Mexiko 4 |
Traditionelles Siedlungsgebiet der Maya |
Die Maya sind ein indigenes Volk bzw. eine Gruppe indigener Völker in
Mittelamerika, die insbesondere aufgrund der von ihnen im Präkolumbischen
Mesoamerika gegründeten Reiche und ihrer hoch entwickelten Kultur bekannt sind.
In ihrer Blütezeit stellten sie eine mächtige Hochkultur dar. Man spricht
zumeist von einer Maya-Kultur; tatsächlich gibt es auch viele Gemeinsamkeiten
zwischen den verschiedenen Fundstellen aus der Vergangenheit - doch stehen
hinter dieser Kultur verschiedene Völker mit einander mehr oder weniger eng
verwandten Maya-Sprachen. Nicht nur wegen der räumlichen Gegebenheiten
unterscheidet man traditionell zwischen Hochland- (in Chiapas und Guatemala) und
Tieflandmaya (in Yucatán, im Petén und Belize). Im Lauf der Geschichte lässt
sich eine Verschiebung der hochkulturellen Zentren vom Hochland ins Tiefland und
dann in den Norden von Yucatán beobachten.
Zur Zeit der Ankunft der Spanier Ende des 15. Jahrhunderts lagen die Zentren der
nachklassischen Maya-Kultur im äußersten Norden von Yucatán, während das
zentrale Tiefland nur noch dünn besiedelt war. Im südwestlichen Hochland
existierte zu diesem Zeitpunkt eine recht eigenständige Maya-Kultur: die Kultur
der Quiché. Im Gegensatz zu vielen anderen indigenen Völkern existieren die Maya
noch heute und leben auf der Yucatán-Halbinsel sowie in Belize, Guatemala und
Honduras.
Berühmt sind die Maya für den Anbau von Mais, ihre Mathematik und für ihren hoch
entwickelten Kalender, geschrieben in Hieroglyphen. Die mittlerweile weitgehend
entzifferte Schrift, obwohl auf Bildsymbolen basierend, war mehr als eine reine
Ideogrammschrift und stellt das höchstentwickelte (und bis zur Ankunft der
Spanier das einzige) Schriftmedium in Altamerika dar. Kunsthandwerk (Bearbeitung
von Stein, Keramik, Holz, Textilien) und Malerei waren hoch entwickelt,
Metallverarbeitung (Gold, Silber, Kupfer) spielte erst spät und fast nur für
rituelle Zwecke eine Rolle, nicht für die Werkzeugherstellung. In den Städten
gab es bis zu 65 m hohe Stufenpyramiden, Paläste, Observatorien und
Ballspielplätze.
Geographie
Die Maya lebten in Süd- und Südost-Mexiko (Yucatán) sowie in Teilen von
Guatemala, Honduras und Belize. Dieses ausgedehnte Gebiet umfasste ungefähr
350.000 km². Im Norden des damaligen Mayalandes ragt die Halbinsel Yucatán weit
ins Karibische Meer hinaus. Die Niederschlagsmenge in diesem Gebiet war stets
extrem gering, dazu ungleich verteilt, die Region war daher weitestgehend
versteppt und mit Dornbüschen bewachsen. Im südlichen Tiefland herrschte eine
Savannenlandschaft vor, deren Bodenhöhe kaum einmal über 200 Metern liegt. Da
die Gegend schon immer tektonisch sehr aktiv war, ist ihr Boden mit vielen
Mineralien angereichert, wodurch sie für den Ackerbau sehr attraktiv wurde.
Kulturgeschichte
Frühe Präklassik (ca. 3000-900 v. Chr.)
In der Frühen Vorklassik kommt es am Ende der Archaischen Periode zu ersten
dauerhaften Siedlungen und zur Entwicklung von Landwirtschaft im Mayagebiet.
Erste den Maya zugerechnete archäologische Funde aus Cuello (Belize) werden auf
etwa 2000 v. Chr. datiert. Von diesem Ursprungsort aus wird eine Aufspaltung und
Bewegung nach Norden (Golf von Mexiko) angenommen. In Copán (Honduras) siedelten
Jäger um ca. 1100 v. Chr. Ebenfalls in der Frühen Vorklassik wurde Lamanai
gegründet, das mit einer permanenten Besiedlungszeit von etwa 3000 Jahren zu den
am längsten genutzten Mayastädten gehört. Ca. 1000 v. Chr. wurde Cahal Pech
besiedelt und blieb es bis ca. 700 n. Chr.
