Mexiko 27 |
Palenque war eine bedeutende Stadt der
Maya. Sie liegt im heutigen mexikanischen Bundesstaat Chiapas und gehört seit
1987 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Neben den Ruinen liegt die Siedlung Palenque,
die der alten Stadt ihren heutigen Namen verliehen hat; der historische Name
lautete vermutlich B'aakal. Das in der Nähe der Grabungsstätte wohnende Volk der
Lacandonen wird als direkter Nachkomme der ehemaligen Bewohner des alten
Palenque betrachtet.
Das Gebiet von Palenque befindet sich im mexikanischen Bundesstaat Chiapas
oberhalb des Rio Usumacinta. Die Stadt liegt auf einer Terrasse an den Hügeln
des weiter im Süden gelegenen Hochlands von Chiapas und erstreckt sich rund zwei
Kilometer in Ost-West-Richtung. Zahlreiche kleine Bäche fließen durch die
archäologische Zone von Palenque. Die Ruinen, für die oft künstliche
Terrassierungen angelegt wurden, schmiegen sich an die grünen Hügel des
Hochlands an, die in die Architektur der Stadt integriert wurden. Bisher wurden
erst ca. 5 Prozent der Bauten freigelegt. Der Rest ist noch vom Dschungel
überwachsen.
Aufbau
der Stadt
Zentrum der Stadt bilden der Tempel der Inschriften, der vermutlich das
bekannteste Gebäude Palenques ist, und der ihm gegenüberliegende Palast. Neben
dem Gebäudekomplex der benachbart liegenden sogenannten Kreuzgruppe gruppieren
sich um das Zentrum noch viele weitere alleinstehende Bauten, die auf
Sockelplattformen errichtet wurden. Nahezu alle Gebäude wurden mit feinen und
detailreichen Stuckreliefs verziert, sowohl im Inneren als auch aus den
Außenwänden. Ebenso typisch für Palenque ist das häufige Auftreten von Nischen
sowie die Dachkämme vieler Bauten. Unter anderem deshalb gilt die Architektur
der Ruinen von Palenque oft als besonders elegant und anmutig.
Der Palast
Auf einer Fläche von 100 mal 80 Metern erhebt sich der größte architektonische
Komplex von ganz Palenque: der Palast. Er besteht aus Gebäuden mit einer
rechteckigen Basis, die auf künstlichen Plattformen mit zahlreichen Türen gebaut
sind. Der Palast wurde vermutlich in mehreren Phasen mit einer Bauzeit von
insgesamt rund 120 Jahren errichtet. Aus dem Inneren des Komplexes ragt ein
vierstöckiger Turm, der möglicherweise als Observatorium oder als Wachturm
genutzt wurde. Der Palast besitzt mehrere Innenhöfe, die als Lichtquelle für die
umliegenden Räume dienten.
Im Palast wurden drei bearbeitete Tafeln gefunden. Auf ihnen sind Szenen der
Thronbesteigung der drei Könige K'inich Janaab Pakal I., K'inich K'an Joy Chitam
II. und K'inich Ahkal Mo' Naab III.' dargestellt. Diese Szenen unterscheiden
sich in den Details, stimmen aber in ihren Wesentlichkeiten völlig überein. Auf
den Tafeln gedenkt der König immer seinem Machtanstieg, während er sich mit
seinen Ahnen aufhält. Diese überreichen ihm symbolische Gegenstände, die die
Macht verkörpern und mit der Zeremonie verbunden sind. Viele Pfeiler der
Galerien sind außerdem mit Darstellungen von Maya in herrschaftlicher Haltung
verziert.
Tempel der
Inschriften
Dem Palast gegenüber befindet sich der „Tempel der Inschriften“. Die
Stufenpyramide ist etwa zwanzig Meter hoch und besitzt auf ihrer Dachplattform
einen kleinen Tempel. Sie wurde 690 n.Chr. unter der Herrschaft von K'inich Kan
Balam II. vollendet und beherbergt die Grabkammer von dessen Vater Pakal. Der
mexikanische Archäologe Alberto Ruz Lhuillier entdeckte auf der Dachplattform
1949 einen Eingang, hinter dem sich ein verschütteter Gang verbarg. Nach drei
Jahren war der Gang ebenso wie die Grabkammer, zu der er führte, komplett
freigelegt. Dieser Gang ist heute frei zugänglich.
Die Grabkammer hat eine Grundfläche von vier mal zehn Metern und ist rund sieben
Meter hoch. Neben dem Sarkophag des Pakal befanden sich zum Zeitpunkt der
Entdeckung außerdem noch die Skelette mehrerer Jugendlicher sowie einige
Tongefäße und zwei Stuckköpfe. Ein Nachbau der Krypta und die im Grab gefundenen
Gegenstände (u.a. die Jademaske des Pakal) sind im Nationalmuseum für
Anthropologie in Mexiko-Stadt ausgestellt.
