Bericht über die Exhumierung von Ausländern in der Umgebung von Meschede

vom 28.3.1947, 2.2.0.1 / 82416675-82416678, ITS Digital Archive, Bad Arolsen

 

Abschrift von
Nadja Thelen-Khoder

 

> A b s c h r i f t
[handschriftlich eingefügt: „AL-5-4019“; eigene Anmerkung]

 

 

Staatliches Gesundheitsamt

            Meschede

             Az.: Y II

Meschede, den 28.3.1947

 

 

Betrifft: Vorläufiger Bericht über die Exhumierung von Ausländern in der Umgebung von Meschede.

Im Auftrage der Militärregierung wurden von der Stadt Meschede am 28.3.1947 29 Leichen von Ausländern exhumiert, bei denen die Ermittlung der Todesursache vorzunehmen war. Die Leichen befanden sich etwa 3 km nördlich von Meschede in dem sogenannten Krahwinkel der Eversberger Kuhweide, etwa 200 m östlich der Reichsstrasse 55 Meschede-Warstein. Die Leichen befanden sich im Lehmboden mit hohem Grundwasserstand etwa 50 –80 cm unter der Erdoberfläche. Infolge des feuchten Bodenmaterials war die Fäulnis bereits weitgehend fortgeschritten, die einzelnen Glieder hatten sich teilweise in den Gelenken gelöst, in einzelnen Fällen war der Kopf infolge Fäulnis vom Rumpfe getrennt.

Fast bei allen Leichen waren Gewalteinwirkungen an den Schädelknochen (Schußverletzungen oder stumpfe Gewalt) nachweisbar. Infolge der in der Schädelwand oft deutlich erkennbaren trichterförmigen Erweiterung in der Schußrichtung liess sich dieselbe in vielen Fällen leicht ermitteln. Auch waren die Einschüsse am Schädel (es handelte sich fast ausnahmslos um Schädelschüsse) an den kleinen rundlichen Lochbrüchen und die Ausschüsse im allgemeinen an ihrem größeren Umfang sowie der weiteren Sprengwirkung in der Umgebung zu erkennen. In einigen Fällen waren deutliche Ringelschüsse nachweisbar, wo das Geschoß durch den Knochen abgelenkt wird, sodass die Verbindungslinie zwischen Ein- und Ausschuss nicht den Schußkanal darstellt.

Der Größe der Einschüsse entsprechend, kann es sich um ein Kaliber von 7.65 mm gehandelt haben. Wahrscheinlich handelt es sich z.T. auch um Gewehrschüsse aus nächster Entfernung, zumal schwere Zerstörungen des Schädels infolge der explosionsartigen Wirkung zu erkennen waren. Das Schädeldach war in vielen Fällen völlig abgerissen, das Gehirn teilweise entfernt.

Die öfters erhebliche Sprengwirkung innerhalb des Gesichtsschädels läßt auf Mundschüsse schließen. Wiederholt waren nur Schädel-Steckschüsse und keine Durchschüsse nachzuweisen. In zahlreichen Fällen waren deutliche Einwirkungen grober, stumpfer Gewalt
am Schädeldach nachweisbar.

Die Bekleidung aller Leichen war verhältnismäßig einheitlich, fast alle trugen einen sogenannten Monteuranzug. Es wurden nur männliche Leichen festgestellt, was bei fortgeschrittener Fäulnis an dem Bau des Beckens, der Knochenform sowie der Behaarung zu
erkennen war.

Dem Alter nach handelt es sich z. T. um Jugendliche unter 2o Jahren, denn in zahlreichen Fällen waren die Weisheitszähne noch nicht vorhanden oder eben erst im Kommen.

Es folgt eine Aufstellung der ermittelten Todesursachen bei den exhumierten Leichen:

1) Durchschuss vom rechten zum linken Schläfenbein, Einschußöffnung etwa 7.65 mm entsprechend. Splitterbrüche in beiden Schläfenbeinen. Schläfenbeinknochenteile hoben sich z.T. schalenförmig ab.