Mittlere Präklassik (ca. 900-400 v. Chr.)
In der Mittleren Vorklassik kommt es zur durchgehenden Besiedlung im gesamten
Mayagebiet und zur Entwicklung von Handel zwischen den Städten. Etwa im 7. Jh.
v. Chr. finden sich die ersten Siedlungsspuren im Gebiet von Tikal in Guatemala.
Am Golf von Mexiko lassen sich etwa 500 v. Chr. erstmals Siedlungsbauten und
steinerne Tempel nachweisen. Zu den ersten großen Städten der Maya gehören El
Mirador mit der höchsten bekannten Maya-Pyramide (72 m) und Nakbe im heutigen
Guatemala, von denen letztere seine Glanzzeit zwischen 800 und 400 v. Chr.
hatte.
Späte Präklassik (ca. 400 v. Chr. - 250 n. Chr.)
In der Späten Vorklassik entstehen durch starkes Bevölkerungswachstum große
Mayazentren und es kommt zur Bildung von Herrschereliten.
Frühe Klassik (ca. 250-600 n. Chr.)
In Tikal findet sich die erste datierte Maya-Stele von 292 n. Chr. Im Jahr 562
kommt es zu einem großen Krieg zwischen Calakmul und Tikal. Chichén Itzá wurde
um das Jahr 650 gegründet.
Späte Klassik (ca. 600-900 n. Chr.)
Die klassische Maya-Zivilisation umfasste eine Reihe von Stadtstaaten, die
jeweils einen eigenen Herrscher und ihm untergebene Verwalter hatte. Mit der
Ausbreitung über die ganze Yucatán-Halbinsel erreichte die Hochkultur der Maya
ihre Blütezeit, während deren auch Uxmal und Coba gegründet wurden. Weitere
wichtige Städte waren Tikal, Calakmul, Bonampak und Quiriguá. Viele Städte waren
durch Dammstraßen (Sakbe) miteinander verbunden. Die Städte hatten teilweise
mehr als 10.000 Einwohner und waren damit größer als die größten Städte des
damaligen Mitteleuropa.
Zu den Maya-Zentren der Klassik gehören unter anderen Bonampak, Calakmul,
Caracol, Xunantunich, Lubaantun, Copán, Dos Pilas, Nakum, Naranjo, Palenque,
Piedras Negras, Rio Azul, Tikal, Yaxchilán oder Yaxha.
Der Kollaps der Maya-Zentren im zentralen Tiefland
Bereits im 9. Jh. kommt es zur Aufgabe einzelner Maya-Zentren im
südlichen Tiefland und in der Folgezeit zu einem rapiden Bevölkerungsverlust in
der gesamten Zentralregion Yukatans. Zahlreiche Städte werden verlassen, die
Bewässerungssysteme verfallen. Nach der Mitte des 10. Jahrhunderts werden im
gesamten Tiefland keine monumentalen Steinstelen mehr errichtet. Der
Zusammenbruch der Maya-Gesellschaft ist Gegenstand einer breiten und
langanhaltenden Forschungsdiskussion. Dabei lassen sich zwei Hauptansätze
unterscheiden: Ökologische und Nicht-Ökologische Erklärungsmodelle.
Die ökologischen Erklärungsmodelle konzentrieren sich auf das Verhältnis
zwischen Mensch und Umwelt. Während der späten klassischen Periode scheint sich
dieses Verhältnis deutlich verschlechtert zu haben; einer stark gewachsenen
Bevölkerung steht eine begrenzte Ackerbaufläche mit z. T. nur geringwertigen
Böden gegenüber, die - trotz Bewässerung - offenbar hauptsächlich im
traditionellen und flächenintensiven Milpa-System bearbeitet wird. Aufgrund
dieser Beobachtungen formulierte O. F. Cook im Jahre 1921 seine Hypothese der
Bodenverarmung.[1]
Die nicht-ökologischen Erklärungsmodelle umfassen Erklärungsansätze der
unterschiedlichsten Art, wie Invasionen, Katastrophen, Epidemien und
Klimaveränderungen. Archäologische Belege für das Eindringen der Tolteken in
Nordyukatan (Seibal) scheinen die Invasions-Hypothese zu stützen. Die Mehrzahl
der Maya-Forscher bezweifelt jedoch, dass eine Eroberung als Hauptgrund für den
flächendeckenden gesellschaftlichen Zusammenbruch im Tiefland infrage kommt. Die
Vermutung, dass Klimaschwankungen und insbesondere Dürren für den Untergang der
Hochkultur verantwortlich gewesen seien, hat durch den Nachweis verminderter
Niederschläge im 9. und 10. Jh. in Venezuela unter Leitung des Geologen Gerald
Haug im Jahre 2003 Auftrieb erhalten. [2] Als ein weiterer wesentlicher Grund
für den Zusammenbruch der klassischen Maya-Gesellschaft im zentralen Tiefland
wird das Ende der Metropole Teotihuacán in Zentralmexiko diskutiert, welches ein
außerordentliches Machtvakuum hinterließ, das sich bis nach Yucatán hin
auswirkte und von den rivalisierenden Stadtstaaten der Maya nicht ausgefüllt
werden konnte.
