Osterinsel 4 |
Rongorongo sind die so genannten "sprechenden Hölzer" der Osterinsel. Es
handelt sich hierbei um umrissartig im Bustrophedon eingeritzte Zeichen, die bis
heute noch nicht entziffert sind. Es ist die bisher einzige bekannte Schriftform
in Polynesien, wobei jedoch unklar ist, ob sie erst unter dem Einfluss der
Europäer entstand.
Der
Begriff Kohu rongorongo wird allgemein mit "sprechendes Holz" übersetzt. Kohu
heißt tatsächlich Holz, aber die richtige Aussprache ist kohau, was Inschrift
bedeutet, und rongorongo bedeutet Übermittlungsbeauftragter. Die Gelehrten, die
diese Schrift beherrschten, hießen Maori kohau rongorongo, was soviel wie
"gelehrter Übermittler der Schrift" bedeutet.
Reste der einstigen Osterinsel-Schrift finden sich heute verteilt auf die
verschiedensten Museen in Europa, Nord- und Südamerika sowie in Ozeanien. Auf
der Osterinsel selbst existieren keine Schriftdenkmäler mehr. Die erhaltenen
Texte umfassen rund 500 verschieden Einzelformen und haben insgesamt eine Länge
von fast 12.000 Elementen.
Bildquelle:
engl. wikipedia
Berichte über die "sprechenden Hölzer"
Ein französischer Missionar namens Eyraud war der erste Fremde, der die Sprache
der Osterinsel sprechen konnte. Ihm fielen die "sprechenden Hölzer" auf, und so
schrieb er 1864 in einem Brief an seinen Generalobersten:
„In all ihren Häusern findet man hölzerne Täfelchen oder Stäbe, die mit vielerlei hieroglyphischen Zeichen bedeckt sind. Es handelt sich um Figuren von Tieren, die es auf der Insel gar nicht gibt. Die Eingeborenen ritzen sie mit Hilfe scharfer Steine ein. Jede Figur hat einen eigenen Namen, aber angesichts des geringen Aufhebens, das man von den Täfelchen macht, bin ich geneigt anzunehmen, dass diese Zeichen - der Rest einer primitiven Schrift - für die Heutigen nur einen Brauch darstellen, den man bewahrt, ohne nach seinem Sinn zu fragen. Die Eingeborenen können weder lesen noch schreiben...“
Versuche zur Entzifferung
Vor die Tafeln gesetzt, intonierten die Einheimischen Gesänge, ohne zu
versuchen, die Zeichen auszusprechen. Darüber hinaus waren die
Meinungsunterschiede unter den Sängern so groß, dass die Missionare die Hoffnung
auf Entzifferung aufgaben.
Als der Bischof von Tahiti, zu dessen Bistum Rapa Nui gehörte, mit Hilfe des auf
eine Plantage verschleppten ehemaligen Osterinsulaners Metoro versuchte, die
Texte zu entziffern, hatte er wenig Erfolg. Metoro Taouaoure kannte vermutlich
nur einen relativ geringen Teil der Zeichen. An manchen Stellen fielen ihm wohl
Bruchstücke alter Gesänge ein, die er dann rezitierte, obwohl sie auf den
vorliegenden Tafeln nicht verzeichnet waren.
Michael Eversons vorläufiger Vorschlag zur Kodierung in Unicode:
http://www.evertype.com/standards/iso10646/pdf/rongorongo.pdf