Quelle der Karte: Inonesischer
Schulatlas
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Die Minangkabau
sind eine Ethnie auf der indonesischen Insel Sumatra und mit über 3
Millionen Angehörigen die größte noch existierende matrilineare und
matrilokale Kultur weltweit. Die Minangkabau sind orthodoxe Muslime (Santris
genannt), aber halten stark an ihrer martilinearen Kultur fest. So werden
zum Teil noch heute die Reisfelder an die Töchter vererbt und
Minangkabau-Frauen haben vor allem im privaten Leben eine starke Autorität.
Der Siedlungsraum der weitgehend homogenen Ethnie erstreckt sich vom
traditionell angestammten Kerngebiet, dem Hochland Westsumatras, umsäumt von
den Vulkanen Gunung Singgalang, Gunung Marapi, Gunung Sago, Gunung Malintang
und dem Barisan-Gebirge, bis zu dem angestammten Gebiet in Richtung Padang,
dem traditionellen rantau der Minangkabau. Auf der Malaiischen Halbinsel,
bei Malakka und in Negeri Sembilan, haben eingewanderte Minangkabau schon
vor der Ankunft der Portugiesen die Geschichte beeinflusst.
Name
Minang (auch menang) bedeutet "Sieg" und kabau (heute kerbau) heißt
"Büffel". Nach einer Version geht der Name Minangkabau auf eine überlieferte
doppelte Wortschöpfung zurück: "die Glücklichen" und "die über ein Rind
verfügen" (und damit über ein gutes Mittel zur Ernährung). Eine andere
Version beruht auf einer Sage, "Die siegreichen Büffel", nach der einmal ein
riesiges javanisches Heer das Land der Minangkabau erobern wollte. Die
Könige einigten sich darauf, zwei Büffel gegeneinander kämpfen zu lassen.
Die Minangkabau ließen nun vor dem Kampf ein junges Kalb längere Zeit
hungern und befestigten eine Speerspitze auf seiner Schnauze. Es stürzte
sich durstig auf den Büffel der Javaner und tötete ihn so.
Geschichte
Quellen zur Kultur der Minangkabau gibt es erst seit der Kolonialisierung
Indonesiens durch die Portugiesen im 16. Jahrhundert und vor allem durch die
Aufzeichnungen englischer und niederländischer Kolonialbeamter und Militärs.
Die Minangkabau verfügten zwar über eine Schrift, die aber nur auf wenigen
steinernen Relikten erhalten ist. Die hölzernen Häuser mit ihrer textilen
Ausgestaltung konnten im feucht-heißen Klima nicht überdauern, so dass nur
wenige gegenständliche Hinterlassenschaften aus früheren Jahrhunderten
erhalten geblieben sind. Die Minangkabau selbst erklären ihre Geschichte mit
verschiedenen Mythen.
Bekannt ist, dass es sich bei den Minangkabau um ein Königreich mit
ausgesprochen dezentraler Verwaltungsstruktur und ohne Militär gehandelt
hat. Der Goldhandel scheint eine wichtige ökonomische Rolle gespielt zu
haben. Nach der Islamisierung Westsumatras, die aufgrund der räumlichen
Unzugänglichkeit ca. 100 Jahre später als im übrigen Indonesien erfolgte,
wurde das alte Adat-System nicht grundlegend verändert, sondern dem
Selbstverständnis der Minangkabau entsprechend umgeformt und integriert. |
In den letzten
Jahren wird zunehmend von kulturell bewussten Kreisen versucht, die
traditionellen Regeln des Adat, die das politisch-gesellschaftliche System
der Minangkabau ausmachen, zu betonen und vor dem Verfall zu schützen. Die
Vermittlung der Adat-Regeln an die nachfolgende männliche Generation erfolgt
auch heute - trotz der drastischen Zunahme von Kernfamilien im neuen
Eigenheim anstelle der matrilokalen verwandtschaftlichen Großverbände im
Adat-Haus, von den Männern der eigenen Verwandtschaftsgruppe.
Kultur
Die Minangkabau haben recht komplexe soziale und gesellschaftliche
Strukturen. Vier Clans (suku) die Bodi, Caniago, Koto und Piliang sind in
Westsumatra die ältesten Volksgruppen.
Der Adat bestimmt neben der matrilinearen Erbfolge u.a.
● die
Unveräußerlichkeit des gemeinschaftlichen Landbesitzes der Sippe
● die Vererbung immaterieller Adat-Titel mit Rang und Einfluss innerhalb
der Adat-Entscheidungsstrukturen von Onkel zu Neffe innerhalb einer
Muttersippe
● die Heiratsvorschriften
● die autonome Regelung der sozialen, politischen und ökonomischen
Angelegenheiten der nagari in Adatsitzungen durch den Ältestenrat der
Clans (penghulu)
● die matrilokale Residenz
● die Bekleidungsvorschriften und kulturellen Alltags- und Festtagsregeln
● die Sprachvorschriften für die Männer bei der rituellen Vertretung des
Adat
● die Selbstverteidigungskunst
● die Vorschriften an heranwachsende männliche Jugendliche zu merentau,
d.h. zunächst das Mutterhaus zu verlassen und - in den letzten
Jahrhunderten - in der Surau - vor der Islamisierung in anderen Formen von
Männerhäusern - zu leben und zu lernen.
Gleichwohl wird
mit der Bildung von Kleinfamilien auch das matrilineare Erbrecht, ein
Kernstück des Adat, allmählich unterhöhlt. Parallel zum veränderten Erbrecht
verändern sich auch die Wohnbedingungen. Während in der traditionellen
Gesellschaft der Wohnsitz von Frauen matrilokal, der von Männern jedoch
duolokal war, hat sich dies deutlich zu einer Kombination aus matrilokalem
Wohnsitz bei Herausbildung einer Kleinfamilie umgestaltet.
Der Sage nach stieg Islam von den Küsten auf, während Adat von den Bergen
herunterstieg, was eine friedliche Koexistenz bewirkt habe. Inwieweit dies
eine konfliktreduzierende Theorie ist, die der Wirklichkeit nicht
entspricht, lässt sich nur anhand einzelner Indikatoren überprüfen. Die
schriftlich kodifizierten Normen von Adat und Islam, das tambo und der
Koran, lassen zumindest viel Interpretationsraum und werden von den
Minangkabau oft je nach Situation als Legitimierungsquelle herangezogen.
Dennoch ist der Islam eine - nicht nur an den in Indonesien gemäßigt
praktizierten Bekleidungsvorschriften für Frauen ablesbare - zentrale
kulturell bedeutsame Macht geworden.
Quelle:
http://de.wikipedia.org/wiki/Minangkabau |