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Quelle und weitere Informationen: http://de.wikipedia.org/wiki/Sibiu:
Sibiu (deutsch
Hermannstadt, ung. Nagyszeben) ist eine Stadt im Kreis Sibiu in Siebenbürgen
(Rumänien) und war Kulturhauptstadt Europas 2007.
Lage und Gliederung
Die Stadt liegt am Zibin (Cibin), einem Nebenfluss des Alt, nahe den
Südkarpaten. Weitere Gewässer in der Stadt sind der Bach Pârâul Sapunului und
der Binderteich (rum. Lacul Binder). Südlich der Stadt erstreckt sich die
Mărginimea Sibiului, eine traditionell auch rumänisch bewohnte Region der
Vorkarpaten. Nördlich, nordwestlich, nordöstlich, im Südwesten und östlich der
Stadt befindet sich der ehemalige „Königsboden“ - das historisch von
Siebenbürger Sachsen besiedelte Gebiet.
Historische Landschaft
Im alten Siebenbürgen bildete Hermannstadt das Oberzentrum im wichtigsten
Siedlungsgebiet der Siebenbürger Sachsen. Der Hermannstädter Stuhl war auch
flächenmäßig der größte und dehnte sich im Süden bis zu den Karpaten aus. Er
wurde begrenzt (von Osten über Norden nach Westen) von den Stühlen Leschkirch,
Mediasch und Reußmarkt. Hier trafen die wichtigsten Handelsrouten Siebenbürgens
und der Rotenturmpass Richtung Walachei zusammen. Die Lage an diesem Wegekreuz
war für die Stadt von herausragender Bedeutung, machte sie aber dadurch auch
immer wieder zum Ziel heftiger Angriffe.
Stadtgliederung
Das Stadtgebiet gliedert sich in folgende Viertel:
Oberstadt (Oraşul de Sus) und Unterstadt (Oraşul de Jos), die zusammen die
Altstadt bilden; Goldtal (Valea Aurie), Hippodrom I-IV, Vasile Aaron,
Konradwiese (Piaţa Cluj), Ştrand und Ţiglari.
Außerdem gehören die Dörfer Neppendorf (Turnişor) und Hammersdorf (Guşteriţa)
als Vororte mit zur Stadt.
Geschichte
1143 erreichten die ersten deutschen Siedler die Gegend; sie ließen sich auf dem
Hügel über dem Zibin-Fluss, der heutigen Oberstadt, nieder. Die erste
urkundliche Erwähnung erfolgte im Jahr 1191 unter dem Namen praepositum
Cibiniensem; eine Propstei entstand und ab 1223 ist der lateinische Name „Villa
Hermanni“ belegt.
1241 wurde die Stadt während des Mongolensturms zerstört, erholte sich jedoch
rasch. Im 14. Jahrhundert entwickelte sich Hermannstadt zu einem wichtigen
Handelszentrum. Es war eine der wichtigsten deutschen Städte in Siebenbürgen -
vielleicht sogar die wichtigste, da sie nicht nur Zentrum von Handel, Verwaltung
und Kirche war, sondern auch die größten Befestigungen in ganz Siebenbürgen
besaß.
Gegen die Bedrohung durch die Türken ließ die Stadt 3 Mauerringe (die teils noch
erhalten sind) mit Dutzenden von Türmen und mehreren großen Toren errichten.
Hermannstadt widerstand mehrfach Belagerungen durch die Türken, denen es nie
gelang die Stadt einzunehmen, weswegen die Stadt auch als Bollwerk der
Christenheit bezeichnet wurde. Jedoch verheerten die durchziehenden und vor der
Stadt lagernden Heere wieder und wieder das gesamte Umland. Nur einmal gelang es
durch eine Finte dem ungarischen Fürsten von Siebenbürgen, Gabriel Báthory, die
Stadt zu besetzen, zu plündern und alle deutschen Bewohner der festen Mauern zu
verweisen - eine bittere Lehre, die danach zu noch größerer Wachsamkeit und
Misstrauen der Deutschen führte.
Hermannstadt war das politische Zentrum der Siebenbürger Sachsen und Sitz der
Universitas Saxonum, einer Art Siebenbürger Parlament, welches sich bis 1878 um
siebenbürgisch-sächsische Belange kümmerte und ein Symbol der politischen
Einheit und Unabhängigkeit der Siebenbürger Sachsen war.
