Zwangsarbeiter aus Belgien - 2


Exkurs Geschichte:

Einmarsch deutscher Truppen in das neutrale Belgien

- Rape of Belgium -


Durch den Einmarsch deutscher Truppen in das neutrale Belgien in der Nacht zum 4. August 1914 verletzte Deutschland den Vertrag von London, in dem die Neutralität Belgiens garantiert wurde. Mitunterzeichner war das Königreich Preußen. Mit der Reichsgründung 1871 übernahm das Deutsche Reich die Verpflichtung aus den entsprechenden Verträgen.


Aus: Der Deutsche Reichstag und der Weltkrieg 1914-1915 - Verhandlungs-Niederschrift der historisch denkwürdigen Reichstags-Sitzungen vom 4. August und 2. Dezember 1914 (nach den amtlichen Stenogrammen)

Quelle: http://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/SBB00006DD100000000

 

Seite 7, aus der Rede des Reichskanzlers von Bethmann Hollweg am 4.8.1914:

"....Meine Herren, wir sind jetzt in der Notwehr; (lebhafte Zustimmung) und Not kennt kein Gebot! (Stürmischer Beifall) Unsere Truppen haben Luxemburg besetzt, (Bravo!) vielleicht schon belgisches Gebiet betreten (Erneutes Bravo). Meine Herren, das widerspricht den Geboten des Völkerrechts. Die französische Regierung hat zwar in Brüssel erklärt, die Neutralität Belgiens respektieren zu wollen, solange der Gegner sie respektiere. Wir wussten aber, dass Frankreich zum Einfall bereitstand (Hört! Hört! rechts). Frankreich konnte warten, wir aber nicht! Ein französischer Einfall in unserer Flanke am unteren Rhein hätte verhängnisvoll werden können (Lebhafte Zustimmung). So waren wir gezwungen, uns über den berechtigten Protest der luxemburgischen und der belgischen Regierung hinwegzusetzen (sehr richtig!).
Das Unrecht – ich spreche offen –, das Unrecht, das wir damit tun, werden wir wieder gut zu machen suchen, sobald unser militärisches Ziel erreicht ist (Bravo!). Wer so bedroht ist wie wir und um sein Höchstes kämpft, der darf nur daran denken, wie er sich durchhaut! (Anhaltender brausender Beifall und Händeklatschen im ganzen Hause und auf den Tribünen)...."

 

Seite 18/19, aus der Rede des Reichskanzlers von Bethmann Hollweg am 2.12.1914:

"....Die belgische Neutralität, die England zu schützen vorgab, ist eine Maske (sehr wahr!). Am 2. August abends um 7:00 Uhr, teilten wir in Brüssel mit, die uns bekannten Kriegspläne Frankreichs zwängen uns, um unserer Selbsterhaltung willen durch Belgien zu marschieren. Aber schon am Nachmittage dieses 2. August, also bevor in London das geringste von unserer Demarche in Brüssel bekannt war und bekannt sein konnte, hatte England Frankreich seine Unterstützung zugesagt, (lebhafte Rufe: hört! Hört!) Und zwar bedingungslos zugesagt für den Fall eines Angriffs der deutschen Flotte auf die französische Küste. Von der belgischen Neutralität war dabei mit keinem Wort die Rede (Hört! Hört!)......
.... Als ich am 4. August von dem Unrecht sprach, dass wir mit dem Einmarsch in Belgien begängen, stand noch nicht fest, ob sich die Brüsseler Regierung nicht in der Stunde der Not dazu entschließen würde, das Land zu schonen und sich unter Protest auf Antwerpen zurückzuziehen. Sie erinnern sich, dass ich auf den Antrag unserer Heeresverwaltung nach der Einnahme von Lüttich eine erneute Aufforderung in diesem Sinne an die belgische Regierung gerichtet habe. Aus militärischen Gründen musste die Möglichkeit zu einer solchen Entwicklung am 4. August unter allen Umständen offen gehalten werden.
Für die Schuld der belgischen Regierung lagen schon damals mannigfache Anzeichen vor. Positive schriftliche Beweise standen mir noch nicht zu Gebote, den englischen Staatsmännern aber waren diese Beweise ganz genau bekannt (lebhafte Rufe: sehr richtig!). Wenn jetzt durch die in Brüssel aufgefundenen, von mir der Öffentlichkeit übergebenen Aktenstücke festgestellt worden ist, wie und in welchem Grade Belgien seine Neutralität England gegenüber aufgegeben hatte, so ist nunmehr alle Welt über zwei Tatsachen im klaren: als unsere Truppen in der Nacht vom dritten zum 4. August das belgische Gebiet betraten, da befanden sie sich auf dem Boden eines Staates, der seine Neutralität längst selbst durchlöchert hatte (lebhafte Zustimmung)...."

