Agra: Taj Mahal 1 |
Der Taj Mahal, deutsch transkribiert Tadsch Mahal, ist ein ca. 58 Meter hohes und 56 Meter breites Mausoleum (Grabgebäude), das sich auf einer 100 Meter × 100 Meter großen Plattform (jagati) am Südufer des Flusses Yamuna am Stadtrand von Agra im indischen Bundesstaat Uttar Pradesh erhebt. Der Gebäudekern besteht ebenso wie die Kuppel und die Minarette aus vor Ort gebrannten Ziegelsteinen, die außen wie innen mit weißen Marmorplatten verkleidet sind. Der muslimische Großmogul Shah Jahan ließ den Bau zum Gedenken an seine im Jahre 1631 verstorbene große Liebe Mumtaz Mahal (Arjumand Bano Begum, später auch Mumtaz-uz-Zamani) erbauen. Da das Fremdwort hier für ein Gebäude, ein Grabmal, also etwas Sachliches steht, wird im Deutschen oft von „das Taj Mahal“ gesprochen.
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Satellitenbild: Google Earth |
Mausoleum
Der Grundriss des auf einem ca. 5 m hohen quadratischen Unterbau stehenden
eigentlichen Mausoleums entspricht einem unregelmäßigen Oktogon, welches von
einer knapp 30 m hohen, auf einem Tambour ruhenden gebauchten Außenkuppel
mit einem Maximaldurchmesser von 33,53 m überwölbt ist; diese wiederum ist
von vier kleinen offenen, pavillonartigen Chhatri-Aufbauten mit kleinen –
nicht gebauchten – Kuppeln umstellt. An der Fassade unterhalb der großen –
nach neuesten Messungen nicht ganz spiegelsymmetrischen – Zentral-Kuppel
befindet sich an den vier Längsseiten des Gebäudes ein mittlerer großer
Iwan-Bogen mit einer Nische, flankiert von kleineren Bögen in zwei Ebenen.
Die vier um das Hauptgebäude herum angeordneten Minarette mit zwei Umgängen
sind leicht vom Gebäude wegweisend geneigt, damit sie bei einem Erdbeben
nicht auf das Hauptgebäude stürzen.
Unter der Innenkuppel befindet sich ein oktogonaler Zentralraum mit den
Grabmälern von Mumtaz Mahal und Shah Jahan. Rechts und links davon befinden
sich mehrere kleinere Räume, wobei es in allen vier Eckräumen eine
Wendeltreppe gibt, die auf das Dach führt.
Die beiden Grabmäler im zentralen Oktogon sind umgeben von einer ebenfalls
oktogonalen Jali-Schranke, deren neuzeitliche Wände aus filigran
durchbrochenem Marmor bestehen. Die hier befindlichen Gräber sind Kenotaphe;
die eigentlichen, schlichteren Gräber befinden sich in der darunterliegenden
Krypta. Das Grabmal von Mumtaz Mahal befindet sich genau in der Mitte, im
völligen Einklang mit der Symmetrie des Raumes, während das nur wenig
größere Grabmal Shah Jahans erst nachträglich hinzugefügt wurde, und daher
asymmetrisch daneben steht.
Die Außenfassaden und auch die Grabmäler im Inneren sind mit Reliefs und vor
allem mit vielfarbigen Marmorinkrustationen im Pietra dura-Stil von größter
Feinheit verziert. Dabei finden sich bunte florale Motive, wie z. B. Lilien,
Rosen und andere Blumen, aber auch Inschriften mit Passagen aus dem Koran in
schwarzem Marmor auf weißem Grund.[6] Das Grab des Shah ist nur mit
Blumenmotiven verziert, während das von Mumtaz Mahal auch Koran-Inschriften
hat, weil im Islam „eine Frau, die stirbt, während sie Leben gibt, als
Märtyrerin betrachtet wird“. Auf den Seiten ihres Sarkophags finden sich die
99 Namen Gottes und oben die Inschrift: „Er ist ewig. Er ist genug.“, und
die folgende Passage aus dem Koran: „Gott ist derjenige, der keinen Gott
neben ihm hat. Er weiß, was verborgen ist und was manifest ist. Er ist
barmherzig und mitfühlend.“
Nebengebäude und Garten
Der Taj Mahal befindet sich innerhalb eines von einer Mauer aus rotem
Sandstein umfriedeten Bezirks. Dieser Bezirk wird durch einen Torbau
betreten, der aus rotem Sandstein mit weißen Marmorverzierungen besteht. Auf
dem Dach dieses Torbaus befinden sich in den vier Ecken kleine oktogonale,
offene Kioske mit Kuppeln aus weißem Marmor; über dem äußeren und dem
inneren Eingang je eine offene Passage, überwölbt von einer Reihe von je elf
kleinen weißen Kuppeln. Es sind insgesamt 26 Kuppeln. Auch der Torbau ist
mit Zitaten aus dem Koran verziert.