Bis ins erste Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts war die Stadt rein deutsch. Erst
nachdem Siebenbürgen Österreich angegliedert wurde, fielen die alten Gesetze,
nach denen sich in der Stadt keine anderen Nationen ansiedeln durften. Im 18.
Jahrhundert genoss Hermannstadt unter anderem den Ruf, östlichste Stadt Europas
mit Postanbindung zu sein.
Nach dem Ersten Weltkrieg kam das selbst damals noch hauptsächlich von Deutschen
bewohnte Hermannstadt, das politisch jahrhundertelang ungarisch bzw.
österreichisch gewesen war, durch den Vertrag von Trianon 1920 zu Rumänien. Auch
danach blieb die Stadt weiterhin deutsch geprägt. Erst Ende der 30er Jahre
verloren die Siebenbürger Sachsen in ihrer Metropole die absolute Mehrheit.
Bevölkerung
Die Einwohnerzahl beträgt aktuell etwa 155.000.
Die ethnische Struktur der Bevölkerung:
95,0 % Rumänen
02,0 % Ungarn
01,6 % Deutsche
01,4 % andere
18 Prozent der Bevölkerung haben einen Hochschulabschluss.
Deutsche in Sibiu
Am 31. Dezember 2003 wohnten in Hermannstadt 1.464 Deutsche evangelischer
Konfession. Damit gibt es hochgerechnet insgesamt etwa 2.000 deutsche Einwohner
(1,3 %) in der Stadt.
Bis zum Ende des Kommunismus in Rumänien lebten trotz massiver Auswanderung seit
Mitte der 70er Jahre etwa 20.000 Siebenbürger Sachsen in Hermannstadt. Ihr
Bevölkerungsanteil sank nach 1990 schnell und stetig, bis er mit etwa 1,6 %
hinter den der Ungarn zurückgefallen war. Dennoch ist die Stadt offiziell
mittlerweile wieder zweisprachig. Die Ortstafeln und die touristischen
Informationen sind rumänisch und deutsch beschriftet. Selbst behördlich wird die
Stadt heute als Sibiu/Hermannstadt geführt.
Die deutschsprachige Hermannstädter Zeitung erscheint wöchentlich. Es gibt
deutsche Kindergärten, Grundschulen, mehrere Gymnasien mit Deutsch als
Unterrichtssprache (Muttersprache), darunter das Brukenthal-Lyzeum, das
landesweit höchstes Renommee genießt, an denen ein deutschsprachiges Abitur
möglich ist, das auch von deutschen Universitäten anerkannt wird. Des Weiteren
gibt es als Ausbildungsstätte für deutschsprachige Erzieherinnen und zukünftige
Lehrer das Pädagogische Lyzeum. An insgesamt 4 Oberschulen (Lyzeen) ist Deutsch
Unterrichtssprache. An der städtischen Universität sind auch deutschsprachige
Studienfächer belegbar. Vorhanden sind außerdem eine evangelisch-theologische
deutsche Fakultät, in der die evangelische Kirche A.B. in Rumänien ihre Pfarrer
ausbildet. Zudem gibt es eine Akademie der evangelischen Kirche A.B. in
Neppendorf, ein evangelisches deutsches Altersheim (Carl-Wolff-Altenheim) und
ein reges Gemeindeleben. Daneben findet sich noch ein privater deutschsprachiger
Verlag (Hora Verlag), in dem regelmäßig neue Publikationen erscheinen und eine
moderne Druckerei (Honterus-Druckerei) im Besitz der deutschen Minderheit, die
nach westlichem Standard produziert.
Über dies wurden nach dem Exodus der Mehrheit der Siebenbürger Sachsen wichtige
Kunstgegenstände, Kultgeschirr, Kirchenbücher, Matrikel, Folianten, Papiere
u.v.a.m. aus den aufgelösten evangelischen Gemeinden und verlassenen Dörfern in
die bischöflichen Archivarien, Lager und Bibliotheken verbracht,
zusammengetragen und gesichert. Im Kultur- und Begegnungszentrum "Friedrich
Teutsch" befindet sich das Zentralarchiv der deutschen Minderheit mit einem
großen Bestand historischer Materialien und Dokumente. Es bildet einen Schatz
von unschätzbarem Wert, der seit Jahren - finanzkräftig von der
Volkswagenstiftung unterstützt - aufgearbeitet und archiviert wird. Das
Landeskirchliche Museum der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien befindet sich
ebenfalls dort.