 


Quelle und weitere Informationen: http://de.wikipedia.org/wiki/Rape_of_Belgium
Der deutsche Schlieffen-Plan beinhaltete einen deutschen Vorstoß durch Belgien unter Missachtung seiner Neutralität, um die in Ostfrankreich konzentrierte französische Armee und die dortigen zahlreichen Festungen strategisch zu umgehen. Der deutsche Kanzler Theobald von Bethmann Hollweg bezeichnete in diesen Zusammenhang den Vertrag von London als einen „Fetzen Papier“, was in England und im sonstigen Ausland besondere Empörung verursachte.
Bereits in der Nacht vom 1. auf den 2. August 1914 wurde Luxemburg von deutschen Truppen besetzt; am 2. August 1914 stellte Deutschland Belgien ein Ultimatum; in den Morgenstunden des 4. Augusts 1914 folgte der Einmarsch in Belgien. Erste Übergriffe fanden in Gemmenich statt.
Der Wettlauf mit den alliierten Truppen erstreckte sich bis zum Gebiet rund um die Yser, das von belgischen Truppen gehalten werden konnte. Hier fand die Erste Flandernschlacht vom 20. Oktober bis 18. November 1914 statt.
Das besetzte Belgien wurde in zwei Verwaltungsgebiete gegliedert:
Das Operations- und Etappengebiet in Ost- und Westflandern, im Süden der Provinz Hennegau (Hainaut) und Luxemburg unterstand dem Oberkommando der IV. Deutschen Armee.
Das Generalgouvernement Belgien mit den restlichen Gebieten unterstand dem Generalgouverneur, der direkt dem Kaiser unterstellt war.
An der Nordgrenze Belgiens wurde das Grenzhochspannungshindernis errichtet, um die Flüchtlingsbewegungen nach den Niederlanden zu verhindern.

Deutsches Generalgouvernement Belgien

Quelle und weitere Informationen: http://de.wikipedia.org/wiki/Generalgouvernement_Belgien
Das Kaiserliche Deutsche Generalgouvernement Belgien wurde nach der Besetzung weiter Teile Belgiens durch deutsche Truppen im Ersten Weltkrieg mit Allerhöchste Kabinettsorder vom 26. August 1914 zur Verwaltung der okkupierten belgischen Gebiete geschaffen und bestand bis zum Herbst 1918.
Organisation
Das Generalgouvernement wurde durch einen Generalgouverneur geleitet, der direkt dem Kaiser unterstand. Es umfasste zunächst die neun belgischen Provinzen, mit Ausnahme von Teilen Westflanderns, sowie die in das belgische Gebiet einschneidenden französischen Landesteile um Maubeuge und Givet. Nach dem Übergang in den Stellungskrieg im Herbst 1914 wurden West- und Ostflandern, der Kreis Tournai und das Gebiet um Maubeuge wieder an die Etappe abgegeben. Ab dem 1. Juli 1917 wurde eine Trennung der Verwaltung nach flämischen und wallonischen Provinzen durchgeführt.
Aufgaben
Der Generalgouverneur hatte sowohl die militärische Sicherung, als auch die zivile Verwaltung des Landes zu gewährleisten. Auf militärischer Seite unterstützte ihn dabei der Chef des Generalstabes, auf ziviler Seite der Chef der Zivilverwaltung Max von Sandt. Die Presse der besetzten Teile Belgiens durfte nur noch beschränkt erscheinen. Zur Behebung des Arbeitskräftemangels im Deutschen Reich kam es 1916/17 zur Einführung von Zwangsarbeitsmaßnahmen. Diese wurde nach internationaler Kritik, und weil sie sich als nicht effektiv erwies, bald wieder eingestellt.