Nachklassische Zeit / Postklassik (ca. 900-1511)
In der Architektur der Maya kamen nun vermehrt toltekische Einflüsse
auf. Zu den Maya-Zentren der Postklassik gehören unter anderen Cobá, Chichén
Itzá, Ek Balam, Mayapán, Tulúm und Uxmal.
Spanische Kolonialzeit
Conquista (1511-1697)
1511 landeten 13 spanische Schiffbrüchige auf Yucatán. Als Hernán Cortés 1519
auf Yucatán ankam, lebten nur noch zwei von ihnen, einer zog mit Cortes weiter
nach Mexiko und half ihm als Übersetzer, der andere wollte weiter mit den Maya
leben und kämpfte später mit ihnen gegen die Spanier. 1527 zog ein Veteran von
Cortes Truppen, Francisco de Montejo, mit 400 Männern nach Yucatán, um es zu
unterwerfen. Zuerst bekam er sogar Unterstützung von der indigenen Bevölkerung,
doch als sie seine Absichten erkannten, bekämpften sie ihn. Auch Krankheiten und
Unterernährung machten ihnen zu schaffen, teilweise mussten sie Felder der Maya
plündern. Schließlich trat Francisco de Montejo das Kommando an einen seiner
Untergebenen, Alonso Davila, ab, welcher ebenfalls ein Veteran aus Cortes Truppe
war. Dieser konnte sich jedoch nicht gegen die Maya wehren und rettete sich mit
den letzten Überlebenden nach Honduras. Inzwischen versuchte der Sohn von
Fracisco de Montejo, welcher ebenso hieß, von Westen her Yucatán zu erobern.
1532 erdachte er den Plan, tief in Zentralyucatán eine Stadt zu errichten,
welchen er auch mit der Stadt Ciudad Real umsetzte. Die angrenzenden Maya zogen
jedoch einen Belagerungsring um die Stadt und die 200 Spanier mussten auf Grund
von Nahrungsmangel fliehen. Die Nachricht von Francisco Pizarros Eroberung Perus
und die großen Goldfunde dort ereilte die Expedition, und trotz großer
Strafandrohung desertierten viele Männer nach Peru. Nun gingen die Spanier
diplomatischer vor, die Provinz Mani wurde friedlich unter spanische Herrschaft
gebracht, die Maya stellten sogar Hilfstruppen zur Verfügung, vermutlich um auf
diese Weise Rache an den Kokom zu nehmen, welche im Krieg mit ihnen lagen. Der
Plan der Spanier war jetzt, 3 Städte in Yucatán zu errichten, welcher ihnen auch
1544 durch die Gründung von Merida, Valladolid und Salamanca de Bacalar gelang.
Es wurde entschieden, dass das Land von Mexiko aus verwaltet werden sollte.
Schließlich wurden Versuche unternommen, die Maya zu christianisieren, unter
anderem durch den Mönch Diego de Landa. Traurige Berühmtheit erlangte Diego de
Landa, als er mit harter Hand gegen die Maya vorgehen ließ, die sich nicht zum
christlichen Glauben bekehren und anstatt dessen an ihren religiösen Ritualen
festhalten wollten. Dies gipfelte in einem Urteil, das am 12. Juli 1561
abgehalten wurde und bei dem de Landa aufgrund seines religiösen Eifers vor dem
Franziskanerkloster in Mani alles in Maya Geschriebene sowie die religiösen
Figuren und Symbole der Mayas verbrennen ließ, was zur Folge hatte, dass uns
heute nur noch Teile von vier Maya-Codices erhalten geblieben sind und noch
heute einen kleinen Einblick in die Vergangenheit der Maya geben. In seinem Werk
"Relacion de las cosas de Yucatan" schildert de Landa die Geschehnisse von Mani.
