Mexiko 3 |
Die Azteken (von Nahuatl aztecatl, deutsch etwa „jemand, der aus Aztlán kommt“)
waren eine mesoamerikanische Kultur, die zwischen dem 14. und dem frühen 16.
Jahrhundert existierte. Im Allgemeinen bezeichnet man mit dem Begriff „Azteken“
die ethnisch heterogene, mehrheitlich Nahuatl sprechende Bevölkerung des Tals
von Mexiko; im engeren Sinne sind damit aber nur die Bewohner von Tenochtitlán
und der beiden anderen Mitglieder des sogenannten „Aztekischen Dreibundes“, der
Städte Texcoco und Tlacopán, gemeint.
Ab dem späten 14. Jahrhundert weiteten die Azteken im Laufe der Jahre ihren
politischen und militärischen Einfluss auf die umliegenden Städte und Völker
aus, die nicht direkt dem Reich angegliedert, sondern zur Zahlung von Tributen
gezwungen wurden. Auf dem Höhepunkt ihrer Macht kontrollierten sie weite Teile
Zentralmexikos mit dem Tal von Mexiko als Zentrum. Zwischen 1519 und 1521 wurden
die Azteken schließlich von den Spaniern unter Hernán Cortés unterworfen.
Die Azteken bezeichneten sich selbst meist als Mexica, nach dem Namen des Ortes
oder der Region Mexico - der Ursprung des heutigen Ländernamens Mexiko, bzw.,
nach ihren Siedlungsplätzen Tlatelolco und Tenochtitlán auch Tlatelolca und
Tenochca. In alten Quellen wird der Begriff „Azteken“ nur im Zusammenhang mit
dem mythischen Herkunftsort Aztlán verwendet. Der erste, der ihn in moderner
Zeit benutzte, war der Jesuit Francisco Javier Clavijero im 18. Jahrhundert;
bekannt wurde er jedoch erst durch Alexander von Humboldt.
Aufstieg und Blütezeit
Historisch gesehen lässt sich die erste Niederlassung der Azteken im Gebiet von
Tenochtitlán für den Zeitraum zwischen 1320 und 1350 nachweisen; [1] nach
neueren Ausgrabungen (Stand: Dezember 2007) wird auch die Zeit zwischen 1100 und
1200 für möglich gehalten. [2] Die ersten Herrscher Acamapichtli, Huitzilíhuitl
und Chimalpopoca waren Vasallen des Tepaneken-Herrschers Tezozómoc in der Zeit
von 1372 bis 1427 und knüpften in dieser Zeit durch Heiraten diplomatische
Verbindungen zu den Nachbarstädten. Nach und nach erlangten die Azteken dadurch
eine gewisse politische Gleichberechtigung mit den anderen Städten.
Als Tezozómoc starb, ermordete sein Sohn Maxtla Chimalpopoca. Dessen Onkel
Itzcóatl verbündete sich nun mit dem ehemaligen Acolhua-Herrscher von Texcoco,
Nezahualcoyotl, und belagerte Maxtlas Hauptstadt Azcapotzalco. Maxtla
kapitulierte nach 100 Tagen und ging ins Exil. Tenochtitlán (Mexica), Texcoco (Acolhua)
und Tlacopán (Tepaneken) festigten danach formell ihre Kriegsallianz, den
aztekischen Dreibund, die das Tal von Mexiko dominierte und die Macht
schließlich jenseits der Grenzen des Tals ausdehnte. Mit der Zeit wurde
Tenochtitlán die beherrschende Kraft innerhalb der Allianz.
Itzcóatl bewirkte auch
innenpolitisch weitreichende Veränderungen. Während ein neuer Aquädukt nach
Tenochtitlán gebaut wurde, um die Trinkwasserversorgung der wachsenden
Bevölkerung zu sichern, ließ er auch viele alte Bilderhandschriften vernichten.
Die Gründe dafür sind noch nicht geklärt [3], doch es ist wahrscheinlich, dass
Itzcóatl für die Herrschaft seiner Familie eine Legitimationsgrundlage schaffen
wollte.
