Der offizielle Name des Staates


 

Informationen zu Land und Leuten

 

Quelle und weitere Informationen: https://de.wikipedia.org/wiki/Sri_Lanka

 

Sri Lanka, bis 1972 Ceylon (seither Demokratische Sozialistische Republik Sri Lanka), ist ein Inselstaat im Indischen Ozean, 237 km (Westküste der Insel) östlich der Südspitze des Indischen Subkontinents, und hatte 2021 etwa 22 Millionen Einwohner. Die kürzeste Entfernung zwischen Indien (Kodiyakkarai) und Sri Lanka (Munasal) beträgt 54,8 km.


Die Insel war von der Antike bis zur Moderne ein strategischer Knotenpunkt für die Seefahrt zwischen Vorder- und Südostasien. Der Süden und die Gebiete um Anuradhapura waren Zentren des antiken Buddhismus; im Norden und Osten gab es hinduistische Tempelkomplexe.

Sri Lanka ist heute eine multireligiöse und multiethnische Nation, in der neben dem Buddhismus und dem Hinduismus das Christentum und der Islam bedeutende Religionen sind. Die Singhalesen machen den größten Teil der Bevölkerung aus. Die Tamilen stellen die größte Minderheit. Andere ethnische Minderheiten sind die Moors, Malaien, Burgher und die indigene Bevölkerung Sri Lankas, die Veddas.

Sri Lanka ist bekannt für die Produktion und den Export von Tee (Ceylon), Kaffee, Kautschuk und Kokosnüssen. Die Insel ist aufgrund ihrer landschaftlichen Schönheit und ihres reichen Kulturerbes (zum Beispiel des Ayurveda, einer traditionellen Heilkunst) ein beliebtes Touristenziel.

Sri Lanka wurde über zwei Jahrtausende von verschiedenen lokalen Königreichen regiert, bis im 16. Jahrhundert große Teile der Insel von den Portugiesen und danach von den Niederländern kolonisiert wurden. Nur das Königreich Kandy im Hochland der Insel konnte sich gegen die Kolonisatoren behaupten. 1815 wurde ganz Sri Lanka Teil des Britischen Weltreichs.
Während des Zweiten Weltkriegs diente Sri Lanka den Alliierten als eine strategisch wichtige Basis im Kampf gegen das japanische Kaiserreich. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts gab es immer stärker werdende Unabhängigkeitsbestrebungen. Im Jahr 1948 wurde Sri Lanka nach friedlichen Verhandlungen von Großbritannien unabhängig. Im Gegensatz zu den meisten Staaten der sogenannten „Dritten Welt“ besteht seit der Unabhängigkeit ein stabiles, demokratisches System, das allerdings durch die Gegensätze zwischen der singhalesischen Bevölkerungsmehrheit und der tamilischen Minderheit belastet war und immer noch ist. Zwischen 1983 und 2009 herrschte offener Bürgerkrieg in Sri Lanka zwischen tamilischen Separatisten und der von Singhalesen dominierten Zentralregierung, der, vor allem aus der Zivilbevölkerung, zahlreiche Todesopfer forderte. Die Menschenrechtsverbrechen des Bürgerkrieges sind bis heute nicht unabhängig aufgearbeitet. Zwischen 2005 und 2015 war Mahinda Rajapaksa Präsident des Landes und regierte das Land mit autoritärem Gestus. Von Januar 2015 bis November 2019 war Maithripala Sirisena Präsident, der eine Abkehr vom Autoritarismus versprochen hatte. Danach wurde Gotabaya Rajapaksa, der Bruder von Mahinda, zum Präsidenten gewählt. Mahinda wurde Regierungschef.
Sri Lanka ist seit dem Beginn der Covid-19-Pandemie schwer von Folgen der Pandemie getroffen. Der Tourismus kam weitgehend zum Erliegen. Steigende Ölpreise auf dem Weltmarkt und populistische Steuersenkungen der Regierung trugen zur Wirtschaftskrise bei, ebenso die Auswirkungen des russischen Überfalls auf die Ukraine. Sri Lanka ist (Stand Mitte Mai 2022) von einem Staatsbankrott bedroht.

