Peru 39: Die Grenze nach Bolivien und eine besondere Grenzerfahrung


Straße nach Bolivien Hinter dem Titicacasee ragt die Königskordillere auf Boote am Titicacasee mit Königskordillere
Im Hintergrund sieht man die Königskordillere in Bolivien mit über 6000 m hohen Bergen
Schafherde mit Hirten Copacabana in Bolivien Blick auf Copacabana
  Der Wallfahrtsort Copacabana ist der erste Ort auf bolivianischher Seite
Kirche in Copacabana Kirche in Copacabana Marktstand vor der Kirche in Copacabana
"Copacabana ist der bedeutendste Wallfahrtsort Boliviens (Departamento La Paz) am Lago Titicaca („Titicaca-See“), zurückzuführen auf die einen Meter hohe Figur Virgen de Copacabana, auch Virgen Morena („Dunkle Jungfrau“) genannt, mit einer Krone aus purem Gold, die 1576 von einem Indio aus dunklem Holz geschnitzt wurde. Ihr werden zahlreiche Wunder und Heilungen zugeschrieben und sie wird als Schutzheilige des Titicaca-Sees verehrt. Die Figur ist in der 1820 in maurischem Stil erbauten Basilika zu besichtigen. An jedem Wochenende kommen aus ganz Bolivien und auch aus Peru Familen und lassen in Copacabana ihre Autos segnen. Bei dem für Europäer recht eigenartigen Schauspiel sind sowohl ein Mönch als auch ein Schamane anwesend und sorgen für den Segen."

Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Copacabana_(Bolivien)


Wie in schlechten Romanen..... - Ein Grenz-Erlebnis der besonderen Art:

Wir hatten unser Auto, einen VW Käfer, bei AVIS in Lima gemietet. In den Papieren stand, dass dieses Fahrzeug nicht nach Bolivien gebracht werden durfte. Wir wollten aber für ca. eine Woche nach La Paz, um dort einen Freund zu besuchen. Bereits in Cuzco versuchten wir bei der dortigen AVIS-Station, eine Genehmigung für den Grenzübertritt zu bekommen. Leider war das nicht möglich, aber der Leiter der Vertretung gab uns ein Empfehlungsschreiben an einen Freund in Puno, der dort beim Zollamt arbeitete, mit. "Vielleicht kann der Euch weiter helfen!"

Wir suchten diesen Freund auf. Doch auch der sagte, dass er uns in dieser Hinsicht nicht helfen könne. Er gab uns aber einen Brief  an den Grenzbeamten mit; darin stand sinngemäß, dass er ihn bitte, dass wir das Auto bei ihm abstellen könnten und er darauf aufpassen möge. Wir sollten von dort dann den Bus oder ein Taxi nach La Paz nehmen. Unter das Schreiben setzte er noch einen offiziellen Stempel seiner Behörde.

Wir fuhren also los Richtung Grenze nach Yunguyo. Dort gab es 3 Posten: Polizei, Passkontrolle und Zoll. Bei der Polizeistation ließ sich zunächst niemand blicken. Aus dem Gebäude hörten wir nur das Gebrüll einiger Leute. Als wir klopften, kam ein mürrischer Polizist an die Tür, kümmerte sich aber nicht weiter um uns und winkte nur mürrisch ab. Wir deuteten das als Zeichen des Durchwinkens und öffneten selbst die Kette, die die Straße versperrte. Bei der Pass-Station lief alles ok, wir bekamen unseren Stempel.

