Über den beiden Hochgebirgen dehnt
sich im Westen die Kolchische Tiefebene, im Osten die Transkaukasische
Senke, die sich in die Innerkarteli-, die Unterkarteli und die
Alsasaniebene unterteilt. West- und Ostgeorgien werden durch den
Lichi-Gebirgszug getrennt, der sich von Norden nach Süden erstreckt.
Der höchste Berg ist der Schchara
im Großen Kaukasus mit 5.068,9 Metern. Der längste Fluss Georgiens ist
die insgesamt 1.364 km lange Kura (georgisch Mtkwari) , die das Land in
ihrem Oberlauf vom Süden (Kleiner Kaukasus) nach Osten auf 351 Kilometer
Länge durchzieht . Weitere Flüsse sind der Alasani (351 km), der Rioni
(333 km) und der Enguri (213 km). Größter See ist der auf 2.073 Metern
Höhe gelegene Parawani mit einer Ausdehnung von 37,5 Quadratkilometern.
Die Voronya-Höhle ist mit 2.164 Metern die tiefste bekannte Höhle der
Welt.
Größte Städte sind Tiflis (georgisch Tbilissi; 1.258.085 Einwohner),
Kutaissi (178.350 Einwohner), Batumi (118.297 Einwohner), Rustawi
(112.624 Einwohner), Sochumi Suchumi, 81.546 Einwohner), Sugdidi (73.014
Einwohner), Gori (46.680 Einwohner) und Poti (46.112 Einwohner). (Stand:
1. Januar 2005)
Im Nordwesten Georgiens liegt die autonome Republik Abchasien, im
Südwesten die autonome Republik Adscharien, im Norden das Gebiet
Südossetien. Abchasien und Südossetien beanspruchen staatliche
Unabhängigkeit und stehen derzeit nicht unter der Kontrolle der
georgischen Regierung.
Klima
Der Kaukasus schützt Georgien vor Kaltluftwellen aus dem Norden und
erlaubt dem Schwarzen Meer, das Land zu erwärmen. Die Klimazonen reichen
von einem subtropisch-feuchten Klima im Westen bis hin zu einem
trockenen und gemäßigten Kontinentalklima im Osten. Die
durchschnittliche Lufttemperatur schwankt zwischen 15 °C im West- und 11
bis 13 °C im Ostteil. Der durchschnittliche Niederschlag im Westen
beträgt 3.000 mm, im Osten 400 mm. Der Frühling in Georgien ist kurz mit
abrupten Klimaschwankungen, der Sommer oft sengend heiß. Der Herbst ist
sonnig-warm, der Winter schneearm.
Bevölkerung
Georgien hat rund 5 Millionen Einwohner (2006). Seit der Unabhängigkeit
1991 haben eine Million Menschen das Land verlassen. Allein zwischen
2000 und 2005 ging die georgische Bevölkerung jährlich um etwa 1%
zurück. Ursache der anhaltenden Auswanderungswelle ist der
wirtschaftliche Niedergang des Landes. Vor allem Einwohner mit hohem
Bildungsgrad, die Arbeitsplätze zunächst in anderen Staaten der GUS –
später auch in Westeuropa und den USA – finden konnten, verließen
Georgien. Die größte georgische Gemeinschaft außerhalb des Landes
existiert in Moskau, nach russischen Angaben rund 300.000 Menschen.
Bis zum Zweiten Weltkrieg war Georgien ein landwirtschaftlich geprägtes
Land. Der deutsche Politiker Karl Kautsky nannte Georgien 1921 eine
sozialdemokratische Bauernrepublik. Mit der von Stalin verfügten
Industrialisierung zogen immer mehr Menschen in die großen Städte. Heute
leben 52 % der Einwohner in den städtischen Ballungsgebieten, 48 % in
Dörfern und ländlichen Gebieten.
Bürgerkriege in Abchasien und Südossetien führten dazu, dass etwa
250.000 Menschen aus ihrer Heimat flohen oder vertrieben wurden.
Georgien beherbergte 2004 rund 230.000 Vertriebene aus Abchasien und
12.200 aus Südossetien. Hinzu kamen etwa 3.000 Flüchtlinge aus
Tschetschenien.
Volksgruppen
Georgien ist traditionell ein multiethnisches Land. Es beherbergt über
26 Volksgruppen: 83,8 % der Einwohner sind Georgier, 6,5 %
Aserbaidschaner, 5,7 % Armenier, 1,5 % Russen, 0,9 % Osseten, 0,1 %
Abchasen 0,1 % Aramäer und 1,51 % gehören weiteren Volksgruppen wie z.
