Albanien 40


Gjirokastra 1


 

"Es war dies eine seltsame Stadt, die anmutete, als sei sie in einer Winternacht wie
ein vorzeitliches Wesen plötzlich im Tal aufgetaucht und habe dann, unter großen
Mühen emporklimmend, sich an den Abhang des Berges geschmiegt. Alles an dieser
Stadt war alt und steinern, die Straßen und Brunnen ebenso wie die Dächer ihrer
mächtigen jahrhundertealten Häuser, die mit grauen, riesigen Schuppen gleichen-
den Steinplatten gedeckt waren. Schwer zu glauben, dass sich unter diesen festen
Panzern das weiche Fleisch des Lebens regte und erneuerte...."

Ismail Kadare: Anfang des Romans 'Chronik in Stein' (S. Fischer Verlag 2012)

 

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Ismail Kadare wurde 1936 im südalbanischen Gjirokastra als Sohn eines bescheidenen Gerichtsboten geboren. Sein Großvater mütterlicherseits hingegen war ein gebildeter und wohlhabender Mann. Zur Zeit des Zweiten Weltkriegs und der Besetzung Albaniens wechselten die Besatzer seiner Heimatstadt beinahe jährlich. Über diese Erfahrungen in seiner Kindheit und Jugend erzählt er in seinem Roman Chronik in Stein, der 1971 erschien. Obwohl er es nicht ausdrücklich erwähnt, wird dieses Werk als autobiographisch bewertet.
Sein Hauptwerk bilden neben zahlreichen Romanen auch einige Novellen, Gedichte und Essays. Kadares Werk zählt zum unbestrittenen Kanon der albanischen Literatur mit vielfältigen, anhaltenden Wirkungen. Es wurde in über 30 Sprachen übersetzt. 2005 wurde der Schriftsteller mit dem Man Booker International Prize geehrt. Häufiges Thema seiner Romane ist das Leben in totalitären Regimen, oft in historischen Kontext verwoben.
(Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Ismail_Kadare)

 


 

Informationen zur Stadt

 


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Gjirokastra: Panorama von der Burg aus


 

Quelle Wikipedia, Auszüge http://de.wikipedia.org/wiki/Gjirokastra

Gjirokastra (albanisch auch Gjirokastër; griechisch Argyrókastro Αργυρόκαστρο („Silberburg“); italienisch Argirocastro; türkisch Ergir oder Ergiri) ist eine Stadt im Süden Albaniens und Hauptort des gleichnamigen Kreises und Qarks. Sie ist Amtssitz einer Bashkia und hat 19.836 Einwohner (2011)
Gjirokastra zählt seit 2005 zum UNESCO-Welterbe. Sie ist eine der ältesten Städte des Landes und wichtiges kulturelles Zentrum Südalbaniens. Die Stadt ist Geburtsort des ehemaligen Diktators Enver Hoxha und des bekanntesten albanischen Schriftstellers Ismail Kadare.

Geographie
Gjirokastra liegt im Süden Albaniens im Flusstal des Drino, das sich hier zur Dropull-Ebene weitet. Die älteren Quartiere der Stadt sind am steilen Hang des Mali i Gjerë auf bis zu 480 m ü. A. erbaut. Neuere Stadtteile ziehen sich abwärts bis zu den kleinen Gewerbegebieten am Flussufer auf 190 m ü. A.. Durch die Stadt fließen einige kleinere Bäche von Südwesten Richtung Nordosten, die unterhalb von Gjirokastra in den Drino münden. Bei starkem Niederschlag schwellen sie stark an und treten gelegentlich über die Ufer. Wälder sind im nahen Umland rar. In der Flussebene wird teilweise Landwirtschaft und Viehzucht betrieben.
Gjirokastra ist im Nordwesten von Tepelena, im Südosten von Libohova und im Süden von Lazarat benachbart. Der Grenzübergang nach Griechenland in Kakavija ist nur 36 Kilometer entfernt. Die Straße über den Muzina-Pass nach Saranda führt nur einige Kilometer südöstlich der Stadt.
In Gjirokastra und im ganzen Tal herrscht mediterran-kontinentales Klima. Die Winter sind kalt und niederschlagsreich, die Sommer warm und niederschlagsarm. Charakteristisch sind die Talwinde aus Norden.

