Mexiko 5 |
Die Tolteken (von
Nahuatl tolteca, „Bewohner von Tollán“) waren eine mesoamerikanische Kultur, die
zwischen dem 10. und 12. Jahrhundert den größten Teil Zentralmexikos
beherrschte. In präkolumbischer Zeit verstand man unter dem Begriff „Tolteken“
auch ganz allgemein Menschen, die handwerklich oder künstlerisch außerordentlich
geschickt waren, da man den „historischen“ Tolteken entsprechende Fähigkeiten
nachsagte.
Geschichte
Die Tolteken wanderten im neunten Jahrhundert in Zentralmexiko ein. Dort
etablierten sie ihre Stadt Tollán Xicocotitlán (wahrscheinlich Tula im
Bundesstaat Hidalgo) als neue Führungsmacht, nachdem in den rund zweihundert
Jahren nach dem Untergang Teotihuacáns ein Machtvakuum geherrscht hatte. Die
Einwanderer bewohnten ihre Stadt zusammen mit einer anderen Gruppe, die Nonoalca
genannt wird und deren Herkunftsort an der Golfküste vermutet wird. Möglicher
Grund für den Aufstieg ist die Erlangung der Kontrolle von bereits von
Teotihuacán genutzten Obsidianvorkommen.
Die Kultur der Tolteken scheint einen großen Teil Zentralmexikos umfasst zu
haben, jedoch ist in der Frage von Größe, Struktur, überhaupt der Existenz eines
toltekischen Reiches praktisch nichts gesichert. Paul Kirchhoff rekonstruierte
aus Quellen ein Herrschaftsgebiet, das in vier Provinzen eingeteilt war, doch
ist diese Rekonstruktion sehr umstritten. Ähnlich verhält es sich mit der
Reichweite des kulturellen Einflusses der Tolteken. Der Legende nach verließ der
Priester Quetzalcoatl nach dem Niedergang Tulas die Stadt und zog mit seinen
Anhängern nach Osten, wo sie sich in der Maya-Stadt Chichén Itzá unterwarfen.
Tatsächlich lässt sich der toltekische Einfluss in der Kunst und Architektur
Chichén Itzás nachweisen, doch wurden auch in Tula in Hieroglyphen der Maya
gehaltene Inschriften gefunden. Inwieweit die beiden Kulturen also miteinander
in Verbindung standen, ist nicht ganz geklärt.
Große Probleme ergeben sich besonders beim Versuch, aus den oft
widersprüchlichen Quellen historische Tatsachen zu gewinnen, vor allem im Falle
des Untergangs von Tula. Die Schlüsselrolle in den Legenden spielen zwei Männer
namens Ce Acatl Topiltzin Quetzalcoatl, der weiter oben bereits erwähnt wurde,
und Huemac, für deren Existenz, Lebenszeit oder Rolle in der toltekischen
Gesellschaft in der Wissenschaft noch kein echter Konsens erzielt werden konnte,
da es extrem schwierig ist, aus den teils widersprüchlichen Legenden echte
historische Fakten herauszufiltern. In den alten Quellen wird davon gesprochen,
dass Quetzalcoatl durch Dämonen zu Ausschweifungen verleitet wurde, durch die er
Unglück über seine Heimat brachte. Schließlich musste er, nachdem er wiederholt
von Heimsuchungen geplagt wurde, Tula mit seinen Gefolgsleuten verlassen.
Daraufhin übernahm Huemac die Herrschaft, starb aber bald, nachdem er ebenfalls
von Dämonen heimgesucht worden war. Quetzalcoatl hingegen zog ans Meer, wo er
sich entweder selbst verbrannte und zum Morgenstern wurde oder über das Meer
fortzog. Inwieweit die zweite Variante während der spanischen Eroberung Mexikos
eine Rolle spielte, ist noch strittig.
Archäologische Funde können eine Besiedelung Tulas bis ins 11. Jahrhundert
hinein bestätigen. Hauptfaktoren für den Niedergang könnten Bodenauslaugung,
Klimaveränderungen, Streitigkeiten zwischen den Nonoalca und den Nachfahren der
Siedlungsgruppe aus dem Norden sowie eine Invasion von Völkern aus dem Norden
gewesen sein. Meist wird diese Rolle des Invasoren den Chichimeken, einem
Nomadenvolk aus dem Norden Mesoamerikas, zugeschrieben.
Als Olmeken (Nahuatl: Leute aus dem
Kautschukland) werden die Träger der mittelamerikanischen La-Venta-Kultur
bezeichnet.