2) Einschuß linke Schläfe, Ausschuß rechte Schläfe. Untere Gesichtshälfte abgetrennt. Ausgedehnte Bruchlinien im Bereich der Schädelbasis.

3) Wahrscheinlicher Durchschuß an der linken Kopfseite. Teile des Schläfenbeins, Stirnbeins, Scheitelbeins und Hinterhauptbeins sind weitgehend zertrümmert.

4) Schußbruch im Bereich des Stirn-, Joch- und Nasenbeins und Oberkiefers mit teilweiser Zertrümmerung dieser Knochen. Weitere Bruchlinien im Stirn- und Scheitelbein links.

5) Zwei Lochbrüche (Schußbrüche) im Bereich des rechten Schläfenbeins mit ausgedehnter Splitterung in der Umgebung.

6) Zahlreiche Bruchlinien im Bereich des rechten Stirn- und Schläfenbeins, wahrscheinlich durch stumpfe Gewalt. Gewehrkolben?

7) Zahlreiche Bruchlinien im Bereich des rechten Stirn- und Schläfenbeins, Lochbruch im Bereich des rechten Schläfenbeins.

8) Durchschuß Hinterhauptsbein – Stirnbein, weitere Frakturlinien im Bereich des rechten Stirn- und Schläfenbeins.

9) Kleine rundliche Einschußöffnung im Hinterhauptbein mit radiären Bruchlinien, größere Ausschußöffnung im Stirnbein.

10) Einschuß linkes Scheitelbein, ausgedehnte Bruchlinien um den ganzen Schädel, stärkste Splitterung im Bereich des rechten Stirnbeins. Ausschuß hier zu vermuten. Abhebung von Knochenteilen.

11) Ausschuß im rechten Scheitelbein, an der trichterförmigen Erweiterung deutlich erkennbar. Das Scheitelbein ist teilweise abgehoben. Einschußöffnung nicht erkennbar, evtl. in den Weichteilen des Halses.

12) Zertrümmerung des rechten Schläfenbeins wahrscheinlich durch stumpfe Gewalt.

13) Weitgehende Zertrümmerung von Stirnbein, Scheitelbein und teilweise der Schläfenbeine. Stumpfe Gewalt?

14) Lochbruch an der Grenze von Stirn- und Schläfenbein links mit mehreren radiären Frakturen, weitere Bruchlinien im Hinterhauptsbein.

15) Schädel in mehrere Teile zerspalten, mehrere Schußbrüche erkennbar. Todesursache wahrscheinlich Schußbrüche mit nachfolgender grober Gewalt.

16) Hinterhauptschuß mit wahrscheinlich nachfolgender stumpfer Gewaltanwendung. Zahlreiche Bruchlinien um den ganzen Schädel. Im Oberhemd rötliche Verfärbungen infolge Blutungen, stärkere Blutanhäufung in der Zwischenrippenmuskulatur rechts.

17) Ausgedehnter Lochbruch im rechten Schädelbein, Schußfraktur.

18) Einschuß im Hinterhauptsbein, Ausschuß im linken Schläfenbein mit weitgehender Zertrümmerung desselben sowie Bruchlinien im Stirnbein.

19) Kleine rundliche Einschußöffnung im Hinterhauptsbein, große dreieckförmige Ausschußöffnung im oberen Stirnbein.

20) Einschußöffnung im Hinterhauptsbein, Ausschuß wahrscheinlich im Bereich der rechten Augenhöhle mit Zertrümmerung des Jochbeins.

21) Einschußöffnung im Hinterhauptsbein, Zertrümmerung des Joch- und Nasenbeins und der rechten Gesichtshälfte.

22) Völlige Zertrümmerung der Schädelkapsel, wahrscheinlich Schußverletzung und stumpfe Gewalt.

23) Weitgehende Zertrümmerung des Gesichtsschädels.

24) Ausgedehnte Frakturlinien in sämtlichen Schädelknochen, Schädel in mehrere Teile zerspalten. Einwirkung wahrscheinlich durch stumpfe Gewalt.