Später wurde er in Spanien dafür angeklagt. Am Ende der Eroberung waren die
Spanier jedoch nur mehr nominell Herrscher über das Mayagebiet, in Wirklichkeit
jedoch waren ganze Landstriche aufgrund von Kriegen und vor allem Seuchen
entvölkert.
Die Maya in Mexico, Guatemala und Belize
Ab 1847 rebellierten die Nachkommen der Maya im so genannten Kastenkrieg gegen
die Autorität des mexikanischen Staates und bauten um den 1850 errichteten
Tempel des Sprechenden Kreuzes ihre Hauptstadt Chan Santa Cruz, die erst 1901
von der mexikanischen Armee erobert werden konnte.
Die Maya heute
Heute leben ca. 6,1 Millionen Maya [3] auf der Yucatán-Halbinsel sowie in
Belize, Guatemala und Honduras. In Guatemala zählen etwa 40 % der
Gesamtbevölkerung zu den Maya - in Belize sind es rund 10 %. Auch heute noch
leben die meisten Maya vom Maisanbau. Die heutige Mayareligion ist eine Mischung
aus Christentum und alten Maya-Traditionen. Jede Maya-Gemeinde hat ihre eigenen
religiösen und weltlichen Oberhäupter. Opfergaben von Hühnern, Gewürzen oder
Kerzen sind üblich. Die einzelnen Mayagruppen identifizieren sich über besondere
Elemente ihrer traditionellen Kleidung, in der sie sich jeweils von anderen
Maya-Gruppen unterscheiden.
Als noch sehr traditionell lebende Gruppe wurden die Lacandon-Maya in Chiapas
bekannt. Sie tragen z. T. noch die weiße Baumwollkleidung, die aus alten
Abbildungen bekannt ist, und auch das Christentum hatte bei ihnen bis vor kurzem
allenfalls sehr oberflächlich Einzug gehalten. Durch Tourismus und die Mission
evangelikaler Gruppen ist allerdings auch die Lakandonen-Gesellschaft dabei,
sich stark zu verändern. Allgemein hält trotz des Festhaltens an mancherlei
Traditionen der technische und wirtschaftliche Fortschritt bei den Maya Einzug.
Immer mehr von ihnen tragen moderne Kleidung, haben Strom, Radios oder auch
Fernsehen und in den Maya-Dörfern gibt es bereits das eine oder andere Auto.
Manche Maya leben inzwischen auch vom Tourismus, da immer mehr Besucher die Welt
der Maya und die alten Bauwerke kennenlernen wollen.
Eine besondere Situation besteht bei den von den Zapatistas kontrollierten
Dörfern der Maya im mexikanischen Bundesstaat Chiapas, die in den letzten Jahren
eine weitgehende Autonomie gewonnen haben und sich selbst verwalten.
Religion der Maya
Gottkönigsstädte im Regenwald
Auffällig an den Ruinenstätten der Maya-Kultur ist die Dominanz religiöser
Bauten. Die Religion überhaupt und ihre Funktionäre (Priester u. a.) scheinen im
Leben der klassischen Maya eine herausragende Rolle gespielt zu haben. In
klassischer Zeit werden die Stadtstaaten zumeist von Königen geleitet, die die
höchste oder doch zumindest eine sehr wichtige religiöse Funktion innehaben.
Darstellungen zeigen allerdings, dass sich gerade auch Herrscher und
Führungsschicht der Mayagesellschaft den oft grausam anmutenden religiösen
Ritualen unterwerfen mussten.
Zeit und Kosmos
Ähnlich anderen mesoamerikanischen Völkern glaubten die Maya an einen zyklischen
Charakter der Zeit. Die Rituale und Zeremonien waren eng mit den astronomischen
und irdischen Zyklen der Natur verbunden. Immer wiederkehrende Vorgänge wurden
systematisch beobachtet und in verschiedenen Kalendern verzeichnet. Die Aufgabe
der Maya-Priester lag darin, die Zyklen zu interpretieren, was insbesondere
dadurch geschah, dass verschiedene Zyklen (Kalendermessungen) aufeinander
numerisch bezogen wurden. Laut ihren Voraussagen sollte die Zeit der fünften
Sonne, der letzte Zyklus, in dem wir heute leben, am 21. Dezember 2012 durch
eine riesige alles verschlingende Überschwemmung enden. Eine Wiedergeburt des
Kosmos sollte diesem Untergang folgen. (Quelle:Robert Bauval, Adrian Gilbert and
Graham Hancock) Vieles an den religiösen Traditionen der Maya ist Gegenstand
anhaltender wissenschaftlicher Debatten, gesichert scheint jedoch, dass die Maya
sich den Kosmos in (mindestens) drei Ebenen gegliedert vorstellten, nämlich
Unterwelt, Erde und Himmel.
