Siebenbürgen
Auszüge aus:
http://de.wikipedia.org/wiki/Siebenbürgen (weitere Informationen s.
Link-Liste):
Siebenbürgen
(rum. Ardeal oder Transilvania, lat. Transsilvania, ung. Erdély)
oder Transsilvanien, ein historisches und geographisches Gebiet mit einer
abwechslungsreichen Geschichte, ist seit 1920 ein Teil von Rumänien.
Benennungen
Siebenbürgen ist unter folgenden Bezeichnungen bekannt:
- Rumänische Bezeichnung ist Ardeal oder Transsilvania.
- Ungarische Bezeichnung ist Erdély, von Erdő-elve (ung. erdő: „Wald“).
- Latein: Transsilvania abgeleitet von Terra Transsilvana: „Land jenseits der
Wälder“ (vgl. Gallia Transalpina: „Gallien jenseits der Alpen“). Die auf dieser
Grundlage eingedeutschte Bezeichnung Transsilvanien bzw. Transsylvanien war in
mittelalterlichen Dokumenten gebräuchlich.
Die Herkunft des deutschen Namens Siebenbürgen ist nicht abschließend geklärt.
Vermutungen gehen dahin, ihn auf die sieben von deutschen Siedlern (den
Siebenbürger Sachsen) gegründeten Städte zurückzuführen (Kronstadt, Schäßburg,
Mediasch, Hermannstadt, Mühlbach, Bistritz und Klausenburg). Jedoch waren sie,
als der Name um 1200 auftauchte, als solche noch nicht vorhanden. Die damit
verbundenen so genannten Stühle (Einheiten der eigenen Gerichtsbarkeit - jeder
Stuhl besaß einen Königsrichter, der alleine dem ungarischen König unterstellt
war) sind möglicherweise Teil der Namensgebung. Der Name ist zunächst in
deutschen Quellen aus dem 13. Jhd. als Septum urbium, Terra septem castrorum und
ähnlichen Varianten verzeichnet. In deutscher Niederschrift heißt es Ende des
13. Jhd. erstmals Siebenbuergen und bezeichnete damals nur den Bereich der
„Sieben Stühle“ als administrative Einheiten oder Gebietskörperschaften der
Hermannstädter Provinz. Erst später hat sich der Begriff räumlich erweitert und
umfasste schließlich denselben Raum wie Ardeal und Erdély.
Lage
Siebenbürgen bildet geografisch das Zentrum Rumäniens. Von den südlicheren
(Walachei) und östlicheren (Moldau und Bukowina) Landesteilen wird Siebenbürgen
durch die Ostkarpaten und die Transsilvanischen Alpen (Südkarpaten) getrennt,
die zusammen den Karpatenbogen bilden. Nach Westen hin scheiden ein Teil der
Westkarpaten (Apuseni-Gebirge) Siebenbürgen vom Kreischgebiet ab.
Die Landesteile, die bis 1918 zu Ungarn gehört haben (das Kreischgebiet, Sathmar
und Maramuresch sowie der rumänische Teil des Banats), werden manchmal zu
Siebenbürgen hinzugerechnet. Damit wird es oft etwas größer als das historische
Gebiet dargestellt.
Die Flächengröße Siebenbürgens beträgt etwa 57.000 km². Nach heutigen
Verwaltungseinheiten umfassen alle Gebiete, die bis 1918 zu Ungarn gehörten,
etwa 100.293 km². Siebenbürgen ist in die folgenden rumänischen Bezirke (Kreise)
unterteilt:
Alba (Karlsburg, Fehér)
Bistriţa-Năsăud (Bistritz, Beszterce-Naszód)
Braşov (Kronstadt, Brassó)
Cluj (Klausenburg, Kolozs)
Covasna (Kovászna)
Harghita (Hargita)
Hunedoara (Eisenmarkt, Hunyad)
Mureş (Mieresch, Maros)
Sibiu (Hermannstadt, Szeben)
sowie Teile folgender Kreise:
Bacău (nur die Gemeinde Ghimeş)
Suceava (nur ein kleiner Teil, westlich der Flüsse Dorna und Goldene Bistritz)
Caraş-Severin (nur die Gemeinde Băuţar)
Maramureş (nur die Stadt Târgu Lăpuş und dessen Umgebung)
Neamţ (nur die Gemeinden Dămuc, Bicaz-Chei und Bicazu-Ardelean)
Vâlcea (ein kleiner unbewohnter Landstrich nördlich des Lauterbaches) und
Sălaj (die östliche Hälfte, östlich der Meseş-Berge).