25) Einschußöffnung im Hinterhauptsbein, Ausschußöffnung mit umgebenden Splitterbrüchen im Stirnbein.

26) Einschußöffnung im Hinterhauptsbein, Ausschußöffnung im linken Schädelbein.

27) Unterkiefer fehlt, Frakturlinien nicht erkennbar.

28) Einschuß rechtes Hinterhauptsbein, Ausschuß mit weitgehender Zersplitterung in der rechten Gesichtshälfte.

29) Völlige Zertrümmerung der Schädelkapsel, Schussverletzung, stumpfe Gewalt?

Es ist beabsichtigt, die Exhumierungen am 29.3.1947 fortzusetzen.

Der Amtsarzt:
gez. Dr. Petrasch
Med.-Rat


 

A b s c h r i f t
[handschriftlich eingefügt: „AL-5-4019“; eigene Anmerkung]

 

Staatliches Gesundheitsamt

            Meschede

            Az.: Y II 1

Meschede, den 29.3.1947

 

 

Betrifft: Exhumierung von Leichen in der Umgebung Meschedes. (Fortsetzung des Berichtes vom 28.3.1947.)

 

30) Durchschuss vom linken zum rechten Schläfenbein, Umgebungssplitterungen bei Ein- und Ausschußöffnungen.

31) Zertrümmerung des linken Oberkiefers, des Joch- und Nasenbeins.

32) Weitgehende Zertrümmerung der linken Schädelhälfte mit Abhebung von Hinterhauptsbein, Scheitelbein und einem Teil des Schläfenbeins.

33) Größere Einschußöffnung im linken Schläfenbein mit radiären Bruchlinien mit vereinzelten Bruchlinien im entgegengesetzten Schläfenbein.

34) Einschußöffnung im Hinterhauptsbein, Ausschußöffnung mit weitgehender Zertrümmerung des rechten Schläfenbeins.

35) Zertrümmerung etwa 3/4 der Schädelkapsel.

36) Völlige Zertrümmerung der Schädelkapsel.

37) Gesichtsschädel weitgehend zertrümmert. Ausschußöffnung im Stirnbein. Es fehlen Teile des Hinterhauptsbein, des rechten sowie des linken Schläfenbeins. Wahrscheinlich Schuß durch Hinterhauptbein.

38) Einschußöffnung im linken vorderen Schläfenbein, wahrscheinlich Steckschuß.

39) Mehrfache Bruchlinien im rechten Schläfenbein.

40) Durchschuss Hinterhauptsbein – Stirnbein, Abhebung der oberen Schädeldecke.

41) Einschußöffnung im rechten Schläfenbein mit ausgedehnter Splitterung im Schläfen-, Hinterhaupts- und Stirnbein.

42) Schädelkapsel völlig zertrümmert.

43) Völlige Zertrümmerung des Stirn- und Gesichtsschädels.

44) Mehrere über den Schädel zerstreute Schussöffnungen, Zertrümmerung des größten Teils der Schädelkapsel.

45) Schädelkapsel weitgehend zertrümmert.

46) Einschußöffnung im Hinterhauptsbein, Ausschussöffnung im linken Scheitelbein mit umgebenden Bruchlinien.

47) Ausschußöffnung im Stirnbein, weitgehende Zertrümmerung der Hirnbasis.

48)

49) Leichen weitgehend verwest und verfault, Auflösung in Einzelteile, Schädelkapsel völlig zerfallen.

50) Einschußöffnung im rechten Scheitelbein, Ausschußöffnung im Stirnbein, ausgedehnte Bruchlinien im Stirn- und Scheitelbein.

51)

52) Leichen weitgehend verfault und verwest, in Einzelteile aufgelöst.

53) Einschußöffnung im Hinterhauptsbein, Ausschußöffnung im Stirnbein, Splitterbrüche in beiden Schläfenbeinen.

54) Leiche weitgehend in Einzelteile aufgelöst, völlig verfault.

55) Völlige Zertrümmerung des Hirn- und Gesichtsschädels.

56) Lochbruch im rechten Stirnbein.

