Zwangsarbeiter aus Belgien - 19 |
Weitere Fundstücke zum Thema
Bericht an das Amerikanische Rote Kreuz 1919
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Carl P. Dennett: Prisoners of the great war Authoritative statement of conditions in the prison camps of Germany Dedicated to the American Red Cross Boston and New York 1919 https://archive.org/details/cu31924027867039
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Auszug S. 203 - 205
(Übersetzung: H.-P. Grumpe):
... Sergeant J. Planchenault von der 72. Infanterie, gab folgende Informationen:
Während der zweiten Hälfte des Novembers 1916 kamen mehrere tausend Belgier aller Altersstufen, einige gerade siebzehn und andere Männer von fünfzig, in das Lager von Meschede, Westfalen, alle von ihnen waren Zivilisten. Auf Befehl der Kommandantur waren diese Männer ihrer Heimat (Namur, Antwerpen, Lüttich, La Louviere usw.) entrissen und nach Deutschland geschickt worden, um deutsche Arbeiter zu ersetzen, die aus Minen und Fabriken genommen wurden, um mobilisiert zu werden.
Die Deutschen nannten diese Konvois "Abteilungen freier Arbeiter". Bei ihrer Ankunft im Lager wurden diese "freien" Arbeiter in einem Teil untergebracht, der durch eine Absperrung von den Kriegsgefangenen getrennt war, und es wurde befohlen, keine Verbindung mit letzteren aufzunehmen. Dann untersuchten Ärzte sie unter dem Vorwand "Gesundheit", aber tatsächlich, um die stärksten für die härteste Arbeit zu erhalten, was nicht so einfach war. Nach diesen Besuchen baten die deutschen Behörden um Freiwillige und sagten, dass sie für die Arbeit gut bezahlt würden.
Es gab nur wenige Freiwillige. Dann begann die Einschüchterung durch Hunger gegen die "Streikenden". Diesen Männern, die schon den Eindruck machten, Tuberkuloseerreger zu haben, wurden zwei Suppen am Tag serviert, mieses Mehl, mit warmem Wasser in Wannen gemischt, wohlbekannt in deutschen Gefangenenlagern.
Die Krankheit hatte bald verheerende Auswirkungen, und viele wurden in die Krankenstation geschickt, wo sie nicht mehr Essen erhielten als im Lager, keine Medikamente, und wo es keine Krankenschwestern gab, um sich um sie zu kümmern. Der Betroffene hatte ein Bett, das war alles. Es war nur ein Arzt für fünf Baracken, die jeweils ca. sechzig Betten enthielten, und er ging nur durch ein oder zwei Räume, um seine Besuchspapiere schreiben zu können.
Als er eines Tages an das Bett eines Mannes kam, der wegen einer Art Blutvergiftung im Sterben lag, weigerte er sich, unter Vorwand des Geruchs, den Mann aufzudecken und überließ ihn seinem Schicksal.
Es gab viele Todesfälle, die Körper von vielen waren so dünn, dass die Knochen buchstäblich die Haut zu durchbohren schienen. Das dauerte von Mitte November 1916 bis Ende März 1917.
Für die nicht in den Krankenbaracken Untergebrachten war das Leben noch schlimmer. Viele von ihnen wurden in Bergwerke und Fabriken geschickt, und der Rest wurde in einer Einzäunung gehalten, die zu verlassen ihnen verboten war, mit Posten, die sie gründlich bewachten. Einem von ihnen gelang es schließlich, über den Zaun in das französische Lager zu klettern, wo er Brot bekam. Andere folgten ihm. Bei der Rückkehr warteten Gewehre auf sie.
Aber als noch mehrere den Versuch machten, die Umzäunung zu überklettern, versteckten sich die Wachen, und als die Unglücklichen, da sie keine Geräusche hörten, dachten, das Feld sei klar um einen Versuch zu wagen, wurden sie von Bajonetten empfangen, und oft erlagen sie ihren Wunden. Wenn es mit dem Bajonett nicht klappte, schossen die Wachen auf sie. Andere Gefangene konnten oft ihre Schreie hören, als sie von den Wachen geschlagen wurden.