Itzcóatls Neffe Moctezuma I.
erbte 1440 den Thron und erweiterte das Herrschaftsgebiet nochmals. Allerdings
wurde Tenochtitlán zwischen 1445 und 1450 durch eine Heuschreckenplage, eine
Überschwemmung und eine Hungersnot schwer getroffen, was die Versorgung der
Stadt mit Lebensmitteln als Schwachpunkt offenbarte und die Notwendigkeit von
Tributen noch einmal bekräftigte. Vermutlich wurde während Moctezumas Herrschaft
auch die Praxis der Blumenkriege eingeführt. [4] Sein Sohn Axayacatl, der 1469
(möglicherweise auch erst 1471) an die Macht kam, erweiterte den von den Azteken
kontrollierten Bereich um einige Gebiete der Mixteken und Zapoteken, doch erlitt
er gegen das mächtige Reich der Tarasken von Tzintzuntzan eine empfindliche
Niederlage. Die Azteken führten bis zur Ankunft der Spanier gegen die Tarasken
keine großangelegten militärischen Aktionen mehr durch.
1482 übernahm Axayacatls älterer Bruder Tízoc kurz die Herrschaft, unter dem das
Reich außenpolitisch an Ansehen verlor, bis er 1486 durch seinen jüngeren Bruder
Auítzotl ersetzt wurde, der die Armee neu organisierte. Das Imperium erreichte
während seiner Regentschaft das größte Ausdehnungsgebiet. Sein Nachfolger war
Moctezuma II., der durch mehrere Feldzüge die Tlaxcalteken außenpolitisch
isolierte und die Kontrolle über das Tal von Oaxaca endgültig sicherte.
Moctezuma stärkte die Führungsposition Tenochtitláns innerhalb des Dreibunds,
was sich unter anderem darin zeigt, dass er aktiv in die Thronfolgeregelung
Texcocos eingriff und eigenmächtig den Nachfolger des 1515 gestorbenen Königs
Nezahualpilli bestimmte.
Fall des Aztekenreiches
Aufgrund ihrer Aggressivität waren die Azteken bei ihren Nachbarn mehr verhasst
als beliebt. Diese schafften es nicht auf diplomatischer Ebene und auch nicht
durch Blutheiraten, den Machtdrang der Azteken zu bremsen. Die Ankunft der
Spanier unter Führung von Hernán Cortés war für einige Stämme die einzige
Chance, der Herrschaft der Azteken zu entkommen. Der aztekische Herrscher
Moctezuma II. erfuhr bereits frühzeitig von der Ankunft der Spanier, doch
verhielt er sich zu zögerlich. Nachdem die Spanier zusammen mit ihren
Verbündeten, den Tlaxcalteken, im November 1519 nach Tenochtitlán gekommen
waren, nahmen diese Moctezuma im Handstreich gefangen und kontrollierten über
ihn die Geschicke des Reiches.
Als Cortés im Frühjahr 1520 wieder an die Atlantikküste zog, weil von Kuba aus
ein Trupp mit der Aufgabe gelandet war, ihn festzunehmen, erhoben sich die
Azteken gegen die in der Stadt verbliebenen Spanier. Nach seiner Rückkehr kam es
zu Kämpfen zwischen Spaniern und Azteken, in deren Verlauf Moctezuma von seinen
Landsleuten getötet wurde. Cortés sah daraufhin keine andere Möglichkeit als die
Flucht aus der Stadt. Der Versuch, in der Nacht zum 1. Juli 1520 aus
Tenochtitlán zu entkommen, kostete fast drei Viertel der spanischen Soldaten das
Leben.
Während sich Cortés' Truppe in den folgenden Wochen erholte, wütete in
Tenochtitlán eine Pockenepidemie, durch die gut sechzig Prozent der Bewohner der
Stadt starben, darunter auch der neue König Cuitláuac. Sein Nachfolger
Cuauhtémoc schaffte es nicht, den Abfall des Königs von Texcoco zu verhindern.
Zusammen mit den Tlaxcalteken, Kriegern aus Texcoco und Verstärkung aus Kuba
begann Cortés mit der Belagerung der Stadt, die am 13. August 1521 endete.
Cuauhtémoc, der letzte aztekische
Herrscher, wurde 1525 hingerichtet. Die meisten Gebäude Tenochtitláns waren
während der Belagerung zerstört worden; auf ihren Ruinen wurde das neue
Mexiko-Stadt errichtet. In den Jahren nach der Ausrufung des Vizekönigreichs
Neuspanien 1535 wurde ein Großteil der einheimischen Bevölkerung zum Christentum
bekehrt und die aztekische Kultur verschwand allmählich, ohne jedoch völlig zu
erlöschen.
Informationen über die Azteken überlebten unter anderem in zeitgenössischen
Quellen (Aztekencodices) wie dem Codex Mendoza von 1541, der die Eroberungen der
aztekischen Herrscher und die Tributprovinzen auflistet und auch einen kurzen
ethnographischen Überblick enthält. Zu den wichtigsten frühkolonialen Zeugnissen
über die Kultur zählt daneben in erster Linie die zweisprachige (spanisch/nahuatl)
„Historia General de las Cosas de la Nueva España“ (die letzte endgültige
Fassung ist der „Codex florentinus“) des Franziskaners Bernardino de Sahagún.
