Bau der Kirche Mariä Himmelfahrt 2


Die Anfänge der Kirchengemeinde - Die Notkirche

Mein Onkel Franz-Josef Grumpe war seit 1938 Vikar an der Kirche St. Walburga. Die Stadt Meschede wuchs immer mehr und dehnte sich vor allem in nördlicher Richtung aus. Die Pfarrkirche wurde zu klein. Schon in den 30er Jahren gab es Überlegungen, auch im nördlichen Teil Meschedes eine Kirche zu errichten. Aber dann kam der Krieg. Mein Onkel bekam 1941 einen Einberufungsbescheid zur Wehrmacht. Diesem Umstand ist es zu verdanken, dass die Gemeinde Maria Himmelfahrt gegründet wurde. In einem Gespräch mit Hans-Joachim Basse (in: 1941-1991 Mariä Himmelfahrt – 50 Jahre lebendige Gemeinde im Mescheder Norden, Meschede 1991) schildert mein Onkel selbst die Situation:

"Ich war im Jahre 1941 dreißig Jahre alt und hatte so meine eigenen Vorstellungen von meiner Zukunft. Ich erhielt ganz unerwartet ein amtliches Schreiben, das mir mitteilte, dass ich mich für meine Einberufung zum Kriegsdienst bereit zu halten habe. Meine Gedanken waren wahrlich nicht heiter, denn mein Leben sollte sich anscheinend auf etwas für mich völlig Unbekanntes zu-bewegen. Aber das war nicht die einzige Hiobsbotschaft in diesen Tagen. Am 19. März, dem Festtag des hl. Josef, besetzte die Geheime Staatspolizei das Benediktinerkloster und transportierte einige Patres mit Lastwagen nach Dortmund-Hörde.

Das dritte für mich einschneidende, wundersame Ereignis war der Tod des Erzbischofs Dr. Caspar Klein. Allerdings nicht sein Tod als solcher, sondern die Tatsache, dass Weihbischof Dr. Augustinus Baumann die Verwaltung der Diözese Paderborn übernahm. Pastor Josef Künsting, Pfarrherr von St. Walburga, der mit allen Mitteln versuchte, mich für die damals so wichtige Jugendarbeit in Meschede und im Dekanat zu behalten, wandte sich vertrauensvoll an Weihbischof Dr. Baumann. In wenigen Tagen gelang es Pastor Künsting, dass ich die Ernennung zum selbstständigen Pfarrvikar im Bereich der Erzdiözese Paderborn erhielt. Damit schied ich aus der deutschen Wehrmacht aus, weil ich nunmehr selbstständiger Pfarrvikar war und einen selbstständigen Seelsorgebereich zu betreuen hatte.


Dankbaren Herzens blätterte ich in meiner Bibel und stieß auf die Sprüche Salomos, wo es in Kapitel 16, Vers 9, heißt: ,Des Menschen Herz erdenkt sich seinen Weg, doch Gott lenkt seine Schritte.'

Die Gestapo hatte, wie bereits erwähnt, das Kloster samt Konvikt beschlagnahmt. Aber die Notkapelle des Klosters, die wäre doch geradezu ideal als Gottesdienstraum für die neue Gemeinde jenseits der Bahnlinie. Dem beherzten Bemühen einiger Kirchenvorstandsmitglieder, die sich in die ,Höhle des Löwen', nämlich zur Gestapo in Dortmund-Hörde, wagten, ist es zu danken, dass aus dem beschlagnahmten Klosterbesitz die Notkapelle herausgenommen und der neuen Pfarrgemeinde zur Verfügung gestellt wurde. Auch in schweren Zeiten geschehen also noch Zeichen und Wunder.

Fast zur gleichen Zeit wie die Benediktinerpatres wurden auch die Armen Schulschwestern aus der hiesigen Realschule vertrieben. So wurde Schwester M. Mathilde die erste Küsterin und — nach heutigen Begriffen — auch Gemeindereferentin. Sie trug dazu bei, dass das frauliche Element im kirchlichen Raum segensreich wirken konnte. Sie leistete eine sehr wirksame und erfolgreiche caritative Arbeit. Insgesamt haben wir in der Notkirche zwölf Jahre lang die hl. Messe gefeiert, gebetet für die gefallenen Soldaten und auch Feste begangen. Es gibt wohl im ganzen Sauerland keine Pfarrgemeinde, die so viele Jahre in einer Notkirche leben musste.

Ich erinnere mich dankbar an Paul Schlinkert. Es besaß einen Trecker. Mit diesem Fahrzeug tuckerten wir nach Paderborn und holten aus einem Betrieb den letzten Taufstein, ebenso eine aus fünf Registern bestehende Orgel. Der Taufstein steht noch heute in der Taufkapelle der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt. Keine Orgel aber ohne Organist. Lehrer Eichner stellte sich sofort für dieses Amt zur Verfügung."
 

 

Die Notkirchenbaracke befand sich neben der "Villa Maria", die vor dem Klosterbau ab 1930 den Mönchen als Unterkunft und später als Konvikt diente.

Diese ehemalige Werkstattbaracke war in Berlin gekauft, in Einzelteile zerlegt und in Meschede an die Villa Maria als provisorische Kirche angebaut worden. Sie wurde 1967 abgerissen.
 

 

Rückseite:

Das obere Foto warb als Postkarte für den Kirchbauverein und diente als "Dankeschön" für Spenden für den Kirchbau.

 

Der Altar in der Notkirche

Rechts die Schutzmantel-Madonna, geschnitzt ca. 1950 von Gertrud Büscher-Eilert, Horstmar. Sie steht heute in der Kirche Mariä Himmelfahrt.


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