Molukken 2010 - Die Tanimbar-Inseln |
Sangliat Dol 1
Einer der interessantesten Orte Yamdenas ist das Dorf Sangliat Dol. Hier gibt es noch megalithische Strukturen, die es früher wohl auch in anderen Dörfern gegeben hat. Dazu gehört ein Steinboot, das als Opferplatz und für Zeremonien genutzt wurde (und wird). Dazu schreibt Kal Muller:
Megalithische Relikte
Der alte Glaube der Tanimbaren, teilweise heute noch praktiziert, verbindet die südlichen Molukken mit anderen megalithischen Kulturen im Archipel. Diese unterbrochene Kette beginnt in Nias vor Sumatra, springt dann nach Zentral-Sulawesi und hinunter nach Flores und Sumba, und endet auf den östlichsten Molukken.
Das Dorf Sanglia Dol an der Ostküste von Yamdena beherbergt einige der besten megalithischen Relikte der Region. Eine monumentale ca. 50 Meter lange Steintreppe führt ca. 30 Meter nach oben vom Strand bis in das Dorf, das das Meer überblickt. Leider ist der Kopf einer menschlichen Figur, die - aus Stein gehauen - den Fuß der Treppe bewachte, kürzlich "verloren" gegangen. Aber die größte Überraschung wartet am oberen Ende der Stufen: eine große, erhöhte Steinplattform mit den fließenden Umrissen eines Bootes. Dieses Steinschiff misst 18 Meter vom Bug bis zum Heck und 8 Meter im der Breite.
Der Megalith steht auf dem Dorfplatz, und sein Steinbug, kompliziert geschnitzt und mit einer anmutigen nach oben gerichteten Krümmung, ist aufs Meer ausgerichtet. In früheren Tagen wurden hier Ritualopfer Ubila'a, der höchsten Gottheit, vor Kriegsüberfällen und wenn Bündnisse erneuert wurden, gebracht. So ein Boot - gestaltete Steinaltäre oder Plattformen, genannt natar - gab es früher in jedem Dorf der Tanimbaren, aber die meisten sind mittlerweile verfallen. Die katholischen Bürger von Sanglia Dol haben ihren natar liebevoll gepflegt und halten noch gelegentlich Rituale dort ab. .....
..... Obwohl Sanglia Dol eines der traditionellsten Dörfer der Tanimbaren ist, werden trotzdem ihre Toten nicht mehr in die traditionellen kahnförmigen Särge gelegt. Diese Särge sowie die bootförmigen Plattformen wurden in der Vergangenheit verwendet, um der Ankunft der Gründer der Clans zu gedenken. Die Häuser von Sanglia Dol sind "von modernem" Design: Rissige Bambus-Wände und Strohdächer - oder Blechplatten, wenn der Eigentümer es sich leisten kann. Die hohen Hütten auf Pfählen, mit einem Falltür-Zugang am Boden, wurden unmodern, als die Kopfjagd aufhörte. Die meisten Dörfer haben auch ihre Höhen- und Verteidigungspositionen aufgegeben zugunsten eines bequemeren Wohnens gerade unterhalb ihrer ehemaligen Häuser. (MALUKU - Indonesian Spice Islands S. 154-155 (Periplus Adventure Guides, 3. Aufl. Singapore 1997, eigene Übersetzung)
Als wir bei Regen in das Dorf kamen, mussten wir erst zum Bürgermeister (Kepala Kampung). Dieser erklärte uns, dass man eigentlich keine Touristen mehr in das Dorf lassen möchte. Man habe in den letzten Jahren für den Tourismus viel investiert (z.B. neue Pavillons gebaut), aber die Tourismus-Manager hätten sie so oft betrogen. Sie hätten z.B. vor Kreuzfahrtgruppen bestellte traditionelle Tänze vorgeführt, seien anschließend aber nicht bezahlt worden. Nun hatten wir vorher in Saumlaki bereits erfahren, dass man dem Bürgermeister und dem Kepala Adat (der auf die traditionellen, auf Gewohnheitsrecht beruhenden Gesetze und Regeln (adat) achtet) eine Flasche 'Sopi' (= selbstgebrannter Schnaps) und Geld geben müsse. Leo erklärte in seiner unnachahmlichen Art dem Bürgermeister, dass wir (wir waren zu fünft) andere Touristen seien, die wirklich an der Kultur des Dorfes interessiert seien und überreichte ihm eine Flasche Schnaps und 100000 Rp (ca. 8,70 €). Damit war der Bann gebrochen. Es wurden Plastikbecher organisiert und dann gemeinsam die Flasche geleert. Danach durfte ich überall im Dorf herumgehen und fotografieren.
Der von Kal Muller oben erwähnte gekrümmte und schön verzierte Steinbug ist vor einigen Jahren ebenfalls 'verloren' gegangen, d.h. geklaut. Als ich den Bürgermeister danach fragte, lächelte er und meinte, man wisse nicht, wer der Täter gewesen sei. Mir ist es nicht erklärlich, dass niemand aus dem Dorf bemerkt haben will, wie dieser schwere Steinblock entwendet wurde. Auf dem historischen Foto unten links ist der Bug noch gut zu erkennen.
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