Geschichte
Antike
Das Gebiet, auf dem das heutige Siebenbürgen liegt, war in der Antike das
politische Zentrum des Dakischen Königreichs. Im Jahr 106 wurde dieses vom
römischen Reich unter Trajan erobert und als Provinz Dacia dem Römischen Reich
einverleibt. Die Hauptstadt war Ulpia Traiana Sarmizagetusa. Nach dem Rückzug
der Römer 271 war die Region bis zum 11. Jahrhundert Durchzugs- und auch
Siedlungsgebiet verschiedener Ethnien und Stammesverbände. Nacheinander
erschienen hier Goten, Hunnen, Gepiden, Awaren, Bulgaren, Slawen und andere.
Bekanntes Beispiel für die Archäologie der Völkerwanderungszeit sind die
gepidischen Gräber aus Apahida.
Landnahme der Magyaren
Die Geschichte des späteren Siebenbürgen während des
Frühmittelalters bis ca. 900 ist wie fast überall in Europa durch einen Mangel
an schriftlichen Quellen und relativ wenige archäologische Befunde
gekennzeichnet.
Ab etwa 895 haben die Ungarn im Rahmen ihrer Landnahme das Karpatenbecken und
damit Siebenbürgen besiedelt. In der Folgezeit war Siebenbürgen bis zur
zeitweiligen Aufteilung des Ungarischen Königreichs durch das osmanische
Vordringen (1526-1686) ein Teil des Königreichs Ungarn, danach Fürstentum bzw.
später Großfürstentum ungarischer Fürsten, bis es 1867 infolge des Ausgleichs
zwischen Österreich und Ungarn mit den Ländern der Heiligen Ungarischen
Königskrone wiedervereinigt wurde.
Die politische Macht im Karpatenraum fiel den Ungarn im Vergleich zu anderen
Landnahmen der Völkerwanderungszeit recht widerstandslos zu, da die dort
angetroffenen Bevölkerungsgruppen nur einige schwache Herrschaftsgebilde
formten. Mehrmals wurde die Grenze des Königreiches Ungarn nach Osten
vorgeschoben und in den Grenzgebieten Hilfsvölker zur Grenzsicherung
angesiedelt. Das wichtigste waren die Székler. Zur Grenzsicherung wurden sog.
„Verhauzonen“ angelegt. Dieser 10 bis 40 km breiten Grenzstreifen wurde
absichtlich wüst gelassen und war mit dichtem Gestrüpp bewachsen, um feindlichen
Reiterheeren den Zugang zu versperren oder zu erschweren. Die Schwachstellen
wurden zusätzlich mit Erdburgen, die Durchgänge durch Tore gesichert. Unter
König Géza II. (1141–1162) wurden die Grenzverhaue vom Mieresch an den Alt
verlegt. Das bisherige Grenzödland wurde frei und die Szekler wurden wiederum an
die östliche Grenze (ins heutige Szeklerland) umgesiedelt.
Ansiedlung von deutschen Kolonisten
Ab 1143 erreichten die ersten Siedler die soeben
frei gewordenen Gebiete in Südsiebenbürgen; das spätere Hermannstadt im Süden,
Broos im Westen sowie den Nösnergau im Norden.
Im Verlaufe des 12. und 13. Jahrhunderts wurden nun in Süd- und Nordsiebenbürgen
weitere deutsche Kolonisten angesiedelt. Durch Lokatoren angeworben, kamen sie,
um die leeren Gebiete zu füllen, die Grenzen zu sichern und die Wirtschaft zu
beleben. Besonders aus dem Maas-Mosel-Raum, Flandern und dem Gebiet der
damaligen Erzbistümer Köln, Trier und Lüttich gab es Zuzüge. In mehreren Schüben
und durch Binnenkolonisation (von Primärsiedlungen aus entstanden
Tochtersiedlungen) wurde das Land erschlossen.