Religionen
Nach der Volkszählung 2012 sind 70,2 Prozent der Bevölkerung Sri Lankas Buddhisten, 12,6 Prozent Hindus, 9,7 Prozent Muslime und 7,4 Prozent Christen (6,1 Prozent Katholiken und 1,3 Prozent andere).In der Verteilung der Religionen spiegelt sich die ethnische Aufteilung der Bevölkerung Sri Lankas wider: Die Singhalesen sind größtenteils Buddhisten, die Tamilen mehrheitlich Hindus und die Moors ausschließlich Muslime. Daneben gibt es unter Tamilen und Singhalesen christliche Minderheiten.
Vom 8. bis 11. Jahrhundert war unter den Buddhisten das Mahayana weit verbreitet. Seit dem 12. Jahrhundert gehören die Buddhisten in Sri Lanka der Theravada-Schule an. Als buddhistisch geprägtem Land kommt Sri Lanka im mehrheitlich hinduistischen Südasien eine Sonderstellung zu. Dem Buddhismus wird in der Verfassung Sri Lankas eine besondere Stellung eingeräumt: Demnach ist der Staat verpflichtet, den Buddhismus „zu schützen und zu fördern“. Unter den Hindus Sri Lankas ist, wie bei den Tamilen auf dem indischen Festland, der Shivaismus die am weitesten verbreitete Glaubensströmung. Die Muslime Sri Lankas sind Sunniten der schafiitischen Rechtsschule. Unter den Christen dominiert als Resultat der portugiesischen Missionierung während der Kolonialzeit der Katholizismus, es gibt aber auch Anglikaner (Church of Ceylon) und protestantische Gruppen.
 

Buddhismus in Sri Lanka
Nach einer der traditionellen sri-lankischen Chroniken, der Dipavamsa, kam die Lehre Buddhas im 2. Jahrhundert v. Chr. durch den Sohn des indischen Kaisers Ashoka, Mahinda, auf die Insel. Zu dieser Zeit herrschte König Devanampiya Tissa über weite Teile des Landes (Regierungszeit: 307–267 v. Chr.). Er konvertierte zum Buddhismus und ließ in Anuradhapura den Sri Mahi Bodhi pflanzen, einem Abkömmling des Pappel-Feigen Baumes, unter dem Siddhartha Gautama die Erleuchtung gefunden haben soll.
Heutige Zeit
In heutiger Zeit hat sich der Buddhismus in Sri Lanka zum Teil mit einem singhalesischen Nationalismus verbunden. Dies liegt daran, dass in Sri Lanka die religiösen Grenzen zum erheblichen Teil auch ethnische Grenzen sind. Die Buddhisten sind überwiegend Singhalesen, während die Sri-Lanka-Tamilen meist Hindus und seltener Muslime sind. Ein Teil der Muslime in Sri Lanka sind historisch betrachtet Nachkommen arabischer Händler und ein Teil der Christen sind Nachkommen niederländischer und portugiesischer Kolonialherren. Wenn (vermeintliche) singhalesische Interessen auf dem Spiel stehen, spielen häufig auch buddhistische Mönche eine prominente Rolle, auch bei offen gewalttätigen Konflikten z. B. mit Muslimen.
Quelle und weitere Informationen: https://de.wikipedia.org/wiki/Buddhismus_in_Sri_Lanka

 

 


 

Aktuelle Informationen (Stand: 15.08.2022):

Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung

https://www.bpb.de/kurz-knapp/hintergrund-aktuell/511831/regierungskrise-in-sri-lanka/

 

