Nord- und Osttürkei 1990 - Hasankeyf |
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Hasankeyf (kurdisch: Heskîf, aramäisch: Hesna/Hesno, Hsenkep oder Hesno
d-kepo) ist eine antike Stadtfestung am Tigris und ein heutiger Landkreis in der
türkischen Provinz Batman.
Der türkische Name Hasankeyf bedeutet wörtlich Hasans Freude, was eine
Verballhornung des arabischen Namen Hisn Keyfa ist. Hisn Keyfa bedeutet
Felsenfestung oder Felsenburg. Die Römer nannten die Stadt Kipas, Cepha oder
Ciphas. Das könnte von dem aramäischen Wort Kifa für Fels abzuleiten sein.
Die Geschichte von Hasankeyf wird erst in den ersten Jahrhunderten nach
christlicher Zeitrechnung greifbar. Dieser Ort lag in der Region, die sowohl
Byzanz als auch die Sassaniden beanspruchten. Daher wechselten die Machthaber
oft. Mitte des 4. Jahrhunderts baute Byzanz hier eine Festung und konnte die
Sassaniden fern halten. 638, im Laufe der islamischen Expansion, eroberten die
Araber diesen Ort. Seit diesem Zeitpunkt lebten die Christen dieser Gegend unter
islamischer Oberhoheit, zuerst unter den Umayyaden, dann unter den Abbasiden.
Die Hamdaniden herrschten hier von 906–990 und nach ihnen die kurdischen
Marwaniden von 990–1096. Hasankeyf besaß bis dahin keine besondere strategische
Bedeutung für die Moslems.....
Im 16. Jahrhundert soll die Stadt an die 10.000 Einwohner gehabt haben, davon 60
% Christen. Damals war das zu Hasankeyf gehörende Gebiet allerdings größer und
umfasste ganz Batman, Siirt und Teile von Mardin. Mit der Zeit verlor Hasankeyf
immer mehr an Größe und Bedeutung, behielt bei den Kurden jedoch den Status
einer Kultstätte bzw. eines nationalen Erbes. Während des Genozids an den
Armeniern 1915–1917 war Hasankeyf ein wichtiger Vernichtungsort, da sich
Deportationsrouten dort kreuzten. Die Bevölkerungszahl sank in den letzten 20
bis 30 Jahren dramatisch.
Im Zuge des Südostanatolien-Projekts, das die Schaffung vieler Staudämme – wie
auch des Ilısu-Staudamms – im Südosten der Türkei zum Ziel hat, plant der
türkische Staat, Hasankeyf unter Wasser zu setzen. Dagegen regt sich bis heute
nationaler, meist kurdischer, und internationaler Protest. Ungeachtet dessen hat
die Türkei Anfang August 2006 mit dem Bau des Staudamms begonnen. Am 15.
Dezember 2006 gewährte der Schweizer Bundesrat den Firmen Alstom, Colenco,
Maggia und Stucky Exportrisikogarantien in Höhe von 225 Millionen Franken für
das Ilisu-Staudammprojekt. Von den etwa hundert angeführten Auflagen sollten
mindestens 25 „zufriedenstellend“ erfüllt werden.
Am 26. März 2007 genehmigten auch das deutsche und das österreichische
Regierungskabinett Kreditgarantien für am Bauprojekt beteiligte einheimische
Unternehmen, da die vorgegebenen Kriterien erfüllt seien. Teile der antiken
Stadt sollen versetzt und in einem Kulturpark wieder aufgebaut werden. Kritiker
vermelden aber, dass nur ein kleiner Teil der antiken Schätze bewahrt werden
wird.
Die Schweiz stoppte die Exportrisikogarantie, genau wie Deutschland und
Österreich, nachdem trotz erheblicher Verbesserungen des Projekts Auflagen für
den Umwelt- und Kulturgüterschutz nicht zufriedenstellend erfüllt worden waren.
Im Februar 2010 gab der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdoğan
bekannt, dass seine Regierung neue Kreditgeber gefunden hat und somit der
Staudamm gebaut werden kann. Die Finanzierung des höchst umstrittenen Projekts
war fraglich geworden, nachdem Deutschland, Österreich und die Schweiz im Sommer
2009 Kreditbürgschaften gekündigt hatten.
(Quelle:
wikipedia)
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