Die Bezeichnung „Sachsen“ (Siebenbürger Sachsen) entstammt dem Lateinischen
Saxones in den alten ungarischen Urkunden, womit gemeinhin die deutschen
Einwanderer bezeichnet wurden, was mit ihrer Herkunft jedoch nur eingeschränkt
zu tun hat.
Die deutschen Bauern und Handwerker genossen mehrheitlich die Privilegien einer
Rechtsvergabe des ungarischen Königs von 1224 (Andreanum oder auch Goldener
Freibrief). Die Sonderrechte galten auf dem sog. Königsboden, welchen sie
besiedelt hatten und wurden ihnen in den folgenden Jahrhunderten immer wieder
urkundlich bestätigt und erweitert. Die Kolonisten gründeten die bis heute
wichtigsten Städte Siebenbürgens: Hermannstadt, Kronstadt, Klausenburg,
Mühlbach, Schäßburg, Mediasch und Bistritz sowie viele Dörfer und Marktflecken
in drei geschlossenen,aber nicht zusammenhängenden Gebieten, insgesamt ca. 267
Ortschaften.
Eine zweite größere Welle deutschsprachiger Einwanderung setzte erst zu Zeiten
der Gegenreformation ein, da zu dieser Zeit in Siebenbürgen Glaubensfreiheit
galt. Durch die sog. Transmigration kamen Landler, Durlacher u.a. ins Land und
wurden auf dem Königsboden angesiedelt. Diese blieben jedoch weitgehend als
eigenständige Kulturgruppen bestehen und vermischten sich kaum mit den
ansässigen Siebenbürger Sachsen.
Deutscher Orden
Zwischen 1211 und 1225 war auch der Deutsche Ritterorden gegenwärtig, den der
ungarische König Andreas II. zum Schutz vor den Kumanen im Burzenland ins Land
gerufen hatte. Der Orden besiedelte sein Gebiet mit deutschen Siedlern. Als die
Ritter, von Papst und Hochmeister bestärkt, versuchten, einen eigenen Staat zu
errichten, wurden sie vertrieben und das Burzenland dem Königsboden
angeschlossen.
Staatsform und Nationen
Die Region Siebenbürgen entwickelte sich als
Teil des mittelalterlichen Königreichs Ungarn. Der Adel mit seinen sieben
Komitaten bildete eine Ständeversammlung unter der Leitung eines Woiwoden. Die
beiden anderen Großregionen des Landes waren der Königsboden („Sieben Stühle“:
Broos, Mühlbach, Reußmarkt, Leschkirch, Hermannstadt, Schenk, Schäßburg, Reps;
später auch die Zwei Stühle Mediasch und Schelk und die Distrike Nösnerland,
Burzenland) sowie die sieben Széklerstühle.
Die Bewohner des Königsbodens waren mehrheitlich die aus den deutschen Ländern
gerufenen Bauern, Handwerker, Händler sowie auch einige Adlige, die jedoch nie
eine tragende Rolle spielten und schließlich im Volk aufgingen. Die Siebenbürger
Sachsen auf dem Königsboden genossen de facto eine fast absolute Unabhängigkeit,
so hatten sie eine eigene Gerichtsbarkeit (Der Sachsen in Sybenbürgen STATUTA
oder Eygenlandrecht) sowie eine eigene politische Vertretung, Nationsuniversität
genannt.
Generell gab es im mittelalterlichen Siebenbürgen nur Vertretungen der einzelnen
Nationen, die sog. Stände. Diese repräsentierten die Interessen der ungarischen
Adligen, der Siebenbürger Sachsen, der Székler und zunächst auch der Rumänen
(Universitas Valachorum). 1437 wurde jedoch im Rahmen der Türkenabwehr die Unio
Trium Nationum ausgerufen, welche die Allianz und alleinige politische
Berechtigung der Stände der ungarischen Adligen, der Sachsen und der Székler
bekräftigte.
Diese trafen sich auf Landtagen, die fast ausnahmslos in den deutschen Städten
stattfanden und verhandelten dort über gemeinsames Vorgehen. Die meisten
Landtage fanden in Mediasch statt, da es im Zentrum Siebenbürgens liegt und sich
von der westlichsten, östlichsten und nördlichsten Ecke des Königsbodens etwa
gleich weit entfernt befindet.
