Mexiko 6 |
<< Der Zocalo (Hauptplatz) im Zentrum mit Kathedrale (oben) und Palacio Nacional (Regierungssitz, rechts); schön ist auch die schachbrettartige Anlage der Stadt zu erkennen |
Mexiko-Stadt (spanisch Ciudad de México; auch international verbreitet: englisch
Mexico City) ist die Hauptstadt der Vereinigten Mexikanischen Staaten. Sie
gehört zu keinem Bundesstaat, sondern bildet einen bundesunmittelbaren
Hauptstadtbezirk (Distrito Federal) mit 8,7 Millionen Einwohnern (2005).[2] In
der Metropolregion Zona Metropolitana del Valle de México (ZMVM), zu der außer
Mexiko-Stadt der östliche Teil des Bundesstaates Mexico und eine Gemeinde aus
dem Staat Hidalgo gehören, leben 19,2 Millionen Menschen.[3] Damit ist
Mexiko-Stadt eine der größten Metropolregionen der Erde. Das Wachstum geht fast
nur noch auf Zuwanderung zurück, da die Geburtenrate in Mexiko-Stadt nur noch
bei 1,7 liegt.
Die Stadt ist politischer, wirtschaftlicher und kultureller Mittelpunkt sowie
größter Verkehrsknotenpunkt des Landes mit zahlreichen Universitäten, Hoch- und
Fachschulen, Theatern, Museen und Baudenkmälern. Sie ist Erzbischofssitz. Das
historische Zentrum und die Wassergärten im Stadtteil Xochimilco stehen seit
1987 auf der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes. Der zentrale Universitätscampus
der Universidad Nacional Autónoma de México wurde 2007 von der UNESCO zum
Weltkulturerbe der Menschheit erklärt[4].
Der Name der Stadt
Die Mexikaner nennen ihre Hauptstadt meist México oder El D.F. („El De Effe“).
Wenn also von México die Rede ist, ist normalerweise die Stadt gemeint –
geschrieben als „México D.F.“Distrito Federal (Hauptstadtbezirk). Weniger häufig
und meist nur in offiziellem Zusammenhang ist von La Ciudad de México die Rede.
Das Land Mexiko erhielt wiederum seinen Namen von der jetzigen Hauptstadt, wird
aber von seinen Bewohnern nur selten México genannt, meist ist von La República
oder in Ansprachen von La Patria die Rede. Der Name México geht ursprünglich auf
die Azteken zurück, die sich selbst als „Mexica“ bezeichneten. Sehr verbreitet
ist im deutschsprachigen Raum auch die englischsprachige Bezeichnung Mexico
City.
Geographie
Geographische Lage
Mexiko-Stadt liegt am südlichen Ende des 60 Kilometer langen und 100 Kilometer
breiten Tals von Mexiko auf einer Höhe von durchschnittlich 2.310 Meter über dem
Meeresspiegel und ist auf drei Seiten von Bergen umgeben – unter anderem von den
berühmten Zwillingsvulkanen Popocatépetl und Iztaccíhuatl sowie der Sierra
Nevada.
Aufgrund dieser Lage ist die Smoggefahr ständig sehr hoch. Seit Jahrhunderten
ist dieses Becken der Mittelpunkt des Landes, lange bevor von einer
mexikanischen Nation die Rede sein konnte. Der Bundesbezirk (Distrito Federal)
hat eine Fläche von 1.499,03 Quadratkilometer. Er grenzt im Norden, Osten und
Westen an den Bundesstaat México und im Süden an den Bundesstaat Morelos.
Zur Metropolregion von Mexiko-Stadt gibt es drei verschiedene Definitionen:
„Zona Metropolitana de la Ciudad de Mexico“ (ZMCM): Zu ihr gehören die 16
Stadtbezirke (Delegaciones) der Hauptstadt, 40 Gemeinden (Municipios) des
Bundesstaates México und eine Gemeinde des Bundesstaates Hidalgo. Sie hat eine
Bodenfläche von 4.986 Quadratkilometer.
