Molukken 2010 - Die Tanimbar-Inseln


Es gibt nur wenig Literatur über die Tanimbaren. Daher war es sehr schwierig für mich, meine Reise entsprechend vorzubereiten. In den Reiseführern zu Indonesien werden diese Inseln meist gar nicht erwähnt. Die einzige etwas ausführlichere Hilfe war der Führer über die Molukken von Kal Muller (s. unten), allerdings in einer Auflage von 1997.

Da ich besonders interessiert bin an traditionellen Dörfern und Häusern, erhoffte ich, so etwas auf den Tanimbaren auch noch zu finden. Leider wurde ich in der Hinsicht enttäuscht. Ich fand kein einziges traditionelles Haus mehr, der Stil der Dörfer war "modern" wie mittlerweile in den meisten indonesischen Orten.

Zunächst aber einige allgemeine Informationen zu den Inseln:

 

                Wikipedia-Lexikon:

 

Tanimbar-Inseln

Die indonesische Inselgruppe Tanimbar (Bahasa Indonesia: kepulauan Tanimbar), liegt in der Arafurasee zwischen Timor und Neuguinea und schließt sich östlich an die Kleinen Sundainseln an. Der Archipel gehört zur Provinz Maluku.
Geographie
Die Inselgruppe weist die Struktur einer Kette auf und reicht von Nuswotar östlich der Insel Timor über Laibobar, Waliaru (oder Wariaru; 220 km²), Selu (230 km²), Larat (515 km²), Selaru (Süd-Timorlaut; 775 km²) bis Yamdena (oder Nord-Timorlaut); 2.981 km²). Im Westen liegen noch weitere neun kleinere Inseln, die zu den Tanimbar-Inseln gehören. Insgesamt beträgt die Landfläche 5.430 km²
Der höchste Gipfel liegt auf Laibobar und ist etwa 600 Meter hoch. Die Egeronstraße trennt Nord- und Süd-Timorlaut (oder Yamdena und Selaru).

Geologie
Die Tanimbar-Inseln sind aus tertiären Schichten aufgebaut und besitzen besonders im Westen zahlreiche Korallenriffe.
Fauna und Flora
Auf den Tanimbar-Inseln sind bereits starke Einflüsse der australischen Tier- und Pflanzenwelt zu beobachten. Einige Arten sind jedoch auf die Tanimbar-Inseln beschränkt. So kommt nur hier beispielsweise die sehr selten Tanimbar-Schleiereule vor, für die bislang keinerlei Beobachtungen im Freiland vorliegen und die wissenschaftlich nur anhand von Bälgen beschrieben wurde.
Bevölkerung
Die größte Stadt Saumlaki, mit etwa 10.000 Einwohnern, liegt auf der Hauptinsel Yamdena. Saumlaki besitzt auch einen kleinen, allerdings wenig frequentierten Flughafen sowie einen ausgebauten Hafen, der vor allem von der staatlichen Schifffahrtsgesellschaft Pelni angefahren wird.
Aufgrund von Unruhen in Ambon flüchteten viele Christen nach Saumlaki. Die Bevölkerung setzt sich daher aus fast 100 % Protestanten zusammen.

(Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Tanimbar-Inseln / Karte: Maluku - Indo Prima Sarana, Surabaya)

 

Ausführlich und mit vielen Hintergrundinformationen beschreibt Kal Muller die Inseln in seinem Reiseführer MALUKU - Indonesian Spice Islands (Periplus Adventure Guides, 3. Aufl. Singapore 1997). Leider scheint es keine neuere Auflage mehr zu geben. Zu den Tanimbaren gibt es aber auch nur 6 Seiten.

Die folgenden Auszüge sind aus diesem Buch, allerdings nicht wörtlich, sondern nur sinngemäß von mir übersetzt:

 

S. 150 ff:

Die Inselgruppe der Tanimbaren liegt genau südlich der Spitze der “Bird's Head”-Halbinsel Irian Jayas und bildet einen Teil des Bogens, der die Kei Inseln nach Nordosten und Babar und Leti nach Südwesten einschließt. Die Tanimbaresen sind eine Rassenmischung aus Malaien und Papua, mit dunkler Haut und Kraushaar, aber nicht mit Papua-Gesichtseigenschaften.  

Die Tanimbar-Gruppe besteht aus 66 Inseln, von denen Yamdena mit 500 Quadratkilometern die größte ist. Yamdena und sechs der kleineren Inseln sind bewohnt. Alle Inseln sind flach, nur wenige Hügel sind höher als 200 Meter, und Küstensümpfe gibt es reichlich. Im südlichen zentralem Yamdena hat eine Marotte der Geologie eine vier Hektar große Salz-Ablagerung hinterlassen. Das Salz liegt stellenweise ca.30 Zentimeter tief und lieferte die Hauptversorgung, bis es bequemer wurde, das wichtige Gewürz von chinesischen Großhändlern zu kaufen.  