Namensbestimmung
Tatsache ist, dass in der Region am Golf von Mexiko, wo die moderne Archäologie
in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts auf die Fundstätten La Venta,
Tres Zapotes und San Lorenzo Tenochtitlan stieß, zur Zeit der Azteken ein Volk
lebte, das sie als Huixtotin-Olmeken bezeichneten. Die mittelamerikanische
Kultur der Bronzezeit, deren Spuren an den Fundstätten ans Tageslicht kamen,
wurde daher 1929 von Marshall Howard Saville, dem damaligen Direktor des Museum
of American Indian in New York (heute: National Museum of the American Indian),
als "olmekisch" bezeichnet. Es gibt jedoch keine relevanten Hinweise darauf,
dass die historisch bekannten Olmeken der Aztekenzeit, tatsächlich die
Nachfahren jener Menschen waren, die 2500 Jahre zuvor die heute "olmekisch"
genannte Kultur schufen[1]. Wie das Volk der Bronzezeit sich selbst nannte, ist
unbekannt.
Geschichte
Ihre Zentren La Venta, Tres Zapotes und San Lorenzo Tenochtitlan lagen an der
südlichen Golfküste Mexikos in den heutigen Bundesstaaten Tabasco und Veracruz.
Die hohen Niederschläge in diesem Gebiet ermöglichten ihnen einen ganzjährigen
intensiven Maisanbau. Die Ursprünge ihrer Kultur sind jedoch im mexikanischen
Hochland (Guerrero) zu suchen und reichen in die Zeit um 1500 v. Chr. zurück.
Gegen 400 v. Chr. wurden die letzten bedeutenden olmekischen Zentren zerstört.
Kunst und Kultur
Die Olmeken wurden vielfach als die Träger der Mutterkultur Mesoamerikas
angesehen. Die Anfänge von Schrift und Kalenderrechnung sowie das Ballspiel und
die Errichtung von Tempelpyramiden in Amerika werden ihnen zugerechnet. Die
Kultur strahlte auf die späteren Kulturen der Maya im Osten und der Zapoteken im
Westen aus. Die Diskussion um die Mutterkultur ist jedoch mittlerweile
abgeflaut, da es keine ausreichenden Hinweise dafür gibt, dass die Olmeken
tatsächlich ein großes Gebiet unter ihre Herrschaft gebracht haben. Aufgrund
ikonographischer Ähnlichkeiten über weite Teile Mesoamerikas hinweg können aber
Handelsbeziehungen vermutet werden, die auch darstellerische Konventionen
verbreiteten.
Die Olmeken waren Meister der Steinbearbeitung. Sie schufen hervorragende
Großplastiken in Gestalt der berühmten Kolossalköpfe und skulpierten Steinaltäre
sowie Kleinplastiken aus Jade. Als typisches Motiv taucht der so genannte
Werjaguar auf, dessen Gestalt Züge eines Menschen und eines Jaguars verbindet.
Die typischen Kolossalköpfe fallen durch kindliche Gesichtszüge mit großen
Schmolllippen (baby face) in der Plastik auf. Es wird heute angenommen, dass
diese Köpfe einzelne Herrscher oder andere wichtige Persönlichkeiten darstellen,
in jedem Fall aber individuelle Darstellungen sind.
Schrift
2003 tauchte in San Andrés an der Mexikanischen Golfküste ein etwa auf 650 v.
Chr. datiertes olmekisches Rollsiegel mit schriftartigen Symbolen auf.[2] Die
meisten Wissenschaftler sahen darin noch keine echte Schrift. Jedoch wurde
bereits 1999 in Mexiko eine Schrifttafel geborgen, ein Steinblock, der per
Zufall bei Straßenbauarbeiten ans Tageslicht kam. Erst 2006 stellte sich heraus,
dass dieser sogenannte Cascajal-Stein die bislang ältesten Glyphen der Neuen
Welt abbildet. Nach den Erkenntnissen der Archäologen um Carmen Rodríguez
Martínez und Ponciano Ortíz Ceballos vom Centro del Instituto Nacional de
Antropología e Historia handelt es sich bei den etwa 3.000 Jahre alten Glyphen
um ein unbekanntes olmekisches Schriftsystem, das auf etwa 900 v. Chr. zu
datieren ist und alle Merkmale eines echten Schriftsystems aufweist. Sogar
Gebundene Sprache wollen die Wissenschaftler darin erkannt haben. Die 62 Glyphen
des Steines bestehen aus 28 unterschiedlichen Zeichen, der zwölf Kilogramm
schwere Cascajal-Stein besteht aus Serpentin und ist 36x31x13 cm groß. Die
Fläche des Steines ist konkav. Das deutet auf die bisher einmalige Technik hin,
dass Geschriebenes mehrfach abgeschlagen und der Stein neu beschriftet wurde.
