Jaisalmer 1 |
Foto vom Dach eines Hauses, Blick auf die Festung/Oberstadt
Jaisalmer, gegründet im Jahr
1156, ist eine Wüstenstadt mit etwa 70.000 Einwohnern im indischen Bundesstaat
Rajasthan. Jaisalmer war die Hauptstadt des 1156 gegründeten Fürstenstaats
Jaisalmer, der 1818 unter britische Herrschaft kam und nach der Gründung der
Indischen Union aufgelöst wurde.
Die aus einem mauerumgebenen Fortbereich und einer Unterstadt bestehenden Stadt
Jaisalmer liegt im Westen der Wüste Thar nahe der Grenze zu Pakistan in einer
Höhe von ca. 220 bis 275 m ü. d M. Das (halb)wüstenartige Klima von Jaisalmer
ist heiß und trocken; Regen fällt nahezu ausschließlich in den Monsunmonaten
Juli und August.
Wirtschaft
Jaisalmer ist eine alte Karawanenstadt, die durch den Fernhandel zwischen Indien
und Arabien bzw. Europa im Mittelalter und in der frühen Neuzeit eine lange
Blütezeit erlebte. Mit der wachsenden Bedeutung von Häfen wie Khambat, Surat
oder Bombay unter den Briten und vor allem nach der Teilung Indiens (1947)
geriet die Stadt ins Abseits. Heute spielen das in der Umgebung der Stadt
stationierte Militär und der Tourismus die entscheidenden Rollen im
Wirtschaftsleben der Stadt. Der neue Rajasthan-Kanal ermöglichte ein Aufblühen
der Landwirtschaft im Umland. Straßen und eine Eisenbahnlinie ermöglichen den
Anschluss von Jaisalmer an das restliche Rajasthan.
Geschichte
Lodurva, die ca. 10 km nordwestlich gelegene alte Hauptstadt der Bhatti Rajputen,
wurde im 12. Jahrhundert an den jüngeren Halbbruder von Rawal Jaisal übergeben;
dieser gründete daraufhin auf dem ca. 75 m hohen, 120 m langen und 500 m breiten
Trikuta-Felsen eine neue Stadtfestung aus Lehm vermischt mit Steinen. Es gelang
ihm und seinen Nachfolgern die Angriffe der muslimischen Heere eine Zeit lang
abzuwehren, doch im Jahr 1294 eroberten die Truppen Ala ud-Din Khaljis die
Stadt, woraufhin ein großer Teil der Frauen Selbstmord (jauhar) beging und ihre
Kinder mit in den Tod nahm. Ende des 14. Jahrhunderts belagerten die Soldaten
Firuz Schah Tughluqs die Stadt, woraufhin ein erneuter jauhar stattfand. Im 16.
Jahrhundert gerieten die Rajas von Jaisalmer kurzzeitig in Konflikt mit dem
Mogulreich, doch Raja Sabal Singh (reg. 1651–1661) erkannte schließlich die
Oberhoheit der Moguln an, ließ die Festungsstadt aus Sandstein neu erbauen und
versuchte ihren Machtanspruch bis nach Bikaner auszudehnen, was jedoch erfolglos
blieb. In der Phase des Niedergangs des Mogulreichs kam die Stadt – wie auch der
Rest Rajasthans – unter die Kontrolle der Marathen und später der Briten.
Sehenswürdigkeiten
Jaisalmer ist mit seiner mittelalterlichen Festung und dem ebenso alten,
innerhalb der Festung gelegenen historischen Stadtkern ein beliebtes
touristisches Ziel. Anziehungspunkte sind vor allem die Havelis, ehemalige Wohn-
und Geschäftshäuser der zu Reichtum gekommenen Händler, sowie verschiedene
Jaintempel. Hat der Besucherzuspruch zunächst zu einem erneuten Aufblühen der
Stadt geführt, stellt der Fremdenverkehr die Stadt jedoch auch zunehmend vor
Probleme. Aufgrund des mittelalterlichen Abwassersystems sind bereits 3 der
insgesamt 99 historischen Bauwerke in der Festung vom Einsturz bedroht, weil
Wasser in deren Fundamente dringt.
In der meist zu Wohn-, Handels- und Arbeitszwecken genutzten Unterstadt gibt es
einige Havelis aus dem 19. Jahrhundert; interessant ist auch der Gadi-Sagar-See.
Wenige Kilometer außerhalb von Jaisalmer liegen die alte Hauptstadt Lodurva mit
ihren Jain-Tempeln, der Amar-Sagar-See und die Kenotaphe der Maharajas von
Jaisalmer oberhalb der oft grünen Talsenke von Bada-Bagh.
Satellitenbild der Festung/Oberstadt - Quelle: Google Earth
Plan der Festung/Oberstadt - Quelle: hier