"Burma - Goldenes
Land" - "Mystisches Burma" - "Myanmar - Land der Pagoden"
so wird
Burma/Myanmar heute beworben. Ich habe Burma (ich werde diesen Namen
verwenden, da 'Myanmar' nur den Wenigsten bekannt ist; s. Einleitung) 1995
bereist. In diesem Jahr begann das Land sich mehr für Touristen zu öffnen, man
bekam immerhin ein Visum für 4 Wochen, Privatwirtschaft wurde zaghaft geduldet,
und bisher verbotene Gebiete konnten besucht werden.
Darf man überhaupt nach
Burma reisen? Diese Frage stellte sich mir auch schon 1995.
In Myanmar, wie das Land seit 1989
offiziell heißt, wurden und werden von der Militärdiktatur
Menschenrechte missachtet. Zwangsarbeit, Zwangsumsiedlungen und Vertreibung,
Kindersoldaten, Verhinderung der freien Meinungsäußerung u.a. sind an der
Tagesordnung. Viele Touristen werden davon kaum etwas mitbekommen, aber wenn
man sich aufmerksam umschaut und Kontakt zu den Menschen bekommt, erfährt
man doch einiges. (s. Links zu Menschenrechten/ Tourismusboykott)
Ich hatte im Jahr vorher in Thailand mit Studenten aus Burma über diese
Problematik gesprochen. Sie gehörten zum Volk der Karen, einer von der
Militärdiktatur unterdrückten und verfolgten Minderheit und lebten als
Flüchtlinge in Thailand. Sie bestärkten mich eigentlich darin, Burma zu besuchen
und aufmerksam zu beobachten. Dazu werde ich weiter unten einige Beispiele
berichten.
1995 bekam man ein Visum am einfachsten, wenn man eine organisierte Tour buchte.
Außerdem sparte man die 200,- US-$ Mindestumtausch, die damals vorgeschrieben
waren. So reiste ich im August zunächst mit einer kleinen Gruppe (5 Personen)
eine Woche durchs Land. Ich hatte mir allerdings das Visum für die
längstmögliche Zeit von 28 Tagen ausstellen lassen. Das war erst seit diesem
Jahr möglich, nachdem jahrelang nur 2-Wochen-Visa ausgestellt wurden. Unterwegs
besprach ich bereits mit unseren lokalen Guides meine weiteren Touren, etwa nach
dem Motto: In 10 Tagen komme ich wieder hierhin, dann möchte ich mit einem Guide
und Auto da oder dorthin und das oder das sehen. Das klappte dann auch prima. So
konnte ich von Mandalay aus Myitkyina und die Kachin- und Lisu-Dörfer der
Umgebung besuchen, die in meinem Reiseführer noch als 'verbotene Orte'
aufgeführt wurden.
Dass man als Tourist doch einiges von der Situation im Lande mitbekam, sollen
einige Beispiele aufzeigen:
Der Hausarrest der Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi war im Juli
aufgehoben worden. Der Name durfte nie laut genannt werden. Sie hieß überall
'Our Special Lady'.
In Bagan (Pagan) sitze ich mit meinem Guide in einem Restaurant. Wir
unterhalten uns über alles mögliche. Plötzlich deutet er auf einige Männer an
einem etwas entfernteren Tisch und flüstert mir zu: "Wir müssen jetzt
aufpassen, was wir sagen. Die da sind von der Geheimpolizei."
Ebenfalls in Bagan: Ein höheres Regierungsmitglied hatte sich angesagt.
Bereits Tage vorher wurden Zäune und Häuser getüncht. Am Tag selbst sah ich
die Menschen eines Dorfes auf der Straße hocken, dabei Soldaten mit Gewehren.
Es hatte in der Nacht geregnet, es gab einige Pfützen, und die Leute mussten
mit ihren Händen oder mit Tellern das Wasser aus den Pfützen schaufeln, damit
der Herr Minister mit seinem Autokonvoi nicht durch Pfützen fahren musste!
Eisenbahn von Myitkyina nach Mandalay: Die Fahrkarten waren mit meiner
Passnummer versehen, mehrmals wurde ich kontrolliert. An einer Station stiegen
einige Offiziere zu. Mit herrischen Worten vertrieben sie einige Leute von
ihren Plätzen, um sich dann selbst dorthin zu setzen.
Arbeiter an der gleichen Bahnlinie: Die meisten von ihnen trugen Fußeisen und
wurden von Soldaten bewacht. Ich traute mich nicht zu fotografieren, da direkt
neben mir zwei Offiziere saßen.
Burma ist ein sehr schönes Land und hat liebenswerte Menschen. Der Buddhismus
ist die prägende Kraft, überall sieht man Pagoden, Klöster und Tempel. So habe
ich Stunden an der Shwedagon-Pagode in Yangon verbracht und die Menschen
beobachtet. Dazu ist der Geisterglaube sehr stark verbreitet. Die Geister, Nats
genannt, spielen im Leben eines Burmesen eine große Rolle.
Auch die militärischen Machthaber lassen sich vom Aberglauben leiten: Bis 1979
war in Burma Linksverkehr üblich (Relikt der britischen Kolonialzeit). Es wird
erzählt, dass ein Astrologe dem damaligen Staatspräsidenten Ne Win vorausgesagt
habe, er werde bei einem Autounfall auf der linken Straßenseite sterben. Von
einem Tag auf den anderen ließ Ne Win den Rechtsverkehr einführen.
Ein weiteres Beispiel ist die Währung
Kyat. Die
ungewöhnlichen Werte von 90 und 45 Kyat wurden 1987 nach der
Über-Nacht-Entwertung der ebenfalls ungewöhnlichen Notenwerte zu 75, 35 und 25
Kyat neu herausgegeben. 90 und 45, beides Zahlen, die durch 9 teilbar sind und
damit in der Quersumme ebenfalls 9 ergeben - diese Stückelungen waren das
Ergebnis des Aberglaubens des damaligen Machthabers General Ne Win, dessen
persönliche Glückszahl die '9' war.
Reiseverlauf:
Meine (organisierte) Reise begann in der
damaligen Hauptstadt Rangoon (Yangon), führte über die alte Königstadt Bagan
nach Mandalay, zum Inle-See und zurück nach Yangon.
Von Yangon startete ich dann auf eigene
Faust: Flug nach Mandalay, Flug nach Myitkyina, zurück mit dem Zug nach
Mandalay, mit dem Schiff auf dem Irawadi (Irrawaddy) nach Bagan, zurück nach
Yangon über Prome mit dem Auto; von Yangon mit dem Auto nach Bago (Pegu) und
Syriam.
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Sie diese Reise virtuell nachvollziehen.