Quelle: http://www.swr.de/imperia/md/content/kaffeeodertee/tee/indonesischetees.rtf
TEE IN INDONESIEN: Geschichte und Entwicklung
„Wie ein Gürtel aus Smaragden, der sich über den Äquator schmiegt“ so preist Indonesiens erster Präsident Sukarno diese riesige Inselgruppe, seine heißgeliebte Heimat Indonesien.
Wie kam der Tee nach Indonesien?
1644 wurde die VOC, die „Vereinigte Ostindische Companie“ gegründet, der Bund der Ost Indischen Handelskompanie. Die Händler waren die ehemaligen Kolonialverwalter ihrer Majestät der Niederlande und somit die eigentlichen Kolonialherren von „Niederländisch Indien“, wie Indonesien vor seiner Unabhängigkeitserklärung früher genannt wurde.
Der erste Tee aus Ostasien wurde im 17. Jahrhundert nach Europa verschifft – von der einst so bedeutende Handelsstadt Batawi (Batavia), dem heutigen Jakarta auf der Insel Java. Die gesamte Inselgruppe am Äquator hat fast eine ebenso lange Tradition des Teeanbaus wie der Indische Subkontinent. Der holländische Arzt Dr. Andreas Cleyer brachte japanische Teepflanzen erstmals als dekorative Pflanze nach Java. 1728 kamen die ersten Teesamen aus China, die man auf Java zu kultivieren versuchte. Jedoch schlugen diese Versuche im 18. Jahrhundert fehl, mit Hilfe von Samen der Chinapflanze Tee anzubauen.
Ab 1826 erfolgten dann die erste Pflanzungen verschiedener Assam und China- Kreuzungen. Systematisch baute der Niederländer Kerkhoven sie 1878 experimentell an. Schließlich brachten die Assamhybriden in dem feucht heißen Klima den erhofften Erfolg. Bis heute sind die Namen Kerkhoven und die der anderen Teepionieren wie Holle, Boscha, Adriaan eng mit dem Teeanbau in Indonesien verbunden. Mitte der 19. Jahrhundert wurden dann auch Plantagengroßbetriebe angelegt.
Die Höhenlagen (600 – 800m über dem Meeresspiegel) in West Java, die Zusammensetzung aus rotem Lehm- und Waldboden mit teilweise 20% Humusanteil vermischt mit einer Schicht Vulkangestein und die hohe Luftfeuchtigkeit sind nahezu ideal für die Teepflanzen.
In Sumatra wurden die großen Plantagen erst im 20. Jahrhundert mit der Assam-Hybride angelegt. Durch das dortige Klima hat der Tee während des ganzen Jahres fast gleichbleibende Eigenschaften, wodurch er der geeignete Tee für sogenannte Teemischungen ist. Viele Europäer mochten den Tee, dessen Aroma an Ceylontee erinnert.
Im Zweiten Weltkrieg wurden viele Plantagen zerstört, wodurch die Anfangserfolge zunichte gemacht wurden und die Teeindustrie fast zum Erliegen kam.
In den achtziger Jahren (1984) begann das Teaboard of Indonesia ein staatliches Aufbauprogramm. Die Tees wurden über Auktionen für den Export in Jakarta verkauft. Heute sind die Plantagen sowohl im Privatbesitz als auch in staatlicher Hand (die staatliche PTPN: Perseroan Terbatas Perkebunan Nusantara ).
Grüner Tee wurde 1980 wegen der großen Nachfrage auf dem eigenen Markt und für den Welthandel produziert. Jetzt macht er ca. 60% der indonesischen Produktion aus. Inzwischen liefert Indonesien mit etwa 14.000 Tonnen fast 12% der gesamten Welternte und ist ungefähr die Nummer 6 in der Weltproduktion. Hauptabnehmer sind England, die USA, Polen, Russland und weitere GUS-Staaten.
Anbau & Produktion von Schwarz-, Grün und Oolongtee
Teeanbaugebiete befinden sich vor allem in Nord- Sumatra sowie West-Java und Sulawesi. Das tropische Klima macht es möglich, das ganze Jahr hindurch zu ernten. Riesige Teeplantagen auf Sumatra beliefern moderne Fabriken mit enormen Kapazitäten. In den Monaten Mai und Juni kann bei gutem Wetter (Trockenzeit) ein leichter Qualitätsanstieg beobachtet werden. Geerntet wird hier hauptsächlich ein guter Mischtee mit ganzjährig gleichbleibender Qualität, was die Farbe in der Tasse und die Blattbeschaffenheit betrifft. Experten bezeichnen den Tee aus Sumatra als Standardware.