Die Rumänen wurden dagegen vom politischen und sozialen Leben ausgeschlossen:
Nach 1437 hatten sie keine Vertretung bzw. Mitspracherecht mehr.
Verfassungsrechtlich galten sie bis ins 19. Jahrhundert lediglich als geduldet
und wurden gezielt ausgegrenzt, z. B. durften sie sich in den deutschen Städten
weder niederlassen noch dort Häuser erwerben (wiewohl das auch allen anderen
Nationalitäten außer den Sachsen eigentlich verboten war) noch den dortigen
Zünften beitreten. So heißt es beispielsweise in einer alten Zunftordnung aus
Schäßburg: „eyn gesell soll seyn ehrbar, fromm vnd von teutscher art “. Wer
nicht „ teutsch “ war, dem blieb im mittelalterlichen Sybenbuergen jeglicher
Zugang zum Handel und Wandel der aufstrebenden Sachsenstädte verwehrt, welche
damals die einzigen urbanen Zentren bildeten.
Türkenkriege
Als das ungarische Heer 1526 in der Schlacht
von Mohács vernichtend geschlagen wurde, begann eine fast 200-jährige Phase
ständiger Bedrohung für das Land. Durch das osmanische Vordringen im Königreich
Ungarn (1526-1686, s. auch Heilige Liga) wurde das von den Türken eroberte
Zentralungarn geplündert. Während dessen sind große Teile der Bevölkerung
ausgerottet oder verschleppt worden (über 150.000 Menschen in die osmanische
Gefangenschaft abgeführt). Durch dieses Vordringen der türkischen Herrschaft und
infolge der doppelten Königswahl (Ferdinand I. von Habsburg bzw. János
Szapolyai) zerbrach das Königreich Ungarn in 3 Teile: das Königliche Ungarn, das
türkische Herrschaftsgebiet und Restungarn des János Szapolyai (dt: Johann
Zápolyai). Durch das weitere Vordringen der Osmanen und dem Fall von Buda im
Jahre 1541 (deutsch: Ofen), wurde König János und später sein Sohn, König János
Zsigmond (Szapolyai János Zsigmond, deutsch: König Johann Sigismund Zápolya),
nach und nach in die östlichen Landesteile zurückgedrängt. Aus diesen
Landesteilen entstand 1556, auf Druck und Wille Suleiman I., d.h. nicht als
Ergebnis einer eigenständigen Entwicklung, das Fürstentum Siebenbürgen (ung.:
Erdélyi Fejedelemség). Suleiman I. schloss bereits 1528 mit János Szapolyai
einen Friedensvertrag, in dem er auf die Schwächung des Habsburger Reiches durch
das spätere Fürstentum Siebenbürgen setzte. Der östliche ungarische Staat blieb
demnach bis Ende des 17. Jahrhunderts ein Vasallenstaat der türkischen
Herrschaft mit relativ großen Freiheiten. Dies bedeutete innerpolitisch
vollkommene Freiheiten, außenpolitisch jedoch türkische Kontrolle, Billigung des
durch die Stände (ungarisch: rend, Pl.: rendek) gewählten Fürsten durch Istanbul
sowie jährliche Steuerabgaben. Aus diesem Grund unterschieden sich die
politisch-militärischen Interessen der Fürste von denen der Herrscher des
Königlichen Ungarns dieser Zeit. Die Siebenbürgener Fürste Gábor Bethlen und
György Rákóczi I. (dt.: Georg Rákóczi I.)führten gar regelrechte Feldzüge gegen
die Habsburger-Könige auf dem ungarischen Thron. Gleichzeitig mussten sie
zahlreiche Türkeneinfälle über die Karpaten erdulden und bekämpfen, wobei die
Türken als "Renner und Brenner" für Verwüstung und Mord sorgten. Wegen der
Feldzüge gegen die Habsburger-Könige auf ungarischem Thron schlossen die
Habsburger das Fürstentum selbst nach seiner Befreiung (1690er Jahre) nicht
wieder dem Vaterland an. Derart wurde Siebenbürgen im Jahre 1740 Großfürstentum,
und sogar bis 1848 bzw. 1867 eine auf "Union" wartende Provinz (siehe: "Zwölf
Punkte" der ungarischen Revolution gegen die Habsburger 1848, bzw. die Erfüllung
dieser Punkte durch den Ausgleich zwischen Österreich und Ungarn 1867). Auf dem
Gebiet der Kultur blieb die Einheit der zerbrochenen Landesteile jedoch erhalten
und trotz des Vasallentums blieb Siebenbürgen weiterhin ein wichtiger und
aktiver Teil der christlichen Welt. Darüber hinaus bewahrte der weggerissene
politische Zustand Siebenbürgens zahlreiche Elemente der ungarischen Kultur in
ihrer archaischen Art weiter auf.
