Hiroshima 1


Hiroshima ist eine Hafenstadt im Südwesten der japanischen Hauptinsel Honshū und der Verwaltungssitz der gleichnamigen Präfektur. Die eigentliche Stadt wuchs um eine Burg im Flussdelta (genannt die „Karpfenburg“) der Mōri aus dem späten 16. Jahrhundert.
Während des Ersten Japanisch-Chinesischen Krieges (1894–1895) war die Stadt Standort des kaiserlichen Hauptquartiers – und für eine Sitzungsperiode auch Tagungsort des Reichstags – und wurde in der Folgezeit zu einem militärischen Zentrum des Kaiserreichs Japan. Bis zum Zweiten Weltkrieg gewann Hiroshima zunehmend an Bedeutung und war mit 245.000 Einwohnern die siebtgrößte Stadt des Landes.

Die Bombe

Weltweite Bekanntheit erlangte Hiroshima als Ziel des ersten kriegerischen Kernwaffeneinsatzes am 6. August 1945.
Hiroshima war bis dahin als eine von wenigen japanischen Großstädten von Bombardierungen verschont geblieben. Es war Sitz des Hauptquartiers der 2. Hauptarmee unter Feldmarschall Hata Shunroku, das für die Verteidigung Südjapans zuständig war. Die 59. Armee sowie die 5. Division hatten ihr Hauptquartier hier. Daher war es Truppensammelpunkt und diente zur Lagerung kriegswichtiger Güter. 40.000 Militärangehörige waren in Hiroshima stationiert. Doch die meisten der etwa 255.000 Einwohner waren Zivilisten, davon zehn Prozent koreanische und chinesische Zwangsarbeiter.
General Spaatz, dem von Truman die Zielauswahl überlassen worden war, hielt Hiroshima für das am besten geeignete Ziel, da es als einzige der Städte, die zur Auswahl standen, keine Kriegsgefangenenlager hatte. Nur einige US-amerikanische Kriegsgefangene und rund ein Dutzend Deutsche befanden sich dort. Hiroshima bestand bis auf einige Betonbauten im Zentrum aus Holzbauten. Die US-Militärs rechneten daher mit einem Feuersturm. Industrieanlagen in den Außenbezirken der Stadt sollten dadurch ebenfalls zerstört werden.
Die U.S. Strategic Air Forces in the Pacific auf Tinian (Marianen) unter General Spaatz waren für den Einsatz verantwortlich.
Am 31. Juli war die drei Meter lange und vier Tonnen schwere Uranbombe „Little Boy“ (Sprengkraft 12.500 Tonnen TNT) einsatzbereit. Die Teile für die zweite Bombe „Fat Man“ trafen auf Tinian ein. Der für den 1. August geplante Start musste wegen eines Taifuns über der Insel aufgeschoben werden. Am 4. August erfuhr Pilot Paul Tibbets unter strengsten Geheimhaltungsauflagen, was sein Auftrag war. Er taufte sein Flugzeug, die B-29-Superfortress Nr. 82, auf den Namen seiner Mutter „Enola Gay“. Für den 6. August wurde klarer wolkenloser Himmel für die japanischen Inseln vorhergesagt.
Um 2:45 Uhr morgens startete das Bomberflugzeug mit zwölf Mann Besatzung an Bord. Zwei weitere B-29-Flugzeuge begleiteten die „Enola Gay“. Die Befürchtungen der Militärs, dass die Bombe vorzeitig explodieren könnte, waren groß.