Als letztes kam nun die Zollstation. Auch hier war die Straße wieder mit einer Kette versperrt. Wir betraten das Zollhäuschen, darin ein etwas düsterer kahler Raum mit einem Blechspind und einem Schreibtisch, auf dem eine riesige alte Schreibmaschine stand. Dahinter saß ein Jüngelchen, vermutlich ein Lehrling. Wir versuchten ihm - keiner von uns sprach spanisch - radebrechend und mit Händen und Füßen zu erklären, dass wir mit unserem Auto nach La Paz wollten. Dabei reichten wir ihm das Schreiben unseres Zollmenschen aus Puno mit dem großen Stempel. Vermutlich aber konnte er nicht lesen. Er erzählte immer etwas von seinem 'Jefe' (Chef), dabei deutete er auf eine goldbetresste Mütze, die oben auf dem Spind lag. Aber der Jefe ließ sich nicht blicken. Als wir eine Zeit lang gewartet hatten, deuteten wir etwas nachdrücklich auf den großen Stempel. Außerdem drängten wir etwas, da wir wussten, dass bei Einbruch die Grenze geschlossen wurde. Der Stempel beeindruckte den Jungen wohl doch etwas, er machte uns ein Zeichen, ihm in die hinteren Gemächer zu folgen. Er führte uns in eine Raum mit einer Pritsche, und darauf schnarchte sein Jefe, umhüllt von einer gewaltigen Alkoholfahne. Der Junge versuchte ihn wachzurütteln, was ihm zunächst nicht gelang. Man merkte auch, dass er etwas ängstlich war. Schließlich öffnete der Chef die Augen etwas, und sofort hielten wir ihm unser wertvolles Papier mit dem Stempel unter die Nase und versuchten auch ihm zu erklären, dass wir mit dem Auto über die Grenze wollten. Er guckte kurz drauf, ließ es dann auf den Boden fallen und drehte sich wieder um. Irgendwie fiel mir ein, dass man vielleicht mit Geld etwas erreichen könnte, und radebrechend fragte ich ihn, was es denn kosten würde. Das weckte ihn wieder etwas auf. "50 US-$" sagte er. Das war uns zu teuer. Wir verhandelten, schließlich war er auch mit 20$ zufrieden. Er wälzte sich von der Pritsche, wankte dann, gestützt auf seinen Gehilfen, an den Schreibtisch. Er spannte unser Schreiben in die Schreibmaschine und versuchte auf die Rückseite etwas zu tippen. Nach einiger Zeit gelang ihm das auch - sinngemäß war aus dem Gekrakel etwa zu entziffern: die bolivianischen Behörden sollten uns weiterhelfen. Am wichtigsten war natürlich auch ein dicker Stempel. Er vergatterte uns, auf jeden Fall für die Rückreise den gleichen Grenzübergang zu benutzen. Als er sein Geld haben wollte, dachten wir, dass er vielleicht wegen seiner Trunkenheit nicht mehr wüsste, wie viel er verlangt hatte, und wir gaben ihm zunächst nur 10$. Er wurde böse, und schnell schoben wir die restlichen 10$ nach.

Danach wollte er unser Auto inspizieren. Wir mussten den Kofferraum öffnen, er wühlte ein wenig in unseren Sachen. Gerd hatte Khakihosen in seinem Gepäck, die unser Zoll-Jefe gar nicht gut fand. "Das sind Polizeihosen, die darfst du nicht tragen!" Schließlich setzte er sich ins Auto und sagte uns, dass er jetzt mitfahren wolle. Es blieb uns also nichts weiter übrig, als den Jefe mitzunehmen.

Also fuhren wir Richtung Bolivien, mit dem Jefe. Zwischen der peruanischen und der bolivianischen Grenze gibt es ein mehrere Kilometer großes Niemandsland. Als wir dann Bolivien erreichten, wurde unmittelbar hinter uns die Grenze für den Abend abgeschlossen. Wir gingen zusammen in das Zollhäuschen, und unser 'Jefe' wurde von seinen bolivianischen Kollegen herzlich begrüßt. Sein Kollege setzte sich auch an die Schreibmaschine und schrieb ebenfalls einen entsprechenden Spruch auf das gleiche Papier - und natürlich durfte der Stempel nicht fehlen. Dann überreichte er uns freundlich das Papier und sagte: "Das macht 20$".

So 'schmuggelten' wir also unseren Käfer für 40 $ nach Bolivien; hinterher hörten wir, ein offizielles Papier hätte etwa 80$ gekostet.

Die Geschichte ist aber noch nicht zu Ende. Da die Grenze mittlerweile geschlossen war, war auch die Pass-Station nicht mehr besetzt. Die Zöllner sagten uns, wir müssten in Copacabana übernachten und am Morgen dann unseren Pass abstempeln lassen.. Da es ein Wallfahrtsort war, gab es auch keine Schwierigkeiten, ein kleines Hotel zu finden.

Am nächsten Morgen gingen wir dann fröhlich in das Passhäuschen und legten den Beamten unsere Pässe vor. Der guckte sie sich genau an, runzelte die Stirn und sagte dann: "Sie sind ja illegal im Land; hier der Stempel von Peru zeigt den 1.7., und heute ist bereits der 2.7.!" Dann gab er uns die Pässe zurück und bedeutete uns, dass wir zurück müssten.

Da fiel uns wieder der Geldtrick ein. Jeder von uns legte einen 1-Dollar Schein in den Pass, dann schoben wir ihm die Pässe wieder zu. Er öffnete sie, das Geld verschwand in einer Schublade, und mit lächelndem Gesicht drehte er das Datum auf dem Stempel einen Tag zurück und stempelte uns den Pass. Dann wünschte er uns einen schönen Aufenthalt in Bolivien.

Als wir zurück nach Peru fuhren - wir benutzten natürlich den gleichen Grenzübergang - waren andere Grenzbeamte dort. Als sie unser interessantes Papier sahen, fanden sie es ziemlich komisch und mussten laut lachen. Aber wir kamen unbehelligt ohne weitere Zahlung zurück.


Startseite