„Zona Metropolitana del Valle de México“ (ZMVM): Zu dieser Region zählen neben
dem Distrito Federal 58 Gemeinden des Bundesstaates México und eine Gemeinde des
Bundesstaates Hidalgo. Sie hat eine Fläche von 7.815 Quadratkilometer.
„Megalópolis del Centro de México“ (MCM): Dazu gehören der Bundesbezirk und
weitere 249 Gemeinden in der Umgebung der Hauptstadt, einschließlich der Zonas
Metropolitanas von Cuernavaca-Cuautla, Pachuca, Puebla-Tlaxcala und Toluca. Die
Gemeinden in der MCM verteilen sich auf die Bundesstaaten wie folgt: México
(99), Tlaxcala (52), Puebla (36), Hidalgo (31) und Morelos (31). Das Gebiet
erstreckt sich über eine Fläche von 9.763 Quadratkilometer.
Hydrologie
Das präkolumbische Ökosystem, wie es die Azteken vorfanden, als sie nach
Zentralmexiko vordrangen, lässt sich aufgrund von Grabungen recht genau
rekonstruieren: Sie deuten auf eine Landschaft, die durch zahlreiche Seen mit
dazwischen liegenden Sümpfen geprägt war. Von den umliegenden Gebirgen, die
vorwiegend mit Kiefern- und Eichenwäldern bedeckt waren, strömten zahlreiche
Bäche und Flüsse, deren größte in den nördlichen Zumpango-See mündeten. Während
die kleineren nördlichen und südlichen Seen Süßwasser enthielten, war das Wasser
des tiefer gelegenen Texcoco-Sees wegen des salpeterhaltigen Untergrunds, des
fehlenden Abflusses und der hohen Verdunstung stark salzhaltig.
Als die Azteken im Tal von Mexiko eintrafen, fanden sie eine hochentwickelte
Hydrokultur vor: Mais, Bohnen, Tomaten, Kürbis und andere Lebensmittel wurden
auf bewässertem Land und schwimmenden Gärten, so genannten Chinampas, angebaut;
auch Eindeichungen, Flussumleitungen und Trinkwasserleitungen waren im Valle de
México üblich. Im 15. Jahrhundert begannen die Azteken, selbst Deiche zu bauen,
welche die Insel mit dem Festland verbanden. Sie dienten gleichzeitig als
Aquädukte. Ein 16 Kilometer langer Deich, unterbrochen nur von einigen
Schleusen, war östlich von Tenochtitlán durch den Texcoco-See gebaut worden, um
die Stadt vor Überschwemmungen zu schützen.
In den ersten Jahren ihrer Herrschaft verkannten die Spanier die Wichtigkeit der
Anlagen und ließen sie verfallen. Als es aber ab 1540 zu immer verheerenderen
Überschwemmungen kam, entschloss man sich zur Rekonstruktion der Anlagen. Die
Abholzung der Hänge in Verbindung mit dem Waldweidegang des Viehs hatte aber die
steilen Hänge schon stark erodiert. Die Erde konnte die Niederschläge nicht mehr
aufnehmen und war in den Texcocosee geschwemmt worden (der zur Zeit der
Eroberung 14 Meter tiefer war als heute).
Die alten Anlagen waren den nun zu bewältigenden Wassermassen nicht mehr
gewachsen. So starben beispielsweise während der großen Überschwemmungen
zwischen 1629 und 1633 circa 50.000 Menschen. 1789 war schließlich ein Kanal
durch die Randgebirge vollendet, mit dem man das Tal nach außen entwässerte. Die
Erosion führte dazu, dass die Quellen, die die Stadt früher mit Trinkwasser
versorgt hatten, versiegt waren. Die Trinkwasserversorgung erfolgte nun aus
Tiefbrunnen (1886 bereits über 1000). Da nun aber das Abwasser (übrigens
ungeklärt) aus dem Tal heraus gebracht wurde, sank der Grundwasserspiegel immer
weiter. Ein Teufelskreis.
