Nagasaki 1


Quelle: https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=33255452

(Von Steffen Sohl, Fotografiert vom Mt. Inasa (in Richtung Ost)


Nagasaki ist Sitz der Präfekturverwaltung und größte Stadt der Präfektur Nagasaki mit 411.421 Einwohnern (Stand 1. Oktober 2019). Ursprünglich ein kleines Fischerdorf im Kreis Sonogi der Provinz Hizen, wurde es durch die Ankunft der Portugiesen in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts zu einer bedeutenden Hafenstadt. Die Stadt liegt an der Südwest-Küste der drittgrößten japanischen Insel Kyūshū.
Weltweite Bekanntheit erlangte Nagasaki als Ziel des zweiten kriegerischen Kernwaffeneinsatzes am 9. August 1945.

Geschichte

1543 verschlug es ein Schiff aus Malakka an die Küste der südlichen Insel Tanegashima. Die an Bord befindlichen portugiesischen Kaufleute überreichten zum Dank für die Unterstützung der Einwohner einige Gewehre. Dies gilt als erster direkter Kontakt zwischen Japanern und Europäern und als Beginn der Geschichte der Feuerwaffen in Japan. Sechs Jahre danach erreichte der Mitgründer der Gesellschaft Jesu und Missionar Francisco Xavier Kagoshima im Süden von Kyushu und legte während seines zweijährigen Aufenthaltes die Grundlagen für das Missionswerk der Jesuiten wie auch einen dauerhaften Handelsaustausch mit portugiesischen Händlern aus Macau. Da gute Beziehungen zu den Missionaren die Teilnahme an dem höchst lukrativen Fernhandel mit sich brachten, ließen sich einige Regionalherrscher (Daimyō) taufen. Der wichtigste unter ihnen war Ōmura Sumitada, der großen Gewinn aus seiner Konversion zog. Nach ersten Versuchen mit kleineren Häfen wie Kuchinotsu bestimmte er 1571 das in einer tief eingeschnittenen Bucht windgeschützt liegende Nagasaki zum Anlaufhafen für die portugiesischen Karacken.
Die kleine Siedlung wuchs schnell; die Namen vieler Stadtviertel zeigen noch heute die Herkunft der Umsiedler, die aus allen Teilen Kyushus eintrafen. Eine Reihe portugiesischer Produkte, die über Nagasaki importiert wurden (z. B. Brot, Tempura (frittiertes Gemüse), Knöpfe, Kartenspiele, bestimmte Stoffe und Kleidungsstücke, wie auch Produkte aus portugiesischen Überseeniederlassungen (Tabak und Chininrinde aus Amerika, Obstbäume aus Südostasien)) fanden Eingang in die japanische Alltagskultur. Die Portugiesen führten auch Güter aus dem Kaiserreich China mit sich. Zugleich gründeten die Jesuiten in Nagasaki Kirchen und Pflegeheime und übernahmen die Verwaltung der Siedlung.

1587 geriet Nagasakis Wohlstand erstmals in Gefahr. Nach langen kriegerischen Auseinandersetzungen um die Vorherrschaft über den Archipel hatte Oda Nobunaga die Regionalfürsten unter seine Kontrolle gebracht, war aber 1582 ums Leben gekommen. Toyotomi Hideyoshi, einer seiner Gefolgsleute, übernahm als neuer Kampaku die Macht und trieb die Vereinigung des Reiches weiter voran. Dabei störte der unkontrollierte, lukrative Fernhandel der südlichen Regionalherrscher und die Dominanz der Portugiesen im Seidenimport ebenso wie der Unwille der christlichen Missionare zu einem toleranten Zusammenleben mit den anderen Religionen im Lande. Um den starken christlichen Einfluss in Süd-Japan einzudämmen, befahl Hideyoshi die Ausweisung aller Missionare. Die Jesuiten verloren die ihnen vom Fürsten von Ōmura Sumitada überlassene Verwaltungskontrolle über Nagasaki, die nun an die Zentralregierung ging. Andere Ad-hoc-Edikte folgten. Manche Maßnahme wurde nur lokal und für kurze Zeit durchgesetzt, doch im Laufe der Jahre nahm die Schärfe der Verfolgung japanischer und ausländischer Christen zu.

Im Jahre 1597 ließ Hideyoshi 26 franziskanische und jesuitische Missionare, sowie zum Christentum konvertierte Japaner im Alter von zwölf bis 64 Jahren aus Zentraljapan durch die westlichen Landesteile nach Nagasaki führen und dort zur Abschreckung kreuzigen. Die in der Stadt lebenden portugiesische Händler blieben jedoch wegen ihrer wirtschaftlichen Bedeutung bis auf Weiteres unbehelligt.
Als Tokugawa Ieyasu knapp 20 Jahre später nach Hideyoshis Tod und der entscheidenden Schlacht von Sekigahara als Shōgun die Macht übernahm, verbesserte sich die Lage von Nagasaki kaum. 1614 erging ein endgültiges Verbot des Christentums. Alle Missionare wurden deportiert, ebenso jene Regionalfürsten, die nicht dem Christentum abschwören wollten. Es folgte eine brutale Verfolgung mit tausenden Getöteten und Gefolterten in Nagasaki und anderen Teilen Japans. .....

