Die Hennemühle im Juli 1954 |
Heute erinnert nur noch die 'Mühlengasse' (hinter dem Caritas Seniorenzentrum St. Elisabeth) an die einstige Mühle und den Mühlengraben.
Augenzeugenbericht zu den Bildern 'Waschtag am Mühlengraben'
Im Dezember 2019
kontaktierte mich Frau Margret Kramer aus Meschede. Sie schrieb u.a.:
Heute brachte uns ein
Zeitungsartikel über Fotos von Alt-Meschede dazu, im Internet nach weiteren
Fotos von der Hennemühle in Meschede (Mühlengasse) zu suchen. Und: Wir wurden
fündig! Und wie!!! Meine 85- jährige Mutter hat sich und ihre Mutter auf einem
Foto - von dem sie nicht wusste, dass es überhaupt gemacht wurde, wiedererkannt!
Sie ist darauf als junges Mädchen zu erkennen, wie sie in der Henne Wäsche
spült. Im Hintergrund die Dame ist ihre Mutter - mit Knoten im Haar - auf der
Apfelwiese, die zum Haus meiner Großeltern gehörte, zu erkennen. Was für eine
tolle Überraschung! Meine Mutter, Antonie (Toni) Kramer, geb. Schwake, wurde
1934 geboren.
Meine Mutter begann sofort zu erzählen, wie das da früher war mit der alten
Mühle und wie die sooo romantischen Waschtage in ihrer Kindheit/Jugend abliefen:
"Gewaschen wurde alle 6 Wochen; es gab zwar – nach einer Waschmaschine mit
Handbetrieb - schon eine elektrische Waschmaschine, allerdings konnte die noch
nicht schleudern.
Der Ablauf:
Samstags wurde in einem großen Kessel über dem Feuer Wasser heiß gemacht. In
einem großen Zinkfass wurde die weiße Wäsche mit Einweichmittel gegeben und mit
dem angewärmten Wasser übergossen. Diese blieb bis Montag im Einweichwasser
liegen.
Montags wurde ein Teil des Einweichwassers herausgenommen, im Waschkessel
erwärmt und wieder zurück zur Einweichwäsche gegeben. Jedes einzelne Teil
(Hemdkragen, Bündchen, Flecken) wurde mit den Händen vorgewaschen, bis die
Knöchel blutig waren!
Dann kam die vorgewaschene Wäsche wieder in den Kessel und wurde mit Wasser und
Seifenpulver zum Kochen gebracht.
Wenn es gekocht hatte, kam ein Teil der Wäsche mit der heißen Lauge in die
Waschmaschine, wo sie ca. 1/4 Stunde gewaschen wurde. Anschließend musste sie
mit der Hand ausgewrungen werden. Danach kam sie zum Bleichen auf den Rasen
hinterm Haus. Bei Sonnenschein musste man dafür sorgen, dass sie nicht zu sehr
austrocknete und wurde mit eine Gießkanne feucht gehalten.
Nach ein paar Stunden wurde jedes einzelne Wäschestück am Mühlengraben gespült,
was eine richtige Knochenarbeit war, wenn sich die Betttücher vollgesaugt hatten
und vom Fließen der Henne nach unten getrieben wurden. Nach dem Spülen kam das
nicht weniger anstrengende Auswringen.
Jetzt war die Wäsche fertig zum Aufhängen auf der Leine draußen oder unterm
Trockendach bei schlechtem Wetter.
Mit der Buntwäsche wurde (bis auf das Kochen und Bleichen) das gleiche gemacht.
Socken wurden nur von Hand gewaschen. Das ganze dauerte – ohne den Samstag –
mindestens jeweils 1 1/2 Tage!"
Ergänzungen zur Geschichte
der Hennemühle von Margret Kramer:
Die Mühle wurde ca. 1887 von Christoph Schwake (Opa von Frau Toni Kramer, geb.
Schwake) gekauft und gehörte ihm zeitlebens.
Als er starb (Jahr unbekannt) ging die Mühle in den Besitz von seinen Sohn Josef
Schwake, geb. 1889, über. Es war nur ein papiermäßiger Besitz, denn die
Einnahmen gehörten der Mutter von Josef.
Als Josef Schwake aufgrund seiner Verletzungen, die er sich im Krieg zugezogen
hatte, nicht mehr in der Mühle arbeiten konnte, wurde die Mühle zuerst an
Brüggemanns verpachtet. Tochter von Brüggemanns war Grete Hirth. Nächster
Pächter war dann Runge. Danach war die Mühle nicht mehr zu verpachten.
Durch die Bombenangriffe der Alliierten war das Wohnhaus von Schwaken stark
beschädigt worden, und da das Geld für Reparaturen fehlte, musste Josef Schwake
die Mühle notgedrungen verkaufen. Sie ging in den Besitz von Franz Hirth
(genannt Möppi), dem Schwiegersohn von Brüggemanns, über.
Der Verkauf der Mühle war für Josef Schwake ein sehr schlechtes Geschäft.
Artikel zur Hennemühle in der WP vom 17.Juli 1954
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