Waldfriedhof Meschede-Fulmecke 01


 

Nadja Thelen-Khoder

Die Grabsteine auf dem Waldfriedhof Meschede-Fulmecke

Stand: 22.9.2017
 

(Originaldatei: Die Grabsteine auf dem Waldfriedhof Meschede-Fulmecke Stand 22 9 2017.pdf)



Auf dem Waldfriedhof Meschede-Fulmecke liegen Zwangsarbeiter, darunter die 208 Männer, Frauen und Kinder, die in drei nächtlichen Massakern deutscher Soldaten unter SSKommando wenige Tage vor ihrer Befreiung erschossen und erschlagen wurden:

Sie wurden am 29. und 31.3.1947 bzw. vom 26.6.-20.7.1964 dorthin „umgebettet“. Von ihnen ist bisher nur ein Name bekannt: Im Umbettungsprotokoll „U.-Nr. 102“ des „Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. (VdK)“ vom 10. August 1964 steht „lt. Ausweisreste Pronka (Name), Bora (Vorname), Russin (Dienstgrad), * 1897 (Geburtstag), + ? (Geburtsort), 20.3.45 (Todestag).“4

Es gibt aber auch Grabsteine mit Namen auf dem Waldfriedhof, und inzwischen habe ich etwas über die Menschen in Erfahrung bringen können. Durch den wunderbaren „International Tracing Service (ITS)” in Bad Arolsen5 fand ich zunächst folgende Listen:

  1. „Gräberliste von Bürgern der Vereinten Nationen nach Zivilisten, U.S.S.R., Waldfriedhof Meschede“, ITS Bad Arolsen, 2.1.2.1 / 70792345;

  2. „Bürger der Vereinten Nationen, die seit dem 4.9.1939 hier ortsansässig geworden und hier verstorben sind, Waldfriedhof Meschede“, ITS Bad Arolsen, 2.1.2.1 / 70792343;

  3. „Nachweis über die im Amte Meschede verstorbenen russischen Staatsangehörigen“, ITS Bad Arolsen, 2.1.2.1 / 70792351 und 2.1.2.1 / 70792352;

  4. „Gemeinde Meschede, Nationalität Russen, Sterbeurkunde ja, Waldfriedhof“, ITS Bad Arolsen, 2.1.2.1 / 70689395

  5. „Grablagen von sowjetrussischen Staatsangehörigen; Originale beim Bundesvertriebenenministerium“ = „Az.: WASt-Gräberliste“, ITS Bad Arolsen, 2.3.2.1 („Grablagen von sowjetrussischen Staatsangehörigen; Originale beim Bundesvertriebenenministerium“, heute im Bundesarchiv in Koblenz)

Durch diese Listen bekam ich viele Geburts- und Sterbedaten, mit denen ich weiter nach den Toten suchen konnte. Und so fand ich manche Geburts- und Sterbeurkunde, Vermerke vom Oberstaatsanwalt in Arnsberg, Versichertenkarten, Listen von Krankenhäusern u.v.a.m., und auch Hinweise auf zahlreiche „Ostarbeiterlager“ wie das in der Waldstraße.
Zu Beginn hatte ich meine Suche auf das Attribut „RUS“ beschränkt, so daß zunächst alle Gefundenen Bürger der Sowjetunion, also „Ostarbeiter“6, waren. Nach und nach kann ich nun meine Angaben ergänzen.

Seit 2015 sind manche Grabsteine gereinigt worden, und auch durch eine Liste des „Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.“ konnte ich nun auch noch einen Grabstein lesen, der mir bis vor kurzem noch nicht entzifferbar erschien.

Bei Bürgern der Sowjetunion ergänze ich die Namen auf den Grabsteinen und aus den Listen des ITS durch ihre kyrillische Schreibweise und deren lateinische Transkription7 und hebe diese eher korrekten Schreibweisen durch Fettdruck hervor.

Die Photos stammen fast alle vom Herbst 2015, als ich anfing, nach den Ermordeten zu suchen, von denen mir meine Mutter wenige Monate vor ihrem Tod erzählt hatte.

Mittlerweile sieht manches anders aus; wo es mir sinnvoll erschien, habe ich einige Photos durch neue vom September 2017 ersetzt oder ergänzt.
Es geht also weiter mit der gemeinsamen Suche nach den „Einzelschicksalen“ der Toten auf dem Waldfriedhof Meschede-Fulmecke; wie schön wäre es, wenn wir nach und nach immer mehr herausfinden und zusammentragen könnten.

-------------------------------------------------

1 Sterbebuch Warstein von 1949, Nr. 90-103 und Nr. 104-159 (für jeden der 71 Ermordeten eine Seite, bis auf einen)

2 Sterbebuch „Suttrop I“ von 1948, Nr. 18-74 (für jeden der 57 Ermordeten eine Seite)

3 „Bericht über die Exhumierung von Ausländern in der Umgebung von Meschede vom 28. und 29.3.1947“, 2.2.0.1 / 82416675-82416678, ITS Digital Archive, Bad Arolsen, bei jedem der 80 eine Untersuchung

4 Stadtarchiv Warstein, Akte E 222

5 www.its-arolsen.org

6 Das „Kennzeichen“ für die „Ostarbeiter“, das sie fest angenäht immer tragen mußten, findet sich in Peter Bürgers, Jens Hahnwalds und Georg D. Heidingsfelders „Zwischen Jerusalem und Meschede“ (www.sauerlandmundart.de/pdfs/daunlots%2076.pdf) auf S. 74.

7 Gemäß einer Liste des Büros für Kriegsgräberfürsorge und Gedenkarbeit der Botschaft der Russischen Föderation in Deutschland

----------------------------------------------


 

Waldfriedhof Meschede-Fulmecke 01


Startseite