Albanien 23 - Berat |
Informationen zur Stadt
Quelle Wikipedia
http://de.wikipedia.org/wiki/Berat
Berat (albanisch auch Berati) ist eine der ältesten Städte Albaniens. Die
am Fluss Osum gelegene Stadt hatte im Jahr 2004 nach eigenen Angaben 64.473
Einwohner,gemäß Volkszählung 2011 hingegen nur 36.467 Einwohner. Die "Stadt der
tausend Fenster", die 1961 offiziell zur "Museumsstadt" ernannt wurde, steht
unter einem besonderen Schutz. Dank diesem Schutz wurden die weißen,
historischen Häuser vor Neubauten verschont. Berat ist mit seinen drei kompakten
Altstadt-Quartieren Mangalem, Gorica und Kalaja (deutsch: Burg) und den vielen
Moscheen und Kirchen eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten des Landes.
Berat ist Hauptort des gleichnamigen Qarks und des gleichnamigen Kreises sowie
Sitz eines orthodoxen Bischofs.
Etymologie
Die erste schriftliche Erwähnung der Stadt, griechisch Poulcheriopólis
Πουλχεριοπόλις, stammt aus dem 9. Jahrhundert und bedeutet „schöne Stadt“. Im
Jahr 1019 taucht die slawische Bezeichnung Belagradon auf, was die Übersetzung
des älteren Namens ist und „weiße Stadt“ bedeutet. 1230 und 1258 wird Belgrad
erwähnt. Weitere Namen sind Bellagradi (1280) und Belgradi (1431).
Lage und Stadtteile
Berat umfasst einen Bereich von nur 6,3 km². Die Stadt wurde anfangs
als Festung auf dem felsigen Hügel von 187 müA aufgebaut, wo der Fluss Osum
durch einen Engpass im Tal in die mittelalbanische Ebene Myzeqe vorstößt. Über
dieser strategischen Stelle thront die Burg, die nicht nur aus den befestigten
Anlagen besteht, sondern einen ganzen Stadtteil mit zahlreichen Kirchen und
Moscheen umfasst. Am gegenüberliegenden Ufer liegt der historische Stadtteil
Gorica. Unterhalb der Burg dehnen sich der Stadtteil Mangalem sowie das heutige
Stadtzentrum aus. Vor der Stadt entstanden zur kommunistischen Zeit neue
Quartiere mit zahlreichen Plattenbauten. Östlich der Stadt liegt das Bergmassiv
Tomorr (2416 m).
Geschichte
Frühgeschichtliche Wohnstätten konnten seit etwa 2600 v. Chr. nachgewiesen
werden. Der Burghügel wurde im 4. Jahrhundert v. Chr. erstmals von Illyrern
befestigt. Der Ort war das Siedlungszentrum der illyrischen Dassareten. Diese
gerieten Ende des 4. Jahrhunderts in die Abhängigkeit des Königreichs
Makedonien. Vermutlich war es Kassander, der den alten Ort als Stadt neu
begründete und griechische Kolonisten ansiedelte. Zu Ehren seines Vaters nannte
er die Stadt Antipatreia. Auch unter der Herrschaft der Römer blühte die Stadt.
Der heutige Name Berat geht auf die slawische Bezeichnung Beligrad (die weiße
Stadt) zurück. Im 9. bis 11. Jahrhundert hatten die Bulgaren die Region besetzt.
Schon zu dieser Zeit war Berat orthodoxer Bischofssitz. Die Eparchie unterstand
dem Metropoliten des Erzbistums Ohrid.
Im Jahr 1018 eroberten die Byzantiner die Stadt zurück. In der Folge geriet
Berat unter wechselnde Herrschaft lokaler Despoten, der Könige von Neapel, der
Bulgaren und der Serben. Im Frühjahr 1281 schlug der byzantinische Kaiser
Michael VIII., der seit 1274 über die Stadt herrschte, das Heer Karls I. von
Neapel vor Berat entscheidend und stoppte die weitere Ausdehnung der Anjou
östlich der Adria.
1417 nahmen die Osmanen die Stadt erstmals ein. In den 1420er Jahren hatte die
Adelsfamilie Muzaka die Herrschaft über Berat inne. Theodor von Muzaka, ein
Mitstreiter Skanderbegs in der Liga von Lezha, verlor die Stadt 1450 durch einen
Überraschungsangriff der Türken endgültig. Die durch Skanderbeg 1455
angestrengte Belagerung von Berat blieb ohne Erfolg.
Unter der osmanischen Herrschaft war Berat Sitz eines Sandschak-Beys und
regionales Handelszentrum. Sowohl die Muslime als auch die orthodoxe Kirche
unterhielten bedeutende Schulen in der Stadt.
Im November 1670 besuchte der türkische Reisende Evliya Çelebi unter anderem die
Stadt Berat. Sie war Sitz des Beys vom Sandschak Vlora und besaß 489 Lehnsgüter
(türkisch Tımar). Neben 5000 mit roten Ziegeln bedeckten Steinhäusern zählte er
100 prächtige Herrenhäuser mit Zisternen und Brunnen. Berat war in 30 Quartiere
geteilt, und Çelebi beschreibt ziemlich ausführlich die Festung und die
Zitadelle der Stadt.