Geschichte
Antike
Der Burgfelsen, der das ganze Tal dominiert, wurde vermutlich schon im 3. Jahrhundert v. Chr. besiedelt. Erstmals mit Mauern befestigt wurde die Anlage im 6. Jahrhundert, als andere Orte im Drino-Tal wie Antigoneia langsam an Bedeutung verloren.

Mittelalter
Die erste schriftliche Erwähnung von Argyrokastro stammt aus dem Jahr 1336 als Teil des Byzantinischen Reichs. Zwischenzeitlich hatte sich langsam eine Siedlung rund um die Burg gebildet. 1417 wurde Gjirokastra von der Armee des Osmanischen Reichs erobert. Die beherrschende Familie blieben aber weiterhin die Zenebishi, die bald nach der türkischen Eroberung zum Islam übergetreten waren. Ende des 16. Jahrhunderts waren die Christen noch immer in der Mehrheit. In einem Defter von 1583 wurden knapp 80 muslimische und über 230 christliche Haushalte gezählt. Im Laufe des 17. Jahrhunderts kehrte sich dieses Verhältnis. 1419 erklärten die Osmanen Gjirokastra zur Hauptstadt des Sandschak von Albanien. 1466 verlor die Stadt diese Funktion an Berat. 1432 gab es eine antiosmanische Revolte der Bevölkerung, die im Jahr darauf von Turahan Bey geschlagen wurde.

Osmanen
Nach den Steuerregistern von 1431/32 hatte Argiri, wie die Stadt auf türkisch nun genannt wurde, insgesamt 163 Häuser. 1583 wurden bereits 434 Häuser gezählt. Der rasante Wachstum lag vor allem in der Landflucht und der Funktion als administratives Zentrum. Obschon die Stadt 1466 den Status als Hauptort des Sandschaks an Berat verlor, blieb sie Sitz des Gerichts (kadi). 1670 zählte der osmanische Reisende Evliya Çelebi über 2000 Häuser. In seinem Reisebuch, dem Seyahatnâme, beschrieb er detailliert die Stadt.
1811 konnte Tepedelenli Ali Pascha die Stadt seinem Herrschaftsgebiet eingliedern, bis Sultan Mahmud II. 1822 Gjirokastra wieder zurückeroberte, nachdem Ali Pascha einem Mordanschlag zum Opfer gefallen war. Während der Herrschaft des Paschas wurde die Burg stark ausgebaut und auch ein zehn Kilometer langer Aquädukt errichtet. Er stellte die Wasserversorgung der Burg sicher, wurde aber 1932 zerstört.

Unabhängigkeitsbestrebungen
Nach dem Zusammenbruch des Osmanischen Reichs war die Stadt wie ganz Nord-Epirus heftig zwischen Albanien und Griechenland umstritten. 1914 rief die griechische Minderheit Südalbaniens in Gjirokastra die Unabhängigkeit der Autonomen Republik Nordepirus aus, die jedoch kurzlebig war. 1925 zog Griechenland jegliche territoriale Forderungen an Albanien zurück.

Seit dem Zweiten Weltkrieg
Nach der italienische Invasion in Albanien im April 1939 bezogen italienische Truppen in Gjirokastra Quartier. Die Italiener verfolgten das Ziel, Griechenland zu überfallen. Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs starten sie im Oktober 1940 den Griechisch-Italienischen Krieg, der für sie jedoch zum Desaster wurde. Nach anfänglichen Erfolgen traten die Griechen zur Gegenoffensive an und nahmen Anfang Dezember 1940 Gjirokastra ein. Im April 1941 wendete sich das Blatt, nachdem die Wehrmacht im Balkanfeldzug Griechenland besetzte. Gjirokastra blieb bis 1943 in italienischer Hand und wurde nach der Kapitulation Italiens von den Deutschen besetzt. Im Verlauf des Zweiten Weltkriegs wurde die Stadt auch von der Luft aus angegriffen, wobei durch die Bomben viele Menschen ihr Leben verloren. Nach der Machtergreifung der Kommunisten rief der in Gjirokastra geborenen Anführer Enver Hoxha (1908–1985) zu Kriegsende die Volksrepublik Albanien aus.