Zwangsarbeit während des Ersten Weltkrieges

Quelle und weitere Informationen: http://de.wikipedia.org/wiki/Zwangsarbeit_im_Ersten_Weltkrieg
Die Zwangsarbeit während des Ersten Weltkrieges zu Gunsten der deutschen Industrie und Landwirtschaft betraf vor allem Arbeitskräfte aus den eroberten Ostgebieten (Generalgouvernement Warschau und Ober Ost) sowie aus dem ebenfalls besetzten Generalgouvernement Belgien. Dabei war die Intensität und Dauer der Zwangsarbeit unterschiedlich ausgeprägt. Im Generalgouvernement Warschau und in Belgien waren offene Zwangsmaßnahmen auf die Zeit Ende 1916 und Anfang 1917 beschränkt. Davor und danach setzte man auf Anwerbemaßnahmen. In Ober Ost war Zwangsarbeit dagegen ein dauerhafter Aspekt der Besatzungspolitik....


Zwangsarbeit im Generalgouvernement Belgien

Quelle und weitere Informationen: http://de.wikipedia.org/wiki/Zwangsarbeit_im_Ersten_Weltkrieg
In Belgien war die Bereitschaft in Deutschland zu arbeiten deutlich geringer ausgeprägt als im Generalgouvernement Warschau. In Belgien gelang es bis Oktober 1916 lediglich 30.000 Arbeiter anzuwerben, die vorwiegend in der rheinisch-westfälischen Industrie Beschäftigung fanden. Organisiert wurden die Anwerbungen in Belgien von einem so genannten „Deutschen Industrieclub“.
Die Situation der angeworbenen Belgier war vergleichsweise günstig. Sie konnten im Urlaub ihre Familien besuchen. Ebenso durften sie den Gewerkschaften in Deutschland beitreten. Es gab Handgelder und Unterstützungsleistungen für ihre Familien. Arbeitszeit und Löhne entsprachen denen deutscher Arbeiter. Auch war die Ernährungslage in Deutschland besser als in Belgien.
Die Freiwilligen reichten auf Dauer nicht aus. Insbesondere die Schwerindustrie übte Druck auf die Behörden aus, Zwangsmaßnahmen zu ergreifen. Carl Duisberg, Generaldirektor der Bayer-Werke, appellierte im September 1916 an den preußischen Kriegsminister: „Öffnen Sie das große Menschenbassin Belgien.“ Er wie auch andere führender Industrielle – etwa Hugo Stinnes, die Krupp AG oder Walther Rathenau – wollten die Deportation von belgischen Arbeitern zur Verringerung des Arbeitskräftemangels in der Industrie erreichen. Diese Forderung aus der Industrie stand in Übereinstimmung mit der Politik der neuen OHL unter Hindenburg und Ludendorff. Gegen den Widerstand der zivilen Verwaltung des Generalgouvernements und auch das Zögern der zivilen Reichsleitung kam der Beschluss zustande, arbeitslose Belgier für die Arbeit in der deutschen Industrie zwangszuverpflichten. Seit Oktober 1916 griff man von deutscher Seite zu Zwangsmaßnahmen. Dies geschah unter Verletzung des Völkerrechts. Insgesamt waren davon etwa 61.000 belgische Arbeiter betroffen.

