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".... Diese etwa 2100 m
über dem Meeresspiegel gelegene, rund 10 km2 große
vulkanische Hochfläche ist eine geheimnisumwitterte Region voller
Nebelschwaden und Wolken, stillen Bergseen, brodelnden Schwefelquellen
und blubbernden Schlammtümpeln, eine Landschaft wie geschaffen für
Götter, Geister und Dämonen. Rätselhaft sind auch die Tempelbauten, die
sich hier befinden und zu den ältesten auf Java zählen. Vermutlich
bereits seit dem Neolithikum haben in dieser rauhen, großartigen
Landschaft Menschen gelebt. Schon in frühen Zeiten galt das
Dieng-Plateau als heiliger 'Sitz der Götter', als der '0lymp von
Mitteljava'. Hier errichteten die ersten Siedler Totenschreine und
Kultstätten, um ihren Naturgottheiten und den Geistern ihrer Ahnen zu
huldigen. Als sich nach der Zeitenwende auf Java der Hinduismus immer
weiter ausbreitete, wurde die Hochfläche von Dieng zum Sitz Shivas, des
Gottes der Zerstörung, erkoren, eine plausible Entscheidung angesichts
des heftigen Vulkanismus in diesem Gebiet. Aller Wahrscheinlichkeit nach
entstanden hier, obwohl die älteste Inschrift lediglich auf das Jahr 806
zurückgeht, bereits Anfang des 8.Jhs., also während der Herrschaft der
hinduistischen Sanjaya-Dynastie, als kultischem Mittelpunkt des ersten
Reiches von Mataram eine weitläufige Stadt und zahlreiche Tempel. Bei
archäologischen Grabungen hat man die Fundamente eines Palastes
freigelegt sowie Überreste einer perfekten Kanalisation entdeckt, die
für die Entwässerung des sumpfigen Hochplateaus sorgte. Von den 40 zu
Ehren Shivas errichteten Tempeln stehen heute nur noch acht; alle
anderen wurden entweder durch Vulkanausbrüche zerstört oder von
Menschenhand abgetragen. Im dunkeln liegen die Gründe, weshalb die
Menschen ausgerechnet in dieser unwirtlichen Gegend ihre riesige
Tempelstadt errichteten....."
Quelle:
DuMont Richtig reisen -
Indonesien, Köln 1991, S. 206 |