Weitere wichtige Quellen hauptsächlich historischen Inhalts sind in spanischer
Sprache die „Historia de las Indias de Nueva España“ des Dominikaners Diego
Durán, die „Crónica Mexicana“ des aus hohem indianischem Adel stammenden
Hernando Alvarado Tezozomoc, und die verschiedenen Geschichtsdarstellungen des
aus demAdel von Texcoco stammenden Fernando de Alva Ixtlilxochitl. In Náhuatl
sind die „Anales de Cuauhtitlan“ und die „Historia Tolteca-Chichimeca“
geschrieben, deren Verfasser anonym geblieben sind. Das umfangreichste
Geschichtswerk bilden die verschiedenen ebenfalls in Náhuatl verfassten „Relaciones“
des Domingo Chimalpahin Quauhtelhuanitzin aus Chalco.
Nahuatl wird noch heute von Teilen der mexikanischen Urbevölkerung, den Nahua,
gesprochen. Es gibt auch eine Version der Wikipedia in Nahuatl.
Politische Organisation
Das Reich der Azteken war kein territorial geschlossenes Reich, wie es etwa die
Imperien der europäischen Geschichte darstellten. Es war vielmehr ein
Zusammenschluss der drei im Becken von Mexiko gelegenen Städte Tenochtitlán,
Texcoco und Tlacopán, deren politische und rechtliche Systeme sich aufgrund
alter Traditionen voneinander stark unterschieden und dementsprechend auch nicht
vereinheitlicht waren. Die jeweiligen Herrscher regierten ihre Städte und die
von ihnen abhängigen Gebiete unabhängig voneinander und agierten nur dann
zusammen, wenn ein gemeinsames Interesse vorhanden war, etwa bei Eroberungen.
Die drei Städte waren formell gleichberechtigt, was sich aber besonders in der
Zeit von Moctezuma II. zugunsten Tenochtitláns änderte. Die von den Städten
abhängigen Gebiete bildeten keine geschlossenen Territorien, sondern die
Besitzungen waren entsprechend der Beteiligung an den jeweiligen Eroberungen mit
einander eng verschränkt.
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Ausdehnung der von den Azteken direkt (grün) und indirekt kontrollierten Gebiete (grün gepunktet) auf dem Höhepunkt des aztekischen Einflusses. |
Die Azteken übten ihre Herrschaft hauptsächlich in Form von Tributforderungen
aus. Ziel der Expansion war die wirtschaftliche Nutzung, nicht die Beherrschung
der unterworfenen Gebiete. Direkte Ansiedlung auf dem Gebiet des unterworfenen
Feindes fand kaum statt, auch wurde das aztekische Rechtssystem nicht
aufgezwungen; die althergebrachten lokalen Strukturen blieben unangetastet.
Nachteile ergaben sich jedoch dadurch, dass das von den Azteken unterworfene
Gebiet ethnisch sehr differenziert war, was zu oft zu diplomatischen
Verwicklungen führte, die die Spanier schließlich für sich ausnutzen konnten.
Oberhaupt der Stadt Tenochtitlán war der huey tlatoani „Großer Sprecher“, der in
der Literatur oft als „König“ oder „Kaiser“ bezeichnet wird. Faktisch war der
Tlatoani ein absoluter Monarch, der alleine über die Stadt regierte und dessen
Nachfolge von männlichen Angehörigen seiner Familie gestellt wurde. Das Amt des
Stellvertreters, des Cihuacóatl, wurde erst unter Itzcóatl eingerichtet und
maßgeblich von seinem ersten Inhaber Tlacaélel geprägt. Seine Aufgaben waren vor
allem innenpolitischer Art. Rangmäßig niedriger waren die Ämter des Tlacateccatl
und des Tlacochcalcatl, die beide sowohl zivile als auch militärische Funktionen
innehatten. Sie waren aber wichtige Durchgangsämter für den künftigen Herrscher.
Für die Rechtsprechung war je ein separates Gericht für Adelige und
Nicht-Adelige zuständig. Die Stadt Texcoco besaß außer ihrem Fürsten noch vier
Ratsgremien, die für die Rechtsprechung, Krieg, Musik, Kunst und Wissenschaft
und auch den Staatsschatz zuständig waren.