Schließlich ist das Bezirkskonsistorium des Kirchenbezirkes Hermannstadt als
wichtige Institution der deutschen Minderheit in der Stadt ansässig, sowie der
evangelische Bischof der Siebenbürger Sachsen (D. Dr. Christoph Klein), welcher
eine der letzten großen Integrationsfiguren der deutschen Minderheit in
Siebenbürgen darstellt.
Nicht zu unterschätzen ist weiterhin die Tatsache, dass die Stadt seit dem Jahr
2000 wieder von einem deutschen Bürgermeister (Klaus Johannis) regiert wird. Die
Partei der Deutschen Minderheit DFDR stellt die Mehrheit im Stadtrat (seit 2004
die Absolute Mehrheit) und so haben die verbliebenen Siebenbürger Sachsen wieder
Verantwortung für ihre Stadt. Dieser Tatsache wird u.a. zugeschrieben, dass in
den vergangenen Jahren derart viele Direktinvestitionen aus dem
deutschsprachigen Ausland nach Sibiu gingen.
Wirtschaft
Aufgrund millionenschwerer Investitionen aus Österreich und Deutschland befindet
sich die Wirtschaft der Stadt seit Anfang der 2000er Jahre in einem ungebremsten
Aufschwung, der zusätzlich durch den wachsenden Tourismus sowie die
Bauinvestitionen in der Altstadt und der öffentlichen Infrastruktur, die nach 40
Jahren Kommunismus sehr marode war, angeheizt wird. Die Arbeitslosenquote
befindet sich unter dem rumänischen Durchschnitt (5–6 %), bei etwa 3,3 %.
Unter anderem sind in Sibiu/Hermannstadt folgende Unternehmen vertreten, die
sich im Gewerbegebiet "West" in unmittelbarer Nähe des Flughafens angesiedelt
haben:
Bramac-Gruppe, der österreichische Hersteller von Dachsteinen eröffnete am 15.
September 2004 nach siebenmonatiger Bauzeit eine Produktionsstätte in der Stadt.
Auch der Firmensitz wurde von Braşov (Kronstadt) nach Sibiu/Hermannstadt
verlegt.
Die Firma Continental mit einem Produktionsstandort: Am 22. Juli 2004 wurde eine
neue Fabrik für Türsteuergeräte in Betrieb genommen, die Grundsteinlegung
erfolgte im September 2003. Es entstehen insgesamt 216 Arbeitsplätze, davon 135
für Entwicklungsingenieure.
Die Firma Marquardt besitzt seit 2006 einen Fertigungsstandort mit einer
Gesamtfläche für Produktion und Verwaltung von ca. 6.800 m² in
Sibiu/Hermannstadt.
Greiner-Gruppe, Verpackungsspezialist aus Österreich
Siemens AG mit derzeit drei Werken (Simea, Siemens Electrical Installation
Technologie, A&D Sykatek), in denen elektromechanische Bauteile, Metallbauteile
und elektronische Baugruppen hergestellt werden. Zurzeit arbeiten ca. 400
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Sibiu für Siemens. Im Lauf der nächsten
Jahre sollen mehr als 800 Arbeitsplätze geschaffen werden.
Thyssen Krupp Bilstein Compa mit derzeit 1800 Mitarbeitern,
Automobilzulieferindustrie
Die Firma Wienerberger als weltgrößter Ziegelhersteller mit der Übernahme und
Optimierung eines Ziegelwerks: Im März 2004 gab man bekannt, dass man dafür 9
Millionen Euro in den Standort investieren will.
Metro mit einem großen Cash&Carry-Markt
Außerdem finden sich Filialen diverser anderer österreichischer bzw. deutscher
Unternehmen in der Stadt (BauMax, Plus, Raiffeisenbank, HVB, Kaufland,
Praktiker, PennyMarkt u.a.). Weiter ist Sibiu/Hermannstadt der Sitz des
Deutschen Wirtschaftsclubs Siebenbürgen (DWS) und der Hermannstädter Börse.