Zwischen dem Torbau und dem Mausoleum liegt ein 18 Hektar großer Garten mit
einem länglichen Wasserbecken im Zentrum, einen viergeteilten symmetrischen
Tschahār Bāgh nach dem Muster des Bagh-e Wafa bei Dschalalabad. Nach
traditionell islamisch/persischer Vorstellung handelt es sich also um einen
Paradiesgarten.
Das eigentliche Mausoleums-Gebäude am Ufer des Flusses wird rechts und links
von zwei Gebäuden flankiert, die aus rotem Sandstein mit Verzierungen aus
weißem Marmor bestehen; jedes dieser beiden Gebäude trägt drei weiße
Marmorkuppeln, jedoch niedriger als der zentrale Taj Mahal. Das Gebäude im
Westen, in der Richtung nach Mekka, ist eine Moschee. Das symmetrisch
gegenüberliegende Gebäude im Osten des Mausoleums ist ursprünglich ein
Gästehaus mit gleichem Grundriss.
Geschichte
Der Bau des Taj Mahal wurde kurz nach dem Tode Mumtaz Mahals im Jahr 1631
begonnen und 1648 fertiggestellt. Beteiligt waren über 20.000 Handwerker aus
vielen Teilen Süd- und Zentralasiens und verschiedene Architekten, unter
anderem Ahmad Lahori und der aus Badakhshan (heute Afghanistan) stammende
Perser Abu Fazel. Er verschmolz persische Architektur mit indischen
Elementen zu einem herausragenden Werk der indo-islamischen Baukunst. Die
Baumaterialien wurden aus Indien und anderen Teilen Asiens mit Hilfe von ca.
1000 Elefanten herangeschafft.
Lageplan des Taj Mahal This file is licensed under the Creative Commons
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Der weiße Marmor kam aus der Gegend von Jaipur (Rajasthan), schwarzer Marmor
aus einem Ort namens Charkoh, gelber Marmor von den Ufern des Narbada. 28
verschiedene Arten von Edelsteinen und Halbedelsteinen wurden in den Marmor
eingesetzt: Jaspis aus dem Punjab, Karneole aus Baghada, Achat aus dem Yemen,
Kristall aus China, Lapislazuli und Saphire aus Ceylon, Korallen aus Arabien
und vom Roten Meer, Granate aus Bundelkhand, Diamanten aus Panna, Onyx aus
Persien, Blutjaspis (Heliotrop) aus Fatehpur Sikri, und noch verschiedene
andere Steine, unter anderem auch Türkise.
Die französischen Reisenden Jean-Baptiste Tavernier und François Bernier
berichteten, dass sich ursprünglich in den Nebenräumen des zentralen
oktogonalen Mausoleums Mullahs aufhielten, die ununterbrochen Koranpassagen
für die Seelen des königlichen Paares rezitierten. Es gab außerdem eine
Einrichtung von Teppichen, Leuchtern "und anderen Dekorationen", die von
Zeit zu Zeit ausgewechselt wurden.
Fertigstellung
Das Datum der Fertigstellung ist umstritten. Die Kritiker stützen sich dabei
auf drei Argumente:
Der Hofchronist Abdul Hamid Lahori vermerkte, dass der Bau ein halbes Jahr nach dem Tode von Mumtaz Mahal (gestorben am 17. Juni 1631) begonnen worden sei und die Bauzeit zwölf Jahre betragen habe. Demnach müsste das Mausoleum 1644 fertiggestellt worden sein.
Eine Inschrift über dem Haupteingang enthält die Jahreszahl 1648 als Fertigstellungsangabe.
Aus dem Jahr 1652 existiert ein Brief des Prinzen Aurangzeb, des Sohnes von Shah Jahan, der besagt, dass der Taj Mahal reparaturbedürftig sei.
Der französische Reisende Tavernier behauptete, den Anfang und das Ende der Bauarbeiten miterlebt zu haben, und gibt 1652 als Ende der Arbeiten an.
Legenden
Eine weit verbreitete Legende
besagt, dass ursprünglich ein gleiches Bauwerk aus schwarzem Marmor als
Mausoleum für Shah Jahan auf der anderen Seite des Flusses Yamuna
geplant war, das aber nicht verwirklicht wurde. Auf der
gegenüberliegenden Seite des „weißen“ Taj Mahals lag eine Parkanlage mit
einem großen Wasserbecken. Das weiße Taj Mahal hat sich in diesem Becken
gespiegelt und erschien im Wasser schwarz.