Gesellschaftsstruktur
Die aztekische Gesellschaft kannte vier hauptsächliche Klassen: Adel (pilli, pl.
pipiltin), Bauern und Handwerker gehörten zu den (Macehualli, pl. macehualtin),
Händler (pochteca) und Sklaven (tlatlacotin). Die Zugehörigkeit zu einer Klasse
war, anders als in Europa, weitgehend von Geburt vorgegeben, wenn auch die
macehualtin durch herausragende Verdienste im Krieg in einen besonderen, nicht
erblichen Adelsrang aufsteigen konnten. Somit bestand nur eine geringe soziale
Mobilität.
Adel
Die Adligen (pipiltin) standen sozial an der Spitze der Gesellschaft. Das
Staatsoberhaupt (tlatoani, „Sprecher“) entstammte stets dem Adel.
Der wirtschaftliche Status der Adligen war keineswegs einheitlich. Die
Angehörigen er obersten Adelsschicht lebten in Palästen mit ausgedehntem
Landbesitz, der aber nicht notwendigerweise auch direkt in der Nähe des Palastes
lag. Das Land wurde von abhängigen Bauern bearbeitet, die einen festgelegten
Anteil am Ertrag abgeben mussten. Die Angehörigen niedriger Adelsschichten
konnten sich oft nur wenig von den Bauern unterscheiden.
Die Söhne der Adligen erhielten in Tempelschulen (calmecac) eine militärische,
religiöse und auch administrative Ausbildung, um sie auf ihre späteren Aufgaben
vorzubereiten. Die Nachfolger der Familienoberhäupter konnten jedoch nur dann
offiziell ihr Erbe antreten, wenn sie sich zuvor im Krieg ausgezeichnet hatten.
Viele pipiltin wurden aber auch, oft nur für eine gewisse Zeit, Priester (tlamacazqui),
die im Zölibat lebten und im Gegensatz zu vielen anderen mesoamerikanischen
Kulturen keine weltliche Macht ausübten.
Adelige besaßen generell mehr Rechte als die Bauern, wurden aber auch strenger
bestraft. Sie durften beispielsweise farbige Kleidung aus Baumwolle tragen und
mehrstöckige Häuser bewohnen, dafür jedoch wurden sie bei einem Verbrechen, für
das ein Bauer „nur“ versklavt worden wäre, zum Tode verurteilt.
Reisende Händler
Die reisenden Händler (pochteca, Einzahl pochtecatl) waren eine zahlenmäßig
kleine, auf Grund ihrer Schlüsselposition für den Warenverkehr wie für die
Verbreitung von Informationen jedoch wichtige Klasse. Viele dienten auch als
Spione. Sie folgten eigenen Bräuchen, lebten in eigenen Stadtvierteln,
gehorchten einem eigenen Verhaltenskodex und unterlagen sogar einer eigenen
Gerichtsbarkeit. Besonders Fernhändler konnten oft einen Reichtum anhäufen, der
dem von Adelsfamilien gleichkam.
Bauern
Die einfache Bevölkerung (macehualtin, Einzahl macehualli) bildeten den
Hauptteil der Bevölkerung. Sie waren grundsätzlich frei und hatten zumeist das
Nutzungsrecht über ein Stück Land, das einem Adligen gehörte. Sie waren zum
Kriegsdienst verpflichtet. Gegen Ende der Aztekenzeit lebte ein Großteil der
Macehualtin in Tenochtitlán nicht mehr von der Landwirtschaft, sondern vom
Handwerk oder Kleinhandel. [5] [6]
Die Macehualtin waren nicht an das Land eines bestimmten Adeligen gebunden,
sondern konnten fortziehen und auf dem Land eines anderen arbeiten. Es gab in
bestimmten Regionen jedoch auch Verbände mehrerer Bauern, calpolli genannt, die
gemeinsam Land besaßen, das in Parzellen aufgeteilt wurde und von den Bauern
alleine bearbeitet werden konnte. Dennoch mussten auch sie Tribut leisten,
jedoch nicht an Adelige, sondern direkt an den jeweiligen Herrscher. Die
internen Angelegenheiten eines calpolli regelte ein Calpollli-Ältester.
Sklaven
Die Position der Sklaven (tlatlacotin, Einzahl tlacotli) ähnelte eher der
Sklavenhaltergesellschaft der Antike in Europa als der Sklaverei durch die
Europäer im selben Zeitalter. Der Status des Sklaven war nicht erblich, das
heißt, die Kinder eines Sklaven waren frei. Ein Sklave durfte Dinge und selbst
andere Sklaven besitzen, ebenso konnte er sich freikaufen. Im Falle von
Misshandlungen oder bei gemeinsamen Kindern mit ihrem Herrn konnten Sklaven bzw.