Die vielen Seen, die das Tal einst füllten, fielen trocken. Den feinkörnigen,
bentonitischen Tonen im Untergrund der Stadt wurde das Wasser entzogen, das
heißt sie schrumpften. Die Folge: zwischen 1891 und 1970 senkten sich einige
Gebiete der Innenstadt um 8,50 Meter. Neben den Folgen für die Bausubstanz ist
eine der schlimmsten Folgen der Bodensenkungen die Beeinträchtigung der
Kanalisation: Die Anlagen sind zum Teil zerrissen, Gefälle haben sich umgekehrt.
Ständig droht das Kloakenwasser in die ebenfalls undichten Trinkwasserleitungen
einzudringen.
Geologie
Mexiko-Stadt befindet sich in einer durch Erdbeben gefährdeten Region, die
regelmäßig von Erdstößen geringer bis mittlerer Intensität erschüttert wird. Am
19. September 1985 tötete ein verheerendes Erdbeben der Stärke 8,1 auf der
Richterskala mit Epizentrum im 350 Kilometer entfernten Bundesstaat Michoacán
offiziell 9.500 Menschen, rund 30.000 wurden obdachlos. Nach Angaben der
Rettungsmannschaften starben bis zu 45.000 Menschen. Insgesamt kam es an 2.800
Gebäuden zu Schäden, 880 von ihnen brachen zusammen. Die große Zahl der Opfer
war unter anderem durch die mangelhafte Bauweise vieler Gebäude bedingt, zudem
verstärkte der größtenteils weiche Untergrund der Hauptstadt die Stoßwellen.
Im Mittelpunkt eines ursprünglich abflusslosen Beckens liegt die
Landeshauptstadt, die heute durch einen Entwässerungskanal mit dem Flusssystem
des Pánuco in Verbindung steht. Das Tal befindet sich im südlichen Teil des
Mexikanischen Hochlandes, das als Mesa Central bezeichnet wird. Es ist auch
orografisch vom nördlichen sehr verschieden. Im Landschaftsbild überwiegt
Gebirgscharakter. Waldbedeckte Vulkankegel, riesige Krater erloschener Vulkane,
jähe Felsabstürze, die die Erosion in die Flanken des Gebirges gerissen hat,
wechseln mit fruchtbaren, von vulkanischem Schutt erfüllten Hochebenen und
Tälern.
Dort liegt das Zentrum des Ackerbaus, dessen wichtigste Anbaufrüchte infolge der
Lage in der Tierra Templada Bohnen, Mais, Weizen, Gemüse und Obst sind. Das
gesamte Mexikanische Hochland birgt große Reichtümer an Blei, Kupfer, Zinn,
Zinnober, Schwefel, Gold und Silber. Aus den Edelmetallen schufen die Azteken
prächtigen Schmuck und andere Kunstgegenstände. Die Bitumenkohle, die in der
Fortsetzung der Lignite von Texas und Coahuila auftritt, deckt den gesamten
Kohlebedarf Mexikos.
Geschichte
Aztekische Herrschaft
Die Gründung der Stadt unter dem Namen Tenochtitlán geht aztekischen
Aufzeichnungen zufolge auf das Jahr 1325 zurück, als sich eine Schar von Nomaden
aus dem Norden auf einer Insel im Texcoco-See ansiedelte. Die Azteken
(eigentlich Méxica) ließen sich dort nach langen Jahren des Umherziehens nieder,
während deren sie sich von dem ernährten, was in festen Siedlungen freiwillig
oder unfreiwillig zu bekommen war, nieder.