Shah Jahan wurde von seinem Sohn
Muhammad Aurangzeb Alamgir entmachtet und verbrachte den Rest seines
Lebens als Gefangener im Roten Fort. 1666 wurde er neben seiner Gattin
beigesetzt. Sein Grab zerstört die Symmetrie des Gebäudes, was belegt,
dass er vorhatte, sich ein eigenes Grabmal zu errichten, zumal er, um
diese Symmetrie zu bewahren, ein Rasthaus auf der östlichen Seite des
Gebäudes errichten ließ, das der Moschee auf der westlichen Seite
ähnlich ist.
Der Taj Mahal liegt nicht im
Zentrum des Gartens, wie bei persischen Grabmälern üblich, sondern am
nördlichen Rand, was nahelegt, dass ein weiteres Grabmal auf dem
gegenüberliegenden Ufer geplant war. Die vom Fluss getrennten Gebäude
wären dann wiederum im Zentrum des nunmehr großen Gartenareals gewesen,
wie es dem persischen Verständnis vom Himmel als von einem Tschahār Bāgh
entspricht. Das Grabmal Humayuns z. B. in Delhi folgt dieser Konzeption.
Unter der britischen Herrschaft
Angeblich planten die britischen Kolonialherren unter dem Gouverneur Lord
William Cavendish-Bentinck im 19. Jahrhundert, das stark vernachlässigte
Gebäude stückweise auf Auktionen in England zu verkaufen. Nach dem
Bentinck-Biographen John Rosselli erwuchs diese Erzählung daraus, dass
versucht wurde, Teile des Roten Forts und andere archäologische Funde aus
Agra gewinnbringend zu verkaufen.
Der Taj Mahal wurde unter dem 1904 erlassenen Ancient Monuments Preservation
Act von der britischen Regierung unter Denkmalschutz gestellt. Die Gärten
des Taj Mahal wurden auf Anweisung von Lord Curzon 1908 durch den
Archaeological Survey of India „restauriert“ und weitgehend durch
Rasenflächen ersetzt.
Heutige Bedeutung
Der Taj Mahal wurde 1983 in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen. Heute gilt es wegen der Harmonie seiner Proportionen als eines der schönsten und bedeutendsten Beispiele des Mogulstils. Außerdem wird der Taj Mahal als Gebetsstätte der muslimischen Bürger genutzt.
Rabindranath Tagore beschrieb in einem seiner Gedichte den Taj Mahal als „eine Träne auf der Wange der Zeit“.
Der Taj Mahal ist ein beliebtes Ziel frisch vermählter indischer Eheleute, der Besuch soll die gegenseitige Liebe dauerhaft machen und bestärken.
2007 wurde der Taj Mahal im
Rahmen einer Privatinitiative nach Angaben der Veranstalter zu einem der
„neuen sieben Weltwunder“ gewählt. Sowohl die UNESCO als offizielle
Hüterin des Weltkulturerbes als z. B. auch Ägypten (Antike Weltwunder:
Pyramiden von Gizeh) distanzierten sich von der als „private Kampagne“
ohne wissenschaftliche Kriterien bezeichneten Wahl.
Sicherheitsmaßnahmen
Nach Bombendrohungen im Jahre 2006 verstärkten die indischen Behörden die
Sicherheitsvorkehrungen. Das Gelände des Taj Mahal kann nur noch durch
Sicherheitsschleusen betreten werden. Die Mitnahme von Flüssigkeiten,
ausgenommen Trinkwasser, ist Besuchern nicht erlaubt. Das Baudenkmal wird
von Soldaten rund um die Uhr bewacht. In seinem Umkreis wurde ein Flugverbot
erlassen.
Umweltschäden
Im Dezember 2002 wurde die Marmorfassade mit Multani Mitti, einer
traditionellen indischen Mixtur aus Erde, Körnern, Milch und Kalk behandelt,
um Korrosionspuren zu beseitigen. Da Mahal nicht die indische Kultur
widerspiegele, ließ die Provinz-Regierung das Monument aus
Tourismus-Prospekten entfernen. In diesem Bundesstaat bildet die
hindu-nationalistische Partei BJP seit 2017 die Regierung. Ministerpräsident
ist der radikale Hindu-Priester Yogi Adityanath. Da Firmen viel Wasser aus
dem Fluss Yamuna ableiten, sinkt dessen Pegel stetig. Dadurch kamen die
hölzernen Stützpfeiler des Monuments mit Luft in Kontakt und wurden brüchig.
Feinstaub aus der nahen Millionenstadt Agra verfärbte die Fassade gelb. Auch
durch Abholzung ist das Mausoleum oft Sandstürmen ausgesetzt. Indiens
oberstes Gericht entschied Anfang 2018 den Abriss des gesamten Monuments,
wenn nicht sofort Erhaltungsmaßnahmen beginnen.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Taj_Mahal