Sklavinnen für frei erklärt werden. Starb der Herr, wurden die Sklaven vererbt,
doch kamen in der Regel diejenigen mit den größten Verdiensten frei.
Sklave wurde man oft durch eine Verurteilung für ein Verbrechen. Ein Mörder, der
zum Tode verurteilt war, konnte auf Antrag der Witwe des Opfers deren Sklave
werden. Ein Vater konnte seinen Sohn als Sklaven verkaufen, wenn dieser von
einer Amtsperson als unerziehbar erklärt wurde. Häufig wurde man auch Sklave,
wenn man seine Schulden nicht bezahlen konnte.
Wirtschaft
Landwirtschaft
Das Tal von Mexiko bot eine Vielzahl von natürlichen Ressourcen. Mehrere Seen
versorgten die Bewohner des Tals mit Fisch und über ihre Zuflüsse mit
Trinkwasser. Der größte Teil der produzierten Nahrungsmittel kam aus der
Landwirtschaft. Im tropischen Klima Mexikos konnten die Azteken Mais, Bohnen,
Kürbisse, Amarant (eine getreideähnliche Pflanze), Chia (ein Kraut aus der
Gattung der Salbei mit fettreichen Samen), Agaven und Kakteen anbauen; daneben
wurden insbesondere Heilkräuter kultiviert. Viehzucht in großem Stil fand nicht
statt, lediglich Hühner und Hunde wurden gehalten.
Auf hügeligem Terrain praktizierten die Azteken eine Anbautechnik, die tlacolol
genannt wurde. Dabei wurden die Felder zwei oder drei Jahre bewirtschaftet und
lagen danach brach; manchmal wurden die Felder auch terrassiert. Auf flachem
Land betrieb man dagegen Bewässerungsfeldbau, meist auf sogenannten Chinampas.
Die Chinampas waren Anbauflächen, die aus dem sumpfigen Boden gewonnen wurden
und aufgrund ihrer günstigen Bodenfeuchtigkeit häufig mehrere Ernten im Jahr
ermöglichten. In Tenochtitlán besaß nahezu jedes Wohnhaus ein eigenes Chinampa,
auf dem die Hausbewohner ihre eigenen Lebensmittel anbauten, doch mussten immer
mehr Lebensmittel in die Stadt gebracht werden, je größer die Stadt wurde. Die
flächenmäßig größten Chinampas befanden sich in Xochimilco am südlichen Ende des
Texcoco-Sees, wo noch heute auf diese Weise Landwirtschaft betrieben wird.
Verarbeitendes Gewerbe
Besonders in den großen Städten lebten Handwerker, die sich in einem hohen Maße
spezialisierten. Die wichtigsten und angesehensten Berufe waren die des Gold-
bzw. Silberschmieds, der Maler und auch der federverarbeitenden Handwerker.
Diese Hersteller von Luxusgütern produzierten vor allem für die adelige
Oberschicht, wobei sie Arbeitsteilung betrieben. Sie waren in Vereinigungen
organisiert, die stark den Gilden im mittelalterlichen Europa ähnelten. Damit
besaßen sie auch einige Privilegien, etwa das Recht, ihre Nachkommen selbst zu
erziehen und zu unterrichten.
In der Gesellschaftshierarchie unterhalb der Hersteller von Luxuswaren befanden
sich Berufe wie Töpfer, Korbmacher oder auch die Weiterverarbeitung von
Obsidian, das zum Beispiel für Waffen gebraucht wurde. Sie betrieben in der
Regel kleine Familienbetriebe und waren nicht weiter organisiert. Ebenso
betrieben sie keine Arbeitsteilung, sondern erledigten den gesamten
Herstellungsprozess selbst. Ein weiterer Bereich war die Weberei, die
ausschließlich von Frauen, gleich welcher Gesellschaftsschicht, betrieben wurde.
Hergestellt wurde vor allem Kleidung, wobei es Frauen von niedrigerem Stand
strengstens untersagt war, elegantere und wertvollere Kleidung zu tragen.
Daneben dienten die Stoffe als Dekoration für Haushalte, Tempel, Plätze etc.
sowie als Geschenke, Mitgiften oder ähnliches.
Handel und Tributwesen
Die Azteken betrieben einen schwunghaften Handel bis weit über die
Grenzen des von ihnen kontrollierten Gebiets hinaus. Als Zahlungsmittel dienten
normalerweise Kakaobohnen oder Goldstaub in Federkielen. Die Händler stellten in
der aztekischen Gesellschaft eine eigene Klasse mit Rechten und Pflichten dar.