In Sri Lanka gibt es seit 2021 Proteste gegen die Regierung. Ab März 2022 entwickelten sich diese zu politischen Massenprotesten. Grund für die Proteste ist eine anhaltende Wirtschaftskrise, die mit einer rasant steigenden Inflation sowie Engpässen bei Treibstoff, Lebensmitteln und Medikamenten für die knapp 22 Millionen Bewohnerinnen und Bewohner der Insel verbunden ist. Verschärft wurde die Krise durch eine hohe Auslandsverschuldung sowie Korruption, aber auch durch ausbleibende Einnahmen aus dem Tourismus während der COVID-19-Pandemie. Die Opposition warf dem ehemaligen Staatspräsidenten Gotabaya Rajapaksa zudem Missmanagement, Vetternwirtschaft und eine autoritäre Regierungsführung vor.
Im April 2022 kündigte Sri Lankas Regierung erstmals an, seine Kredite nicht mehr zurückzahlen zu können. Der Inselstaat im Indischen Ozean zählte Auslandsschulden in Höhe von 51 Milliarden US-Dollar und verfügte über keine nennenswerten Devisenreserven mehr. Das Land konnte damit die schwierige Versorgungslage der Bevölkerung nicht mehr durch Importe verbessern, was auch an dem niedrigen Wechselkurs der Landeswährung Sri-Lanka-Rupie lag.

Gewalteskalation gegen Protestierende
Nachdem es bei den Protesten zu gewaltsamen Zusammenstößen kam, rief Präsident Rajapaksa Anfang April 2022 den Notstand und eine 36-stündige Ausganssperre aus. Soziale Netzwerke wie Twitter, Facebook und YouTube wurden gesperrt, da sich dort Widerstand gegen die Regierung organisiert hatte. Die Regierung setzte Polizei und das Militär gegen die friedlich Demonstrierenden ein. Laut den Vereinten Nationen gab es Berichte über exzessive und ungerechtfertigte Gewalt gegenüber Protestierenden, es kam zu Verhaftungen.
Im Mai eskalierte die Situation als Tausende Anhänger der Regierung versuchten, das Protest-Camp der Demonstrierenden vor dem Präsidentenpalast zu stürmen. Premierminister Mahinda Rajapaksa, der Bruder des Staatsoberhauptes und selbst ehemaliger Präsident, trat nach den Unruhen zurück. Am 11. Mai 2022 ordnete das Verteidigungsministerium schließlich an, dass Sicherheitskräfte auf Menschen schießen sollen, die Besitz schädigen oder Menschenleben in Gefahr bringen würden.

Massenprotest und Flucht des Präsidenten
Am 9. Juli 2022 demonstrierten Hunderttausende in Sri Lankas Hauptstadt Colombo. Die Gegner der Regierung stürmten den Präsidentenpalast. Als Folge setzte sich Gotabaya Rajapaksa mit einem Flugzeug auf die Malediven ab. Expertinnen und Experten vermuten, dass er sich damit auch einer möglichen Strafverfolgung in Sri Lanka entziehen wollte. Kurz danach flog er nach Singapur weiter, wo er am 14. Juli 2022 seinen Amtsverzicht erklärte.
Am 20. Juli wählte das Parlament Ranil Wickremesinghe zum neuen Präsidenten. Wickremesinghe war nach dem Rücktritt Mahinda Rajapaksas bereits als Premierminister im Amt und ist kein neues Gesicht in der Regierung Sri Lankas. Sechs Mal war er als Ministerpräsident an der Macht, bereits 1978 wurde er durch den damaligen Präsidenten, seinen Onkel Jayewardene, zum jüngsten Minister des Landes ernannt. Wickremesinghe gilt als umstritten, Protestierenden sehen in ihm einen Verbündeten Rajapaksas. Sie forderten bereits Wochen zuvor seinen Rücktritt als Premierminister. Der neue Präsident soll bis zur nächsten regulären Präsidentschaftswahl im Jahr 2024 im Amt bleiben.

Ursachen der Wirtschaftskrise
Die Wirtschaftskrise und Staatspleite in Sri Lanka hat eine lange Vorgeschichte. Nachdem 2009 der 26-Jahre andauernde Bürgerkrieg endete, erwarb der damalige Präsident Mahinda Rajapaksa eine Vielzahl an Krediten und Anleihen bei ausländischen Banken und Staaten. Das Land verschuldete sich dadurch zwischen 2005 und 2015 insbesondere bei China.
Vorerst verzeichnete die Wirtschaft ab 2009 ein starkes Wachstum. Das Land finanzierte mit den Anleihen große Infrastrukturprojekte wie einen Flughafen aber auch umstrittene Prestige-Bauten wie den sogenannten „Lotus Tower“ in Colombo. Sri Lankas Wirtschaft wurde in den folgenden Jahren von mehreren Krisen hart getroffen: So führten 2019 die Anschläge an Ostersonntag auf christliche Kirchen und Hotels mit zahlreichen Toten sowie die Covid-19-Pandemie ab Frühjahr 2020 zu einem Einbruch des Tourismus – einem für das Land lebenswichtigem Wirtschaftszweig.

