Stefan Kleine: Arbeitskommandos in Olpe 14


 

tionsarbeiten für das Hauptgebäude zügig voran.42 Indes stockte der Bau
schon bald aufgrund der ständigen Probleme bei der Beschaffung von
Baumaterialien und des Mangels an Zugtieren. Als im Frühjahr 1917 der
Neubau komplett eingestellt werden musste, weil das Hindenburg-
Programm im Zuge der totalen Mobilisierung der Menschen für den Krieg
sämtliche Privatbauten untersagte, war zunächst nur das Kellergeschoss
des Hauptgebäudes vollendet.43 Gleichwohl verblieben die Kriegsgefange-
nen im Wirtschaftsgebäude und wurden ab diesem Zeitpunkt in der Land-
wirtschaft der Pallottiner beschäftigt bzw. an Olper Bürger und Bauern in der
Umgebung verteilt für den Einsatz in der Feldarbeit und in der Viehwirt-
schaft.44

  Zeitweise lebten bis zu 25 Gefangene 45 im Osterseifen, die bis zum
Kriegsende mit diversen landwirtschaftlichen Tätigkeiten ausgelastet wa-
ren.45 Der Chronist der Pallottiner beschreibt die Gefangenen im Großen
und Ganzen als ordentlich, willig zur Arbeit und fleißig. Allerdings ließ aus
seiner Sicht besonders die „Gläubigkeit der Franzosen zu wünschen übrig“,
weil sie selten an Sonn- und Feiertagen der Messe beiwohnten und nur hin
und wieder die Sakramente empfingen.47 Er wird die Möglichkeit, dass die
Franzosen durch ihre körperliche Entkräftung von der Messe abgehalten
wurden, nicht in Betracht gezogen haben. Darüber hinaus wird die Aversion
der Franzosen gegen die deutschen Besatzer für den seltenen Besuch der
Gottesdienste eine Rolle gespielt haben. Gelegentlich wurden ebenfalls
Messen für die französischen Gefangenen in ihrer Landessprache in der
Kapelle des Mutterhauses der Franziskanerinnen abgehalten.48 Nach dem
Waffenstillstand verweigerten die Kriegsgefangenen aus einsichtigen Gründen
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42 S. auch: Hirschmann, August und Franz Menke: Geschichte der Pfarrei und der
Stadt Olpe. Nachdruck der „Geschichte der Pfarrei Olpe im Rahmen der Orts- und
Landesgeschichte“ von August Hirschmann, Olpe 1930, und der „Losen Blätter aus
den letzten zwei Jahrzehnten der Geschichte der St. Martinuspfarrei Olpe“ von Franz
Menke, Olpe 1949-1958, mit einem neuen Vorwort, Inhaltsverzeichnis und Korrek-
turennachweis von Josef Wermert. Hrsg.: Stadtarchiv Olpe und Heimatverein für
Olpe und Umgebung e.V. Kreuztal 1993.Hrsg.: Stadtarchiv Olpe und Heimatverein
für Olpe und Umgebung e.V. (=Reprints des Stadtarchivs Olpe 2). S. 476-477.
43 StdA Olpe: Chronik der Pallottiner (wie Anm. 40). S. 17-18.
44 Ebenda.
45 Franzosen, Engländer und auch ab 1917 Italiener.
46 StdA Olpe: Chronik der Pallottiner (wie Anm. 40). S. 20-21.
47 Ebenda.
48 „Heute [21.Nov. 1915] war nach einiger Unterbrechung wieder eine Franzosen-
messe in unserer Kapelle.“ Vgl.: Haus-Chronik der St.-Franziskus-Schule. Bd. I.
1893-1920. S. 59 (Archiv des Mutterhauses der Franziskanerinnen Olpe).