Götter und Opfer
Wie bei anderen Kulturen Mittelamerikas spielt auch bei den Maya das menschliche
Blut eine besondere Rolle. Hochgestellte Persönlichkeiten gewannen das Blut z.
B., indem sie sich dornige Fäden durch Lippe oder Zunge zogen oder auch den
Penis mit Seeigelstacheln anstachen. Die Schmerzhaftigkeit dieser Praxis war
offenbar für ihren religiösen Wert von großer Bedeutung. Abbildungen aus
klassischer Zeit verbinden das dargestellte Blutopfer zudem oft mit der
Darstellung einer sogenannten Visionsschlange. Ob dies ein Hinweis darauf ist,
dass der Blutverlust zu religiösen Eingebungen führte, ist bis heute ungeklärt.
Aus Sicht der Maya war das Blut Sitz der Seele und Lebenskraft, die Seele selbst
stellte man sich jedoch luft- oder rauchförmig vor (Atemseele). Daher fing man
das gewonnene Blut durch Papierstreifen auf, die man anschließend verbrannte.
Die Maya-Religion war polytheistisch, wobei die Götter der Maya analog den
Menschen als sterbliche Wesen vorgestellt wurden. Wie bei den Azteken und
anderen mittelamerikanischen Religionen auch, diente das Opfer daher auch nicht
allein dazu, die Götter gewogen zu machen, sondern auch, um die Götter in
gewisser Weise am Leben zu erhalten. So wird die durchaus übliche
Darstellungsweise in der Maya-Kunst verständlich, die uns Könige zeigt, welche
einen Gott als Säugling im Arm tragen. Gleichwohl wurden die Götter zugleich als
Wesen vorgestellt, die uralt sein konnten.
In der Religion der Maya waren Menschenopfer durchaus üblich. Die Art der
rituellen Hinrichtungen reichte von Köpfen, Ertränken (z. B. in Cenotes),
Erhängen, Steinigen, Vergiften, Verstümmeln bis hin zu lebendig begraben. Zu den
grausamsten Tötungsarten gehörte wie bei den Azteken das Aufschlitzen des
Bauches und das Herausreißen des noch schlagenden Herzens. Letzteres ist vor
allem für die Postklassik indirekt (über Kultgegenstände, siehe chakmol)
belegbar. Geopfert wurden sowohl Kriegsgefangene als auch Mitglieder der eigenen
Gruppe, auch aus der Oberschicht. Die Bedingungen, wer wann, wie und wo geopfert
wurde, werden zur Zeit noch erforscht. Sicher - und durch Darstellungen gut
belegt - ist die Tötung von Kriegsgefangenen im größeren Maßstab, vielleicht aus
der Oberschicht des gegnerischen Staates. Ob die Maya jedoch wie die Azteken
Kriege nur zur Gewinnung von möglichen Menschenopfern geführt haben oder die
Könige mit der Opferung ihrer Gegner nur ihre Macht vor den Menschen und ihre
Pietät vor den Göttern belegen wollten, ist noch unklar. Zwar war die Mayakultur
sehr kriegerisch, doch ist es unwahrscheinlich, dass die Maya im Umfang der
Menschenopferung auch nur annähernd den Azteken gleichkamen. Das frühere Bild
jedoch, dass sich die Maya im Gegensatz zu den Azteken durch Friedlichkeit und
nur sehr seltene Opferungen auszeichneten, wurde durch neuere
Forschungsergebnisse (insbesondere seit die Schrift 1973 teilweise entziffert
wurde) deutlich relativiert. Der Unterschied in der Wahrnehmung von Azteken und
Maya hat historische Ursachen: Als die Spanier in Mittelamerika eintrafen,
wurden sie noch Augenzeugen der aztekischen Religionsausübung, während die
klassische Maya-Kultur längst untergegangen war. In den postklassischen Städten
im Norden Yukatans hatte sich die Kultur hingegen deutlich verändert. So lässt
sich zum Beispiel an den Bauten der heutigen Ruinenstädte aus der Zeit der
spanischen Eroberung gut ablesen, dass die Religion offensichtlich nicht mehr
die herausragende Rolle spielte wie in der Zeit der Klassik.
