoch die Arbeitslosigkeit und die Armut aus den ländlichen Gebieten, vor allem im Osten, die die Menschen nach Vlora treibt, in der Hoffnung hier ihre Lebensqualität zu verbessern. Aber auch das Wirtschaftswachstum, vor allem im Tourismus-Gewerbe, zog viele Arbeitskräfte, Unternehmer und Händler an.

Zu den größten Religionen in Vlora zählen der Islam und das Orthodoxe Christentum. Auch eine römisch-katholische Minderheit ist ansässig. Ab dem 16. Jahrhundert gab es auch eine Vielzahl an Juden in der Hafenstadt, die jedoch seit den 1990er Jahren mehrheitlich nach Israel oder in die Vereinigten Staaten ausgewandert sind.

Geschichte
Antike
Dank seiner strategischen Lage am Eingang zur Adria war die Bucht von Vlora, die einen natürlichen Hafen bildet, ein von vielen Völkern begehrter Handelsplatz. Für die Entwicklung der Stadt in der Antike ergibt sich mittlerweile diese Abfolge: ein Ortswechsel von Treport nach Vlora um das 1. Jahrhundert v. Chr. und eine Zuwanderung im 6. Jahrhundert n. Chr.
Zunächst bestand eine Siedlung sieben Kilometer nordwestlich nahe der Spitze der Halbinsel Treport. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde hier bereits gegraben, aber erst seit den Ausgrabungen durch Vasil Bereti um 1990 lassen sich verschiedene Phasen der Besiedlung vom 7. Jahrhundert v. Chr. bis zum 2. Jahrhundert v. Chr. nachweisen. Reste einer 600 Meter langen, parallel zur Küste verlaufenden Befestigungsmauer wurden freigelegt. Die Stadt, als deren Name Daulia vermutet wird, erlebte ihre Blüte zwischen dem 4. und 2. Jahrhundert v. Chr. Das zur selben Zeit zur Hauptstadt eines wenige Kilometer entfernt im Inland siedelnden Illyrerstammes ausgebaute Byllis hatte mit Daulia seinen nächsten Hafen. Der Ort war im 1. Jahrhundert v. Chr. aufgegeben.

Römische Quellen aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. erwähnen eine Zwischenstation auf der Handelsroute entlang der Küste zwischen Dyrrhachium und Buthrotum. Seit 1988 in der Nähe der Muradie-Moschee in der Altstadt Teile einer Stadtbefestigung aus dem 4. Jahrhundert n. Chr. ausgegraben wurden, wird dieses römische Aulon an der Stelle der heutigen Stadt vermutet. Im 5. Jahrhundert wurde Aulon innerhalb dieser Festungsmauern Bischofssitz. Unter Kaiser Justinian (527–565) wurden die Mauern verstärkt. Eine Zuwanderung erfolgte aus dem im 6. Jahrhundert aufgegebenen Apollonia.
Umkämpfte Stadt im Mittelalter

Ende des 6. Jahrhunderts verwüsteten Slawen die Stadt, viele Einwohner flohen auf die Insel Sazan. 1081 plünderten von Apulien aus Normannen im Kampf gegen Byzantiner die Stadt. Von Vlora aus marschierten sie über die Via Egnatia bis nach Konstantinopel. 1204 gelangte Valona zum Despotat Epirus und 1272 in den Besitz des in Neapel regierenden Hauses Anjou. Es wurde 1343 von Serben und 1417 als erster adriatischer Hafen von Osmanen erobert. Unter osmanischer Herrschaft entwickelte sich Valona – nunmehr türkisch Avlona – zur wichtigsten Hafenstadt im Bereich Albaniens und profitierte vor allem vom Handel mit Ragusa.

Osmanische Periode
Dies dürfte auch der Grund sein, warum gerade hierher ab 1492 aus Spanien sephardische Juden flüchteten und eine größere Gemeinschaft in der Stadt bildeten. Im Jahre 1520 wurden unter türkischer Herrschaft 701 einheimische und 531 jüdische Familien gezählt.

1537 wurde die Stadt unter Suleyman dem Prächtigen durch Festungsmauern in Form eines Achtecks mit 90 Meter Kantenlänge gesichert, teilweise mit Baumaterial aus dem antiken Daulia. Im Innern befand sich auch ein mächtiger Rundturm; bis 1906 alle Befestigungen abgerissen und das Material für den Bau der Hauptstraße zum Hafen verwendet wurde.

Der französische Adelige Jean Carlier de Pinon beschreibt in seinem Werk Mon voyaige en Levant, faict l’an 1579 (Meine Reise in die Levante, gemacht im Jahr 1579) die Stadt Vallona (Vlora), die von muslimischen, christlichen und jüdischen Familien bewohnt ist. Laut seinen Angaben hatte Vlora zu dieser Zeit fünf Moscheen mit weißen Minaretten. Der Hafen wurde von vielen Piraten aus der Umgebung genutzt.