17. Jahrhundert
Das 17. Jahrhundert war für Siebenbürgen als
soziales und wirtschaftliches Gebilde eine Zeit großer Umwälzungen und ständiger
Bedrohung von Außen und Innen.
Die ungarischen Magnaten in Siebenbürgen verlegten sich nun auf die Strategie,
sich je nach Situation, an die eine oder andere Großmacht anzulehnen und dabei
zu versuchen, ihre eigene Unabhängigkeit zu bewahren. Die Báthory-Familie z. B.,
die nach dem Tod Johann Sigismund Zápolyas 1571 an die Macht kam, stellte die
Fürsten von Siebenbürgen unter osmanischer und kurzzeitig habsburgischer
Oberherrschaft bis 1602.
Die Fürsten – allen voran Gabriel Báthory – und die Türkeneinfälle quälten das
Volk ohne Unterlass. Kriegszüge, Plünderungen und innere Unruhen verwüsteten das
Land. Seuchen, Hungersnöte und die türkischen Beutezüge, bei denen jedes Mal
tausende Gefangene gemacht wurden, dezimierten die Bevölkerung. Horrende
Steuern, Tribute an die Türken, Einquartierung und Versorgung der durchziehenden
Heere drangsalierten die Bewohner zusätzlich. Dazu waren die Nationen (siehe
Nationsuniversität) zerstritten, der Regierungsapparat versank in Korruption und
so wurde das Fürstentum zum Spielball der Mächtigen.
1619 rief Fürst Báthory den Landtag in Hermannstadt ein. Er zog mit einem Heer
vor der festen Stadt auf und gelangte durch eine List in den Besitz der
Schlüssel für die Stadttore. Daraufhin klagte er die Bürger des Landesverrats
an, erpresste ein hohes Lösegeld, ließ die Hauptstadt plündern, die Waffen der
Bürger auf dem Großen Ring einsammeln und jagte die Bewohner aus der Stadt. Von
Hermannstadt aus begann er einen Raub- und Verwüstungszug durch den Königsboden,
der schließlich erst mit seiner Ermordung endete.
Auseinandersetzungen mit Österreich
Nach dem Sieg über die Osmanen vor Wien (1683)
versuchte Siebenbürgen vergeblich, sich des wachsenden Einflusses Österreichs zu
erwehren. 1711 wurde endgültig die österreichische Kontrolle über ganz Ungarn
und Siebenbürgen hergestellt und die siebenbürgischen Fürsten wurden durch
österreichische Gouverneure ersetzt. Die Proklamation des Großfürstentums
Siebenbürgen 1765 war eine reine Formalität. Der Druck der österreichischen
Bürokratie höhlte in Folge allmählich die traditionelle Unabhängigkeit
Siebenbürgens aus. 1791 baten die Rumänen Leopold II. auf dem Landtag zu
Klausenburg im Supplex Libellius Valachorum um Aufnahme als „vierte Nation“
Siebenbürgens und politische Anerkennung. Die drei anderen Nationen im Landtag
versagten ihnen jedoch diese Forderungen.
18. Jahrhundert
Ab 1733 wurde die Volksgruppe der sog.
Siebenbürger Landler in Südsiebenbürgen angesiedelt. Sie wurden unter Karl VI.
und Maria Theresia nach Siebenbürgen zwangsdeportiert. Da in den
österreichischen Erblanden der evangelische Glaube verboten war, einzelne
überzeugte Protestantengruppen (Kryptoprotestanten) aus dem landesfürstlichen
Salzkammergut, dem Land ob der Enns (dem 'Landl'), der Steiermark und Kärnten
aber dennoch nicht davon lassen wollten, verbannte man sie in den östlichsten
Winkel des Habsburgerreiches. In Siebenbürgen, welches damals noch an der
Militärgrenze zum Osmanischen Reich lag, gab es mit den Siebenbürger Sachsen
ohnehin seit altersher Protestanten und es galt allgemeine Toleranz. Unter der
beschönigenden Bezeichnung „Transmigration“ wurden sie in mehreren Schüben
zwischen 1734 und 1776 über die Donau nach Siebenbürgen verschifft.