Während Produzenten kleinerer Mengen von Gütern ihre Waren, wie Nahrung oder
handwerklich gefertigte Produkte, selbst auf den Märkten feilboten, gab es auch
Großhändler, die auf professionelle Art und Weise größere Mengen vertrieben. Die
Großhändler reisten zwischen den Orten hin- und her und besaßen für den Adel,
der nach Luxusgütern aus fernen Gebieten verlangte, eine besondere Bedeutung.
Jedoch handelten sie nicht nur mit Waren, sondern fungierten auch als Spione
oder übernahmen diplomatische Aufgaben, etwa Gesandtschaften. Sie standen sozial
zwischen dem Adel und dem gemeinen Volk, doch erlangten einige Händler so großen
Reichtum, dass sie sich mit Prestigeobjekten schmücken konnten, die sich sonst
nur der Adel leisten konnte. Mit der Zeit bildeten auch sie Gilden und schufen
ein eigenes Rangsystem. Die Händler stellten einen wichtigen ökonomischen Faktor
für die Azteken dar, doch mit der Eroberung der Stadt Tlatelolco im Jahre 1473,
eines mächtigsten Wirtschaftszentrums auf einer Nachbarinsel Tenochtitláns,
wurde die wirtschaftliche Macht der Azteken noch größer, als sie zuvor ohnehin
schon gewesen war.
Mit zunehmender Expansion der Azteken vergrößerte sich der Strom von
Tributlieferungen in die drei Städte des aztekischen Dreibundes. Die Tribute
wurden eroberten Städten auferlegt und dienten einerseits der Versorgung der
Grundbedürfnisse der Städte, andererseits aber auch zur Entlohnung von
Arbeitskräften, zur rituellen Speisung bei bestimmten Festen und nicht zuletzt
auch der Versorgung der Adeligen mit Luxuswaren. Als Ausgleich wurden den
eroberten Orten der Schutz vor Angriffen und Hilfeleistungen in Zeiten der Not
garantiert.
Die eroberten Gebiete wurden in zuletzt 38 Tributprovinzen eingeteilt, deren
Verwaltungen für die Erhebung zuständig waren, welche ein aztekischer
Tributverwalter (calpixqui) überwachte und koordinierte. Die am häufigsten
geforderten Güter waren außer den Nahrungsmitteln, wie Mais oder Bohnen,
Baumwolldecken und daneben je nach Gebiet Felle oder Vogelfedern, etwa des
Quetzalvogels, des Weiteren auch Meeresschnecken, Kakaobohnen oder spezielle
Kleidungsstücke. Eine andere Möglichkeit war die Anforderung von Arbeitskräften
für Bauvorhaben. Die Tribute wurden üblicherweise zu je zwei Fünfteln an
Tenochtitlán und Texcoco verteilt, das übrige Fünftel ging an Tlacopán; manche
Orte lieferten aber auch nur an eine der drei Städte. Nach der Eroberung Mexikos
durch die Spanier übernahmen diese die penibel geführten Listen über das Ausmaß
und die Art der Tributlieferungen und setzten sie für ihre eigenen Zwecke ein.
Militärwesen
Bei den Azteken nahm die Kriegsführung einen hohen gesellschaftlichen
Stellenwert ein. Bereits bei der Geburt wurden Jungen der Schlacht „geweiht“;
ebenso erhielten sie später eine stark militärische Erziehung. Die besondere
Bedeutung des Militärwesens zeigte sich insbesondere im politischen Bereich,
denn praktisch jeder, der ein hohes Amt übernahm, musste sich zuvor im Krieg
ausgezeichnet haben. Dies galt auch für Angehörige des Adels und besonders für
den tlatoani. Für alle Männer bestand eine Wehrpflicht auf Zeit, es gab aber
auch Männer, die ihr Leben lang als Krieger dienten. Bewährte Krieger wurden in
den Reihen der Adlerkrieger oder Jaguarkrieger aufgenommen, denen in
Tenochtitlán eigene Tempel geweiht waren.
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Bild eines aztekischen Jaguar-Kriegers aus dem Codex Magliabechiano |
Die Kriegsführung diente vor allem zwei Zwecken. Einerseits gab es Kriege mit
dem Ziel der Unterwerfung anderer Staaten, die danach Tributleistungen zu
verrichten hatten. Da sich besonders Tenochtitlán mit zunehmender Größe nicht
mehr selbst versorgen konnte, ergab sich die Notwendigkeit, die Versorgung der
Stadt durch jene Tributzahlungen sicher zu stellen. Bevor jedoch mit
kriegerischen Handlungen begonnen wurde, wurden nacheinander Gesandte aus
Tenochtitlán, Texcoco und Tlacopán geschickt, die offiziell die Unterwerfung
forderten. Verweigerten sich die dortigen Herrscher, griffen die Azteken an.