1810 konnte Tepedelenli Ali Pascha die Stadt für kurze Zeit seinem Herrschaftsgebiet angliedern, bis der osmanische Sultan 1822 Vlora wieder zurückeroberte, als Ali Pascha einem Mordanschlag zum Opfer fiel.

Politisches Zentrum und militärischer Stützpunkt im 20. Jahrhundert
Die neuere Geschichte der Stadt war wiederholt von großer Bedeutung für ganz Albanien. Während der Balkankriege wurde die Stadt am 3. Dezember 1912 von der griechischen Flotte in Beschuss genommen. Doch nachdem Österreich-Ungarn und Italien Griechenland aufforderten, sich nicht im strategisch wichtigen Vlora einzumischen, wurde sie aus den Kriegshandlungen ausgenommen. In Vlora rief am 28. November 1912 Ismail Qemali die Unabhängigkeit Albaniens aus. Bis Anfang 1914 war Vlora Sitz der ersten provisorischen Regierung des Landes. Im Dezember desselben Jahres besetzten italienische Truppen die Hafenstadt. Mit Hilfe dieses Stützpunkts kontrollierte Italien den südlichen Ausgang der Adria. 1920 wurden die italienischen Truppen durch einen Aufstand der Albaner zum Rückzug gezwungen.

Von 1939 bis 1943 war die Stadt erneut von Italien besetzt, der U-Boot-Hafen bei der vorgelagerten Insel Sazan war Anlass für Bombenabwürfe der Alliierten während des Zweiten Weltkriegs auf Hafen und Stadt. Nach dem Krieg waren kaum noch Gebäude aus osmanischer Zeit erhalten. Von 1956 bis zu Albaniens politischen Bruch mit Moskau 1961 unterhielt die Sowjetunion eine Marinebasis in Pashaliman am südwestlichen Ende der Bucht. In den 1950er Jahren war dies der einzige sowjetische Militärstützpunkt im Mittelmeerraum.

Kampf gegen Kriminalität in den 1990er Jahren
In jüngerer Zeit war das Augenmerk der ganzen Welt auf Vlora gerichtet, als im Januar/Februar 1997 die Unruhen, die zum Sturz der Regierung und anarchischen Verhältnissen führten, von hier aus auf ganz Albanien übergriffen.

In den 1990er Jahren wurde Vlora zu einem Zentrum des Schmuggels über die Adria. Das italienische Festland ist nur rund 60 Kilometer entfernt. Mit Schnellbooten können Schmuggler die Straße von Otranto in wenigen Stunden erreichen. Die Mafia transportierte so Drogen und zum Teil auch Waffen, insbesondere aber Menschen (Flüchtlinge aus Albanien und Asien sowie Frauen für die Prostitution) nach Westeuropa. Wiederholt kam es zu Unfällen, bei denen mehrere Flüchtlinge ertranken. Gegenwärtig kämpfen die albanischen Behörden mit Unterstützung von Italienern, Deutschen und Amerikanern gegen das organisierte Verbrechen.
Touristisches Zentrum

Ab den 2000er Jahren verbesserte sich die politische Lage in der Stadt enorm und es entstanden zahlreiche Hotels, Restaurants, Bars und Diskotheken. Zudem wurden Strände angelegt und Straßen ausgebaut. Es wird vermutet, dass der Großteil des Geldes für den touristischen Bereich aus dem Handel mit Drogen, Waffen und Menschen in den 1990er Jahren kamen. Viele Gebäude wurden ohne Baugenehmigungen errichtet, sodass sie durch eine städtische Aktion in den späten 2000er Jahren wieder abgerissen wurden.

Heute ist Vlora touristisches Zentrum Südalbaniens, neben Saranda. Vor allem der Sommertourismus ist ein wichtiger Wirtschaftszweig der Küstenstadt geworden. Aber auch andere Sektoren, vor allem im Bereich Energieversorgung, bieten nun mehr Arbeitsplätze.

Kultur
Vlora ist ein kulturelles Zentrum Südalbaniens: wichtige und große Einrichtungen stehen hier. Unter den bekanntesten zählen das Theater Petro Marko (errichtet 1962) und die Bibliothek Shevqet Musaraj (1946). Vlora bildet zudem das Zentrum der kulturellen Region Labëria; so werden die Einwohner neben gewöhnlich Vlonjatët auch Labët genannt.

Stadtbild
Vom Zentrum der Neustadt in Hafennähe mit Wohnblocks, Hotels und Banken führt die breite Hauptstraße 1,5 Kilometer nach Norden in den alten Stadtteil um den Platz des Unabhängigkeitsdenkmals. In dessen Nähe sind noch kurze Abschnitte der mittelalterlichen Stadtmauer zu sehen. Schnell erbaute Wohnblocks dehnen die Stadt entlang der Küste und westlich der Hauptstraße nach Norden aus.