In dem durch die Türkenkriege verheerten und entvölkerten Unterwald sowie der
Hermannstädter Gegend durften sich die „Exulanten“ in den drei Dörfern
Neppendorf, Großau und Großpold, inmitten der schon seit Jahrhunderten hier
lebenden Siebenbürger Sachsen, niederlassen.
19. und 20. Jahrhundert
Im Rahmen der Revolution 1848 gegen die
Habsburger Herrschaft verkündeten die Magyaren in den 12 Punkten unter anderem
auch die Wiedervereinigung Siebenbürgens mit Ungarn (die Freiheit für Alle,
Abschaffung der Leibeigenschaft etc.) Der Vollzug konnte jedoch erst 1867 folgen
denn die Habsburger konnten bis dahin mit Hilfe der Rumänen jeden Versuch der
Wiedervereinigung ungarischer Länder unterbinden. Derart wurde durch die
Auseinandersetzungen zwischen ungarischen und österreichisch Kräften die
ungarische Regierung von Lajos Kossuth niedergeschlagen. Die folgende Periode
österreichischer Militärverwaltung (1849–1854) war verheerend für die Magyaren.
Denn Österreich verschenkte Boden ungarischer Adligen an Rumänen die Österreich
an seiner Machterhaltung und Bekämpfung der ungarischen Befreiungskämpfer
unterstützt haben. In dieser Zeit entstand unter den siebenbürgischen Rumänen
ein nationales Erwachen, der größtenteils von der Griechisch-Katholischen
Kirche, zu denen ungefähr die Hälfte der siebenbürger Rumänen gehörte (siehe
auch: Siebenbürgische Schule)
Im Ausgleich von 1867, mit dem die Doppelmonarchie Österreich-Ungarn entstand,
wurde Siebenbürgen der ungarischen Reichshälfte angeschlossen, wobei der fast
tausendjährige autonome Status Siebenbürgens aufgehoben wurde. Mit diesem Akt
wurden die Selbstverwaltung der Siebenbürger Sachsen, der Szekler, die
Nationsuniversität und die damit verbundenen alten Rechte abgeschafft, der
Königsboden wurde aufgehoben. Im neu entstandenen Ungarn war das ungarische
Staatvolk jedoch nur eine Minderheit, so dass die Zentralregierung das
Zerbrechen der staatlichen Integrität befürchtete, so dass nach dem Ausgleich
eine rigide Magyarisierungspolitik durchgeführt wurde. Dies führte zu einem
Konflikt mit der nichtungarischen Bevölkerung.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Siebenbürgen 1918 Rumänien zugeschlagen. Am 1.
Dezember 1918 versammelten sich etwa 100.000 Rumänen in Alba Iulia und
proklamierten die Vereinigung aller Rumänen aus Siebenbürgen, dem Banat, dem
Kreischgebiet und der Maramureş mit dem rumänischen Altreich.
Auch die Siebenbürger Sachsen begrüßten in der Mediascher Anschlusserklärung im
Februar 1919 die in Alba Iulia gefassten Beschlüsse und den Anschluss an
Rumänien. Auf dem Sachsentag in Schäßburg wurden die Erwartungen an den neuen
rumänischen Einheitsstaat formuliert, der diese jedoch weitgehend enttäuschte.
