Bürgerkrieg 1983 - 2009


Quelle: https://www.bpb.de/kurz-knapp/hintergrund-aktuell/511831/regierungskrise-in-sri-lanka/

1983 brach zwischen der tamilischen Minderheit und der singhalesischen Mehrheit in Sri Lanka (damals: Ceylon) ein Bürgerkrieg aus, der bis 2009 andauerte. Die Wurzeln des Kriegs gehen auf die britische Kolonialherrschaft (1815–1948) zurück. Da die tamilische Bevölkerung im Durchschnitt über eine höhere Bildung verfügte, wurden sie von den Briten stärker in die Kolonialverwaltung eingebunden als die buddhistisch geprägte singhalesische Bevölkerung. Dies führte zu Spannungen zwischen den beiden ethnischen Gruppen, als Sri Lanka 1948 unabhängig wurde.

Die singhalesische Bevölkerungsmehrheit übernahm politisch und kulturell die Führung des neuen Staates: Wichtige Positionen wurden mit Singhalesen besetzt, Singhalesisch 1972 zur einzigen Sprache erklärt, dem Buddhismus ein besonderer Status zugesprochen und Tamilen durch den Staat diskriminiert. In der Folge bildeten sich politische Parteien, aber auch bewaffnete Rebellengruppen, die für die Rechte und Selbstbestimmung der Tamilen kämpften. Am bedeutendsten wurde die Rebellenorganisation „Liberation Tigers of Tamil Eelam“ (LTTE), die einen unabhängigen tamilischen Staat im Nordosten Sri Lankas forderte.

1983 eskalierte der Konflikt, nachdem tamilische Rebellen mehrere Soldaten getötet hatten, worauf ein antitamilischer Pogrom möglicherweise unter Beteiligung der Regierung folgte. Der Bürgerkrieg entwickelte sich in vier Phasen, unterbrochen durch erfolglose Vermittlungsversuche. Eine politische Lösung scheiterte an der fehlenden Bereitschaft für Zugeständnisse auf beiden Seiten.

2006 startete der im Vorjahr gewählte Präsident Mahinda Rajapaksa eine militärische Offensive gegen die LTTE, die etwa ein Drittel des gesamten Staatsgebiets Sri Lankas kontrollierte. Die sri-lankischen Regierungstruppen eroberten die Gebiete schrittweise zurück. Am 18. und 19. Mai 2009 fanden die letzten Kampfhandlungen statt. Nach UNO-Schätzungen sollen in dem Bürgerkrieg ca. 100.000 Menschen getötet worden sein. Eines der gesellschaftlichen Kernprobleme Sri Lankas ist bis heute die Aussöhnung zwischen beiden Kriegsparteien.

Quelle: Destradi, S. (2009). Nach dem Bürgerkrieg - welche Zukunft für Sri Lanka? (GIGA Focus Asien, 6). Hamburg: GIGA German Institute of Global and Area Studies - Leibniz-Institut für Globale und Regionale Studien, Institut für AsienStudien.

Externer Link: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-286560

 


Quelle und weitere Informationen: https://de.wikipedia.org/wiki/Sri_Lanka
https://de.wikipedia.org/wiki/Bürgerkrieg_in_Sri_Lanka

Ethnien
Die dominierende Bevölkerungsgruppe Sri Lankas sind die Singhalesen. Nach der Volkszählung 2012 stellen sie 74,9 Prozent der Bevölkerung der Insel. Die größte ethnische Minderheit sind mit insgesamt 15,4 Prozent der Bevölkerung die Tamilen, die sich in Sri-Lanka-Tamilen und indische Tamilen aufteilen. Die einheimischen Sri-Lanka-Tamilen stellen 11,2 Prozent der Bevölkerung und siedeln in der Nord- und Ostprovinz. Die indischen Tamilen sind Nachfahren von Tamilen, die während der britischen Kolonialzeit aus Südindien (Tamil Nadu) als Plantagenarbeiter nach Sri Lanka einwanderten. Ihr Bevölkerungsanteil beträgt 4,2 Prozent, die meisten von ihnen leben in den Teeanbaugebieten im zentralen Hochland. 9,2 Prozent der Bevölkerung Sri Lankas sind Moors, tamilischsprachige Muslime, die sich selbst als Nachfahren arabischer Händler identifizieren. Sie sind über die ganze Insel verstreut, am höchsten ist ihr Bevölkerungsanteil in der Ostprovinz. Kleinere Minderheiten sind die 40.000 Malaien, deren Vorfahren während der niederländischen und britischen Kolonialzeit aus dem heutigen Indonesien und Malaysia einwanderten, und die 37.000 Burgher, Nachfahren europäischer Kolonisten und einheimischer Frauen. Die Ureinwohner Sri Lankas, die Veddas, sind fast völlig verdrängt worden und werden nur noch auf einige hundert Individuen geschätzt.
Die Singhalesen sprechen Singhalesisch (Sinhala), eine indoarische Sprache, die Tamilen und Moors dagegen Tamil, das zur Gruppe der dravidischen Sprachen gehört. Englisch ist als Verkehrs- und Bildungssprache weit verbreitet. Nach der Verfassungsergänzung von 1987 sind Singhalesisch und Tamil die Amts- und Nationalsprachen Sri Lankas, Englisch ist als Verbindungssprache anerkannt.

Ethnischer Konflikt
Seit über 2000 Jahren leben Singhalesen und Tamilen auf Sri Lanka. Bei den Tamilen auf Sri Lanka wird zwischen indischen Tamilen und Sri-Lanka-Tamilen unterschieden. Die indischen Tamilen sind diejenigen Tamilen, die während der englischen Kolonialzeit aus Südindien (Tamil Nadu) als Plantagenarbeiter nach Sri Lanka gebracht wurden. Sie sind in den zentralen Gebirgen Sri Lankas angesiedelt, während die einheimischen Tamilen in den nordöstlichen Küstengebieten leben. Häufig verwechselt man die Geschichte der Indien-Tamilen mit derjenigen der einheimischen Tamilen, was zu dem gelegentlich geäußerten Irrtum führt, Tamilen seien erst ab dem 19. Jahrhundert nach Sri Lanka eingewandert. Der Bürgerkrieg wurde zwischen den Singhalesen und den einheimischen Tamilen ausgetragen.

Kolonialzeit
Das hauptsächliche Konfliktpotential zwischen Singhalesen und Tamilen stammt aus der Kolonialzeit. Damals wurden die Tamilen als mehrheitlich schriftkundige Bevölkerungsgruppe bevorzugt als Verwaltungsbeamte herangezogen und deshalb von den Singhalesen mit der Kolonialmacht identifiziert. Mit der Unabhängigkeit wollten nationalistische Singhalesen diesen Machtvorsprung der Tamilen beseitigen. Tamil sollte ebenso wie Englisch aus den Amtsstuben und dem öffentlichen Leben verbannt werden; Sinhala sollte die allgemeine Sprache sein. Für die Mehrheit der Tamilen, die es zum großen Teil nicht beherrschte, war das weder praktikabel noch akzeptabel. Es kam im Tamilengebiet zu bewaffneten Protesten und zur Bildung politischer Bewegungen mit einem Spektrum von Zielen zwischen föderalen Gebietslösungen, Separationsbestrebungen und Anschlussbestrebungen an Indien.


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