Nagasaki 1 |
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(Von Steffen Sohl, Fotografiert vom Mt. Inasa (in Richtung Ost)
Nagasaki
ist Sitz der Präfekturverwaltung und größte Stadt der Präfektur Nagasaki mit
411.421 Einwohnern (Stand 1. Oktober 2019). Ursprünglich ein kleines Fischerdorf
im Kreis Sonogi der Provinz Hizen, wurde es durch die Ankunft der Portugiesen in
der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts zu einer bedeutenden Hafenstadt. Die
Stadt liegt an der Südwest-Küste der drittgrößten japanischen Insel Kyūshū.
Weltweite Bekanntheit erlangte Nagasaki als Ziel des zweiten kriegerischen
Kernwaffeneinsatzes am 9. August 1945.
Geschichte
1543 verschlug es ein Schiff aus Malakka
an die Küste der südlichen Insel Tanegashima. Die an Bord befindlichen
portugiesischen Kaufleute überreichten zum Dank für die Unterstützung der
Einwohner einige Gewehre. Dies gilt als erster direkter Kontakt zwischen
Japanern und Europäern und als Beginn der Geschichte der Feuerwaffen in Japan.
Sechs Jahre danach erreichte der Mitgründer der Gesellschaft Jesu und Missionar
Francisco Xavier Kagoshima im Süden von Kyushu und legte während seines
zweijährigen Aufenthaltes die Grundlagen für das Missionswerk der Jesuiten wie
auch einen dauerhaften Handelsaustausch mit portugiesischen Händlern aus Macau.
Da gute Beziehungen zu den Missionaren die Teilnahme an dem höchst lukrativen
Fernhandel mit sich brachten, ließen sich einige Regionalherrscher (Daimyō)
taufen. Der wichtigste unter ihnen war Ōmura Sumitada, der großen Gewinn aus
seiner Konversion zog. Nach ersten Versuchen mit kleineren Häfen wie Kuchinotsu
bestimmte er 1571 das in einer tief eingeschnittenen Bucht windgeschützt
liegende Nagasaki zum Anlaufhafen für die portugiesischen Karacken.
Die kleine Siedlung wuchs schnell; die Namen vieler Stadtviertel zeigen noch
heute die Herkunft der Umsiedler, die aus allen Teilen Kyushus eintrafen. Eine
Reihe portugiesischer Produkte, die über Nagasaki importiert wurden (z. B. Brot,
Tempura (frittiertes Gemüse), Knöpfe, Kartenspiele, bestimmte Stoffe und
Kleidungsstücke, wie auch Produkte aus portugiesischen Überseeniederlassungen
(Tabak und Chininrinde aus Amerika, Obstbäume aus Südostasien)) fanden Eingang
in die japanische Alltagskultur. Die Portugiesen führten auch Güter aus dem
Kaiserreich China mit sich. Zugleich gründeten die Jesuiten in Nagasaki Kirchen
und Pflegeheime und übernahmen die Verwaltung der Siedlung.
1587 geriet Nagasakis Wohlstand erstmals in Gefahr. Nach langen kriegerischen
Auseinandersetzungen um die Vorherrschaft über den Archipel hatte Oda Nobunaga
die Regionalfürsten unter seine Kontrolle gebracht, war aber 1582 ums Leben
gekommen. Toyotomi Hideyoshi, einer seiner Gefolgsleute, übernahm als neuer
Kampaku die Macht und trieb die Vereinigung des Reiches weiter voran. Dabei
störte der unkontrollierte, lukrative Fernhandel der südlichen Regionalherrscher
und die Dominanz der Portugiesen im Seidenimport ebenso wie der Unwille der
christlichen Missionare zu einem toleranten Zusammenleben mit den anderen
Religionen im Lande. Um den starken christlichen Einfluss in Süd-Japan
einzudämmen, befahl Hideyoshi die Ausweisung aller Missionare. Die Jesuiten
verloren die ihnen vom Fürsten von Ōmura Sumitada überlassene
Verwaltungskontrolle über
Nagasaki,
die nun an die Zentralregierung ging. Andere Ad-hoc-Edikte folgten. Manche
Maßnahme wurde nur lokal und für kurze Zeit durchgesetzt, doch im Laufe der
Jahre nahm die Schärfe der Verfolgung japanischer und ausländischer Christen zu.
Im Jahre 1597 ließ Hideyoshi 26
franziskanische und jesuitische Missionare, sowie zum Christentum konvertierte
Japaner im Alter von zwölf bis 64 Jahren aus Zentraljapan durch die westlichen
Landesteile nach Nagasaki führen und dort zur Abschreckung kreuzigen. Die in der
Stadt lebenden portugiesische Händler blieben jedoch wegen ihrer
wirtschaftlichen Bedeutung bis auf Weiteres unbehelligt.
Als Tokugawa Ieyasu knapp 20 Jahre später nach Hideyoshis Tod und der
entscheidenden Schlacht von Sekigahara als Shōgun die Macht übernahm,
verbesserte sich die Lage von Nagasaki kaum. 1614 erging ein endgültiges Verbot
des Christentums. Alle Missionare wurden deportiert, ebenso jene
Regionalfürsten, die nicht dem Christentum abschwören wollten. Es folgte eine
brutale Verfolgung mit tausenden Getöteten und Gefolterten in Nagasaki und
anderen Teilen Japans. .....