Während der sozialistischen Geschichte der Stadt setzte die Industrialisierung ein, und Gjirokastra wurde zu einem überregionalen Handelszentrum. Die kommunistische Regierung erklärte sie 1961 zur „Museums-Stadt“. Dadurch entging das Stadtbild einer radikalen Veränderung.

Seit dem Zusammenbruch des kommunistischen Regimes Anfang der 1990er Jahre leidet die Stadt unter einer starken Auswanderung. Insbesondere griechischstämmige, aber auch viele ethnische Albaner haben das Land verlassen. Die Unruhen gegen die Regierung im Jahr 1997 waren in Gjirokastra besonders heftig. 2005 erklärte die UNESCO das historische Zentrum von Gjirokastra zum Weltkulturerbe.

Gesellschaft
Gjirokastra ist von den zwei monotheistischen Religionen Islam und Christentum geprägt. Sunniten, Bektashi und orthodoxe Christen leben seit Jahrhunderten neben- und miteinander. Die Bevölkerung weist aber als Ergebnis der langen kommunistischen Ära eine hohe Anzahl an Atheisten auf.

Ethnisch setzen sich die Einwohner aus Albanern und Griechen zusammen, wobei letztere eine Minderheit bilden. Die Albaner in Gjirokastra sprechen einen toskischen Dialekt.

Durch die starke Abwanderung der letzten Jahre vor allem junger Menschen ist ein Großteil der Bevölkerung über 60 Jahre alt. Die arbeitssuchende junge Bevölkerung ist entweder in die Hauptstadt Tirana oder nach Griechenland sowie Italien ausgewandert. Auch heute noch wollen rund 60 Prozent der Jungen nach ihrer Ausbildung Gjirokastra verlassen, wie eine Umfrage im Jahr 2012 zeigte.

Wirtschaft und Verkehr
Hohe Arbeitslosigkeit, Potenzial Tourismus
Durch die hohe Arbeits- und Perspektivlosigkeit ist die Auswanderung recht hoch, obschon sie in den 2000er Jahren wieder gesunken ist. In der kommunistischen Zeit gab es einige Industriebetriebe, unter anderem eine Schuhfabrik und Unternehmen für die Metallproduktion. Doch mit dem Fall der Diktatur wurden auch die wenigen Fabriken geschlossen, und die Leute waren gezwungen, anderswo Arbeit zu suchen. Heute sind viele auch in der Landwirtschaft, Viehzucht, im Handel und in den Dienstleistungen tätig. Als möglicher Wirtschaftssektor wird der Tourismus angesehen, der in Zukunft immer wichtiger für die Stadt werden könnte. Die Zahl der Besucher steigt jährlich kontinuierlich an. So waren 2004 nicht einmal 1000 Besucher auf der Burg gezählt worden; 2011 waren es schon 25.000.