Tenochtitlán - Bild aus dem Museo Nacional de Antropologia (H.-P.Grumpe) |
Ihrer Überlieferung zufolge hatten sie von ihrem Gott Huitzilopochtli den
Auftrag erhalten, an der Stelle eine Stadt zu gründen, wo sie einen Adler
fänden, der auf einem Kaktus sitzend eine Schlange verspeiste. Sie fanden ihn -
auf einer Insel mitten im See. Adler, Schlange und Kaktus bilden das
Zentralmotiv der heutigen mexikanischen Flagge.
Die tatsächliche Siedlungsgeschichte verlief jedoch vermutlich anders. Für die
von Ort zu Ort getriebenen Méxica bedeuteten die kleinen Inseln inmitten des
flachen Sees sicher in erster Linie einen guten strategischen Rückzugspunkt. Auf
jeden Fall war die Stelle gut gewählt, denn der See versorgte sie mit Fisch, und
der Boden der Chinampas, der schwimmenden Gärten, die sie angelegt hatten, war
überaus fruchtbar.
Das wenige vorhandene Land hätte nicht ausgereicht, um die große Stadt zu
ernähren, also wurden große Flöße gebaut und mit Erde beladen. Auf diesen im See
gelegenen Nutzflächen züchtete man Blumen und Gemüse. Zwischen den Inseln und
dem Festland wurden Dämme errichtet, die den Wasserstand des Sees regelten und
so gebaut waren, dass die durch Brücken und Kanäle miteinander verbundenen
Inseln im Notfall überflutet werden konnten. Zugbrücken schützten vor Angriffen
(und verhinderten die Flucht).
Die Stadt auf der Insel erstreckte sich bald über mehr als 13 Quadratkilometer.
Die Azteken gingen daran, ihren Machtbereich auszudehnen. Zuerst unterwarfen sie
mit Waffengewalt, Intrigen und mit Hilfe wechselnder Verbündeter das Hochtal.
Hundert Jahre vor der Conquista geboten die Azteken bereits über ein riesiges
Reich, in dem ein reger Warenaustausch herrschte und dem selbst einige der
entlegensten Gebiete des Landes tributpflichtig waren.
Die Conquista
Im Jahre 1519 landete Hernán Cortés mit einer kleinen, nur aus ein paar hundert
Männern bestehenden spanischen Armee an der Ostküste und machte sich zu seinem
langen Marsch nach Tenochtitlán auf. Mehrere Umstände kamen ihm zugute: der
Besitz von Feuerwaffen und der Schockeffekt, den die Reitpferde auslösten (da
sie nie zuvor Pferde gesehen hatten, hielten die Indianer Tier und Reiter für
ein Wesen), die Unterstützung durch Stämme, die mit den Azteken im Krieg lagen
oder von diesen unterdrückt wurden, und das Zögern ihres Herrschers Moctezuma
II., offenen Widerstand zu leisten.
Der Aztekenherrscher, der schwere Niederlagen im Kampf gegen die Purépecha im
Westen erlitten hatte, war ein grüblerischer, tiefreligiöser Mann, der in Cortés
den weißhäuptigen, bärtigen Gott Quetzalcoatl zu erkennen glaubte, der
zurückgekehrt war, um eine alte Prophezeiung zu erfüllen. Also ließ er die
Spanier am 8. November 1519 in die Stadt kommen; furchtsam zwar, aber mit
großartigen Willkommenszeremonien. Cortés und seine Begleiter waren von dem
Anblick der Aztekenhauptstadt überwältigt. Die 300.000 Einwohner zählende Stadt
auf dem See mit ihren prächtigen Bauten konnte es durchaus mit jeder damaligen
europäischen Großstadt aufnehmen. Dämme regulierten die Wasserwege zwischen den
schönen, nach einem strengen Muster angelegten Steinhäusern.