Abwurf

Nach dem Start von Tinian flog die Enola Gay in Richtung Iwo Jima und setzte von dort aus Kurs auf Japan. Über eine Stunde vor dem Abwurf, um 7 Uhr Ortszeit (Japan Standard Time), entdeckte das japanische Frühwarnradarsystem die Radarechos einiger US-Flugzeuge. In mehreren Städten, darunter Hiroshima, wurde die Radioübertragung unterbrochen. Um kurz vor 8 Uhr erkannte die Radarmannschaft in Hiroshima, dass die Anzahl der sich nähernden Flugzeuge wahrscheinlich nicht mehr als drei betrug und der Alarm wurde aufgehoben. Um Energie, Kraftstoff und Flugzeuge zu sparen, hatte die japanische Luftwaffe entschieden, solch kleine Formationen nicht mehr abzufangen. Über eine normale Radiowarnung wurde der Bevölkerung geraten, in Schutzräume zu gehen, falls tatsächlich B-29 gesichtet würden. Allerdings wurde von dieser kleinen Formation angenommen, dass es sich um Aufklärungsflugzeuge handele, da Japan allgemein täglich von Erkundungsflugzeugen überflogen wurde. Bereits um 7:31 Uhr hatte eine B-29 Hiroshima überflogen, um die Wetterbedingungen für den Abwurf zu prüfen. Um 8:15 Uhr und 17 Sekunden Ortszeit klinkte die Besatzung des US-Bombers Enola Gay die Bombe in fast zehn Kilometern Höhe aus, worauf der Bug der plötzlich erleichterten Maschine nach oben stieg. Der Bomber flog daraufhin eine scharfe 155°-Kurve, um sich möglichst weit vom vorausberechneten Explosionsort entfernen zu können.
Um 8:16 Uhr und zwei Sekunden explodierte die Atombombe in etwa 600 Metern Höhe über der Innenstadt bei 34° 23′ 41,4″ N, 132° 27′ 17,3″ O, 250 Meter neben dem anvisierten Ziel, der markanten Aioi-Brücke. Innerhalb einer Sekunde hatte die Detonationswelle 80 Prozent der Innenstadt komplett zerstört und ihre thermische Strahlung bis in zehn Kilometern Entfernung Feuer entzündet. Tibbets, als Kommandant der Enola Gay mit dem Rücken zur Explosion sitzend, berichtete später, er habe den Himmel vor sich aufleuchten gesehen und den Geschmack von Blei im Mund gefühlt. 40 Sekunden später und dann bereits etwa 14,5 km entfernt wurden sie von der Druckwelle eingeholt und kräftig durchgeschüttelt.
Ein Feuersturm vernichtete elf Quadratkilometer der Großstadt und trieb den für Atombombenexplosionen charakteristischen Atompilz bis in 13 Kilometer Höhe. Dieser verbreitete hochkontaminiertes Material, das etwa 20 Minuten später als radioaktiver Niederschlag (Fallout) auf die Umgebung niederging. Insgesamt wurden 70.000 der 76.000 Häuser zerstört oder beschädigt.
70.000 bis 80.000 Menschen waren sofort tot. Bei Menschen, die sich im innersten Stadtkern aufhielten, verdampften buchstäblich die obersten Hautschichten. Der gleißende Blitz der Explosion brannte Schattenrisse von Personen in stehengebliebene Hauswände ein, ehe die Menschen von der Druckwelle fortgerissen wurden. Die überwiegend unmittelbar bei der Explosion freigesetzte nukleare Strahlung tötete in den Wochen darauf zahlreiche weitere Einwohner, die zwar nicht der unmittelbaren Druck- und Hitzewelle zum Opfer gefallen waren, jedoch tödliche Strahlendosen erhalten hatten. Viele, die vor der unerträglichen Hitze an den Fluss geflohen waren und von kontaminiertem Wasser tranken, hatten daraufhin Haarausfall, bekamen purpurrote Flecken am ganzen Körper und verbluteten dann qualvoll an inneren Verletzungen. Insgesamt starben bei dem Abwurf samt den Spätfolgen bis 1946 unterschiedlichen Schätzungen zufolge 90.000 bis 166.000 Menschen.
Die Bombe tötete 90 Prozent der Menschen in einem Radius von 500 Metern um Ground Zero und immer noch 59 Prozent im weiteren Umkreis von 0,5 bis einem Kilometer. Bis heute sterben damalige Einwohner Hiroshimas an Krebserkrankungen als Langzeitfolge der Strahlung. Einer Studie zufolge waren neun Prozent der Krebserkrankungen, die von 1950 bis 1990 bei Überlebenden auftraten, eine Folge des Abwurfs. Die Überlebenden der Atombomben werden in Japan als Hibakusha bezeichnet.
Zu den von Tokio namentlich erwähnten Opfern zählt der koreanische Prinz RiGu, der in Korea der Regierung angehört hatte und einen Offiziersrang in der japanischen Armee bekleidete. Er soll auf seinem Schimmel sitzend in der Nähe der Aioi-Brücke vollständig durch die Hitze verdampft sein, mitsamt dem Pferd.
Aus Hiroshima selbst meldete kein Überlebender das Ereignis nach Tokio. Alle Verbindungen waren unterbrochen. Erst Stunden später meldeten Militärstützpunkte in Hiroshimas Umgebung eine gewaltige Explosion mit unbekannter Ursache. Man glaubte anfangs, ein großes Munitionslager der Garnison sei explodiert. Offiziere, die die Lage vor Ort überprüfen sollten, wurden durch Luftangriffe auf Tokio daran gehindert.
Am Dienstag, dem 7. August, um 00:15 Uhr berichtete Truman auf dem Heimweg in die Vereinigten Staaten von Bord des Kreuzers USS Augusta der Welt erstmals vom Einsatz der Atombombe: „Die Kraft, aus der die Sonne ihre Macht bezieht, ist auf diejenigen losgelassen worden, die dem Fernen Osten Krieg brachten.“ Er forderte die Japaner nochmals zur Kapitulation auf und drohte: „Wenn sie unsere Bedingungen nicht akzeptieren, dann mögen sie einen Regen der Zerstörung aus der Luft erwarten, wie er noch nie auf der Erde gesehen worden ist.“