1994 wurde in einem kleinen Tempel neben der Pyramide eine zweite Kammer
entdeckt, die ebenfalls einen Sarkophag beinhaltete. Anders als in der von Ruz
entdeckten Gruft sind hier allerdings keine Hieroglyphen entdeckt worden, die
über die hier begrabene Person Aufschluss geben könnten.
Die Kreuzgruppe
Südöstlich des Palastes liegen drei Tempel, die einen offenen Platz begrenzen
und zusammen als Kreuzgruppe bezeichnet werden. Die Gruppe wurde vermutlich
Mitte des 7. Jahrhunderts nach Christus erbaut und wird beherrscht vom
„Kreuztempel“, dessen Name wie der der ganzen Gruppe von einem Relief im Inneren
des Heiligtums auf seiner Spitze herrührt, das einen kreuzförmigen Weltenbaum
darstellt.
Alle drei Bauten, der „Sonnentempel“, der „Tempel des Blätterkreuzes“ und der
„Kreuztempel“, sind nach dem selben Schema aufgebaut. Sie besitzen in ihrem
Inneren einen überwölbten Raum, an dessen Rückwand sich ein dreiteiliges Relief
befindet. Die Reliefs sind für die Archäologen vor allem aufgrund ihrer sehr
langen, in Maya-Hieroglyphen verfassten Texte und ihrer vielen Kalenderdaten
interessant. Neben den Heiligtümern haben die Tempel auch gemeinsam, dass sie
alle ein Steildach mit Kamm besitzen und darüber hinaus auf einer
Stufenplattform stehen, die an ihrer Vorderseite eine Treppe aufweist. Aufgrund
ihrer Gemeinsamkeiten wird vermutet, dass die drei Tempel alle dem gleichen
Zweck dienten [2], nämlich der Verehrung der drei Lokalgottheiten, auf welche
die Herrscher der Stadt ihre Abstammung zurückführten.
Geschichte
Aufstieg und Fall der Stadt Palenque
Die Herrscherlinie von Palenque stammte der Legende nach von drei
lokalen Göttern ab. Der erste Vertreter der Dynastie, der einer Inschrift
zufolge bereits 993 vor Christus geboren worden sein soll, leitete seine
Herkunft von einer Göttin ab, die von den Archäologen aufgrund des Aussehens der
Hieroglyphe, die sie symbolisiert, nur Biest genannt wird. Aufgrund des frühen
Geburtsdatums jenes Herrschers wird angenommen, dass er ein Vorfahre war, dessen
Geburt weit in die Vergangenheit verlegt wurde. Möglicherweise ist seine
Existenz jedoch rein fiktiv.
Die
ersten Spuren der Besiedelung lassen sich im vierten Jahrhundert nach Christus
nachweisen, also zu einer Zeit, in der der Aufstieg vieler wichtige Zentren der
Klassik im südlichen Tiefland begann. Wie in den anderen Städten der Maya in der
Klassik hatte man auch hier als Regierungsform die Königsherrschaft eingeführt.
In den nächsten beiden Jahrhunderten entwickelte sich Palenque zu einer lokalen
Großmacht und erhielt großen Einfluss auf einige Nachbarstädte. Palenque war in
den ab etwa 550 beginnenden Kriegen der beiden Städte Tikal und Calakmul ein
enger Verbündeter Tikals. Das über 200 Kilometer entfernte Calakmul war im Jahre
599, nach einer längerfristigen Ausschaltung Tikals, sogar in der Lage, bei
einem Überfall auf Palenque fast die ganze Stadt zu zerstören. 612 erfolgte ein
weiterer Überfall, bei der nahezu die ganze politische Oberschicht der Stadt
getötet wurde.
Mit der Thronbesteigung von K'inich Janaab Pakal 615 begann jedoch die Blütezeit
von Palenque. Er hatte im Alter von 12 Jahren die Herrschaft von seiner Mutter
übernommen, die regiert hatte, da infolge des Überfalls kein männlicher
Thronfolger im richtigen Alter mehr am Leben war. Mit seiner Inthronisation, die
auf der Rückseite des Throns im Palast verewigt ist, begann eine rege
Bautätigkeit. In Pakals Regierungszeit entstanden Teile des Palastes sowie der
kleine Templo Olvidado (dt. etwa „der verschollene Tempel“) außerhalb des
Stadtzentrums. Als sich 683, im Alter von 80 Jahren, sein Tod abzeichnete,
begann man mit der Errichtung des Tempels der Inschriften, der möglicherweise
noch von Pakal selbst entworfen worden war. Unter seinem Sohn K'inich Kan Balam
II. konzentrierte sich die Bautätigkeit vor allem auf die Kreuzgruppe und hier
besonders auf den Kreuztempel, der 692 gebaut wurde.
