Georgien 26 |
Gori (georgisch გორი)
ist die Hauptstadt der Region Schida Kartli im östlichen Georgien. Sie liegt
nordwestlich von Tiflis am Zusammenfluss von Kura und Großem Liachwi. Sie hat
46.680 Einwohner (Stand 1. Januar 2005), ist ein administratives, industrielles
und kulturelles Zentrum in einem ausgedehnten landwirtschaftlichen Gebiet.
Der Name der Stadt stammt von der bis heute erhaltenen Festung Goris-Ziche (dt.
"Festung auf dem Hügel"), die unter dem Namen Tontio bereits seit dem 7.
Jahrhundert in georgischen Urkunden bekannt war. Archäologische Forschungen
ermittelten, dass sich unter der mittelalterlichen Festung Reste einer noch
älteren Befestigungsanlage befinden, die im 3. bis 2. Jahrhundert v. Chr.
angelegt wurden. Während der Regierungszeit König David IV. des Erbauers wuchs
und erstarkte die Stadt. Seitdem gehört sie zu den wichtigsten Städten
Georgiens.
1818 wurde in Gori eine der ersten theologischen Hochschulen Georgiens
gegründet. 1920 wurde die Stadt durch ein starkes Erdbeben zerstört. Das Rathaus
wurde von deutschen Kriegsgefangenen des Zweiten Weltkriegs erbaut und wird
wegen seiner Kuppel im Volksmund auch Reichstag genannt.
Gori ist die Geburtsstadt Josef Stalins. Das Haus, in dem er geboren wurde und
in dem er bis 1883 lebte, ist ein staatliches Museum. Vor dem Rathaus steht noch
heute ein 17-Meter-hohes Stalin-Denkmal.
Quelle:
http://de.wikipedia.org/wiki/Gori
Zitat aus "Der Tagesspiegel" Berlin vom 4.3.2003:
"......... Gori ist eine Stadt mit 60000
Einwohnern. Stalins Geburtshaus und ein riesiger Museumspalast inmitten eines
Parks, eingerahmt vom Stalin-Prospekt, sind die Attraktionen des Ortes. Auf dem
zentralen Platz steht ein 16 Meter hohes Stalin-Denkmal. Und es gibt wohl nur
wenige in Gori, die das anstößig finden. Die Verkäuferin, die sich im Kaufhaus
gleich nebenan an einem Heizofen wärmt, wünscht sich die alten Zeiten herbei.
„Von vier Fabriken hier arbeitet nur noch eine. Was wir brauchen, ist ein neuer
Stalin. Der würde aufräumen.“
1937 ließen die Stadtväter die Umgebung des Geburtshauses abreißen und stülpten
über die Bauernkate eine Art griechischen Tempel, getragen von 20 Marmorsäulen.
1957, vier Jahre nach Stalins Tod und ein Jahr nach Chruschtschows berühmter
Abrechnung mit dem Stalinismus, wurde direkt daneben das Stalin-Museum eröffnet,
ein zweistöckiger Marmorbau. Die Eingangshalle ist leer. Zwei Wachmänner kauen
Sonnenblumenkerne, kein Mantel hängt an der Garderobe. Seit 15 Jahren wird hier
nicht mehr geheizt. Es hat nur wenige Grad über Null. Olga Toptschischwili, 48,
die „leitende wissenschaftliche Mitarbeiterin“ hier, führt im neonblauen Anorak
durch die Ausstellung. Seit 20 Jahren tut sie das. „Früher kamen viel mehr
Besucher, busseweise, sicher eine halbe Million pro Jahr“, sagt sie. Heute seien
es noch 20000. „Aber jetzt ist es zu kalt, die Saison beginnt erst im April.“
Das Museum zeigt Fotos, Dokumente und Kleidungsstücke. Alles liegt im
Halbdunkel, einzig die bronzene Totenmaske des Diktators wird in einem
abgedunkelten Andachtsraum mit rotem Teppich und Marmorsäulen von einem
Scheinwerfer angestrahlt. Als Toptschischwili den Raum betritt, fällt wieder der
Strom aus. Für einen Moment sieht man die Hand vor Augen nicht mehr. Mit Stalins
Totenmaske allein im Dunkeln.
Schulzeit, Priesterseminar, Revolutionär im Untergrund, Verbannter, Bolschewik
und schließlich fast 30 Jahre lang Führer der Sowjetunion, Olga Toptschischwili
kennt auch die letzten Details der Lebensstationen Stalins. So hatte sich zum
Beispiel der neunjährige Jossif noch vor der Einschulung selbst lesen und
schreiben beigebracht. Und sein ganzes Leben lang habe Stalin bescheiden gelebt.
„Er trug stets nur einen Orden, obwohl er zwölf verliehen bekommen hatte.“
Es ist nicht allein die Kälte, die den Besucher im Museum frösteln lässt. Lenin
kommt nicht vor. Kein Wort, kein Bild zu Trotzki oder Bucharin und all den
anderen, die Stalin erst aus der Macht drängte und dann umbringen ließ. Über die
Lager und die Deportationen ganzer Völker erfährt der Besucher nichts.
Aleko Nursmanaschwili, 49 Jahre alt, Weinhändler und KP-Chef von Gori, ist
überzeugt, dass früher oder später auch der Westen zur richtigen Beurteilung
Stalins kommen werde. „Er hat der Welt gezeigt, wie man einen mächtigen Staat
baut und ihn zusammenschweißt“, sagt er. Stalin habe im Grunde den Prototypen
für die Europäische Union geschaffen. Am Todestag, am 5.März, werde „die ganze
Stadt auf den Beinen sein“.
Natürlich werde es wie in jedem Jahr eine Kranzniederlegung am Stalin-Denkmal
und ein offizielles Grußwort geben, sagt Sasa Mebaduri, der stellvertretende
Bezirkschef der Region Gori. Er hat einen besonderen Zugang zu dem Sowjetführer
gefunden, der in seiner Jugend im Priesterseminar Gedichte schrieb: „In der
Literatur über Stalin und in seiner eigenen Poesie entdecke ich seine
Persönlichkeit immer wieder aufs Neue.“.............."
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