Trotz der heute grausam und z. T. abstoßend wirkenden Fremdartigkeit der
Maya-Religion sind doch auch viele herausragende kulturelle Leistungen eng mit
der Religion der Maya verbunden. Hierzu zählen Kalenderwesen, Schrift und
Bauwesen.
Politische und gesellschaftliche Situation der Maya
Die Maya waren vor allem außenpolitisch stark engagiert, dies war unter anderem
dadurch begründet, dass die einzelnen Stadtstaaten ständig untereinander
rivalisierten und gleichzeitig die Handelswege zur Versorgung mit Ferngütern
kontrollieren mussten. Die politischen Strukturen waren je nach Region,
Zeitraum, Einzelvolk und auch nach Stadt unterschiedlich. Neben erblichen
Königtümern unter der Herrschaft eines Ajaw (auch weibliche Herrscherinnen sind
überliefert), treten oligarchische und aristokratische Herrschaftsformen auf.
Bei den Quiche gab es verschiedene Adelsfamilien, die unterschiedliche Aufgaben
im Staat wahrnahmen. In der Postklassik Nordyukatans scheint es Städtebünde und
kollektive Adelsherrschaften (Liga von Mayapán) gegeben zu haben, die in manchem
an die antiken Handelsrepubliken Griechenlands erinnern. Auch demokratische
Strukturen sind zumindest auf der unteren gesellschaftlichen Ebene zu
beobachten: Die noch heute existierende Tradition, alle drei Jahre einen neuen
Bürgermeister, den "Maya-Bürgermeister", zu wählen, scheint bereits lange zu
existieren.
Maya-Kriegswesen
Die Maya führten häufig untereinander Kriege. Eine Reihe von Historikern sehen
darin sogar einen der Hauptfaktoren beim Untergang der klassischen Maya-Kultur.
Diese These ist jedoch insofern fragwürdig (und wohl z. T. auch ein Erbe einer
pazifistischen Ideologie), als bei den klassischen Maya die Bedeutung des
Krieges und die kulturelle Blüte offenbar Jahrhunderte lang Hand in Hand
gegangen waren. Beispielsweise kann auch in der klassischen griechischen Kultur
die Bedeutung des Krieges kaum überschätzt werden. Allerdings kann eine solche
Kriegstradition verheerend wirken, wenn sich die übrigen Bedingungen (Klima,
aber auch die Entstehung eines übermächtigen Gegners) ändern. Unter diesen
Umständen können ständig ausgeübte Kriege, zwischen im Prinzip weitgehend
"gleichen" Gegnern, den Niedergang aller drastisch beschleunigen. Tatsächlich
finden sich eine Reihe von Indizien dafür, dass es in der Zeit des Niedergangs
der klassischen Zentren vermehrt zu Kriegshandlungen kam.
Kriegsfunktionen
Die Kriegsausübung hatte bei den Maya vielfältige Funktionen. Sie diente
politischen, wirtschaftlichen und auch religiösen Zwecken: Häufiges Ziel war die
dynastische Kontrolle über konkurrierende Stadtstaaten, d. h. der Krieg wurde
geführt, um eine feindliche Dynastie durch abhängige Herrscher zu ersetzen. In
politischer Hinsicht ebenfalls wichtig war die Reputation, die siegreiche
Herrscher und teilnehmende Adlige im Krieg gewinnen konnten. In wirtschaftlicher
Hinsicht war die Kontrolle des Fernhandels sowie die "Einwerbung" von Tributen
wichtig; daneben wurden wohl auch einige Einwohner besiegter Städte versklavt.