Mythologie
Die Olmeken haben keine Dokumente ihrer Mythologie hinterlassen, anders als die
Maya. Deshalb beruht die Interpretation ihrer Vorstellungen auf den Ruinen ihrer
Monumente und Vergleichen mit anderen mesoamerikanischen Kulturen. Fest steht
jedoch, dass sie die späteren Zivilisationen des vorkolumbischen Mesoamerika
beeinflussten.
Die Mixteken (in der
aztekischen Sprache Nahuatl die Leute aus dem Wolkenland) sind ein altes
mexikanisches Indianervolk, das den mexikanischen Bundesstaat Oaxaca und
nördlich angrenzende Bundesstaaten bewohnt.
Die Mixteken waren die Träger einer hochentwickelten vorspanischen Kultur in
Südmexiko. Die Anfänge ihrer Kultur lassen sich nach schriftlichen Quellen bis
ins 7. Jahrhundert zurückverfolgen. Die Mixteken waren hervorragende
Kunsthandwerker, deren Erzeugnisse auch bei den Nachbarvölkern sehr begehrt
waren. Sie stellten leuchtend farbige Keramik her, schufen kostbare
Türkismosaike und waren Meister der Metallverarbeitung, insbesondere der
Goldschmiedekunst; Teile der Produktion stellten einen wichtigen Beitrag des
Tributes dar, den sie den Azteken zu entrichten hatten. Berühmte Zeugnisse ihrer
herausragenden Metallverarbeitung und Juwelierhandwerks sind die Funde aus dem
Grab Nr. 7 in Monte Albán. Der künstlerische Einfluss der Mixteken erstreckte
sich auch auf Cholula, wo er den regionalen Mixteca-Puebla-Stil formte.
Die Mixteken besaßen eine Bilderschrift. Die Mehrzahl der heute erhaltenen
mexikanischen Bilderhandschriften sind mixtekischen Ursprungs.
Die Zapoteken gehören
zur Urbevölkerung Mexikos. In vorspanischer Zeit waren sie Träger einer
hochentwickelten Kultur in Südmexiko (Bundesstaat Oaxaca). Erste Siedlungsspuren
lassen sich um 1500 v. Chr. nachweisen. Das Zentrum ihrer kulturellen
Entwicklung war Monte Albán. Schon in der ersten Entwicklungsphase von Monte
Albán tauchen Schrift- und Zahlzeichen auf. In der Reliefkunst und in der
Keramik sind olmekische Einflüsse ablesbar. Berühmt sind Stelen mit
eingravierten Bildnissen seltsam verrenkter menschlicher Figuren, die so
genannten danzantes, die „Tanzenden“.
In der Blütezeit der zapotekischen Kultur (300 bis 900) (Monte Alban III) wurden
Anregungen aus Teotihuacán aufgenommen und eigenständig weiterentwickelt. In der
Keramik fertigten die Zapoteken meisterhafte Figurengefäße (Bildurnen), die als
Opferbehältnisse verwendet wurden. Weiterhin hatten sie eine hohe
Kunstfertigkeit in der Verarbeitung von Metall, Stein und Federn erlangt. In
Grabkammern haben sich farbige Wandmalereien erhalten.
In der nachklassischen Periode (10. - 15. Jahrhundert) lebten die Zapoteken in
Auseinandersetzung mit den Mixteken, die Teile ihres Siedlungsgebietes unter
ihre Kontrolle gebracht hatten. Vor der spanischen Eroberung befand sich der
Sitz des Zapotekenherrschers in Zaachila, während Mitla als Kultzentrum und
Residenz des Hohenpriesters von Bedeutung war.
Nach einer Schätzung von 1997 leben 785.000 Zapoteken in Mexiko. Die Zapoteken
haben eine Sprache, die in ihren sieben idiomatischen Varianten auch heute noch
am Isthmus von Tehuantepec und im Bundesstaat Oaxaca gesprochen wird.
Der wohl bedeutendste Zapoteke ist der ehemalige Präsident der Republik Mexiko,
Benito Juárez, der in den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts den Abwehrkampf gegen
die Franzosen unter Napoléon III. und gegen den Habsburger Maximilian I. - der
den Thron als Kaiser von Mexiko beanspruchte - führte und erfolgreich beendete.