 

Atombombenabwurf

Nagasaki war ursprünglich nicht auf der Liste der Ziele, wurde aber als Ersatz für die alte Kaiserstadt Kyōto zugefügt. Auf Anordnung von US-Kriegsminister Henry Stimson, der Kyōto einst besucht hatte und um dessen Bedeutung als kulturelles Zentrum Japans wusste, war die Stadt aus der Liste der potentiellen Ziele gestrichen worden.

Nagasaki hatte damals etwa 240.000 bis 260.000 Einwohner und war bedeutender Standort des Mitsubishi-Rüstungskonzerns, der dort große Werften betrieb, in denen etwa 20.000 koreanische Zwangsarbeiter unter anderem Kreuzer und Torpedoboote für die Kaiserlich Japanische Marine bauten und reparierten. Dort wurden auch die Torpedos gebaut, mit denen Japan die US-Flotte auf Pearl Harbor angegriffen hatte. Die Stadt gehörte damit zu den möglichen Angriffszielen der US-Luftwaffe. In Nagasaki waren nur wenige japanische Soldaten stationiert.

Die Generäle auf Tinian (Marianen) beschlossen den Abwurf der zweiten Bombe am 8. August selbst. Als Befehlsgrundlage galt ihnen die Order des US-Präsidenten vom 24. Juli, wonach die „Spezialbomben“ nach dem 3. August einsatzbereit sein und nacheinander abgeworfen werden sollten. Eine weitere Anordnung holten sie nicht ein. Sie zogen das für den 11. August angesetzte Abwurfdatum zwei Tage vor, da schlechtes Wetter vorhergesagt war.
Auf Tinian trafen nach und nach die Komponenten für die Kernwaffen ein. Die Plutoniumbombe „Fat Man“ mit einer Sprengkraft von 22.000 Tonnen TNT wurde in großer Eile und unter Auslassung wichtiger Kontrolltests zusammengebaut. Nach dem Zusammenbau, vor dem Verladen ins Flugzeug, wurde das Äußere der Bombe einschließlich des Leitwerks von einer Vielzahl an Mitarbeitern mit ihren Namen und Sprüchen beschriftet. Nachts gegen 2 Uhr am 9. August 1945 startete der 25-jährige Pilot Charles W. Sweeney den Bomber Bockscar mit teilweise neuer Besatzung und zwei Begleitflugzeugen. Sein Ziel war Kokura, eine Stadt mit viel mehr Rüstungsindustrie als Nagasaki.

Bei der Ankunft lag Kokura unter einer dichten Wolkendecke; bei drei Anflügen war die Sicht stark behindert, sodass Sweeney den Angriff abbrach. Er durfte die Bombe nur nach Sicht abwerfen, da er die Rüstungsbetriebe treffen sollte. Da dies nicht möglich war und das Flugbenzin zur Neige ging, flog er das Ausweichziel Nagasaki an.

Ursprünglich war ein Direktangriff auf die Schiffswerften geplant. Da in Nagasaki aber ebenfalls schlechte Sichtverhältnisse herrschten, konnte kein exakter Zielabwurf durchgeführt werden. Der Pilot hätte den Angriff unter solchen Umständen abbrechen müssen, entschied sich jedoch für einen Radaranflug. Nur ohne die Bombe an Bord konnte man gerade noch Okinawa für eine Notlandung erreichen. Die Treibstoffreserve in den Tanks betrug gerade noch sieben Gallonen (26,50 Liter).

Die Bombe wurde um 11:02 Uhr Ortszeit etwa drei Kilometer nordwestlich des geplanten Zielpunkts über dicht bewohntem Gebiet abgeworfen. Sie sollte eigentlich den Mitsubishi-Konzern treffen, verfehlte ihr Ziel aber um mehr als zwei Kilometer. Sie zerstörte fast das halbe Stadtgebiet. Die Explosion in etwa 470 Metern Höhe über dem Boden vernichtete im Umkreis von einem Kilometer 80 Prozent aller Gebäude – zumeist Holzhäuser – und ließ nur wenige Überlebende zurück. Sie explodierte in einem Tal, sodass die umliegenden Berge die Auswirkungen auf die Umgebung der Stadt dämpften. Die Bombe setzte über eine Entfernung von vier Kilometern Objekte in Brand. Ein Feuersturm blieb aus. Der Atompilz erhob sich 18 Kilometer in die Atmosphäre.

Etwa 30 Prozent der Bevölkerung wohnten 2000 Meter oder weniger vom Bodennullpunkt entfernt. Im Innenstadtbereich starben sofort etwa 22.000 Menschen; weitere 39.000 starben innerhalb der nächsten vier Monate. Andere schätzen 70.000 bis 80.000 Tote. Die Zahl der Verletzten in Nagasaki betrug 74.909 Personen....

Quellen (Text und Bilder):

https://de.wikipedia.org/wiki/Nagasaki

https://de.wikipedia.org/wiki/Atombombenabw%C3%BCrfe_auf_Hiroshima_und_Nagasaki#Nagasaki

 


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