Syrien - 2


Damaskus 1



Damaskus mit der Umayyaden-Moschee; Quelle: Google Earth


Quelle (Auszüge) und weitere Informationen: http://de.wikipedia.org/wiki/Damaskus


Damaskus ist die Hauptstadt von Syrien und des Gouvernements Rif Dimaschq (Umgebung von Damaskus). Die Stadt hat offiziell 1.834.741 Einwohner, in der Agglomeration leben offiziell 2.831.738 Menschen (Stand jeweils 1. Januar 2010). Inoffizielle Schätzungen gehen oft von einer wesentlich höheren Einwohnerzahl aus. Die Hauptstadt bildet ein eigenständiges Gouvernement. Es wird von einem Gouverneur regiert, der vom Innenminister ernannt wird.

Damaskus ist eine der ältesten kontinuierlich bewohnten Städte der Welt sowie ein kulturelles und religiöses Zentrum des Orients. In Syrien selbst wird Damaskus häufig ‏الشام‎ / aš-Šām genannt; in der restlichen arabischen Welt wird dieser Name oft für das Land Syrien verwendet. Historisch steht er für die gesamte Levante.

Geographische Lage
Damaskus liegt 15 Kilometer östlich der Grenzen Syriens zum Libanon. Südwestlich von Damaskus, in 45 Kilometer Entfernung, liegen die seit dem Sechstagekrieg von 1967 von Israel besetzten syrischen Golanhöhen. Die Grenze zu Jordanien liegt 100 Kilometer südlich von Damaskus.

Am Fuße des Berges Qasyun auf 690 Metern Höhe erstreckt sich Damaskus im Barada-Tal. Die Oase Ghuta, die von jeher Lebensader der Stadt ist, wird durch den abflusslosen Barada bewässert, der im westlichen Gebirge des Anti-Libanon entspringt und ganzjährig fließt. Östlich von Damaskus erstreckt sich südlich bis zur Arabischen Halbinsel die Syrische Wüste.


Geschichte
Vorgeschichte
Als großflächige Oase in einer regenarmen Landschaft war die Gegend von Damaskus schon früh ein anziehender Siedlungsraum. In Tall Ramad, einem Vorort des heutigen Damaskus, fand man Spuren einer steinzeitlichen Siedlung aus dem Präkeramischen Neolithikum B, in Tell eṣ-Ṣaliḥiyeh und in Deir Khabiye zwei Siedlungshügel aus der Bronzezeit.

Ägyptische Herrschaft
Nach Eroberungszügen der Ägypter im heutigen Syrien wurde Damaskus als Stadtstaat erstmals unter den Pharaonen Thutmosis III. und Amenophis III. als Tamasqu (tmsq, siehe Ägyptische Hieroglyphen), später Duma_qu, erwähnt. Es wurde von Thutmosis III. eingenommen. Zur Zeit Echnatons wurde es mit seinem Fürsten Namiawaza in zwei Amarna-Briefen erwähnt (139, 63; 142, 21). Damaskus blieb bis zum Ende des 2. Jahrtausend v. Chr. in ägyptischer Hand und Zentrum der Provinz Ube.

Das Königreich Aram-Damaskus
Der aramäische Territorialstaat von Aram-Damaskus entstand vermutlich im 13. Jahrhundert v. Chr., als die Ägypter die Kontrolle über Palästina und Syrien endgültig verloren hatten.

Biblische Überlieferung
Damaskus wird in der Bibel erstmals im 1. Buch Mose (Gen 14,15 EU) erwähnt. Die Stadt wurde unter König David von Israel erobert (2. Samuel 8, 8). Reson, ein Flüchtling aus dem aramäischen Königreich des Hadadeser von Zoba (1 Kön 11, 23) bei Hama, schüttelte die Oberherrschaft Salomos ab und begründete eine neue Dynastie (1 Kön 11, 23). Reson blieb Feind des Königreichs Israel, „solange Salomo lebte“ (1 Kön 11, 25). König Ben-Hadad II. von Damaskus wurde unter Ahab von Israel besiegt. Hasa'el und sein Sohn Ben-Hadad III. errangen zahlreiche Siege über Israel (vgl. 2 Könige, 13 zu einem vernichtenden Sieg über Joahas), mussten aber immer mehr dem assyrischen Druck nachgeben. Damaskus gelangte danach zeitweilig sogar wieder unter israelitische Vorherrschaft. Jerobeam II., König von Israel, nahm Hama und Damaskus ein (2. Könige 14, 28); dieser Erfolg war aber nicht von langer Dauer.
König Rezin verbündete sich mit König Pekach von Israel. Jerusalem, das unter der Herrschaft von Ahas stand (2. Könige 16), belagerten sie gemeinsam, aber erfolglos. Rezin konnte Eilat einnehmen und siedelte dort Edomiter an. Daraufhin richtete Ahas von Juda einen Hilferuf an Tiglat-pileser III. von Assyrien, den er mit reichlichen Schätzen begleitete (2. Könige 16, 8). Es hätte dieser Aufforderung aber wohl kaum bedurft, um die Assyrer dazu zu bewegen, das letzte eigenständige Aramäerreich, das den Weg nach Süden sperrte, auszuschalten.