702 wurde der jüngere Bruder von K'inich Kan Balam II., K'inich K'an Joy Chitam
II. König. Er wurde 711 nach nur knapp neun Jahren Regierungszeit bei einem
Überfall der Stadt Toniná gefangengenommen und verschleppt. Die Sieger
installierten einen Statthalter names Xok und sorgten dafür, dass Palenque
keinen neuen Herrscher wählen konnte, indem sie den gefangenen Herrscher am
Leben ließen. Zwar wurde nach dem Tod des alten Königs im Jahre 721 ein Mann aus
einer Nebenlinie der Dynastie König, doch hatte der Niedergang Palenques bereits
begonnen. Fünfzig Jahre später verlor Palenque die Kontrolle über die Stadt
Pomona. Die letzte kalendarische Inschrift ist für das Jahr 799 auf einer
Tonscherbe verzeichnet und berichtet von der Thronbesteigung von Wak Kimi Janaab
Pakal. Da es danach keine Anzeichen einer weiteren Besiedelung gibt, scheint die
Stadt Palenque eines der ersten großen Zentren der klassischen Periode gewesen
zu sein, das dem allgemeinen Kollaps der Maya im südlichen Tiefland zum Opfer
fiel. Die Gründe für diesen Kollaps sind in der Forschung immer noch umstritten.
Erforschung
Palenque gehört zu den am frühesten erforschten Städten der Maya.
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts fanden die Einwohner des kleinen Dorfes Santo
Domingo de Palenque am Rio Usumacinta die Ruinenstätte und berichteten den
kolonialen Behörden von ihrer Entdeckung. Die verlassene Stadt, von den
Einheimischen als Otolum („Ort der Steine“) bezeichnet, weckte großes Interesse
bei der spanischen Königsfamilie, die umgehend eine Expedition unter der Leitung
des Ingenieurs Antonio del Río sowie des Malers Ricardo Almendaríz in das Gebiet
schickte. Die Gruppe fertigte Zeichnungen und Berichte an und barg einige
Gegenstände, wobei man sich jedoch recht brachialer Methoden bediente, um
beispielsweise durch Schutt versperrte Eingänge freizulegen. Die Aufzeichnungen
der Expedition wurden nie veröffentlicht, doch erschien in London im Jahre 1822
die Übersetzung einer Kopie des Berichtes mit dem Titel Description of the Ruins
of an Ancient City (zu deutsch: „Beschreibung der Ruinen einer alten Stadt“).
Die Übersetzung zog weitere Forscher nach Palenque. Zwar hatte es 1807 noch eine
durch den spanischen König initiierte Forschungsexpedition gegeben, doch erst in
den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts wurden mehrere Forscher auf die
Ruinenstätte aufmerksam. Zu den bekanntesten zählt Jean Frédéric Waldeck, der
1832-33 sowie 1834-36 in Palenque lebte und Kupferstiche und Zeichnungen der
Ruinen anfertigte. Er sah Chaldäer, Phönizier und andere Völker der alten Welt
als Urahnen der Maya an, was seine Werke zu Phantasieansichten werden ließ, da
er nicht vorhandene Dinge darin einbaute, wie etwa Elefanten oder antike
Statuen. Andere Forscher dieser Zeit waren der damalige US-amerikanische
Botschafter in der Zentralamerikanischen Konföderation, John Lloyd Stephens, und
der Zeichner Frederick Catherwood. Die beiden bereisten zwischen 1839 und 1841
die Halbinsel Yucatán und gelangten dabei auch nach Palenque. Sie beschrieben
die Überreste der Stadt um einiges detailgetreuer als die Forscher vor ihnen und
vermittelten damit ein recht genaues Bild der Ruinenstätte.
Die ersten Ausgrabungen im modernen Sinne fanden ab 1940 statt. Die zahlreichen
Inschriften waren bei der Entzifferung der Maya-Hieroglyphen eine große Hilfe,
insbesondere nach der Entdeckung der Grabkammer von König K'inich Janaab Pakal
in jenem Gebäude, das heute den Namen „Tempel der Inschriften“ trägt. Die
Ausgrabungen dauern noch immer an, doch wurde die Stadt mittlerweile auch für
Touristen geöffnet.
Quelle und
weitere Informationen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Palenque