Nach der Niederlage der angegriffenen Stadt wurden ihr Tributzahlungen
auferlegt. Die zu leistenden Tribute bestanden aber nicht nur aus
Nahrungsmitteln, sondern oft auch aus verschiedensten Materialien oder auch
Luxusgütern wie Quetzalfedern oder Kakao.
Allerdings unterwarfen die Azteken gezielt einige Städte nicht, um so genannte
Blumenkriege führen zu können. Dabei handelte es sich um Feldzüge, die vorrangig
die Gefangennahme feindlicher Krieger zum Ziel hatte, die später den Göttern
geopfert werden sollten. Krieger, die Feinde gefangen nahmen, wurden hoch
geschätzt und erlangten höchste Ehren. Bei dieser Art von Krieg entfiel jedoch
die Kriegserklärung durch Gesandte, vielmehr wurden die Blumenkriege im Voraus
von beiden Seiten geplant und zu einem bestimmten Zeitraum in regelmäßigen
Zeitabständen durchgeführt.
Religion
Götter
Die polytheistische Religion der Azteken beruhte auf der Religion der Tolteken.
Hauptgott war Huitzilopochtli, der Gott der Sonne und des Krieges. Ein anderer
besonders verehrter Gott war Quetzalcoátl, die gefiederte Schlange, der einst
ein Herrscher der Tolteken gewesen war und auf einem Kanu aus der Welt fuhr. Er
war als Quetzalcoatl-Ehecatl der Gott des Windes, des Himmels, des Krieges, der
Erde und ein Schöpfergott, doch besonders an ihm war, dass alle Völker in der
gesamten Umgebung der Azteken ihn verehrten. Neben ihm gab es auch einige Götter
unterschiedlicher Wichtigkeit, z.B. den Regengott Tlaloc. Dabei ist eine
Besonderheit, dass fast jeder Bereich durch mehrere Götter abgedeckt wird.
Die Azteken, die eines natürlichen Todes starben, kamen nach Mictlan, in die
neunschichtige aztekische Unterwelt, regiert von dem Totengott und der
Totengöttin. Gefallene Krieger hatten die Ehre, die Sonne auf ihrem Weg von dem
Sonnenaufgang bis zum Zenit zu begleiten. Die Frauen, die im Kindbett gestorben
waren (ihre Art des überlebenswichtigen Krieges), begleiteten die Sonne vom
Zenit bis zum Sonnenuntergang. Menschen, die ertranken oder vom Blitz erschlagen
wurden, kamen in das Paradies des Regengottes Tlaloc, auch bekannt als Paradies
der Blumen.
Opferpraktiken
Die Bedeutung und der Umfang aztekischer Menschenopfer sind
umstritten. Größtenteils stammen die Schilderungen verschiedenster grausamer
Opferrituale von spanischen Missionaren, welche ein Interesse daran hatten, die
Praktiken des heidnischen Volkes negativ darzustellen. Auch zweifelt man daran,
dass die von den Azteken selbst überlieferten Opferkulte in dieser Art auch in
vollem Umfang ausgeführt wurden. Daher sind die folgenden überlieferten Aussagen
nicht unumstritten. Andererseits scheinen neue Grabungsfunde die grausamen
Opferrituale zu belegen.[7], [8]
Die
Azteken sind berüchtigt für ihre religiös motivierten Menschenopfer, die sie in
großer Zahl ausführten. Dazu wurden gefangene Krieger, Sklaven, aber auch Kinder
verwendet. Manchmal opferten sich auch aztekische Krieger selbst freiwillig, was
als große Ehre angesehen wurde. Ein Verfahren der Opferung bestand darin, die
Menschen einzeln auf der Spitze der Pyramiden auf einem Opferstein an ihren
Armen und Beinen festzuhalten und ihnen mit einem Steinmesser das Herz
herauszuschneiden. Der Priester bespritzte sich selber und die Götterstatuen mit
dem frischen Menschenblut. Die Leiche wurde anschließend die steilen Steinstufen
hinabgeworfen. Bei besonders hochstehenden Opfern wurden Teile gebraten und
gegessen. Kinder wurden in Käfigen zugunsten des Regengottes Tlaloc zum Weinen
gebracht und man ließ sie verhungern. Die Azteken hielten sog. Blumenkriege mit
ihren verfeindeten Völkern, in beiderseitigem Einverständnis ab. Bei diesen
Blumenkriegen wurde nicht getötet, sondern das Ziel bestand darin, neue
Gefangene als Opfergaben zu machen. Diese Opferungen nannten sie nextlaualli -
Schuldzahlungen an die Götter. Sie dienten dazu, sicherzustellen, dass die Sonne
jeden Morgen erneut aufgehen konnte.