Historische Quellen
Ben-Hadad II. kämpfte 853 v. Chr. in einem Bündnis von zwölf Ländern gemeinsam mit Ahab und Irhuleni von Hama in der Schlacht bei Karkara am Orontes gegen die Assyrer unter Salmanassar III., konnte jedoch keinen dauerhaften Sieg erringen. Ben-Hadad II. starb zwischen 844 und 840 v. Chr., und Hasa'el wurde als neuer Dynastiegründer sein Nachfolger.

Das Bündnis mit Hamath löste sich bereits 845 v. Chr. Vier Jahre später wurden die Gärten der Oase von Damaskus bei einem erneuten assyrischen Angriff verwüstet. Salmanasser III. unternahm in den Jahren 849–838 v. Chr. weitere Feldzüge gegen Aram, jedoch ohne dauerhaften Erfolg. 733 v. Chr. wurden Damaskus von Tiglat-pileser III. eingenommen, Rezin getötet, die Bevölkerung nach Kir deportiert und das Reich in drei assyrische Provinzen aufgeteilt (Damaskus, Karnini (Karnajim) und Haurini). Von der Zerstörung durch die Assyrer erholte sich Damaskus relativ schnell, vor allem dank seiner Bedeutung als Zwischenstation für den Handel von den phönizischen Küstenstädten der Levante zu den Städten Mesopotamiens sowie von Arabien nach Kleinasien.

Antike
Nachdem es kurzzeitig dem neubabylonischen Reich unter Nebukadnezar II. (604–562 v. Chr.) angehörte, fiel Damaskus an das achämenidische Perserreich. Strabon (16,2,20) beschreibt es als dessen bedeutendste und glänzendste Stadt. Parmenion, ein General Alexanders des Großen, eroberte Damaskus 332 v. Chr. und erbeutete dabei den Staatsschatz des Dareios. Damaskus wurde dem Alexanderreich eingegliedert und dadurch eine makedonische Kolonie; im Norden und Osten der aramäischen Stadt entstand eine griechische Siedlung.

Unter der Herrschaft der Seleukiden wurde Damaskus ausgebaut und befestigt und 111 v. Chr. von Antiochos IX. zur Hauptstadt von Phönikien und Koilesyrien erhoben. 85 v. Chr. gelang den Nabatäern unter König Aretas III. die Eroberung von Damaskus. Sie konnten sich bis 66 v. Chr. halten, als ganz Syrien unter Pompeius erobert und dem römischen Reich eingegliedert wurde. Von Marcus Antonius wurde Koilesyrien und damit auch Damaskus 38 v. Chr. (zusammen mit weiteren Reichsteilen) an Kleopatra VII. von Ägypten verschenkt.

Den einst vertriebenen Nabatäern gelang 37 n. Chr. die erneute Eroberung der Stadt. Mit Duldung der Römer konnten sie sich bis 54 halten. Anschließend herrschten wieder die Römer. Die Bedeutung der Stadt stieg, nachdem Nabatäa 106 n. Chr. unter Trajan römische Provinz wurde und die Römer eine Straße von Damaskus über Bosra bis zum Roten Meer bauten. Damaskus wurde kurzzeitig zum Bischofssitz, den es jedoch im 3. Jahrhundert an Emesa abgeben musste. Kaiser Theodosius I. gründete im 4. Jahrhundert eine Basilika in Damaskus über den vermuteten Reliquien Johannes des Täufers.