Wirtschaftskraft sinkt
Seit zehn Jahren ist das Bruttoinlandsprodukt Sri Lankas rückläufig. Seit 2020 wurde das Land durch Ratingagenturen kontinuierlich in der Kreditwürdigkeit heruntergestuft und verlor so den Zugang zu internationalen Finanzmärkten. Maßnahmen des ehemaligen Präsidenten Rajapaksa wie weitreichende Importverbote in vielen Wirtschaftssektoren, die die Währung stärken sollten, oder eine vorübergehende vollständige Umstellung auf biologische Landwirtschaft verschärften die Krise zusätzlich. Die Folgen davon waren geringere Ernten. Zuletzt war nach Angaben der UN-Welternährungsorganisation (FAO) die landwirtschaftliche Produktion um 50 Prozent zurückgegangen. Lebensmittel mussten nun zusätzlich aus dem Ausland eingekauft werden, was die Lebensmittelpreise zwischen 2020 und 2022 um 73 Prozent ansteigen ließ und die Währungsreserven aufzehrte. Die Regierung konnte damit ihre Auslandsschulden nicht mehr bedienen, während die Tilgungslast stieg.
Im Mai 2022 war Sri Lanka offiziell zahlungsunfähig und ließ eine Rückzahlungsfrist verstreichen. Das Land hatte mehrmals den Internationalen Währungsfonds (IWF) um Hilfe gebeten. Ende Juli wurde jedoch bekannt, dass der IWF dem Land vorerst keinen neuen Kredit geben will. Die Inflation in Sri Lanka liegt nach Regierungsangaben bei mehr als 60 Prozent. Eine Umfrage des  UN-Welternährungsprogramms (WFP) ergab Anfang Juli, dass 61 Prozent der Menschen in Sri Lanka derzeit weniger essen, Mahlzeiten auslassen oder weniger nahrhafte Lebensmittel zu sich nehmen.

Die Protestierenden
Der anhaltende Protest verdeutlicht den Riss zwischen den Regierenden und der wirtschaftlichen und politischen Oberschicht auf der einen Seite und der von Krisen geplagten Bevölkerung Sri Lankas auf der anderen Seite. Die Protestierenden sind nicht einem bestimmten Milieu zugeordnet, der Widerstand geht durch breite Teile der Bevölkerung. Ethnische und religiöse Spannungen traten über das gemeinsame Ziel des politischen Wandels und die Versorgungkrise in den Hintergrund. Allein die tamilische Minderheit im Norden und Osten des Landes soll zurückhaltend auf die Bewegung reagiert haben.
Probleme bleiben ungelöst
Zuletzt waren die Proteste auch aufgrund von Repressionen zurückgegangen. Nach seiner Wahl hatte der neu gewählte Präsident Wickremesinghe die Protestlager nahe des Präsidentenbüros räumen lassen. Anführer der Proteste wurden verhaftet. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch rief die Regierung dazu auf, die „willkürlichen“ Verhaftungen einzustellen. Die Organisation kritisiert, der Präsident würde durch Einschüchterungen und Überwachung versuchen, die Proteste zu unterbinden.
In Sri Lanka gilt zunächst bis Ende August der Ausnahmezustand mit Ausgangssperren. Auch die Versorgungslage bleibt angespannt, es gibt weiterhin einen Mangel etwa an Nahrungsmitteln und Engpässe in der Stromversorgung. Das UN-Welternährungsprogramm will nun einen Nothilfeplan erstellen, mit dem kurzfristig Unterstützung für das Land organisiert werden soll.


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