Die Aktion erwies sich aus verschiedenen Gründen als Fehlschlag. In Belgien verstärkten sie den Widerstand gegen die deutsche Besatzung. Im Ausland löste das Vorgehen der Deutschen Proteste aus. Die alliierte Propaganda griff dies umgehend auf und verstärkte damit das durch die Übergriffe während der Besetzung Belgiens gezeichnete negative Bild der Deutschen (Rape of Belgium) weiter. Besonders negativ waren die Wirkungen auf die öffentliche Meinung in der Vereinigten Staaten. Dort verstärkten sie die antideutschen Stimmungen. Dies war angesichts der Diskussionen über den Kriegseintritt der USA von erheblicher Bedeutung. Auch in Deutschland selbst löste das Vorgehen Kritik etwa von Reichstagsabgeordneten aus.

Insgesamt wurden etwa 60.000 arbeitslose Belgier nach Deutschland verbracht. Davon musste man aus unterschiedlichen Gründen etwa ein Drittel wieder zurückschicken. Letztlich wurden nur etwa ein Viertel der Zwangsarbeiter in der Industrie eingesetzt. Ihre Arbeitsleistungen wurden von den Vorgesetzten als sehr mangelhaft eingeschätzt. Die Zwangsarbeiter lebten in Lagern mit schlechten Lebens- und Arbeitsbedingungen. Etwa 12.000 von ihnen starben. Bereits im Februar 1917 wurden diese Maßnahmen wieder aufgegeben. Ulrich Herbert hat an Beispielen aus dem Ruhrgebiet gezeigt, dass es Unterschiede zwischen der offiziellen Ebene und der Praxis vor Ort gab. Während man insgesamt zu einer Politik des Arbeitsanreizes zurückkehrte, wurden die Arbeiter in den Betrieben und von untergeordneten Verwaltungsstellen desto härter behandelt. Es entwickelte sich ein Prozess mit eigener Dynamik.


 

Quelle und weitere Informationen: https://fgut.wordpress.com/zeitdokumente/...

In den folgenden Monaten wurden nun die Lebensbedingungen in den besetzten Gebieten verschlechtert um so „Freiwillige“ für den Arbeitseinsatz zu gewinnen. Auf diese Weise konnten nach Februar 1917 rund 100.000 Belgier neu angeworben werden.

In den folgenden Monaten wurden nun die Lebensbedingungen in den besetzten Gebieten verschlechtert um so „Freiwillige“ für den Arbeitseinsatz zu gewinnen. Auf diese Weise konnten nach Februar 1917 rund 100.000 Belgier neu angeworben werden. Aus dem Generalgouvernement Warschau kamen von Oktober 1916 bis Kriegsende noch weitere 16.000 Menschen hinzu....


 

Quelle und weitere Informationen: http://deredactie.be/cm/vrtnieuws/14-18/1.2137936

Donald Buyze, ein Forscher aus Westflandern, hat in jahrelanger Recherche herausgefunden, dass die Zahl der Belgier, die von den Deutschen zur Zwangsarbeit verpflichtet wurden, weitaus größer als die offiziell herausgegebene Zahl von 120000 Menschen gewesen ist. Nicht alle wurden nach Deutschland deportiert, viele mussten in der Nähe der Front bzw. in den Operations- und Etappengebieten für die Deutschen arbeiten.

Buyze kommt nach mehr als 9 Jahren Forschung auf eine Zahl von 160000 - 180000 Belgiern, die für die Deutschen Zwangsarbeit leisten mussten. Auch die Zahl der Opfer der Zwangsarbeit, die offiziell mit 2600 Toten angegeben wird, muss nach oben korrigiert werden. Buyze hat fast 7000 Namen gesammelt, und seine Forschungen sind noch nicht abgeschlossen.


 

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