Molukken 1a: Muskatnuss |
"Man kann die Insel riechen, ehe man sie sieht.
Über fünfzehn Kilometer weit aufs Meer schwebt der Duft über dem Wasser,
und lange bevor der Berg, der wie ein Hut aussieht, ein Bowler, in Sicht kommt,
weiß man, dass Land in der Nähe ist."
(Giles Milton: "Muskatnuß und Musketen", rororo-Tb, Reinbek 2002)
"Die Muskatnuß war wie auch Pfeffer, Nelken, Kardomom und Zimt nicht nur als Gewürz, sondern auch als Medizin von den Europäern heißbegehrt. Ärzte wandten sie gegen Schnupfen, Blähungen, vor allem aber gegen die «Schweyskräncke», die gefürchtete Pest, an. Eine teure Arznei, «die sich nur die reichsten Furzer leisten konnten»...."
(http://www.rororo.de/sixcms/detail.php?id=8089&_archiv=8389)
Aus: 'Die wundersamen Reisen des Caspar Schmalkalden nach West- und Ostindien 1642 - 1652' (Weinheim 1983 S. 124-127):
"Muscaten. Ein Muscatenbaum ist ohngefähr wie allhier ein Apfelbaum und hat auch solche Rinden. Die Blätter vergleichen sich mit den welschen Nußblättern und riechen auch wohl, sonderlich, wenn man sie etwas zerreibet. Sie sind lichtgrün, dünn und glatt und hangen gleichsam wie Büschlein beieinander. Der Baum trägt das ganze Jahr durch und durch Früchte und ist alle Zeit grün.
Insonderheit ist dieses lieblich anzuschauen, wenn die äußeren grünen Schalen zerbersten und die schöne rote Farbe der Muscatenblumen herfürschauet. Die Blut ist zart und fast wie Kirschblüt anzusehen, gibt aber keinen Geruch von sich. Die Nüsse werden jährlich zwei- oder dreimal, nachdem das Jahr fruchtbar ist, von den Bäumen abgelöset, als im Januario, Majo und Augusto. Diese dritte Ablösung aber im Augusto wird für die beste gehalten, weil es zu solcher Zeit die meisten und größten Nüsse gibt.
Es werden viel Nüsse, ehe sie zeitig werden, samt den grünen Schalen von den Bäumen gelöset, in stark Salzwasser gelegt und hernach köstlich öl daraus destillieret. Etliche werden auch in Zucker eingelegt und treffliche Confitüren daraus gemacht. Die Inwohner mögen allezeit die abgefallenen Nüsse auflesen und gebrauchen. Von den Bäumen aber abzureißen ist bei Handabhauen verboten.
Wenn die Muscatenblume von den Nüssen abgetan ist, werden sie an der Sonnen gedörret, und damit sie sich desto besser halten mögen, ein wenig mit Salzwasser besprenget und hernach in die Backhäuser gebracht. Die Nüsse werden nun überm Feuer getrocknet und hernach mit starkem Kalkwasser genetzet und dann auch in die Packhäuser gebracht.
Die Wälder werden ackerweise unter die Inwohner geteilet, welche um einen gewissen Preis die Früchte an die Compagnie und sonst niemanden überlassen müssen."
Muskatnuss:
Der Muskatnussbaum (Myristica fragrans) ist eine Art aus der Familie der Muskatnussgewächse (Myristicaceae) und gehört zu den Bedecktsamigen Pflanzen (Magnoliophyta).
Ursprünglich auf den Banda-Inseln und
den nördlichen Molukken beheimatet, werden sie heute auch in Südamerika, Asien
und Afrika kultiviert.
Es handelt sich um einen immergrünen Baum von 5 bis 18 m Höhe, der Stamm und die
Zweige sind glatt, die Rinde ist grünlichgrau bis olivfarben. Die Blätter sind
elliptisch geformt, oberseits dunkelgrün, untere Seite heller. Die blassgelben
Blüten sind zweihäusig getrenntgeschlechtig und kurz gestielt. Die Blütezeit ist
März bis Juli. Auf Plantagen werden zumeist weibliche Bäume kultiviert. Die
ockergelben Kapseln wachsen beerenartig, sind 8 bis 10 cm lang, der Durchmesser
beträgt etwa 5 cm. Die Kerne sind einzeln länglich, rundlich und von einem
rötlichen, fleischigen Samenmantel umgeben. Der Kern enthält einen ölhaltigen
Samen. Der Samen, wie auch der Samenmantel, wird sowohl als Gewürz wie auch als
Droge verwendet. In der Umgangssprache bezeichnet man den Samen als Muskatnuss
oder Muskat und den Samenmantel als Muskatblüte oder Macis.
Geschichte
Der Name soll sich von Muscat oder Maskat, der Hauptstadt des Oman, herleiten.
Dort wuchs die Nuss zwar nicht, doch war Muscat ein wichtiges Handelszentrum im
Nahen Osten, von dem der Okzident die Nüsse vornehmlich bezog.
Den Ärzten der Antike war die Muskatnuss unbekannt. Die „Früchte“ des
Muskatnussbaumes gelangten vermutlich mit den Kreuzfahrern nach Europa. Die
erste gesicherte Überlieferung stammt von dem byzantinischen Arzt Simon Seth,
der im 10. Jahrhundert über die Muskatnuss schrieb, „dass sie dem Magen, der
Leber und dem Herzen nütze“, aber auch bereits vor derem übermäßigen Verzehr
warnte, „weil sie dann den Eingeweiden schade“.
Die Muskatnuss wurde im 16. Jahrhundert als das Gold Ostindiens bezeichnet.
Briten, Spanier, Portugiesen und Niederländer bekriegten sich wegen der Frucht
des Muskatnussbaumes. In Folge der blutigen Auseinandersetzungen um die
Muskatnuss wurde ein geschichtsträchtiger Tausch getätigt. Am 18. April 1667
tauschten die Briten die kleine Insel Run im Ostindischen Archipel gegen eine
viel größere Insel an der amerikanischen Ostküste ein, die bis dahin in
niederländischer Hand war. 1667 hatte diese Insel weniger als 1000 Einwohner,
eine kleine Handelsstadt namens Manhattan. Heute findet man die Insel Run, wie
auch die anderen Banda-Inseln, kaum noch auf einer Karte. Auf Kupferstichen des
17. Jahrhunderts wurde der Name der Insel in unverhältnismäßig großen Buchstaben
dargestellt. Die Insel Run ist nur etwa 3000 Meter lang und 750 Meter breit. Sie
galt als Ort sagenhafter Reichtümer, da sie mit Muskatnussbäumen bewachsen war.
Zur Zeit der niederländischen Vormachtstellung wurden auf vielen anderen Inseln
die Muskatnussbäume abgeholzt. Die Niederländische Ostindien-Kompanie wollte
damit eine Monopolstellung im Handel aufbauen, was ihnen zeitweise auch gelang.
Als der Muskatnuss in England während der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts
zugeschrieben wurde, die einzig wirksame Medizin gegen die Pest zu sein, waren
die Preise nicht mehr aufzuhalten. Mitte des 16. Jahrhunderts verkauften die
einheimischen Händler auf den Banda-Inseln zehn Pfund Muskatnuss für weniger als
einen englischen Penny. In England wurde Muskatnuss für mehr als zwei englische
Pfund und zehn Shilling verkauft, also eine Gewinnspanne von 60.000 Prozent.
(Dies aber nur, wenn die Schiffe mit ihrer Fracht auch wieder zurückkamen, und
das waren bei weitem nicht alle.)
Quelle:
http://de.wikipedia.org/wiki/Muskatnussbaum