Albanien 22 - Kloster Ardenica |
Orthodoxes Kloster Ardenica (Manastiri i Ardenicës)
Informationen zum Kloster
Quelle Wikipedia:
http://de.wikipedia.org/wiki/Kloster_Ardenica
Das orthodoxe Kloster Ardenica (albanisch Manastiri i Ardenicës) liegt im Kreis
Fier in der mittelalbanischen Landschaft Myzeqe. In der Nähe der Klosteranlage
gibt es auch ein kleines Dorf gleichen Namens.
Ardenica liegt etwa zehn Kilometer nördlich der Kreisstadt Fier, unweit des
Dorfes Kolonja und der Straße nach Lushnja auf einem 237 Meter hohen Hügel, der
die ansonsten relativ flache Umgebung dominiert. In antiker Zeit verlief etwa
ein Kilometer südlich des Klosters ein Beiweg der Via Egnatia, die dann dem Tal
des Devoll ins Landesinnere folgte.
Geschichte
Man nimmt an, dass der byzantinische Kaiser Andronikos II. 1282 das Kloster auf
dem Hügel von Ardenica errichten ließ und dass diese Stiftung mit einem Sieg des
Kaisers über die neapoletanischen Truppen bei Berat in Zusammenhang steht. Schon
mindestens ein Jahrhundert lang gab es an gleicher Stelle eine Kapelle, die der
Heiligen Dreifaltigkeit (griechisch Αγία Τριάδα, albanisch Shën Triadhë) geweiht
war. Die neue Hauptkirche wurde aber unter das Patrozinium der Gottesmutter
gestellt.
Es gibt eine Hypothese, dass diese Kapelle auf den Fundamenten eines antiken
Tempels erbaut worden ist, der der Göttin Artemis geweiht gewesen war. Von
Artemis soll sich der moderne Ortsname Ardenica ableiten. In der Nähe des
Klosters wurden tatsächlich antike Baureste gefunden, die vermutlich zu Thermen
gehörten.
In einem osmanischen Defter der Nahija Myzeqe aus dem Jahr 1431/32 wird das Dorf
Ardenica als Ort mit acht steuerpflichtigen Häusern genannt. 1451 heiratete der
berühmte albanische Fürst Skanderbeg Donika Arianiti Muzaka in diesem Kloster.
1743 ließ Method, Bischof von Berat, der aus Bubullima in der Myzeqe stammte,
umfangreiche Um- und Erweiterungsbauten in Ardenica vornehmen. Im Wesentlichen
entspricht der heutige Zustand des Klosters dieser letzten großen Bauphase im
18. Jahrhundert.
Etwa zur selben Zeit lebte der Kleriker Nektarios Terpo (Mönchsname Hieronymus)
im Kloster Ardenica. Der gelehrte Mönch schrieb in Griechisch, Latein, Albanisch
und Aromounisch und er lehrte diese Sprachen auch den jungen Mönchen des
Klosters. 1773 wurde in Venedig ein Religionslehrbuch von Terpo gedruckt.
1780 erhielt Ardenica eine griechischsprachige Grundschule; sie wurde 1817 zu
einem Gymnasium erweitert und bestand als solches bis kurz vor dem Zweiten
Weltkrieg. Bereits seit dem 17. Jahrhundert war das Kloster ein Zentrum der
höheren Bildung. Es verfügte über eine mit zuletzt 32.000 Bänden sehr
umfangreiche Bibliothek. Darin fanden sich nicht nur Titel aus dem orthodoxen
Kulturkreis, sondern auch Werke aus Westeuropa, Ungarn und Polen, die ein
beredtes Zeugnis dafür ablegen, wie weit die geistigen Verbindungen der Mönche
im 18. Jahrhundert reichten. Den größten Teil ihres Bücherschatzes bezog das
Kloster Ardenica über die Handelsstadt Voskopoja, die in jener Zeit neben
Konstantinopel das wichtigste kulturelle Zentrum auf dem Balkan war. 1932 ist
die gesamte Bibliothek von Ardenica einem Brand zum Opfer gefallen.
1967 wurde das Kloster von den kommunistischen Machthabern gewaltsam aufgelöst,
aber nicht wie so viele andere Sakralbauten Albaniens zerstört, sondern zum
Kulturdenkmal erklärt und als solches gepflegt. Ende der 1980er Jahre wurde die
Klosteranlage in ein Touristenhotel umgewandelt; die Mönchszellen dienten als
Zimmer. 1992 erhielt die orthodoxe Kirche Albaniens die Klosterkirche zurück.
Unmittelbar danach wurde ein Priester nach Ardenica entsandt, der wieder
regelmäßig Gottesdienste hielt. Es dauerte noch Jahre, bis auch die Nebengebäude
zurückgegeben wurden. Seit Mitte der 1990er Jahre lebt wieder eine Gemeinschaft
von Mönchen im Kloster.
Bauten
Die Klosteranlage nimmt eine Fläche von 2500 m² ein. Der Komplex umfasst neben
der Marienkirche und der Dreifaltigkeitskapelle mehrere schmale Gebäude mit den
Zellen für die Mönche, eine Ölmühle, eine Bäckerei, Stallungen und das Torhaus.
Bei der Hauptkirche handelt es sich um eine Basilika, die alle für den
byzantinischen Kirchentypus üblichen Räume (Exonarthex, Narthex, Naos usw.)
aufweist. Die Steine zu ihrem Bau stammen zum großen Teil aus dem etwa 18
Kilometer entfernten Ruinenfeld von Apollonia. Der Glockenturm mit annähernd
quadratischem Grundriss ist 24 m hoch. An der Südseite der Kirche verläuft ein
offener Portikus, der von auf kurzen Säulen lagernden Rundbögen überspannt ist.
Das Kirchenschiff wird durch zwei hölzerne Säulenpaare in drei Teile gegliedert.
Bilderschmuck
Die Klosterkirche wurde 1744 von Konstantin und Athanasios Zografi aus Korça mit
Fresken ausgemalt, die beide auch in Voskopoja und auf dem Athos tätig gewesen
sind. Dargestellt sind Begebenheiten aus dem Leben der Gottesmutter und dem
Leben Jesu sowie die Ausgießung des Hl. Geistes über die Apostel am Pfingsttag.
Bemerkenswert unter den Heiligenbildern ist eine Darstellung des byzantinischen
Musikwissenschaftlers und Mönchs Johannes Kukuzeli aus Dyrrachion, von dem es
nur wenige Bilder gibt. Im Narthex wird die gesamte Ostwand von einer
Darstellung des Jüngsten Gerichts eingenommen.
Auch die Ikonostase wurde im Jahr 1744 errichtet. Die Holzarbeiten weisen auf
die Handwerkerschule von Voskopoja hin. Schöpfer der Ikonen war Konstantin
Shpataraku. Auf einem der Heiligenbilder findet sich auch ein Abbild des
albanischen Fürsten Karl Thopia. Dem Herrscher aus dem 14. Jahrhundert sind
Krone und Szepter als Attribute beigegeben. Man erinnerte sich seiner vier
Jahrhunderte später also als König.
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