Neuesten Erkenntnissen zufolge haben aber auch die "Könige" selbst Blutopfer von
sich gegeben (Schnitt in Hand/Arm/Bein/Ohr), um die Gottheiten zu besänftigen
oder zu bemühen, eine ähnliche Praxis ist auch von den Maya bekannt. Es ist auch
bekannt, dass die Priester des jeweiligen Tempels sich in das Ohr schnitten, um
Blut zu gewinnen, das für Rituale nötig war. Es wurden nur sehr wenige von den
damals bekannten 1600 Gottheiten angebetet, da nicht alle so wichtig waren. Die
Azteken hatten so viele Götter, weil sie bei jedem Volk, das sie eroberten,
deren Götter „adoptierten“ und zu ihren dazunahmen. Deswegen waren auch nicht
alle bekannt. Es gab verschiedene Stämme unter den Azteken, von denen jeder
„seine“ Gottheit bevorzugte.
Die Menschenopfer waren in diesem Maße vermutlich in der zweiten Hälfte des 15.
Jahrhunderts eingeführt worden und hatten sich erst unter den Herrschern
Axayacatl oder Auítzotl richtig behauptet. Einige Wissenschaftler sehen in
dieser Entwicklung bereits ein Zeichen der Dekadenz und eines angekündigten
Untergangs des Aztekenreiches, unabhängig von den Spaniern.
Die Spanier sahen die Opferrituale, die Religion und sogar die ganze Kultur der
Azteken als Werk des Teufels. Charles C. Mann macht in seinem Buch 1491 - New
revelations of the Americas before Columbus den Leser darauf aufmerksam,
dass die ganze Geschichte selbst von den Siegern - also von den Konquistadoren -
geschrieben wurde, welche jegliches Interesse hatten, die aztekische Kultur in
schlechtem Licht erscheinen zu lassen, - was an den archäologischen Befunden
allerdings nichts ändert.
Wissenschaft
Kalender
Der aztekische Kalender kombinierte einen für den täglichen Gebrauch
und für die Wahrsagerei dienenden Zyklus von 260 Tagen, der „tonalpohualli“
genannt wurde. In ihm wurden die Zahlen von 1 bis 13 mit 20 Zeichen verschränkt,
so dass 20 verschiedenen Kombinationen entstanden. Die einzelnen Abschnitte von
13 Tagen begannen demnach mit je einem der 20 Zeichen und wurden nach ihm
benannt. Das Sonnenjahr „xihuitl“ dauerte 365 Tage, eine Anpassung an die
tatsächliche Länge des Sonnenjahres durch Schaltung wurde nicht vorgenommen. Das
Jahr bestand aus 18 Abschnitten zu 20 Tagen, die jeweils mit einem großen Fest
endeten. Am Ende des Jahres folgen noch 5 unnütze Tage (nemontemi), die als
unglücklich angesehen wurden und in denen größere Aktivitäten vermieden wurden.
Schrift
Die Azteken besaßen kein Schriftsystem, mit dem vollständige Texte
wiedergegeben werden konnten. Für ihre Aufzeichnungen und Monumente verwendeten
sie eine erzählende (narrative) Bilderschrift, in denen die Sachverhalte so gut
als möglich abgebildet wurden. Durch konventionalisierte Darstellungsweisen
wurde die Präzision erhöht. Ergänzend wurde für Namen von Personen und Orten und
zur Kennzeichnung von Waren, Maßen und ähnlichem hieroglyphenartige Zeichen
verwendet. Mit ihnen wurden Inhalte (Ideogramme) dargestellt oder Worte oder
deren Teile durch feststehende Zeichen (Logogramme) niedergeschrieben. In einer
Reihe von Handschriften aus der Region von Tetzcoco wurden statt der Logogramme
oder ergänzend zu ihnen Silbenzeichen verwendet, die aus Logogrammen entstanden
sind. Fast alle vorspanischen Dokumente (Códices) wurden von den spanischen
Eroberern zerstört, da man meinte, sie beinhalten nur Lügen des Teufels.
Quelle und
weitere Informationen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Azteken