57) Einschussöffnungen im Hinterhauptsbein, Ausschußöffnung im linken Stirn- und Schläfenbeins.

58) Zertrümmerung des Gesichtsschädels, des Joch- und Stirnbeins und des Oberkiefers.

59) Schläfenbeine beiderseits eingedrückt, Bruchlinien im Stirnbein, wahrscheinlich stumpfe Gewalteinwirkung.

60) Weitgehende Zertrümmerung des Gesichts- und Hirnschädels.

61) Größerer Lochbruch im linken Schläfenbein mit ausgedehnten radiär angeordneten Bruchlinien an der linken Schädelseite.

62) Zertrümmerung des linken Schläfenbeins, vereinzelte Bruchlinien im Hinterhauptsbein.

63) Brüche im Bereich des rechten Gesichtsschädels.

64) Weitgehende Zertrümmerung des gesichts- und Hirnschädels.

65) Gesichtsschädel völlig zertrümmert.

66) Zertrümmerung des Gesichtsschädels und eines Teils des Hirnschädels.

67) Größerer Lochbruch im Hinterhauptsbein, zahlreiche weitere Umgebungsbruchlinien.

68) Leiche weitgehend verfault und aufgegliedert. Schädel nicht auffindbar.

69) Zertrümmerung der Schädelbasis. Ausschußöffnung im rechten vorderen Schläfenbein.

70) Leiche weitgehend verfault und in einzelne Bestandteile aufgelöst. Schädel nicht auffindbar.

71) Einschußöffnung im Hinterhauptsbein, Ausschuss im rechten Schläfenbein. Stärkere Schädelzertrümmerung.

72) Mehrfache zerstreute Schußbrüche mit teilweiser Zertrümmerung der Schädelkapsel.

73) Völlige Zertrümmerung des linken Schläfenbeins, ausgedehnte Frakturlinien rings um den Schädel.

74) Schädel nicht auffindbar.

75) Unterkiefer fehlt.

76) Schädel nicht auffindbar.

77) Einschußöffnung im Hinterhauptsbein.

78) Weitgehende Zertrümmerung des linken Hirn- und Gesichtsschädels, wahrscheinlich durch Tangentailschuss.

79) Mehrfache Schußbrüche in der weitgehend zertrümmerten Schädelkapsel.

80) Mehrfache Schußbrüche in der weitgehend zertrümmerten Schädelkapsel.

 

Zusammenfassend ergibt sich folgendes:
I)   8o Leichen wurden insgesamt ausgegraben. Die Umgebung wurde eingehend untersucht, sodass mit größter Wahrscheinlichkeit alle sich an dortiger Stelle befindlichen Leichen erfaßt wurden.

II) Soweit nachweisbar sind nach dem Ergebnis der Untersuchungen als Todesursache
anzunehmen:
   a) Schädelschüsse,
   b) stumpfe Gewalt,
   c) Schußverletzung und Einwirkung stumpfer Gewalt.

III) Die Dauer des Aufenthaltes der Leichen in der Erde wird nach dem Grad der Fäulnis und Verwesung unter Berücksichtigung der Bodenverhältnisse auf ca 2 Jahre geschätzt.

IV) Die bei den Leichenaufgefundenen Papiere wurden gesammelt und dem zuständigen britischen Offizier zur Verfügung gestellt. Nach der oberflächlichen Überprüfung dieser Unterlagen handelt es sich vorwiegend um Ostarbeiter (Ukrainer und Polen). An einzelnen Bekleidungsstücken waren die Bezeichnungen “Ost“ bezw. “P“ noch
erkennbar.

V) Die Leichen wurden eingesargt und auf einen anderweitigen Friedhof umgebettet.

 

Beglaubigt:
Gez. Schlosshauer.

Der Amtsarzt:
Gez. Dr. Petrasch.
Med.-Rat.


