|
Wirtschaftliche Bedeutung
Seit Jahrhunderten sind Fischfang und Reisanbau die wesentlichsten
Wirtschaftszweige der ländlichen Bevölkerung Kambodschas. Reis und Fisch
sind auch die Hauptbestandteile der Küche der Khmer. Und beides wird vom
jährlichen Rhythmus des Tonle Sap geprägt.
Der See dient auch als Verkehrsweg. Fähren verbinden die im Nordosten
des Tonle Sap gelegene Stadt Siem Reap mit der Hauptstadt Phnom Penh im
Süden und über den im Nordwesten in den See mündenden Fluss Sangker mit
Battambang, der zweitgrößten Stadt des Landes.
Reis
Die jährlichen Überschwemmungen durch Flüsse und See garantieren die
Bewässerung und Düngung der Reisfelder die während der trockenen Monate
über Kanalsysteme bewässert werden müssen. |
Fisch
'Mian dtoek, mian trey' - 'Wo Wasser
ist, sind Fische' (Sprichwort der Khmer)
Für den Fischfang beginnt im November die Hauptsaison, wenn die
Wassermenge des Sees langsam wieder abnimmt und der Fischreichtum nach
den Monaten des Hochwassers seinen Höhepunkt erreicht hat. Schätzungen
zufolge werden in Kambodscha insgesamt (inkl. Küstenfischerei) jährlich
225.000 Tonnen Fisch gefangen, der Großteil davon in den Binnengewässern
und davon wiederum die Hälfte im Tonle Sap. Fisch allein liefert
mindestens drei Viertel des in Kambodscha konsumierten Proteins.
Ökologie und Gefährdung
Der See Tonle Sap bildet gemeinsam mit den Flüssen Tonle Sap, Mekong und
Bassac ein einzigartiges Ökosystem das nicht nur den Artenreichtum (rund
300 Fischarten, Vögel ...) im Wasser und im Umland ermöglichte sondern
auch entscheidend für die Entwicklung der in diesem Gebiet ansässigen
Menschen und ihrer Kultur war.
Die historischen Königreiche der Khmer, mit ihrem Zentrum im nur wenige
Kilometer nördlich des Sees gelegenen Angkor, wären ohne den Wasser- und
den damit einhergehenden Nahrungsreichtum vermutlich nicht möglich
gewesen.
Heute ist das Gefüge aus jahreszeitlich wechselnden Laichzeiten,
Fischfang, landwirtschaftlicher Nutzung und Düngung des Umlandes in
Gefahr.
Überfischung
Der See ist immer noch einer der fischreichsten der Erde, allerdings
zeigt der beginnende industrielle Fischfang bereits erste Folgen, und
Fischer berichten über einen Rückgang der Erträge. Nylonnetze die,
entgegen früheren Traditionen, quer durch Flussläufe gespannt werden
lassen Fischern flussabwärts kaum noch die Möglichkeit selbst Fische zu
fangen. Die Methoden ändern sich. Statt Wurfnetzen und aus Holz, Schilf
und Bambus gebauten Fallen kommen mitunter auch Granaten, Batterien oder
Gift zum Einsatz.
Verschmutzung
Eine weiteres Problem ist die Verschmutzung des Wassers. Die Hochwasser
bringen jährlich auch frischen Schwemmsand mit sich, der die Felder auf
natürliche Weise düngt. Heute ist dieser Schwemmsand immer öfter
verschmutzt - vor allem mit den Abwässern der flussaufwärts am Mekong
gelegenen Industrieanlagen in Thailand und der Volksrepublik China.
Dämme
Wie in vielen anderen Entwicklungs- und Schwellenländern bereits mit
umstrittenen Folgen (vgl. Arundhati Roys Aufsätze zum Dammprojekt Sardar
Sarovar in Indien) für Bevölkerung und Umwelt geschehen, sollen auch in
Kambodscha Staudämme die ökonomische Entwicklung beschleunigen. Geplant
sind derzeit (Stand 1999) acht Dämme an den Zuflüssen des Sees, drei an
Nebenflüssen des Mekong und fünf weitere an kleineren Flüssen.
Zusätzlich drohen bereits bestehende und weitere geplante Dämme in den
Nachbarländern den saisonalen Rhythmus des Binnenwassersystems zu
stören. Der Mekong soll in Laos für 56 Dämme genutzt werden, in Vietnam
für 36, Thailand plant 2 weitere zu den 39 bereits bestehenden und dazu
ein Bewässerungsprojekt das dem Mekong jährlich 12.000 Mio. Kubikmeter
Wasser entziehen würde und in China sollen zu einem vorhandenen noch 6
weitere Dämme gebaut werden. |