Nachdem ein Feldherr Moctezumas mehrere Spanier in seine Gewalt gebracht hatte
und deren abgeschnittene Köpfe überall herumschickte, nahm Cortés Moctezuma am
17. November 1519 in seinem eigenen Palast gefangen und ließ ihn im spanischen
Lager festhalten. Wenn man den spanischen Berichten glauben will, hat sein Volk
ihn zu Tode gesteinigt, als er einen Aufstand wegen der ungebetenen Gäste zu
verhindern suchte. Die Spanier wurden unter großen Verlusten aus der Stadt
vertrieben. Cortés und einige seiner Männer entkamen und fanden bei ihren
engsten Verbündeten unter den Einheimischen in Tlaxcala Schutz. Heimlich bauten
sie neue Schiffe und konnten ihre Truppe neu formieren. Mit Unterstützung ihrer
indianischen Partner hielten sie Tenochtitlán drei Monate lang belagert, bis sie
schließlich am 13. August 1521 den verzweifelten, selbstmörderischen Widerstand
der Azteken brachen und die Stadt einnehmen konnten.
Die Erinnerung an diese Niederlage schmerzt im mexikanischen
Geschichtsbewusstsein bis auf den heutigen Tag. Für Cortés hat man wenig übrig,
aber die Indígenas, die ihn damals unterstützten, besonders Moctezuma und
Malinche, die Dolmetscherin von Cortés, gelten als Unpersonen. Im ganzen Land
ist nicht ein Moctezuma-Denkmal zu finden, wohingegen das Andenken an seinen
Nachfolger Cuauhtémoc, den Anführer des Widerstandes, hoch in Ehren gehalten
wird. Wie erbittert der Kampf um Tenochtitlán gewesen sein muss, zeigt sich
daran, dass von der blühenden Aztekenmetropole kaum etwas übriggeblieben ist:
„Alles was ich damals sah“, schrieb Bernal Díaz del Castillo, „wurde zertreten
und vernichtet; kein Stein ist auf dem anderen geblieben.“
Spanische und postkoloniale Zeit
Die siegreichen Spanier zerstörten systematisch jede sichtbare Erinnerung an die
alte Kultur und erbauten dort, wo die großen Tempel standen, ihre Kirchen. Auf
den Fundamenten des Herrscherpalastes wurde ein Palast für Cortés errichtet, zum
Neubau wurden die Steine der Aztekenstadt verwendet. Als die Stadt weiter
angewachsen war, legten sie den größten Teil des Lago de Texcoco trocken. Von
dort unternahmen die Spanier Expeditionen und unterwarfen die amerikanischen
Ureinwohner bis weit in den Norden in die heutigen USA und in den Süden bis nach
Mittelamerika.
Mexiko-Stadt wurde 1535 die Hauptstadt des Vizekönigreichs Neuspanien, das alle
spanischen Provinzen in Amerika nördlich von Costa Rica, die karibischen Inseln
und auch die Philippinen umfasste. Die spanische Kolonialherrschaft währte rund
drei Jahrhunderte. 1551 eröffnete in der Hauptstadt die erste Universität des
Landes (UNAM).
1692 kam es in Mexiko-Stadt zu einem Aufstand der Indios, bei denen viele
Gebäude zerstört oder beschädigt wurden, darunter auch der 1523 auf dem Palast
der Azteken errichtete Amtssitz der spanischen Vizekönige. Auslöser der Unruhen
waren Versorgungsengpässe bei Nahrungsmitteln, die auf schlechte Ernten infolge
von langanhaltenden Niederschlägen und Überschwemmungen in der Region
zurückzuführen waren.
1737 wurde die „Jungfrau von Guadalupe“ von der Katholischen Kirche zur
Schutzpatronin von Mexiko-Stadt erklärt. Im 18. Jahrhundert baute man zahlreiche
Kirchen und Gebäude im Stil des Barock, woraus sich später der mexikanische
Churriguera-Stil entwickelte.