Mittelalter
635 wurde Damaskus, nachdem es nur schwachen Widerstand gegen die islamische Expansion geleistet hatte, von den Arabern erobert. Der Kapitulationsvertrag der Stadt sollte Modellcharakter erhalten. Die christliche Bevölkerung hatte die Kopfsteuer (dschizya) zu entrichten, blieb aber ansonsten weitgehend ungestört. Unter Kalif Muawiya I. wurde Damaskus 661 Hauptstadt des umayyadischen Reiches. Kalif al-Walid I. ließ 705 an der Stelle der Johannes-Basilika die Umayyaden-Moschee als erste monumentale Moschee des Islam errichten. Im Innern des Baus befindet sich der Schrein Johannes des Täufers.

Nach dem Ende der Umayyaden-Dynastie 750 verlegten die siegreichen Abbasiden den Sitz des Kalifats in das neu gegründete Bagdad, wohl auch, um den Bruch mit den Umayyaden zu betonen. Damaskus war damit nur noch eine Provinzhauptstadt, seine Bedeutung schwand im Laufe der Jahre stark. Dennoch blieb es unter den wechselnden islamischen Dynastien umkämpft (878 Tuluniden, 945 Ichschididen, 970–1076 Fatimiden). Das gesamte Mittelalter hindurch war Damaskus stets eng mit Ägypten verbunden.

1104 wurde Damaskus Sitz der seldschukischen Buriden-Dynastie. Die sechstägige Belagerung von Damaskus durch Kreuzfahrer während des zweiten Kreuzzugs im Juli 1148 blieb erfolglos. 1154 ergab sich die Stadt Nur ad-Din, der Damaskus zur neuen Hauptstadt seines Reiches machte. Unter Nur ad-Din und Saladin gewann die Stadt erneut an Bedeutung, vor allem im Kampf gegen die Kreuzfahrerstaaten. Die Bevölkerungszahl wuchs und die Stadt dehnte sich über die alten Stadtmauern hinaus aus. Unter den beiden Herrschern und Saladins Nachfahren, den Ayyubiden, entstanden zahlreiche Bauten, die noch heute das Stadtbild mitprägen.

Die Mamluken, die seit 1250 von Ägypten aus über Damaskus herrschten, konnten die Stadt gegen die Mongolen Hülegü (1260) und Timur Lenk (1401) halten.

Neuzeit
Nach dem Zusammenbruch der mamelukischen Herrschaft fiel Syrien 1516 an die Osmanen. Als ein Ausgangspunkt der jährlichen Wallfahrten nach Mekka wurde Damaskus auch von den neuen Herrschern wirtschaftlich begünstigt und weiter ausgebaut.

Unter Muhammad Ali Pascha gelang den Ägyptern 1831 die Eroberung Syriens und Kilikiens. Es folgte eine Phase intensiver Reformen: Die Verwaltung wurde zentralisiert, die Wirtschaft gefördert, neue Schulen gegründet etc. Allerdings wurden die Ägypter nach einer Intervention europäischer Mächte 1840 gezwungen, Syrien wieder den Osmanen zu überlassen.

Im Osmanischen Reich begann 1839 eine intensive Reformtätigkeit (Tanzimat), die auch Wirkungen auf Syrien hatte.

1860 kam es zu einem Massaker an den Christen der Stadt, wobei bis heute ungeklärt ist, wer den Tumult veranlasste. Die osmanischen Machthaber schritten nicht gegen die Auseinandersetzung ein und entwaffneten sogar die Christen. Am 9. und 10. Juli 1860 drangen Mob und Soldaten in das christliche Viertel ein und überzogen die dortigen Bewohner mit Gewalt. Dem Blutbad sollen insgesamt um die 6000 Menschen zum Opfer gefallen sein.[1] Der arabische Freiheitskämpfer Abd el-Kader nahm die Verfolgten in Schutz, wofür ihm von Napoléon III. das Großkreuz der Ehrenlegion verliehen wurde.

Damaskus entwickelte sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts zu einem Zentrum der ostarabischen Nationalbewegung. Mit der Niederlage der Osmanen im Ersten Weltkrieg endete ihre Herrschaft über Syrien. Am 30. September 1918 marschierten arabisch-britische Truppen in Damaskus ein.

Faisal I. erklärte sich im März 1920 zum König von Syrien, wurde aber wenig später von den Franzosen vertrieben. Auf der Konferenz von San Remo (1920) wurden Syrien und Libanon vom Völkerbund unter französisches Mandat gestellt, mit Damaskus als Hauptstadt. In den Jahren 1925 und 1926 war dieser Staat Damaskus Zentrum antifranzösischer Unruhen in Syrien, die mit militärischer Gewalt niedergeschlagen wurden.