 

A b s c h r i f t
[handschriftlich eingefügt: „AL-5-4019“; eigene Anmerkung]

 

Der Amtsdirektor
Fi/Kl.-

Meschede, den 31.3.1947

 

Betrifft: Massengrab auf der Eversberger Flur bei Meschede

Die Stadtverwaltung Meschedes wurde am 26.3.1947 durch die Kreisverwaltung ersucht, Vorkehrungen zur Öffnung eines Massengrabes am Stimmstamm zu treffen. Da die Grabstelle in der benachbarten Eversberger Gemeindeflur lag, wurden in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Eversberg und der Amtsverwaltung Bestwig Vorbereitungen für die auf dem 28.3.1947 vormittags 9.3o Uhr angesetzte Aktion getroffen.

Die Ausgrabung begann am 28.3.1947 an Ort und Stelle. Die Grabstelle lag auf einem Wiesengrundstück (bekannt als Eversberger Kuhwiese, Flurname Krahwinkel) etwa 150 m östlich der Reichsstrasse Nr. 55 zum Stimmstamm in Höhe des Kilometersteines[handschriftlich eingefügt: „127,2“ oder „1272“; eigene Anmerkung] in einer Entfernung von 10-15 Metern von dem in südöstlicher Richtung fließenden Bachlauf der kleinen Steinmecke.

Zu der Ausgrabung hatten sich eingefunden:
Capt. C. Grahah, Field-Investigation, Section war Crimes, Group (N.W.E.) Formely N.C.J.U. HQBAOR als Beauftragter des britischen Sonderdienstes Oeynhausen, der Amtsarzt Medizinalrat Dr. Petrasch in Meschede, Bürgermeister Dick in Meschede, Stadtdirektor Filthaut in Meschede, Arbeiter der Stadt Meschede und der Gemeinde Eversberg, von 13,30 Uhr ab Amtsinspektor Emde.

Schon kurz nach Beginn der Ausgrabungsarbeiten wurden etwa 50-60 cm unter der Erdoberfläche menschliche Körper erkennbar. Es bestätigte sich dann im weiteren Verlauf der Ausgrabung, dass hier ein Massengrab angelegt worden war. In der Grasnarbe, mit der die Oberfläche der Grabstelle wieder überzogen war, zeichneten sich bei genauer Beobachtung die Konturen des Grabrandes ab.

Gegen 13,00 Uhr konnten die ersten Leichen aus dem Grab gehoben werden. Die Körper waren stellenweise in zwei und drei Schichten übereinander gelagert. Die schon stark verwesten Leichen wurden von kombinierten Monteuranzügen, mit denen die Körper durchweg bekleidet waren, zusammengehalten. In den Kleidern einiger Leichen wurden Brieftaschen mit Schriftstücken und Papiergeld, kleine Kämme, Taschenspiegel, Rasierapparate, Rasierklingen, Kartenspiele, Taschenmesser, verschiedenes Hartgeld und ähnliche kleine Gegenstände vorgefunden. Die Leichen lagen in sumpfigem Boden, in dem Grundwasser stand.

Alle Leichen wurden von Herrn Medizinalrat Dr. Petrasch eingehend untersucht. Über den Befund ist von Herrn Dr. Petrasch ein besonderer Bericht gefertigt. Auf Anordnung des Oberstleutnants Hoar als Gruppenkommandant der Militärregierung wurden gegen Mittag der Landrat, der Oberkreisdirektor, die Mitglieder des Kreistages, die Stadtvertreter von Meschede, der Bürgermeister und der Stadtdirektor von Meschede sowie die Geistlichkeit der nächsten Umgebung von Meschede um 16.oo Uhr nachmittags in den Kreistagssitzungssaal befohlen, um eine Erklärung der Militärregierung zur Öffnung des Massengrabes entgegen zu nehmen.

Zu dem befohlenen Termin fanden sich ein: der Landrat, der Oberkreisdirektor, der Bürgermeister und der Stadtdirektor von Meschede, der Bürgermeister von Eversberg, der Amtsbürgermeister von Bestwig, ein Teil der Mitglieder des Kreistages und der Stadtvertretung von Meschede, Vertreter der kath. Geistlichkeit des Dekanats Meschede und des Benediktinerklosters und Pfarrer Grundlach, evgl. Gemeinde. Als Vertreter der Militärregierung erschienen Oberstleutnant Hoar, der Kreiskommandant Major Christians, Major Kent, Capt. Hunter und der Cpt. C. Grahah.