1810 kam es unter der Führung von Miguel Hidalgo und José María Morelos zum
Unabhängigkeitskrieg, der 1821 mit der Einnahme der Stadt durch Rebellen unter
der Führung von Agustín de Iturbide siegreich beendet wurde. Am 21. Juli 1822
erfolgte seine Ernennung zum Kaiser. Am 14. September 1847 wurde Mexiko-Stadt
nach der Schlacht von Chapultepec im Mexikanisch-Amerikanischen Krieg von den
US-Streitkräften unter General Winfield Scott eingenommen und fünf Monate lang
besetzt.
Von 1863 bis 1867 wurde die Stadt von Kaiser Maximilian und der französischen
Armee regiert. Erobert wurde sie nach harten, tagelangen Kämpfen unter der
Führung des Schweizer Hpt. Stöckli, der in der Fremdenlegion diente. Der 1858
zum Präsidenten gewählte Benito Juárez vertrieb 1866 die Franzosen aus
Mexiko-Stadt und dem ganzen Land. Nach dem Sieg über die Franzosen überwachte er
1867 persönlich die standrechtliche Exekution von Kaiser Maximilian I. in
Querétaro, den Napoléon III. als Statthalter 1864 eingesetzt hatte und übernahm
die Regierungsgeschäfte in Mexiko-Stadt.
Um 1875 umfasste die Stadt kaum mehr als das Gelände um den Zócalo, welcher der
zentrale Platz vor der Kathedrale ist, und die Alameda. Das Schloss Chapultepec,
Coyoacán, San Ángel und die Basílica de Guadelupe - inzwischen weit im Inneren
der Stadt gelegen - waren damals von Feldern und den letzten noch verbliebenen
Seen umgeben. Doch die Stadt zeigte schon die ersten Züge ihrer heutigen Form:
der Paseo de las Reformas verband bereits Chapultepec mit der Innenstadt, und
die zunehmende Einwohnerschaft quoll über den kolonialen Stadtkern hinaus. Von
Ende 1870 bis 1911 ließ sich der Diktator Porfirio Díaz mittels eines zuvor nie
da gewesenen Bauprogrammes selbst ein Denkmal setzen. Straßenbahnlinien wurden
errichtet sowie die letzten Reste des Lago de Texcoco am Stadtrand
trockengelegt. Diese Maßnahmen brachten ein weiteres Anwachsen der Bevölkerung
mit sich und bei Ausbruch der Revolution im Jahre 1910 hatte La Ciudad de México
mehr als 700.000 Einwohner.
Die neuzeitliche Stadt
Über das Gebiet des trockengelegten Sees hinaus dehnte sich die Stadt allmählich
aus. Für eine moderne Stadt war die Lage in vieler Hinsicht ungünstig. In den
unzureichend trockengelegten Sümpfen wohnte das Fieber, und die indianische
Bevölkerung wurde immer wieder von aus Europa eingeschleppten Seuchen
dahingerafft. Viele Gebäude sackten über die Jahrzehnte wegen des weichen,
sumpfigen Untergrunds ab, und die regelmäßig auftretenden Erdbeben helfen bei
der Zerstörung noch kräftig nach. Im Zentrum stößt man auf alte, in den Boden
versunkene Kirchen und Wohnhäuser.
Während der Revolution verloren fast zwei Millionen Mexikaner ihr Leben und eine
noch viel größere Zahl ihr Eigentum und ihre Existenzgrundlage. Tausende
Verzweifelter flüchteten in die sich schnell industrialisierende Hauptstadt auf
der Suche nach Arbeit und besseren Lebensbedingungen. Zwischen 1920 und 1940
verdoppelte sich die Einwohnerzahl der Stadt auf 1,8 Millionen, in der
Infrastruktur klafften riesige Löcher und die sozialen Probleme verschärften
sich.
