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Aus: Zeitschrift für allgemeine Erdkunde, Berlin
1858, S. 267:
".....Mit Ausnahme der oben
angeführten Stellen sind die Arru-Inseln durchaus nicht sumpfig, sondern
bestehen aus einem trockenen wellenförmigen Terrain, welches hin und
wieder von Schluchten durchschnitten und mit steilen Hügeln besetzt ist,
die jedoch die Höhe von 200 Fuß nicht übersteigen. Das Gestein, welches
in den Schluchten zu Tage tritt, ist ein zuweilen weicher und leicht
zer-reiblicher, zuweilen fester und krystallinischer Korallenkalk. Von
den übrigen kleineren Inseln liegen nur ein paar, von denen Wamma und
Pulo Babi die hauptsächlichsten sind, im Westen der Hauptinsel; im
Nordwesten liegen Ougia und Wasaia; aber längs der ganzen Ostküste, bis
auf 20 Miles von ihr entfernt, existirt eine Unzahl kleiner Inseln; die
See ist hier ganz flach, voller Korallenbil-dungen und reich an
Perlmuscheln, welche den Haupthandelsartikel der Inseln bilden. Alle
sind mit dichter und hochstämmiger Waldung bedeckt.
Wallace wirft nun die Frage auf, wie jene merkwürdigen Canäle entstanden
sein könnten, die man ihren Dimensionen und ihrer ganzen Beschaffenheit
nach für ursprüngliche Flussbetten halten müsse. Dass sie während der
Erhebung der Koralleninseln durch eine Zerklüftung entstanden wären, sei
nicht anzunehmen, denn sie bildeten keine geraden Spalten, sondern
zeigten die sanften Windungen eines Flusses. Hätten die Arru-Inseln aber
durch eine Senkung ihre gegenwärtige Gestalt erhalten, so würde man bei
ihrem hügeligen Terrain und felsigen Boden eine viel zerrissenere
Küstenlinie, tief einschneidende Meeresbuchten mit Binnenseen u. dgl.,
nicht aber so schmale, regelmäßige, sanft sich hinwindende Canäle mit so
constanter Tiefe erwarten müssen. Wallace nimmt also an, dass die
Arru-Inseln einst mit dem Festlande von Neu-Guinea zusammenhingen und
durch das Niedersinken des zwischen ihnen gelegenen Landes isolirt
wurden; und dass vor dieser Katastrophe die Arru-Canäle den unteren Lauf
großer, auf der Centralkette von Guinea entspringender Ströme gebildet
hätten; denn in einem hügeligen Terrain mit felsigem Boden könne nur die
langsame Action fließenden Wassers so regelmäßige Canäle ausbilden. Er
macht auf die Lage und Richtung der Flüsse Utanata und Wakua an der
Westküste Guinea's aufmerksam, welche die Annahme begünstigen, daß die
Arru-Canäle einst den unteren Lauf dieser Flüsse gebildet hätten.
Allerdings ist das Meer zwischen den Arru-Inseln und New-Guinea jetzt
100 bis 200 Miles breit, aber seine Tiefe ist nirgends über 40 Faden,
während unmittelbar im Norden hart an der Küste Guinea's und dann auch
20 Miles westlich von den Arru-Inseln eine unergründlich tiefe See
beginnt. Auch in der Fauna der Arru-Inseln will Wallace Gründe gefunden
haben, welche für den ehemaligen Zusammenhang der Gruppe mit New-Guinea
sprechen. Von den etwa 100 Arten Landvögeln der Küsten von Neu-Guinea,
die bis jetzt bekannt geworden sind, hat Wallace 36 auch auf den
Arru-Inseln getroffen, darunter einige, die gar nicht oder doch nicht
weit fliegen können, wie der Casuar, und andere, die Neu-Guinea
eigenthümlich sind und nicht einmal auf den nahegelegenen Key-Inseln
oder auf Goram vorkommen....." |