B. Griechen, Kurden und andere an (Volkszählung 2002).
Bis auf Phasen des Nationalismus von 1918 bis 1921 und zu Beginn der
1990er Jahre sind die Volksgruppen in Georgien nicht diskriminiert
worden. 1941 deportierte Stalin 40.000 Kaukasiendeutsche und vertrieb
1944 die Mescheten aus Georgien. Die Ausgrenzung nach 1990 richtet sich
vor allem gegen die nach Unabhängigkeit strebenden Volksgruppen der
Abchasen und Osseten. Georgien hat inzwischen ein Rahmenabkommen zum
Schutz der nationalen Minderheiten ratifiziert, das jedoch nicht optimal
greift. Davon ausgenommen sind allerdings die Artikel 10 und 11, in
denen das Recht nationaler Minderheiten auf die Verwendung der
Muttersprache anerkannt wird.
In einzelnen Regionen Georgiens bilden nicht-georgische Volksgruppen die
Mehrheit. In Kwemo-Kartli leben mehr Aserbaidschaner als Georgier. Das
gleiche gilt für die Armenier in der Region Samzche-Dschawachetien. Dort
kam es im Oktober 2005 zu Protesten. Die Demonstranten forderten
wirtschaftliche Gleichberechtigung und politische Autonomie. Der
Protestzug wurde von der Polizei mit Gummiknüppeln und Warnschüssen
aufgelöst.
Seit 1989 haben viele Russen Georgien verlassen. Ihr Anteil an der
georgischen Bevölkerung sank innerhalb von 13 Jahren um 4,8 Prozent.
Ursache dafür waren Diskriminierungen und die soziale Mobilität der
russischen Diaspora, ihr hoher Bildungsgrad und die Möglichkeit, mit
einem russischen Pass leicht das wirtschaftlich besser gestellte
Russland zu erreichen.
(siehe auch:
http://de.wikipedia.org/wiki/Kaukasiendeutsche)
Sprachen
(weitere Informationen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Sprachen_Georgiens)
Amtssprache ist das Georgische, das von etwa 4 Millionen Menschen
gesprochen wird. Es gehört zur südkaukasischen Sprachfamilie und besitzt
seit dem 4. Jahrhundert vor Christus ein eigenes Alphabet.
Darüber hinaus werden in Georgien 23 Sprachen aus sechs verschiedenen
Sprachfamilien gesprochen. Zu den wichtigsten gehören Armenisch (ca. 450
Tsd. Sprecher), Aserbaidschanisch (ca. 300 Tsd. Sprecher), Abchasisch
(ca. 100 Tsd. Sprecher), Ossetisch (ca. 100 Tsd. Sprecher), und
Russisch. Viele Volksgruppen leben in abgelegenen Gebieten.
Religionen
Georgien ist ein christlich geprägtes Land. Seit dem Mittelalter ist die
Orthodoxie ein Symbol der Nation. 84 % der Bevölkerung gehören der
autokephalen Georgischen Orthodoxen Apostelkirche an. Patriarch der
Kirche ist Ilia II. Am Unabhängigkeitstag steht er mit der Regierung auf
dem Podium und segnet das Parlament zu Beginn der Legislaturperiode. Das
georgische Parlament lehnt es ab, mit anderen Konfessionen einen
Staatskirchenvertrag abzuschließen. Sie unterliegen dem Privatrecht und
müssen sogar auf Hilfsleistungen Steuern zahlen.
Zugleich leben in Adscharien rund 376.000 Georgier, die unter
osmanischer Herrschaft zum muslimischen Glauben konvertiert sind. 9.9 %
der Einwohner Georgiens sind Muslime.
3.9 % verteilen sich auf die Religionsgemeinschaften der Armenier
(200.000 Menschen Armenische Apostolische Kirche), der Katholiken
(insgesamt 0,8 % der Bevölkerung, davon 60.000 Menschen
Armenisch-Katholische Kirche, 50.050 Römischer Ritus, 3.000
Chaldäisch-Katholische Kirche), der Protestanten (Baptisten, Lutheraner
und Pfingstler), der Jesiden, Juden und der Zeugen Jehovas.