An der Plaza de las Tres Culturas zeigte sich am 2. Oktober 1968 der Staat von
seiner grausamsten Seite. Truppen und Panzer gingen gegen fast 250.000
demonstrierende Studenten vor. Es war der Höhepunkt monatelanger
Studentenproteste gegen die schlechten sozialen Verhältnisse, miserablen
Unterrichtsbedingungen und demokratischen Defizite der de facto diktatorischen
Regierung der Einheitspartei PRI (Partido Revolucionario Institucional). Da nur
noch zehn Tage bis zur Eröffnung der Olympischen Sommerspiele von Mexiko-Stadt
fehlten, wurde der Aufruhr mit brutaler Gewalt unterdrückt. Die Zahl der
Todesopfer belief sich nach offiziellen Verlautbarungen auf 30, nach Aussagen
der Studenten auf über 500. Das Ereignis ging als „Massaker von Tlatelolco“ in
die Geschichte ein.
1968 hatte die Stadt eine Einwohnerzahl von sechs Millionen erreicht. Der Bau
von Häusern konnte gar nicht so schnell vollzogen werden, dass er mit dem
jährlichen Bevölkerungszuwachs von sieben Prozent hätte mithalten können, und
viele Menschen konnten sich keine Häuser leisten, was die Entwicklung riesiger
Slums mit selbst gezimmerten Elendshütten zur Folge hatte. Die meisten hatten
weder Wasser noch Sanitäranlagen, die diesen Namen verdienten. Die Versuche der
Behörden, das Los der Slum-Bewohner durch Verbesserung der Infrastruktur zu
erleichtern, wurden, kaum dass eine Siedlung an die Strom- und Wasserversorgung
angeschlossen war, mit einer neuen Ansiedlung von Hütten dahinter belohnt.
Des Weiteren konnte das öffentliche Verkehrsnetz mit der wuchernden Stadt nicht
Schritt halten, und schließlich wurde Ende der 1960er Jahre mit dem Bau einer
U-Bahn begonnen. Im Jahre 2000 wurde der 175. U-Bahnhof eingeweiht, und weitere
U-Bahnstationen sind geplant. Das Wachstum hält an: Laut Schätzungen kommen
jeden Tag tausend Zuzügler in die Stadt, deren Grenzen inzwischen die des
Distrito Federal gesprengt haben und in den Bundesstaat México hineinreichen.
Als eine der am dichtesten besiedelten Metropolregionen der Welt wird sie
unweigerlich von zahlreichen sozialen und strukturellen Problemen geplagt, deren
Lösung in naher Zukunft wohl nicht bevorsteht.
Einwohnerentwicklung
Mexiko-Stadt ist mit ihren 8,7 Millionen Einwohnern (2005) [2] im Distrito
Federal die zweitgrößte Stadt Lateinamerikas und mit 19,2 Millionen Menschen
(2005) [3] in der Agglomeration eine der zehn größten Metropolregionen der Welt.
Die Bevölkerungsdichte in der Stadt beträgt 5.818 Einwohner pro
Quadratkilometer, im Ballungsraum 2.461.
Doch das war nicht immer so. Sehr deutlich zeigt sich in Mexiko-Stadt die
Entwicklung der Verstädterung in den letzten Jahren. Noch 1950 hatte
Mexiko-Stadt gerade einmal 3,1 Millionen Einwohner. Im Jahre 1970 waren es schon
6,9 Millionen Menschen und die Zuwachsrate des Ballungsgebietes lag bei etwa
einer Million Menschen pro Jahr.
Mexiko-Stadt ist seit der Stadtgründung im Jahre 1521 der Sitz der spanischen
Vizekönige und erhielt dadurch ihre Stellung als Primatstadt: sie ist noch heute
gleichzeitig Hauptstadt und Knotenpunkt für die bedeutendsten politischen und
wirtschaftlichen Ereignisse des Landes. Doch erst durch eine bessere Versorgung
der Menschen (zum Beispiel im Gesundheitswesen) und die Ansiedlung zahlreicher
Industriebetriebe seit den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts begann der Zustrom
von Menschen aus dem Umland in die Stadt.
Quelle und
weitere Informationen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Mexiko-Stadt