Kultur
Altstadt

Den Beinamen „Stadt der Steine“ verdankt Gjirokastra seinem einzigartigen Stadtbild. Markante, kleinen Trutzburgen ähnelnde Häuser prägen seit Jahrhunderten die Viertel um die Burg, die heutige Altstadt. Bedeckt mit Steinplatten aus den nahen Gebirgen dienten die Dächer früher dazu, die Innentemperatur der Häuser zu regulieren. Dies war für das Leben in dieser klimatisch kontinental geprägten Landschaft sehr von Vorteil. So blieben im Sommer die Häuser recht kühl, während im Winter große Kälte verhindert werden konnte. Ein anderer Grund für das Benutzen von Steinmaterial für die Dächer war, dass andere Materialien wie Ziegel viel teurer waren und Stein in der Umgebung reichlich vorhanden war. Weiße Außenfassaden, hohe Holzfenster sowie viele kleine Innenhöfe mit riesigen hölzernen Hoftoren charakterisieren weiters das Altstadtbild. Entlang der steilen Hänge führen enge, kunstvoll gepflasterte Gassen, die die verschiedenen Viertel untereinander verbinden und im 18. Jahrhundert angelegt wurden.
Der Stil der Häuser ist als sogenannte „Balkanarchitektur“ auch in ähnlich geschlossener Form in anderen Städten des südlichen Balkans zu finden wie beispielsweise in Berat (Mittelalbanien), Ohrid (Südwestmazedonien), Weliko Tarnowo (Nordbulgarien) und Metsovo (Nordwestgriechenland). Die Kommunisten hatten die kompakte und weitläufige Altstadt 1961 genauso wie Berat zur „Museums-Stadt“ erklärt, was sie unter besonderen Schutz stellte. Viele Häuser werden heute nur schlecht unterhalten und verfallen allmählich. Die Schäden vom Lotterieaufstand im Jahr 1997 sind in den 2000er Jahren behoben worden. Bereits 1988 wurde die Aufnahme der Museumsstadt von Gjirokastra in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes beantragt, aber wegen einiger moderner Bauten, die den Charakter der Altstadt störten, abgelehnt. Die Eintragung als ein seltenes Beispiel einer gut erhaltenen Stadt aus der Zeit der Osmanen erfolgte dann 2005. Girokastra biete ein außergewöhnliches Zeugnis für die von der islamischen Kultur geprägte Gesellschaft. 2008 wurde die Welterbestätte um die Altstadt von Berat erweitert.
Nach einem Bericht vom International Council on Monuments and Sites vom April 2013 befindet sich das Weltkulturerbe von Gjirokastra zusammen mit demjenigen von Berat in Gefahr. Größtes Problem sind die vielen illegalen Bauten nahe den historischen Stadtzentren, vor allem in Gjirokastra. Ein weiterer Mangel besteht im Personal, das eine ungenügende Überwachung über die Entwicklung vor Ort hat. Zudem müssen einige wichtige Änderungen in der Gesetzgebung gemacht werden. Falls die örtlichen Behörden bis zum Jahresende 2014 die Probleme nicht beheben, kommen beide auf die Rote Liste des gefährdeten Welterbes.
Die traditionellen Quartiere der Stadt rund um die Burg heißen Cfaka, Dunavat, Palorto, Varosh, Meçite, Hazmurat und Pazari i Vjetër.

Historische Bauwerke
Gjirokastra beherbergt viele osmanische Moscheen und christlich-orthodoxe Kirchen. Gut erhalten ist die Basar-Moschee. Ein Nachbau eines typischen Bürgerhäuses ist das Ethnographische Museum, andere Bürgerhäuser sind noch original erhalten und können zum Teil besichtigt werden.
Die Burg beherbergt neben dem Nationalen Museum für Waffen auch einen Uhrturm und einige andere charakteristische Häuser. Auch eine typisch osmanische Steinbrücke, die Ura e Kordhocës, ist südöstlich der Stadt über dem Drino gut erhalten.

Museen, Theater und Folklore
Das Ethnographische Museum wurde 1966 gegründet und bis 1991 als Antifaschistisches Museum genutzt. Es ist ein 1966 errichteter Nachbau eines typischen Hauses für Gjirokastra, der sich an der Stelle des abgebrannten Geburtshauses von Enver Hoxha befindet.

In der Burgfestung befindet sich das Nationale Waffenmuseum, das eine Sammlung aus der Periode zwischen 1912 und dem Zweiten Weltkrieg besitzt. Die Mehrheit konzentriert sich auf die Partisanenbewegung zwischen 1939 und 1944. Das Museum wurde 1971 eröffnet. Außerhalb des Museumsbereichs wird auf der Burg zudem eine US-amerikanische Düsenflugzeug Lockheed T-33, das im Dezember 1957 in Mittelalbanien zur Landung gezwungen worden war und später nach Gjirokastra überführt wurde. Das Trainingsflugzeug soll technische Probleme gehabt haben und bei der Landung durch die schlechte Piste weiter beschädigt worden sein. Der Pilot wurde einige Wochen später freigelassen.


 

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