In den 1990er Jahren wurden Kirchenbauten religiöser Minderheiten, unter
anderem der Katholiken, enteignet und der Georgischen Orthodoxen
Apostelkirche übergeben. Immer wieder kommt es zu religiös motivierten
Ausschreitungen gegen Minderheiten, darunter gegen die Zeugen Jehovas
und gegen die Baptisten. Georgien stand bis 2004 auf einer Liste der
US-Kommission zur Religionsfreiheit in der Welt (USCIRF), die jene
Länder nennt, in denen die Religionsfreiheit am wenigsten gewährleistet
ist. Erst nachdem Georgiens Strafverfolgungsbehörden handelten, ließ die
Zahl der Überfälle nach und Georgien wurde aus der Liste entfernt.
Geschichte
(siehe ausführlicher:
http://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_Georgiens)
Georgien wurde bereits im mittleren Paläolithikum von Menschen
besiedelt. Im 6. Jahrhundert v. Chr. entstand der westliche georgische
Staat, Kolcheti, im 4. Jahrhundert der östliche, Iberien. Später
unterwarfen die Assyrer, dann Alexander der Große das Land. Georgien
erhob im Jahr 327 das Christentum zur Staatsreligion.
Am Ende des 10. Jahrhunderts wurde Georgien im goldenen Zeitalter
vereint. Die langjährige Abhängigkeit vom Byzantinischen Reich wurde
abgeschüttelt. Unter David dem Erbauer und Königin Tamara wurde Georgien
zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert die stärkste Macht in
Transkaukasien. Es folgte eine mongolische Invasion unter Timur Lenk. Im
16. Jahrhundert zerfiel Georgien in die Königreiche Imeretien, Kachetien
und Kartlien sowie fünf Fürstentümer, die unter osmanischem und
iranischem Einfluss standen.
1783 schloss Ostgeorgien (Kartlien-Kachetien) einen Schutzvertrag mit
Russland. 1801 wurde Kartlien-Kachetien per Dekret des Zaren annektiert
und sein Königshaus entthront. Die Regionen im Westen des Landes blieben
noch ein Jahrzehnt lang staatlich unabhängig. Erst 1810 eroberte
Russland das georgische Königreich Imeretien. Russland brauchte weitere
54 Jahre, um die vollständige Kontrolle über Westgeorgien zu gewinnen.
Die Region Gurien wurde 1828 abgeschafft, Mingrelien 1857. Die Region
Swanetien wurde zwischen 1857 und 1859 annektiert, das Fürstentum
Abchasien 1864.
Nach der Oktoberrevolution erklärte sich Georgien am 26. Mai 1918
unabhängig. Am 16. Februar 1921 wurde die Demokratische Republik
Georgien von der Roten Armee besetzt und in die Sowjetunion
eingegliedert.
Während der späten 1980er Jahre entwickelte sich eine starke georgische
Unabhängigkeitsbewegung. Am 9. April 1991 erklärte sich Georgien erneut
unabhängig. In Abchasien und Südossetien kam es zu Sezessionskriegen.
Wegen der starken Militärpräsenz Russlands hat die georgische Regierung
noch heute keine Kontrolle über weite Teile ihres Territoriums, es hat
den Krieg gegen Südossetien Anfang der 1990er Jahre verloren und in
Abchasien herrscht ein unruhiger Waffenstillstand.
Georgiens erster Präsident nach der Wiedererlangung der Unabhängigkeit,
Swiad Gamsachurdia, wurde durch einen Putsch abgelöst. Sein Nachfolger
wurde der frühere georgische KP-Chef und sowjetische Außenminister
Eduard Schewardnadse. Er leitete demokratische Reformen ein. Die
Wirtschaft stagnierte jedoch auf niedrigem Niveau. Hinzu kamen eine
weitverzweigte Korruption und regelmäßige Wahlfälschungen.
Im November 2003 wurde Schewardnadse in der von jungen Reformpolitikern
initiierten Rosenrevolution von der Macht verdrängt. Im Januar 2004
wurde Micheil Saakaschwili zum neuen Präsidenten gewählt.
Premierminister wurde Surab Schwania. Für wichtige Reformfelder wurden
erfolgreiche Auslandsgeorgier als Minister ins Land geholt. Die
Korruption wurde energisch verfolgt. Die Privatisierung des staatlichen
Sektors wurde vorangetrieben. Die Staatsschulden gingen 2004 erstmals
zurück. Es gelang Saakaschwili den adscharischen Machthaber Aslan
Abaschidse zu vertreiben und Adscharien mit Georgien wiederzuvereinen.
Wirtschaft
Bereits im 3. Jahrhundert v. Chr. war Georgien die Waffenschmiede der
Antike. Im Kaukasusgebirge wurden Gold, Silber, Kupfer und Eisen
abgebaut. Georgische Handwerker stellten die Schwerter her, mit denen
Griechen und Trojaner kämpften.