Nach dem Zusammenbruch des Kommunismus verloren viele Bewohner Vloras ihren Arbeitsplatz. Der Schmuggel über die Straße von Otranto entwickelte sich und viel illegales Geld floss dadurch in die Stadt, das, so wird vermutet, in luxuriöse Immobilien – Hotels oder Boutiquen – angelegt wurde. Seit dem Regierungswechsel im September 2013 werden an der Küste zwischen Vlora und Orikum vermehrt illegale Gebäude abgerissen. Bis 2015 soll entlang jener eine für Fahrzeuge gesperrte Strandpromenade (Lungo Mare) mit Parks, Sport- und Spielplätzen sowie eine Tribüne für verschiedene kulturelle Anlässe entstehen......

Wirtschaft und Umwelt
Der Hafen ist der zweitgrößte des Landes. In den Jahren nach 2001 nahm der Warenumschlag aber laufend ab und erreichte 2004 mit 300.000 Tonnen nur noch ein Zehntel der Menge vom Hafen in Durrës. Arbeitsplätze sind in den letzten Jahren im Tourismus entstanden. Die neuen Mittelklassehotels rund um die Bucht von Vlora werden vorwiegend von einheimischen Badeurlaubern genutzt.
Olivenplantagen

Rund um die Stadt werden Olivenbäume kultiviert. Produziert und zum Teil auch exportiert wird das daraus gewonnene Olivenöl. Die bekannteste Firma ist Aulona, die auch biologisch hergestelltes Olivenöl in die Schweiz exportiert.

Umweltschäden
An der Küste fünf Kilometer nordwestlich vom Hafen liegt das Industriegebiet der Stadt. Dort hat die rücksichtslose Industrialisierung in der kommunistischen Nachkriegsära dazu geführt, dass Vlora zu einem der fünf am meisten durch Umweltschäden betroffenen Gebiete Albaniens geworden ist. Verursacher ist ein 1970 in Betrieb genommenes Chemieunternehmen zur Produktion von Alkalichloriden und Polyvinylchlorid (PVC). Die Fabrik wurde 1992 geschlossen und während der genannten Unruhen 1997 zerstört. Übrig geblieben sind Betonruinen und eine um das Tausendfache gegenüber dem EU-Grenzwert erhöhte Konzentration von Quecksilber im Boden. Des Weiteren ist der Boden durch chlorierte Kohlenwasserstoffe verseucht. Eine Abwasserreinigung war nicht vorgesehen. Unmittelbar Leidtragende sind neu angesiedelte Bewohner in der Nähe, und die Narta-Lagune als eines der wichtigsten Feuchtbiotope nördlich angrenzend.
Industriepark-Projekt

Seit dem Jahr 2000 sind Planungen bekannt, an dieser Stelle ein sechs Hektar großes Gelände für den Bau eines mit Öl befeuerten Wärmekraftwerks (Thermo Power Plant TPP) auszuweisen. Das Projektmanagement wird von der albanischen Betreibergesellschaft Korporata Elektroenergjitike Shqiptare Sh.a. übernommen; Kredite von 110 Millionen Euro wurden durch die Weltbank und zwei europäische Großbanken in Aussicht gestellt. Bürgerinitiativen kritisieren das Projekt wegen mangelhafter Bürgerbeteiligung, fehlender Folgenabschätzung für Umwelt und Fischerei und befürchten negative Auswirkungen auf den Tourismus.

Ungeachtet mehrerer Demonstrationen in den letzten Jahren und einer Weltbank-Studie vom Juli 2007, in welcher ein Überdenken des Projekts empfohlen wird, wurde im August 2007 vorbereitend für den Bau mit dem Fällen der Bäume auf dem Gelände begonnen.

In Zusammenhang mit diesem Kraftwerk steht ein an der Küste geplantes Erdöl-Terminal, für dessen Bau eine italienische Firma für einen Euro die Genehmigung erhalten hat. Die strategische Planung sieht auch den Bau der seit vielen Jahren von Albanien und den USA befürworteten, 900 Kilometer langen Erdöl-Pipeline vom bulgarischen Burgas über Mazedonien nach Vlora vor. Im Mai 2007 hat das bulgarische Parlament dem Projekt zugestimmt.

Verkehr
Vlora liegt an der SH8, welche Fier im Norden mit Saranda im Süden entlang der Albanischen Riviera verbindet. Zwischen Fier und Vlora besteht mit der A2 parallel eine Autobahn, der gleiche Abschnitt der Nationalstraße ist hingegen in einem schlechten Zustand. Die SH8 führt dann weiter entlang der Bucht von Vlora über Orikum und den Llogara-Pass zur Albanischen Riviera bis nach Saranda. Dieser Streckenabschnitt befindet sich in einem guten Zustand und verbindet die kleinen Küstendörfer im Süden Albaniens mit dem Rest des Landes.
Die Hekurudha Shqiptare betreibt in Vlora einen Bahnhof, von wo aus täglich zwei Züge nach Tirana und zurück verkehren.
Vom Hafen Vlora verkehrt an sechs Tagen die Woche – zur Sommersaison täglich – eine Fähre nach Brindisi in Italien. Im Sommer verkehren außerdem regelmäßig Schnellboote nach Himara, Saranda und Korfu.


 

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