In religiöser Hinsicht konnten durch den Krieg Menschenopfer für religiöse
Zeremonien gewonnen werden - ob letzteres jedoch ein eigentliches Kriegsziel
oder vielmehr ein willkommener Effekt eines Krieges war, ist bisher noch nicht
endgültig geklärt. Bemerkenswerterweise wurde Krieg in aller Regel in
klassischer Zeit nicht geführt um eine gegnerische Stadt zu zerstören oder um
ein gegnerisches Territorium dem eigenen Territorium in eigentlicher Weise
einzuverleiben. Eine besiegte Stadt und ihr Gebiet wurde also nicht eigentlich
dauerhaft erobert, sondern über Tribute und ergebene und/oder verwandte
Herrscher abhängig gemacht. Folgerichtiger Weise kam es in klassischer Zeit auch
nicht zur Ausbildung von territorial bestimmten größeren Königreichen. Vielmehr
begnügten sich mächtige Herrscher mit dem Titel eines "Oberkönigs" und
abhängigen Königen, die auf ihren Herrscherstelen den Hinweis verewigten "König
W von Y wurde eingesetzt durch König X von Z". Ein entscheidender Nachteil des
auf persönliche Abhängigkeit zielenden Herrschaftssystems der Maya war freilich,
dass die Bindungen zwischen den Städten äußerst fragil waren und so regelmäßig
Grund für neue Kriege bestand.
Bewaffnung
Die Maya-Krieger benutzten Speerschleudern ("atlatl"), Blasrohre sowie mit
Obsidian-Klingen ausgestattete Schlagwaffen wie Keulen, Speere, Äxte und Messer.
Ebenfalls verwendet wurden Pfeil und Bogen. Diese scheinen jedoch in klassischer
Zeit keine große Rolle gespielt zu haben, während Abbildungen aus der Zeit der
spanischen Eroberung zahlreiche Kämpfe zeigen, in denen Pfeil und Bogen von (den
allerdings hier verschanzten) Maya-Kriegern verwendet werden. Während Helme
anscheinend wenig benutzt wurden, gebrauchten die Maya aber Schilde aus Holz und
Tierhaut und auch aus gewebten Matten.
Formen des Kriegswesens
Über die Formen der Kriegsausübung bei den klassischen Maya ist man auf
Mutmaßungen angewiesen. Spanische Darstellungen aus der Zeit der Eroberung
zeigen uns zumeist einfach gekleidete Kämpfer im weißen Baumwollkostüm und mit
dem typischen Rundschild, während ältere Darstellungen aus klassischer Zeit wie
die Wandgemälde von Bonampak auch äußerst aufwändig kostümierte Krieger
darstellen. Die aufwändige Kriegstracht - wahrscheinlich militärischen Führern
und Spezialisten vorbehalten und vorausgesetzt, sie diente nicht nur der
Siegesdarstellung nach dem Kampf, sondern kam wie bei den späteren Azteken auch
zum Einsatz - kann man sich am besten veranschaulichen, wenn man sich
traditionelle südamerikanische Karnevalskostüme vorstellt. Der Umstand, dass es
sicher schwierig war, in solcher Kostümierung zu kämpfen, zeigt schon, dass Form
und Funktion des Kampfes bei den Maya z. T. offenbar anders waren als bei
vergleichbaren Völkern (vor allem außerhalb Mittelamerikas). Bei den Maya
scheint es keine Soldaten ("bezahlte Berufskrieger") - also kein stehendes Heer
im eigentlichen Sinn - gegeben zu haben, wahrscheinlich wurden im Kriegsfall
wenige militärische Führer aus dem Adel um kurzfristig ausgehobene Bauern
ergänzt. Dieses Rekrutierungsverfahren erlaubte es in Zeiten geringer
bäuerlicher Arbeitslast, auch sehr große Kampfverbände zusammenzustellen. Da
nicht wenige Siege über Könige und ganze Städte überliefert sind, muss die
militärische Mobilisierung von Zeit zu Zeit beträchtlich gewesen sein.
Andererseits sind die erhaltenen Verteidigungsanlagen (Systeme aus Gräben und
Palisaden) der Stadtstaaten bei weitem nicht so ausgebaut, wie man es von
anderen Kulturen kennt. In der Zeit der Postklassik hingegen kommt es auch zur
Anlage regelrechter Befestigungen. Besonders im südlichen Hochland, das dem
Druck der Azteken ausgesetzt war, werden nun Siedlungen vermehrt auf Bergen
angelegt und durch massive Steinbauten geschützt.
Krieg wurde offenbar nicht in Formation geführt, sondern es wurde anscheinend
(wie weit die spanischen Überlieferungen auch für die klassische Zeit gelten,
bleibt zu hinterfragen) ohne ersichtliche Taktik aufeinander gestürmt, um sich
gegenseitig zu töten. Dieses Kampfprinzip setzt auf Geschwindigkeit, wer alleine
überleben wollte, musste schneller und stärker als sein Gegner sein. Am Ende
jeden Krieges, die offenbar fast immer für die Gegner verlustreich waren, wurden
die Köpfe der toten Besiegten als Trophäen aufgespießt. Auch überfallartige
Kriege wurden anscheinend in der Zeit der Klassik ausgetragen. Dabei entführte
man zuerst den feindlichen König und opferte diesen, um im Anschluss die völlig
verwirrten Bürger zu attackieren.