Im 20. Jahrhundert konzentrierte sich die Wirtschaft Georgiens auf den
Tourismus im Kaukasus und am Schwarzen Meer, den Anbau von
Zitrusfrüchten, Weintrauben und Tee sowie den Abbau von Steinkohle,
Mangan und Kupfer. Im Westen wurden Rinder, im Osten Schafe gezüchtet.
Es gab einen kleinen industriellen Sektor, der Wein, Metalle, Maschinen,
Chemikalien und Textilien produzierte.
Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion erlitt Georgien im Vergleich zu
anderen Nachfolgestaaten der Sowjetunion einen außerordentlich schweren
Wirtschaftskollaps. Im Dezember 1990 verhängte Russland eine
Wirtschaftsblockade über Georgien. Bürgerkriege und
Unabhängigkeitskämpfe in Abchasien, Adscharien, Südossetien und
Westgeorgien verschärften die Krise. Die Produktion in Industrie und
Landwirtschaft ging zurück. Das Produktionsvolumen rutschte bis 1994 auf
ein Viertel des Niveaus von 1989. Die Arbeitslosigkeit in der Hauptstadt
Tiflis stieg auf 40 %.
Hilfe vom Westen kam erst 1995, als Weltbank und Internationaler
Währungsfonds (IWF) Georgien Kredite in Höhe von 206 Millionen US-Dollar
und Deutschland in Höhe von 50 Millionen D-Mark gewährten. Zwischen 1995
und 1997 stieg das Produktionsvolumen auf etwa 30 % des Niveaus zu
Sowjetzeiten; bis 2001 erreichte es etwa 35 %. 51 % der Bevölkerung lebt
unterhalb der Armutsgrenze, 13 bis 15 % der Haushalte leben in extremer
Armut (Statistik 2001). Die Gehälter halten mit der Inflation nicht
Schritt, Alterspensionen liegen bei rund 19 Euro monatlich,
Bürgerkriegsflüchtlinge erhalten maximal 6 Euro monatliche
Unterstützung.
Nach der samtenen Revolution 2003 sind positive Entwicklungen in der
georgischen Wirtschaft erkennbar. So ist der Staatshaushalt von 350
Millionen auf 2.1 Milliarden US-Dollar und das Außenhandelsvolumen um
34.6 % gestiegen. Die Höhe der Direktinvestitionen in Georgien stiegen
2005 auf 447,8 Millionen US-Dollar, das Kreditportfolio der georgischen
Banken belief sich 2006 auf mehr als eine Milliarde US-Dollar. IWF
würdigte in seinem letzten Bericht [2006] positiv die
Regierungsmaßnahmen zur Bekämpfung der Armut, das ökonomische Wachstum
und strukturelle Reformen des Landes.
Georgiens größter Außenhandelspartner ist die Türkei, gefolgt von
Russland, Aserbaidschan und Deutschland (Stand 2002). Nach den USA ist
Deutschland Georgiens zweitwichtigster Partner bei der
Entwicklungshilfe.
Georgiens Auslandsschulden betrugen Anfang 2006 1,63 Milliarden
US-Dollar. Ein Großteil des Geldes stammte von der Weltbank [über 600
Millionen], dem Internationalen Währungsfond (IWF) und der Europäischen
Bank für Wiederaufbau und Entwicklung. Weitere Kreditoren sind die
Staaten der GUS, vor allem Turkmenistan und Russland.
Im Oktober 1995 wurde der Lari (GEL) mit Unterstützung des IWF und der
Weltbank als neue Währung Georgiens eingeführt. Bis zur Abwertung 1998
war die Währung stabil zum US-Dollar (1:1). Der Lari ist frei
konvertierbar.
Georgien setzt seine Hoffnungen für eine wirtschaftliche Erholung auf
die Entwicklung eines internationalen Transport-Korridors durch die
Schwarzmeerhäfen Poti und Batumi, eine große Ölpipeline vom
aserbaidschanischen Baku über Tiflis nach Ceyhan in der Türkei, die
Baku-Tiflis-Ceyhan-Pipeline (BTC) und eine parallel dazu verlaufende
Gaspipeline, die Südkaukasus-Pipeline.
Georgiens wirtschaftspolitische Reformen im Beobachtungszeitraum 2005/06
wurden im Bericht "Doing Business 2007" der Weltbank ausdrücklich
gelobt. Das Land konnte sich von Rang 112 auf 37 verbessern und liegt
damit zwischen Frankreich (35.) und Spanien (39.). |