Im Norden Sumatras hatten die Holländer gegen Anfang des 20. Jahrhunderts in der Nähe des Tobasees im Bergland von Brastagi begonnen, Tee anzubauen. Auch in Südsumatra nahe der Stadt Palembang liefen die Versuche erfolgreich. Sumatratees werden hauptsächlich für Mischungen verwendet, da durch die extremen Klimabedingungen keine wirklichen Spitzenqualitäten produziert werden können. Tee aus diesem Gebiet sind voll im Geschmack. Die Qualitäten der produzierten Tees sind gleichbleibend, daher geeignet für Mischungen (Ostfriesentee) und für die Teebeutelproduktion.
Anders auf Java. Neben den Export-Tees, angebaut in höheren Regionen, gibt es hier auch mittlere und mindere Qualitäten von einigen Plantagen auf dem Flachland, die für den Eigenbedarf verwendet werden.
So verschieden die Klimabedingungen der Anbaugebiete sind, so vielfältig sind die Charaktere der Indonesischen Tees. Wenn es vor den 1980er Jahren fast keine spezifische Variationen zwischen den Inseln gegeben hat, so werden heute Teepflanzen für hochwertige grüne, weiße Tees und Oolongs angebaut . Heute wird mehr als die Hälfte der Produktion als grüner Tee verarbeitet, welcher im Nahen Osten, Singapur und Pakistan besonders beliebt ist. Durch die Teilnahme von Teefachkräften aus Taiwan nimmt auch die Produktion von Oolongs ständig zu. Diese Tees werden handgeerntet und nach altem Brauch hergestellt.
Die Masse der Teeproduktion kommt vorwiegend aus dem westlichen Hochland auf Java, einmal um Bogar (das damalige Buitenzorg) und am Fuß der Priangan Berge auf ca. 600 – 1400 m Höhe rund um die südöstlich von Jakarta gelegene Provinzhauptstadt Bandung. Hier werden die qualitativ besten Tees der Insel in den Monaten August und September während der Trockenzeit von Hand geerntet. Gepflückt wird jedoch das ganze Jahr über. Auf der Plantage „ Malabar“ wird heute noch ganz klassisch der schöne Flowery Orange Pekoe nach der orthodoxen Methode hergestellt – ein Tee, der wunderbar duftig und leicht ist, hell bis goldgelb im Aufguss, hocharomatisch und frisch im Geschmack.
Im Allgemeinen gibt es drei besonders trockene Produktionsmonate: Juli, August und September (teilweise noch in Oktober). In dieser Trockenzeit, wenn die Blätter klein bleiben und wenig unterentwickelte Blätter in den Tee gelangen, werden die besten Qualitäten produziert: die sogenannten „trockenen Javatees“
Auch hier gibt es, neben dem Export-Tee, der in höheren Regionen angebaut wird, mindere Qualitäten von einigen Plantagen auf dem Flachland für den Eigenbedarf.
Eine eigenständige Teekultur wie in Indien, entwickelte sich in dem Vielvölkerstaat nie. Der Tee wurde Anfangs als typisches Kolonialprodukt nur für den Verbrauch in den europäischen Mutterländern produziert. Die einheimische Bevölkerung war nur billige Arbeitskraft.
Sollte man heute von einer Teekultur in Indonesien sprechen, so ist diese sehr vielfältig:
In Medan bekommt man in "little India" starken Tee mit viel süßer Milch und Tee mit Gewürzen. In Chinatown und in den Malls der Großstädten trinkt man dagegen Pu-Erh, Jasmin, Grünen Tee und hochwertigen Oolong nach alter chinesischer Tradition. In den vielen kleinen Teehäuser auf dem Land im Herzen Javas wird Tee aus handgetöpferten Tonkannen in Tontassen eingeschenkt: stark und süß !
Ganz "englisch" wird Tee im Bergland von Brastagi in den zu Pensionen umgebauten ehemaligen Kolonialhäusern, Kasernen und in den Gästehäuser der ehemaligen holländischen Plantagen auf West Java serviert.
Eine Besonderheit ist "Dschungeltee": tief in den Urwaldbergen Zentralsumatras wird er dort eher primitiv zubereitet, Gäste schildern diese „Tea-Time“ im Urwald jedoch als eine einmalige unvergessliche Erfahrung.
So vielfältig die Menschen Indonesiens, so vielfältig ist ihre Teekultur!