Architektur der Maya
Die Ruinen der Maya sind sehr gut erhalten und zählen zu den reichhaltigsten
Zeugnissen der präkolumbischen Kulturen. Die heute sichtbaren Überreste bestehen
ausschließlich aus Steingebäuden, Bauwerke aus Holz oder Lehm sind aufgrund der
Witterung Mittelamerikas längst verrottet. Dies bedeutet, dass es keine
aufragenden Reste (sondern nur die typisch ovalen Fundamentspuren) von
gewöhnlichen Wohngebäuden gibt, denn Stein wurde ausschließlich für die
Errichtung adliger, beziehungsweise sakraler Gebäude verwendet.
Obwohl die Lehmhütte dem einfachen Volk vorbehalten war, bildete sie in ihren
Ausmaßen und ihrer historischen Zweckmäßigkeit den Ausgangspunkt der steinernen
Paläste. Kennzeichnend für die Maya-Architektur ist das völlige Fehlen von Bögen
und echten Gewölben. Diese waren den Maya unbekannt und der Stil ihrer Baukunst
ist somit sehr von horizontalen, vertikalen und gewinkelten Linien geprägt. Aus
der Verwendung von Kraggewölben ergab sich, dass Innenräume nicht besonders weit
überspannt werden konnten und somit relativ klein und eng – ihren Hütten gleich
– blieben. Da die Maya zudem so gut wie keine Fenster nutzten und Licht
lediglich durch die Türöffnungen einfiel, entwickelten sie keine bedeutende
Innenarchitektur. Ihre Bauten waren vor allem auf die Außenwirkung konzipiert
und die vorwiegend liturgischen Zwecken dienenden Räume waren allenfalls mit
Wandteppichen geschmückt, selten wurden auch Spuren von Malereien gefunden. Die
Maya verfügten über eine Art Beton und entwickelten einen Schalenbau, in dem
doppelte Mauern aus behauenem Stein ausgegossen und verfüllt wurden. Auch eine
Form von Stuck wurde genutzt. Die Maya entwickelten in verschiedenen Regionen
des von ihnen bewohnten Gebiets unterschiedliche Baustile und nahmen auch
stilistische Einflüsse benachbarter Völker auf. Allen Regionen gemein ist
jedoch, dass ältere oder zu klein gewordene Bauten in der Regel nicht
abgerissen, sondern bei Bedarf vergrößert und überbaut wurden. So sind im
Inneren der Baumasse von vielen Tempeln und Pyramiden die Vorgängerbauten
verborgen. Dies gibt der heutigen Wissenschaft die Möglichkeit, die
bautechnische Entwicklung der Maya zu entschlüsseln.
Stilistisch wiederkehrende Formen sind die mächtigen verzierten Dachgesimse,
welche mit ihrem Eigengewicht die Kraggewölbe hielten oder die von den Spaniern
so genannten „Hahnenkämme“, Aufbauten aus komplizierten Steinornamenten zur
Bekrönung der Dächer. Vielerorts wurden die Fassaden der Gebäude mit Masken und
Tiermotiven dekoriert.
Bemerkenswert ist, dass den Maya, ebenso wie den übrigen Völkern Amerikas (mit
Ausnahme der Inkas, die in geringem Umfang Lamas nutzten), keine Lasttiere zur
Verfügung standen, und dass das Rad (obwohl prinzipiell bekannt) als
mechanisches Hilfsmittel nicht verwendet wurde. Die großen Mengen Baumaterial
wurden daher ausschließlich durch Menschenkraft (im Wesentlichen Sklaven)
bewegt.
Nach der Ankunft der Tolteken tauchen in den Zentren der Städte neue bauliche
Elemente auf und die Architektur wandelt sich beträchtlich. Bemerkenswert ist
auch, dass die Pyramiden meist nicht wie bei den Ägyptern als Grabstätten
dienten, sondern als Opferstätten Verwendung fanden. Auf ihrer Spitze war meist
(immer?) eine Art Plattform, auf der die Opfer-Zeremonien durchgeführt wurden.
Quelle und weitere Informationen: http://de.wikipedia.org/wiki/Maya