Wiederaufbau bis heute
Nach dem Wiederaufbau ab 1949 entwickelte sich Hiroshima zu einem wichtigen Industriestandort und steht heute mit über 1,1 Millionen Einwohnern auf Platz 11 der größten Städte Japans.
Da „Little Boy“ einige hundert Meter über der Stadt explodierte, wurden eventuelle Schäden durch radioaktiven Niederschlag gering gehalten; die meisten Strahlenschäden wirkten sich nur unmittelbar bei der Explosion aus. Die Strahlenbelastung ist heute nicht über dem Niveau der gewöhnlichen Hintergrundstrahlung durch natürliche Radioaktivität und somit nicht höher als in anderen Gebieten der Erde.
In den 1950ern wurde die Stadt um mehrere Gemeinden aus den Kreisen Aki und Saeki vergrößert. 1958 überschritt die Einwohnerzahl den Vorkriegsstand und erreichte 1964 500.000. Im Wirtschaftswunder wurden weitere umfangreiche Eingemeindungen von umliegenden Gemeinden geplant, die eine großräumige Stadtplanung für die schnell wachsende Stadt ermöglichen sollten. In den 1970er Jahren wurden schließlich der gesamte Landkreis Asa sowie Teile weiterer Landkreise in mehreren Schritten eingemeindet. 1980 wurde Hiroshima von der Regierung zur Großstadt (seirei shitei toshi) ernannt und in Stadtbezirke (ku) eingeteilt. Sie war die zehnte seirei-shi im ganzen Land. Durch zwei weitere Eingemeindungen aus dem Landkreis Saeki 1985 und 2005 entstand der Stadtbezirk Saeki.

Quellen (Textauszüge und Bilder) und weitere Informationen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Hiroshima
https://de.wikipedia.org/wiki/Atombombenabw%C3%BCrfe_auf_Hiroshima_und_Nagasaki#Abwurf_auf_Hiroshima
https://de.wikipedia.org/wiki/Friedenspark_Hiroshima


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