Die Übertragung Siebenbürgens von Ungarn nach Rumänien wurde 1920 im Vertrag von
Trianon festgeschrieben. Die rumänische Verwaltung agierte nun überall im Lande
nach der gleichen Logik eines zentral geleiteten Nationalstaates, ebenso wie
zuvor der ungarische Staat. Dies aber konnte das auf Partikularismus basierte
Selbstverständnis der siebenbürgischen Rumänen, Magyaren und Deutschen nur
stören. Dennoch wurden den Minderheiten weitergehende Rechte eingeräumt als
während der ungarischen Herrschaft. Der rumänische Staat leitete ökonomische
Maßnahmen wie z.B. die Agrarreform 1921 ein, von denen die wirtschaftlich besser
gestellten Minderheiten Siebenbürgens gravierend betroffen waren. Insbesondere
die Adligen (die fast ausnahmslos Ungarn waren), die eine jahrhundertelange
politische, wirtschaftliche, religiöse und kulturelle Dominanz ausübten, sahen
sich jetzt mit dem Verlust ihrer historischen Machtstellung zugunsten der
rumänischen Mehrheit konfrontiert. Dies wurde aber auch von einigen Angehörigen
der Szekler und Siebenbürger Sachsen als Affront, Unrecht und ein
Marginalisierungs- und Assimilierungsversuch wahrgenommen. Die den Minderheiten
in den Friedensverträgen garantierten Rechte wurden in der Praxis nur teilweise
umgesetzt.
Während des Zweiten Weltkrieges wurde 1940 ein sichelförmiger Abschnitt längs
der Nord- und Nordostgrenze Siebenbürgens, in dem die Ungarn nur teilweise die
Bevölkerungsmehrheit bildeten (37 % Ungarn und 50 % Rumänen, laut der amtlichen
Volkszählung von 1930), an Ungarn übertragen (Zweiter Wiener Schiedsspruch).
Ende 1944 kam das Territorium wieder unter rumänischer Verwaltung. Die im
Vertrag von Paris 1947 festgelegten Grenzen waren hinsichtlich Siebenbürgens und
dem Nordwesten Rumäniens identisch mit denen von 1920.
Bevölkerung
Volksgruppen
Um 1930 hatte Siebenbürgen i.e.S., ca. 2,7
Millionen Einwohner. Davon waren 56,4 % Rumänen, 23 % Ungarn
(Madjaren/55%Székler) und 9,4 % Deutsche („Siebenbürger Sachsen“). Als weitere
Minderheiten sind noch Armenier, Juden, Roma und Sinti erwähnenswert. Die ersten
beiden Gruppen sind jedoch heutzutage beinahe völlig verschwunden.
Bei der Volkszählung 2002, hatte Siebenbürgen eine Einwohnerzahl von 7.221.733,
davon 74,69 % Rumänen, 19,60 % Magyaren (Madjaren/46%Székler), 3,39 % Roma und
Sinti und 0,73 % Deutsche (ca. 60.000).
Von den etwa 60.000 Deutschen in Rumänien stellen die Siebenbürger Sachsen heute
nur noch ca. 14.000. Ihre Auswanderung ist zwar inzwischen verebbt, jedoch ist
die verbliebene deutsche Bevölkerung so stark überaltert, dass sie durch hohe
Sterbeüberschüsse immer weiter ihrem Ende entgegen schrumpft.
Jahr |
Total |
Rumänen |
Ungarn |
Deutsche |
1869 |
4.224.436 |
59,0 % |
24,9 % |
11,9 % |
1880 |
4.032.851 |
57,0 % |
25,9 % |
12,5 % |
1890 |
4.429.564 |
56,0 % |
27,1 % |
12,5 % |
1900 |
4.840.722 |
55,2 % |
29,4 % |
11,9 % |
1910 |
5.262.495 |
53,8 % |
31,6 % |
10,7 % |
1919 |
5.259.918 |
57,1 % |
26,5 % |
9,8 % |
1920 |
5.208.345 |
57,3 % |
25,5 % |
10,6 % |
1930 |
5.114.214 |
58,3 % |
26,7 % |
9,7 % |
1941 |
5.548.363 |
55,9 % |
29,5 % |
9,0 % |
1948 |
5.761.127 |
65,1 % |
25,7 % |
5,8 % |
1956 |
6.232.312 |
65,5 % |
25,9 % |
6,0 % |
1966 |
6.736.046 |
68,0 % |
24,2 % |
5,6 % |
1977 |
7.500.229 |
69,4 % |
22,6 % |
4,6 % |
1992 |
7.723.313 |
75,3 % |
21,0 % |
1,2 % |
2002 |
7.221.733 |
74,7 % |
19,6 % |
0,7 % |