Das Christentum war hier erfolgreich, aber der Ahnenglaube ist noch stark. Vor 1907, als die holländische Polizei begann scharf vorzugehen, waren Kopfjagd, Kannibalismus und Krieg zwischen Dörfern üblich. Einige Gebiete außerhalb der Reichweite holländischen Rechts und Ordnung setzten diese tödliche kulturelle Praxis bis zum Zweiten Weltkrieg fort.      

Geschichte der Tanimbaren

Bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts war sehr wenig über den Tanimbaren bekannt. Wirtschaftliche Möglichkeiten waren beschränkt und, wie auch bei einigen anderen Inseln am südlichen Rand der Molukken, gaben Kriege und Kopfjagd dem Gebiet einen besonders wilden Ruf, der gelegentliche Touristen oder sogar gut ausgerüstete Expeditionen fernhielt. Vobeifahrende Schiffe berichteten über Yamdena nur etwas über die Größe und die niedrigen, waldbedeckten Erhebungen. Erst im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts wurde bekannt, dass das Innere völlig unbewohnt war.  

Bevor die Holländer sich in diesem Gebiet etablierten, beteiligten sich verbündete Dörfer an dauernden heftigen Kämpfen. Die Kopfjagd nahm einen bedeutenden Prozentsatz der Energie eines Mannes in Anspruch. Dörfer wurden auf Klippen zur Verteidigung angelegt, manchmal umschlossen von einer hohen, doppelten Palisade und durch geschärfte Bambus-Spitzen geschützt. Anna Forbes, die eine Reise aufzeichnete, die sie und ihr Mann, der Naturforscher Henry Forbes, in diesem Gebiet im 19. Jahrhundert unternahmen, erzählt von einem menschlichen Arm, der gelegentlich von einem Zweig baumelte und "kürzlich aufgehängte Köpfe und Glieder", die in den Bäumen als Trophäen nach öffentlicher Zerstückelung aufgehängt waren.  

Trotzdem, Forbes liebte die Tanimbaresen, und sie scheint die Männer besonders ansehnlich gefunden zu haben. Die Taminbaresen, schreibt sie, waren "größtenteils feine athletische Männer mit einem intelligenten Gesichtsausdruck.... [Sie waren] kräftige, athletische Burschen mit stark schokoladenfarbiger Haut und fließenden Mähnen goldfarbenen Haars, das ihnen ein sehr bezauberndes Aussehen gab."  

Die gelben Locken verlangten konstante Pflege. Alle paar Tage wurden sie mit einer Mischung aus Kokosnuss und Kalk gebleicht. Die Köpfe der Jugendlichen waren sorgfältig mit farbigen Tüchern gebunden. Obwohl viele der jungen Männer auch heute noch ziemlich ansehnlich sind, gehört die Tradition der goldenen Mähnen der Vergangenheit an.

 

Eine offizielle Webseite von Dinas Kebudayaan & Pariwisata Provinsi Maluku (etwa: Dienst für Kultur und Tourismus der Provinz Maluku) bietet auch einige interessante Informationen:

 

(Quelle: http://www.disbudparmaluku.org/index.php/tanimbar/general-information.html, Übersetzung von mir)

 

Der Tanimbar-Archipel ist ein Teil des Distrikts West-Südost-Maluku, eines neuen Bezirks der Provinz Maluku, gegründet am 4. Oktober 1999. Vorher war er Teil des Bezirks Südost-Maluku. Der Archipel besteht aus 66 Inseln. Die großen Inseln sind Yamdena (ca. 5000 km2), Seira, Larat, Fordata, Molu, Maru und Selaru. Die Hauptstadt des Bezirks ist Saumlaki, die auch Hauptstadt des Sub-Distrikts der südlichen Tanimbaren ist. Saumlaki liegt auf Yamdena, während Larat als Hauptstadt des Tanimbar Nord-Sub-Distrikts auf der Insel Larat liegt.

Die Regenzeit im Tanimbar-Archipel ist von Mai bis September, die Trockenzeit vom Oktober bis Januar. Die Temperatur schwankt zwischen 25° - 30° C, und der durchschnittliche jährliche Niederschlag beträgt  220 mm. Das Meer auf der Ostseite ist vom Februar bis September sehr rau, auf der Westseite von Oktober bis Januar.

Die meisten Menschen leben als Bauern und Fischer. Der Archipel ist reich an Flora- und Fauna-Varietäten. Eine seiner natürlichen Orchideen ist wohl bekannt, "Bunga Larat" (Orchidae), oder "Lelemuku" im Tanimbarese-Dialekt, ist der Stolz von Maluku. Diese spezifische Flora (dendrobium phalaenopsis) wächst wild und wird um die Dörfer von Watmasa, Nurkat, Niswotar auf der Yamdena Insel, auf den Inseln Matakus, Angwarmas und Nuswotar, Bointubun und bei Awear Lama auf der Fordata Insel gefunden. Sie wächst wild in der Nähe von Bäumen und Korallen, und wenn sie in Blüte ist, kann man ihre Schönheit bereits aus einer Entfernung von 10 Metern sehen.