Oberstleutnant Hoar gab eine mündliche Erklärung über die Öffnung des vorgefundenen Massengrabes und sprach seinen Abscheu darüber aus, dass diese Menschen meuchlings gemordet und verscharrt worden seien. Weitere Einzelheiten sind in dem von dem Kreisfinanzdirektor Frevel aufgenommenen Stenogramm festgehalten. Nach Abgabe der Erklärung entfernten sich die Vertreter der Militärregierung.

Im unmittelbaren Anschluß hieran erstattete Bürgermeister Dick einen kurzen Bericht über das Ergebnis der Ausgrabung. Er gab dabei seinem tiefsten Bedauern über das aufgedeckte Verbrechen Ausdruck. Nach kurzer Aussprache wurde beschlossen, die Leichen in würdiger Form in einem Sammelgrab auf dem Waldfriedhof im Stadtwald Meschede im oberen Schweinsbruch beizusetzen. Auf dem Friedhof soll am 3.4.1947 eine besondere öffentliche Trauerfeier stattfinden.

Nach der Besprechung begaben sich die deutschen Teilnehmer der Sitzung zu dem Ausgrabungsort am Stimmstamm und besichtigten das Massengrab und die ausgehobenen Leichen. Alle waren von dem Bild, das sich ihnen bot, stark beeindruckt und verurteilten einmütig das begangene Verbrechen.

Bis zum Abend wurden 29 männliche Leichen geborgen, die nach dem ärztlichen Befund fast ausnahmslos Kopfschüsse aufwiesen. Diese Leichen wurden sämtlich am Abend eingesargt, in jeden Sarg wurden zwei Leichen gelegt. Vorgefundene Lohnabrechnungen lassen vermuten, dass die Toten auf verschiedenen Arbeitsstellen im rhein.westfälischen Industriegebiet beschäftigt gewesen sein müssen. Vereinzelt vorgefundene Ausweispapiere und Abzeichen auf den Kleidern (Ost und P) rechtfertigen die Annahme, dass es sich um fremdländische Arbeiter russischer, ukrainischer und polnischer Nationalität handelt.

Gegen 10,30 Uhr erschienen am Ausgrabungsort noch Herr Major Kent und Capitän Hunter von der Militärregierung. Um 18.30 Uhr wurden die Ausgrabungsarbeiten zunächst eingestellt.

Am Samstag, den 29. 3. 1947 ab 8,oo Uhr morgens wurden die Arbeiten unter Aufsicht von Stadtinspektor Emde fortgesetzt. Gegen 10.oo Uhr erschien der Cpt. Grahah vom britischen Sonderdienst Oeynhausen. Bis 16.oo Uhr nachmittags waren 51 weitere Leichen geborgen, die nach dem Befund von Medizinalrat Dr. Petrasch ebenfalls Kopfschüsse und Schädelzertrümmerungen aufwiesen. Das Grab enthielt insgesamt 8o männliche Leichen, die nach erfolgter Einsargung mit Pferdefuhrwerk und Lastkraftwagen zum Waldfriedhof im oberen Schweinsbruch gebracht wurden.

Am Abend des 29. 3. 47 waren 18 Särge in einem Reihengrab auf dem Waldfriedhof beigesetzt, die restlichen 18 Särge werden im Einvernehmen mit Herrn Medizinalrat Dr. Petrasch am 31. 3. 47 in die Erde gebettet. Die Leichen wurden in 6 übergroße Särge und 30 normale Särge gebettet.
Die bei den Leichen gefundenen Gegenstände hat Cpt. Grahah vom englischen Sonderdienst an sich genommen.

 

gez. Filthaut.
Stadtdirektor

gez. Dick.
Bürgermeister

gez. Emde.
Amtsinspektor

 


Originaldatei: Abschrift des Exhumierungsberichtes.pdf


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