Wir fahren nach Meschede  1


 

Werbebroschüre aus den 30er Jahren

Diese Werbebroschüre für Meschede stammt wohl aus den 30er Jahren. Leider ist das Erscheinungsjahr nirgendwo vermerkt. Anhand des Inhalts und der Fotos muss sie wohl meiner Meinung nach zwischen 1929 und 1936 veröffentlicht worden sein. Die Jugendherberge 'Haus Dortmund' wurde 1929 eingeweiht und ist bereits mit Bild vertreten. Es wird aber noch die 'Ernestinische Krankenanstalt' aufgeführt, das Walburga-Krankenhaus wurde erst 1936 eingeweiht. Außerdem wird die Synagoge in der Kampstraße erwähnt, die 1938 in der Pogromnacht zerstört wurde.

Die Broschüre ist in einem uns heute anmutenden recht schwülstigen Stil geschrieben, da muss sich wohl jemand als verkannter Poet besonders bemüht haben. Vermutlich hat er sich inspirieren lassen von Ferdinand Freiligraths und Levin Schückings "Das malerische und romantische Westphalen" von 1841. Hier der Auszug über Meschede:

"Das malerische und romantische Westphalen"

Von Ferdinand Freiligrath und Levin Schücking

Münster 1841,  S. 194 - 196

 

Die Chaussee führt durch das Ruhrthal, das Städtchen Eversberg zur Seite lassend, wo die schöne Ruine eines Schlosses der Grafen von Arnsberg uns mit ihrem runden Donjon und den hohen Fensternischen gern hinüberlocken möchte, nach dem Städtchen Meschede, einem der schönsten Punkte des Süderlandes, aber sich fast aller Beschreibung durch den Mangel des charakteristisch Hervorstechenden entziehend; was hilft’s zu sagen, das Thal hat angenehme Dimensionen, die Berge haben anmuthig wallende Formen, sind ausserordentlich schön bewaldet und reich an lieblichen Contrasten durch hochstämmiges und junges Laub- und Nadel-Holz — die Ruhr macht einen allerliebst coquetten Bogen, die daran wie eine schmucke Dirne vor dem plätschernden Brunnen-Kübel stehende kleine Stadt ist blanker und reinlicher als gewöhnlich; an dem Ruhrufer entlang läuft eine der ebensten und schönsten Chausseen Deutschlands?

Und doch sind dies die scheinbar geringen Mittel, durch welche eine der reizendsten Gegenden gebildet wird. Meschede ist ein Ort, in dem es schwer sein muss, traurig zu sein, so hell und freundlich und dem Auge wohlthuend tritt uns Alles entgegen; es ist der höchste Triumph des eigentlich Mittelmässigen, die Lorbeerkrone des im Grunde Unbedeutenden. Jedermann nennt diese Gegend eine paradiesische und mit Recht; dennoch lässt sich nichts daraus hervorheben, es gibt weder Felsen, noch Ruinen, noch bedeutende Bergformen; aber eine Klause gibt es, am Berge nächst der Chaussee, die mit ihrem Thürmchen oder Glockenstuhl an der Fichtenwand eine gar reizende Wacht hält, und ihr Glöckchen über die darunter liegende Stadt schallen lässt, wenn dem armen Bruder die Lebensmittel ausgegangen sind, wo sich dann alles beeilt, ihn wieder zu verproviantiren. Ein angenehmer Spaziergang führt an der Klause vorüber nach dem Gräflich Westphalschen Gute Laar, das inmitten seiner ausgedehnten Garten- und Parkanlagen, in der ohnedies schönen Lage am Ruhrufer eine neidenswerthe Besitzung bildet. Unter Andrem macht eine Reihe schwindelnd hoher lombardischer Pappeln hart unter dem Berghange und sich längs seiner Fichtenwand abschattirend, einen pittoresken, fast grandiosen Effekt. Bald auf dem rechten, bald auf dem linken Ufer laufend, zieht von hier die Chaussee über unzählige Brücken sich durch das immer malerische Thal, über frische Auen, an bekränzten Höhen vorbei…..



 

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