Atombombenabwurf
Nagasaki war ursprünglich nicht auf der Liste der Ziele, wurde aber als Ersatz für die alte Kaiserstadt Kyōto zugefügt. Auf Anordnung von US-Kriegsminister Henry Stimson, der Kyōto einst besucht hatte und um dessen Bedeutung als kulturelles Zentrum Japans wusste, war die Stadt aus der Liste der potentiellen Ziele gestrichen worden.
Nagasaki hatte damals etwa 240.000 bis 260.000 Einwohner und war bedeutender Standort des Mitsubishi-Rüstungskonzerns, der dort große Werften betrieb, in denen etwa 20.000 koreanische Zwangsarbeiter unter anderem Kreuzer und Torpedoboote für die Kaiserlich Japanische Marine bauten und reparierten. Dort wurden auch die Torpedos gebaut, mit denen Japan die US-Flotte auf Pearl Harbor angegriffen hatte. Die Stadt gehörte damit zu den möglichen Angriffszielen der US-Luftwaffe. In Nagasaki waren nur wenige japanische Soldaten stationiert.
Die Generäle auf Tinian (Marianen)
beschlossen den Abwurf der zweiten Bombe am 8. August selbst. Als
Befehlsgrundlage galt ihnen die Order des US-Präsidenten vom 24. Juli, wonach
die „Spezialbomben“ nach dem 3. August einsatzbereit sein und nacheinander
abgeworfen werden sollten. Eine weitere Anordnung holten sie nicht ein. Sie
zogen das für den 11. August angesetzte Abwurfdatum zwei Tage vor, da schlechtes
Wetter vorhergesagt war.
Auf Tinian trafen nach und nach die Komponenten für die Kernwaffen ein. Die
Plutoniumbombe „Fat Man“ mit einer Sprengkraft von 22.000 Tonnen TNT wurde in
großer Eile und unter Auslassung wichtiger Kontrolltests zusammengebaut. Nach
dem Zusammenbau, vor dem Verladen ins Flugzeug, wurde das Äußere der Bombe
einschließlich des Leitwerks von einer Vielzahl an Mitarbeitern mit ihren Namen
und Sprüchen beschriftet. Nachts gegen 2 Uhr am 9. August 1945 startete der
25-jährige Pilot Charles W. Sweeney den Bomber Bockscar mit teilweise neuer
Besatzung und zwei Begleitflugzeugen. Sein Ziel war Kokura,
eine Stadt mit viel mehr Rüstungsindustrie als Nagasaki.
Bei der Ankunft lag Kokura unter einer dichten Wolkendecke; bei drei Anflügen war die Sicht stark behindert, sodass Sweeney den Angriff abbrach. Er durfte die Bombe nur nach Sicht abwerfen, da er die Rüstungsbetriebe treffen sollte. Da dies nicht möglich war und das Flugbenzin zur Neige ging, flog er das Ausweichziel Nagasaki an.
Ursprünglich war ein Direktangriff auf die Schiffswerften geplant. Da in Nagasaki aber ebenfalls schlechte Sichtverhältnisse herrschten, konnte kein exakter Zielabwurf durchgeführt werden. Der Pilot hätte den Angriff unter solchen Umständen abbrechen müssen, entschied sich jedoch für einen Radaranflug. Nur ohne die Bombe an Bord konnte man gerade noch Okinawa für eine Notlandung erreichen. Die Treibstoffreserve in den Tanks betrug gerade noch sieben Gallonen (26,50 Liter).
Die Bombe wurde um 11:02 Uhr Ortszeit etwa drei Kilometer nordwestlich des geplanten Zielpunkts über dicht bewohntem Gebiet abgeworfen. Sie sollte eigentlich den Mitsubishi-Konzern treffen, verfehlte ihr Ziel aber um mehr als zwei Kilometer. Sie zerstörte fast das halbe Stadtgebiet. Die Explosion in etwa 470 Metern Höhe über dem Boden vernichtete im Umkreis von einem Kilometer 80 Prozent aller Gebäude – zumeist Holzhäuser – und ließ nur wenige Überlebende zurück. Sie explodierte in einem Tal, sodass die umliegenden Berge die Auswirkungen auf die Umgebung der Stadt dämpften. Die Bombe setzte über eine Entfernung von vier Kilometern Objekte in Brand. Ein Feuersturm blieb aus. Der Atompilz erhob sich 18 Kilometer in die Atmosphäre.
Etwa 30 Prozent der Bevölkerung wohnten 2000 Meter oder weniger vom Bodennullpunkt entfernt. Im Innenstadtbereich starben sofort etwa 22.000 Menschen; weitere 39.000 starben innerhalb der nächsten vier Monate. Andere schätzen 70.000 bis 80.000 Tote. Die Zahl der Verletzten in Nagasaki betrug 74.909 Personen....
Quellen (Text und Bilder):
https://de.wikipedia.org/wiki/Nagasaki
https://de.wikipedia.org/wiki/Atombombenabw%C3%BCrfe_auf_Hiroshima_und_Nagasaki#Nagasaki