Die Legende der Shwedagon
Als Siddharta Gautama noch ein junger Mann in Nordindien war, lebte König Okkalapa von Suvannabhumi in der Gegend des Sin-guttarahügels in Niedermyanmar. Der Hügel war damals schon eine geheiligte Stätte, denn auf ihm befanden sich Reliquien der letzten drei Buddhas — ein Stock, ein Was-serfilter und ein Badeumhang. Da nun aber bereits an die 5000 Jahre vergangen waren, seitdem der letzte Buddha in Jambudipa war, verbrachte König Okkalapa dort viele Stunden in Gebet und Meditation, in der Hoffnung, nun auch Reliquien des nächsten Buddha zu erhalten, um so die Stelle für die kommenden 5000 Jahre zu heiligen.
Gautama erschien ihm damals, kurz nach seiner Erleuchtung, und teilte ihm mit, daß sein Wunsch in Erfüllung gehen würde. 49 Tage lang meditierte Gautama nach seiner Erleuchtung in der Nähe des Bodhibaumes in Bodhgaya. Dann erst nahm er das erste Geschenk entgegen. Es war ein Honigkuchen, den ihm die beiden Kauf leute Tapussa und Bhallika, zwei Brüder aus Okkala (dem späteren Dagon), anboten. Zum Dank gab er ihnen acht Haare, die er sich selbst ausriß.
Die Heimreise der beiden Kaufleute verlief nicht ohne Hindernisse. Zuerst raubte ihnen der König von Ajetta zwei der acht Haare, und später, bei der Überquerung des Golfs von Bengalen, raubte ihnen der König der Nagas, der auf dem Meeresgrund zu Hause ist, zwei weitere Haare.
In Okkala angekommen, gab König Okkalapa ein großes Fest, an dem auch Sakka, der König des Himmels, und verschiedene Nats teilnahmen. Gemeinsam bestimmten sie die Stelle, an der der Stupa für die Reliquien errichtet werden sollte.
Als König Okkalapa das Kästchen mit den Haaren öffnete, waren wunderbarerweise wieder alle acht Haare vorhanden. Sie erhoben sich weit über die Palmwipfel hinweg und verbreiteten ein solches strahlendes Licht, daß dadurch die Tauben wieder hören, die Stummen wieder sprechen und die Lahmen wieder gehen konnten. Die Erde bebte, Blitze zuckten, und ein Regen von Edelsteinen ergoß sich über die Anwesenden. Über dem Reliquienschrein wurde eine 20 Meter hohe goldene Pagode errichtet, die in sich nochmals weitere sieben Pagoden enthielt: je eine aus Silber, Zinn, Kupfer, Blei, Marmor, Eisen und Ziegel.

Aus: APA-Guides Myanmar, 1993, S. 127


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