Britische und französische Truppen befreiten Damaskus 1941 von der Herrschaft des Vichy-Regimes. 1946 verließen die letzten alliierten Truppen Damaskus. Im selben Jahr wurde es die Hauptstadt des unabhängigen Staates Syrien. Im Zuge des Nahostkonfliktes kam es 1949 zu einem religiös motivierten Angriff auf die Menarscha-Synagoge.

Die Altstadt von Damaskus zählt seit 1979 zum Weltkulturerbe im Sinne der UNESCO. Infolge des massiven Bevölkerungszuwachses der letzten Jahrzehnte, der Zunahme des Individualverkehrs und der damit verbundenen Tendenz zur Verslumung des im Wesentlichen nur fußläufig erschlossenen alten Zentrums droht die Einstufung auf der Roten Liste gefährdeter Kulturgüter.

Im Jahre 2000 begann von hier aus der Damaszener Frühling, in dem der Ruf nach demokratischen Reformen laut wurde und der sich schnell in andere Großstädte ausbreitete. Im Jahr 2011 kam es im Rahmen der Revolte in Syrien auch in Damaskus zu Protesten der Bevölkerung, ab Juli 2012 kam es auch zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen der Armee und bewaffneten Aufständischen.


Bauwerke
Die Altstadt von Damaskus ist seit 1979 UNESCO-Weltkulturerbe. Sie wird von Ost nach West von der Via recta geteilt, die allerdings nicht ganz schnurgerade ist, sondern einen leichten Knick aufweist. Im Nordwesten der Altstadt liegt die Umayyaden-Moschee, das wichtigste Gotteshaus der Stadt. Rund um die Moschee finden sich die berühmten Suqs der Stadt, vor allem der überdachte Suq al-Hamidiya.

Außerdem findet man in der Altstadt viele Hamams. Hierbei ist vor allem das Hamam Nur-ed-Din zu nennen. Sehenswert ist auch der Chan Asad Pascha, eine Karawanserei, die vom osmanischen Gouverneur Asad Pascha al-Azim errichtet wurde, der auch den Azim-Palast, eine weitere Sehenswürdigkeit, erbauen ließ.

Im Nordosten der Altstadt liegt das jahrhundertealte Christenviertel Bāb Tūmā hinter dem gleichnamigen „Thomas-Tor“ mit vielen alten Kirchen. Die Ananias-Kirche wurde der Überlieferung nach im Haus des biblischen Hananias errichtet, wo Paulus sein Augenlicht zurückerhielt. Die Kirche liegt rund sechs Meter tief in der Erde und ist einer der ältesten christlichen Sakralbauten. Erwähnenswert ist auch die Kapelle des Heiligen Paulus im Stadttor Bab Kaisan. Nach der Bibel wurde der Apostel dort von seinen Anhängern in einem Korb von der Stadtmauer herabgelassen, damit er vor seinen Verfolgern fliehen konnte.

Die Altstadt von Damaskus hat viele Gassen und ist eng und dicht bebaut. Typisch für die Damaszener Architektur der Altstadt sind Häuser mit einem Innenhof, zu dem sich alle Fenster und Türen hin öffnen. Um den - in den meisten Fällen vorhandenen - Springbrunnen stehen Zitronen- und Bitterorangenbäume. Zehn Kilometer südlich des Zentrums befindet sich die 1979 erbaute Sayyida-Zainab-Moschee; Sayyida Zainab war die Enkeltochter Mohammeds und ist hier beerdigt. Für schiitische Muslime ist die in iranischer Tradition erbaute Grabstätte und Moschee ein wichtiges Pilgerziel.

Die Zitadelle von Damaskus ist eine fast komplett erhaltene ayyubidische Festung in der syrischen Hauptstadt. Eine Besonderheit der Verteidigungstechnik stellt das ayyubidische Nordtor dar. Es verfügte über zwei gegenüberliegende Außentore, die in die Torhalle führten. Durch ein im rechten Winkel von den Außentoren gelegenes zweites Tor und das dritte, alte seldschukische Tor gelangte man in die Zitadelle. An die Torhalle schloss sich ein Saalbau an. Dieser diente als Aufmarschraum für militärische Abteilungen zur Durchführung von Ausfällen bei einer Belagerung. Die Einheit von Torhalle und Saalbau ist im Burgenbau der Region eine typologische Besonderheit. Das Osttor hat eine ähnliche, wenn auch kleinere Einrichtung.


 

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