1809 konnte Tepedelenli Ali Pascha die Stadt für kurze Zeit seinem
Herrschaftsgebiet angliedern. Als örtlichen Gouverneur setzte er seinen Sohn
Myftar ein. 1822 eroberte der osmanische Sultan Berat wieder zurück, nachdem Ali
Pascha einem Mordanschlag zum Opfer gefallen war.
1851 wurde Berat von einem starken Erdbeben erschüttert. Die kurz danach
errichteten Bauten prägen noch heute das Aussehen der historischen Stadtteile.
1903 gab es in der Stadt einen Aufstand der Bevölkerung. Die Einwohner forderten
eine Senkung der zu hohen Steuern und die Besetzung der Stadtämter mit Albanern
anstatt mit Osmanen. Im Oktober 1944 wurde in Berat eine „Demokratische
Regierung“ mit Enver Hoxha als Ministerpräsidenten gebildet, nachdem die
Partisanen die deutschen Truppen aus der Region vertrieben hatten.
Sehenswürdigkeiten
Das Stadtbild von Berat wird geprägt von der typischen Balkanarchitektur, wie
man sie vergleichbar beispielsweise auch in Gjirokastra und Ohrid antrifft. Im
Gegensatz zu einigen anderen albanischen Städten werden in Berat die
touristischen Sehenswürdigkeiten und das Stadtzentrum gepflegt und unterhalten.
2008 wurde die Altstadt von Berat in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbe
aufgenommen. Dort wird sie nun gemeinsam mit Gjirokastra als Beispiele für den
Erhalt einer ottomanischen Stadt und die Koexistenz verschiedener Kulturen
geführt.
Nach einem Bericht des International Council on Monuments and Sites vom April
2013 befindet sich das Weltkulturerbe von Berat zusammen mit demjenigen von
Gjirokastra in Gefahr. Größtes Problem sind die vielen illegalen Bauten nahe den
historischen Stadtzentren, vor allem in Gjirokastra. Ein weiterer Mangel besteht
im Personal, das eine ungenügende Überwachung über die Entwicklung vor Ort
ausübt. Zudem müssen einige wichtige Änderungen in der Gesetzgebung gemacht
werden. Falls die örtlichen Behörden bis zum Jahresende 2014 die Probleme nicht
beheben, kommen beide auf die Rote Liste des gefährdeten Welterbes.
Mangalem
Dieser Stadtteil zieht sich den Hügel zur Burg hinauf. Die Häuser stehen sehr
dicht, die Fassaden zum Tal haben alle große Fenster. Dem Viertel verdankt
deshalb die Stadt ihre Bezeichnung "Stadt der tausend Fenster". Im ehemals nur
von Muslimen bewohnten Quartier liegen die Junggesellenmoschee, die Bleimoschee
und die Königsmoschee sowie die Helveti-Tekke und das Ethnographische Museum,
das einen Einblick in die Lebensweise zur türkischen Zeit erlaubt. Fast an der
steilsten Stelle des Burgbergs klebt die kleine Michaelis-Kirche über dem Fluss.
Gorica
Lange war dieses Viertel nur durch eine Steinbrücke mit dem Rest der Stadt
verbunden, weshalb sich hier nur wenig verändert hat. Sehenswert ist
insbesondere das St. Spyridon-Kloster (auch orthodoxe Kathedrale; 1864). Die
osmanische Steinbrücke Ura e Goricës ersetzte eine Holzbrücke. Sie wurde 1780
von Ahmet Kurt Pasha gebaut und später 1922 von der Stadtverwaltung renoviert.
Kalaja
Die Burg von Berat, Kalaja genannt, gehört zu den besonderen Sehenswürdigkeiten
der alten Stadt. Das Burgviertel besteht noch heute aus zahlreichen bewohnten
kleinen Häuschen. Noch immer sind in den verwinkelten Gassen diverse Kirchen zu
besuchen. Ebenso finden sich die Ruinen der Roten Moschee, Weißen Moschee und
einer osmanischen Kaserne auf dem Burgberg. Sehenswert ist die römische
Zisterne, die bis ins 19. Jahrhundert hinein in Benutzung war. Berühmt ist das
Onufri-Museum, das Werke des gleichnamigen und bedeutendsten albanischen
Ikonen-Malers zeigt.
Wirtschaft
Nach dem Zusammenbruch des Kommunismus wurden die meisten Fabriken in Berat
stillgelegt. Die Stadt kann deshalb kaum wirtschaftliche Perspektiven bieten.
Auch als regionales Dienstleistungs- und Handelszentrum steht der Ort in
Konkurrenz mit zahlreichen weiteren ähnlich großen Städten Mittelalbaniens.
Im Tourismussektor und Gastgewerbe finden einige Bewohner ein Auskommen. Für
Touristen bietet Berat einige Hotels und Restaurants. Zur Förderung des
Tourismus wurden einige Ansätze unternommen, unter anderem mit deutscher Hilfe.
Berat zählte zu den ersten albanischen Orten, die für Touristen eine Website
erstellten und wo gut sichtbare Wegweiser aufgestellt wurden.
Im Umland von Berat begannen in den letzten Jahren diverse Bauern, Reben
anzubauen und Wein zu produzieren.