Verschiedene Arten von Bananen werden auf der Insel Fordata gefunden, während verschiedene Arten von Wurzeln auf der Yamdena Insel verbreitet sind. Spezifische Fauna-Arten der Yamdena-Insel sind der "Nuri" und die Kakadu-Vögel und auch eine Art wilder Büffel.

Das Meer der Tanimbar-Inseln ist ein reicher Fischgrund für verschiedene Fische, Schnecken (lola oder trochas), grüne Schnecken und verschiedener Mollusken. Der Bestand an Seeprodukten, besonders entlang des Küstengebiets, wird durch das traditionelle "sasi" System geschützt, zum Schutz der Umwelt und wegen der Nachhaltigkeit. Wenn der Bestand eine bestimmte Menge oder Größe erreicht, die zulässig ist, gemäß der entsprechenden Regulierung gefischt zu werden, dann wird den Leuten erlaubt zu fischen. Traditionelle Strafen werden erhoben, wenn jemand das "sasi" überschreitet.

Handgewebter Stoff ist als einzigartiges Gemeinschafts-Handwerk und als Souvenir von Tanimbar wohl bekannt. Die Motive jedes Stoffs haben ihre unterschiedlichen kulturellen Bedeutungen. Diese Ikat-Textilwaren bedeuten Fruchtbarkeit und sind eng mit dem weiblichen Leben verbunden. Tanimbaresische Holz- und Steinschnitzereien und Flechtarbeeiten, die ebenfalls symbolische Bedeutungen der traditionellen Kultur haben, sind auch ein besonderes Andenken.

 

Kultur

Die austronesische Kultur hat einen großen Einfluss auf die Kultur der Tanimbar-Inseln, wie z.B. in der Landwirtschaft der Wanderfeldbau und die Sachkenntnis, "perahu semang" (Ausleger-Kanus) zu bauen. Die Tanimbaresische Gemeinschaft betrachtet das Boot (perahu), das Symbol des Meeres, wie ein menschliches Wesen. Die Hausgemeinschaft und die Dorfbewohner werden so als Mannschaft und Passagiere eines perahu (Boots) symbolisiert. In traditionellen Häusern haben die Seiten, die dem Meer zugewandt sind, gewöhnlich einen schönen verzierten Bug. Der Kiel, die Segel und die Anker des Bootes sind vergleichbar mit Leib und Seele. Wenn "Leib und Seele" vereint sind, wird das Boot segeln können. Anstrengungen, das symbolisierte Boot am Segeln zu halten, haben die Bedeutung von Kontinuität gesellschaftlichen Lebens.

Diese Symbole des Meeres werden auch verwendet, um jemandes Gefühle und Leben auszudrücken. Die Bestimmung, einer hohen oder niedrigen Kaste in der Gesellschaft anzugehören, und das Phänomen der verschiedenen Bootssymbole stammen aus der Austronesischen Kultur. Neben dem Boot haben verschiedene handgewebte Verzierungen, Töpferware und Flechtarbeiten ebenfalls symbolische Bedeutungen. Holzschnitzereien auf den Tanimbaren geben auch vorhandene lebende Symbole wieder.

Dekorative Ziselierungen in Metall und Kupfer zeichnen die Kunstfertigkeit der Leute aus, die einmal hier lebten. Goldarbeiten findet man nur als Relikt der Vergangenheit.

Musik-Instrumente, von den Einheimischen hergestellt und "juk" genannt,  haben eine diatonische Stimmung. Die Jugend pflegte es zu spielen und dazu ein Ton-Gedicht zu singen. Traditionelle Volkstänze wie der Tnabar llaa, Angkors, Lilike, Badendang, Dodobol, Fakava usw., werden gewöhnlich während traditioneller Zeremonien durchgeführt.

"Manetat", ein traditionelles Zwischendorf-Verbindungssystem, um einander zu unterstützen und in Frieden und Harmonie zu leben, findet man auch auf den Tanimbar-Inseln. Duan-Lolat oder der Urayana sind ebenfalls traditionelle Vorgänge, wo z.B. Absprachen über Strafen getroffen wurden, wenn eine Ehe zwischen den Dorfbewohnern vorkam.

"Kida Bela" ist eine Beziehung zwischen Personen oder Dörfern, und das Wort wird jetzt verwendet, um jemanden zu grüßen, und die Antwort ist "Kalwedo", oder im Gegenteil, "Kalwedo - Kida Bela". Dieser Gruß wird auch verwendet, um die Teilnehmer in einer Versammlung zu begrüßen.

Eine Tanimbaresische traditionelle Art, die Grundnahrungsmittel zuzubereiten, ist "bakar batu", der Stein- oder Erdofen. Die Nahrung wird mit Bananen-Blättern bedeckt, auf erhitzten Steinen in einem Loch gekocht, das in die Erde gegraben wird.

Die Kunst und Kultur der Tanimbaren sind einzigartig und sehr attraktiv, um von Wissenschaftlern studiert zu werden.


 

Molukken 2010