Stefan Kleine: Arbeitskommandos in Olpe 16


 

die weitere Arbeit in der Landwirtschaft und wollten sofort entlassen werden.
Allmählich verließen sie alle das Anwesen der Pallottiner bis zum Jahresen-
de 1918.49

2. Die Hauptphase der Kriegsgefangenenbeschäftigung
  Ungefähr im Herbst 1915 endete die anfängliche Phase des Arbeitsein-
satzes von Kriegsgefangenen bei Kultivierungs- und Infrastrukturarbeiten.
Fortan wurden für deren Beschäftigung andere Akzente gesetzt: Ihr Ar-
beitspotential sollte - auch auf Druck der Landwirtschafts- und Industriever-
bände hin - vielmehr produktiv für Landwirtschaft, Industrie und Bergbau
genutzt werden, um dort fehlende Arbeitskräfte zu ersetzen und die Kriegs-
wirtschaft aufrechtzuerhalten.50 Überall im Olper Land boten von nun an die
Kriegsgefangenen einen vertrauten Anblick, sei es als Erntehelfer, beim
Pflanzen und Fällen von Bäumen, bei der Gartenarbeit, beim Loheschälen
etc. Ebenso wurden sie in den Olper Industrieunternehmen beschäftigt. Die
Kriegsgefangenen wurden überall als billige Arbeitskräfte geschätzt und
gesucht, und so kam es in den beiden letzten Kriegsjahren um regelrechte
„Verteilungskämpfe um die Kriegsgefangenen zwischen Landwirtschaft und
Industrie."51

2.1 Kriegsgefangene in Land- und Forstwirtschaft
  Im Mai 1916 wurden der Stadt Olpe, wie zwei Monate zuvor von der
Inspektion der Kriegsgefangenenlager zugesagt, rechtzeitig zum Beginn des
Loheschälens in den Eichenwäldern wiederum Kriegsgefangene gestellt.
Hierbei handelte es sich um 16 Franzosen aus den Stammlagern Darmstadt
und Limburg, die von einem Wachmann des Landsturm-Ersatz-Bataillons I.
Meschede begleitet wurden. Laut des Gestellungsvertrags hatte die Stadt
Olpe zwei Hilfswachleute 52 zur Unterstützung des Wachmanns zu stellen
und für deren Verpflegung und Unterkunft aufzukommen. Der Wachmann
wurde direkt von der Heeresverwaltung bezahlt, die Stadt Olpe hatte für ihn
lediglich einen Zuschlag in Höhe von 50 Pfennig pro Tag zu entrichten.
Hilfswachleute, die sich aus Kriegsinvaliden, Ortspolizisten, Förstern, Feld-
schützen oder Mitglieder von Krieger- und Schützenvereinen rekrutierten,
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49 StdA Olpe: Chronik der Pallottiner (wie Anm. 40). S. 21.
50 S.: Koch: Zwangsarbeitende Kriegsgefangene (wie Anmerkung 1). S. 425.
51 Ebenda.
52 Als Hilfswachleute ernannt wurden Förster Rademacher und Vorabeiter Schulte.