Syrien - 8 |
Krak des Chevaliers
Quelle:
http://de.wikipedia.org/wiki/Krak_des_Chevaliers
Der Krak des Chevaliers (Qalʿat al-Husn, auch Crac des Chevaliers) ist
eine Burg in Syrien, deren heute sichtbare Bauteile überwiegend aus der Zeit der
Kreuzzüge stammen. Sie ist seit 2006 Bestandteil des Weltkulturerbes der UNESCO.
Im syrischen Bürgerkrieg ist sie weiterhin von der Zerstörung bedroht.
Der Name Krak entstammt wahrscheinlich dem syrisch-aramäischen und bedeutet
„Festung“. Möglich ist auch eine Ableitung von dem griechischen Wort charax, das
Pfahlwerk oder Wall bedeutet. Zur Unterscheidung von der Burg Krak de Montréal
(heute Shobaq, Jordanien) festigte sich dann der Name Crac de l’Hospital bzw.
Krak des Chevaliers.
Die Burg steht auf einem Ausläufer des Alawitengebirges und beherrscht das Tal
zwischen diesem und dem Libanongebirge. Seit dem Altertum wird die Senke als
wichtige Handelsroute zwischen Küste und Landesinnerem genutzt. Der Besitz der
Befestigungsanlage war für den Handel, aber auch für die militärische Sicherung
der Region zwischen Tripolis und Homs von entscheidender Bedeutung. Zusammen mit
der etwa 25 Kilometer entfernt am Rand des Libanongebirges gelegenen Festung
Akkar und einer Reihe von Forts und Türmen bildete Krak des Chevaliers ein
wirksames Verteidigungssystem.
Geschichte
Vorläufer
Die erste historisch greifbare Befestigung wurde 1031 durch den Emir von Homs
auf dem Berg errichtet. Sie hatte den Namen Hisn al-Akrād (Kurden-Burg).
1099 erreichte das Heer des Ersten Kreuzzugs unter Raimund von Saint-Gilles, das
sich auf dem Weg nach Jerusalem befand, Hisn al-Akrād. Das Heer besetzte die
Burg und hielt sich zehn Tage darin auf, bevor es weiterzog und die Stadt Arqa
belagerte. Nachdem das Kreuzfahrerheer weitergezogen war, gelangte die Burg
wieder in muslimischen Besitz.
Wenige Jahre nach dem erfolgreichen Ende des Ersten Kreuzzugs kehrte Raimund von
Toulouse in die Gegend zurück und versuchte, sich eine eigene Herrschaft
aufzubauen. Während er die Hafenstadt Tartus schon 1102 einnehmen konnte,
leisteten Hisn al-Akrād und die Hafenstadt Tripolis erbitterten Widerstand. Nach
Raimunds Tod 1105 setzte sein Sohn Bertrand von Saint-Gilles sein Vorhaben der
Errichtung der Grafschaft Tripolis mit der Eroberung von Tripolis 1109 fort.
Hisn al-Akrād wurde 1110 durch den normannischen Heerführer Tankred von Tiberias
erobert, der in Konkurrenz zu den provencalischen Saint-Gilles’ und ihrer
Grafschaft Tripolis die Ausweitung der normannischen Herrschaft um das von
seinem Onkel Bohemund von Tarent gegründeten Fürstentum Antiochia verfolgte.
Zeit der Kreuzritter
Anfänge
Als Bertrand von Saint-Gilles im April 1112 starb, folgte ihm dessen
minderjähriger Sohn Pons. Tankred starb im Dezember 1112. Noch auf dem
Sterbebett arrangierte Tankred die Verheiratung seiner Witwe Cäcilia von
Frankreich mit Pons, die Hisn al-Akrād und einige weitere Burgen Tankreds mit in
die Ehe brachte. Hisn al-Akrād gehörte fortan zur Grafschaft Tripolis. Verwaltet
wurde die Burg durch Vasallen des Grafen von Tripolis, die sich „de Crato“
nannten.
Der Sohn Pons’, Graf Raimund von Tripolis, konnte den Erhalt der Burg und deren
Garnison nicht mehr finanzieren, weshalb er die Burg 1142 an den Johanniterorden
abtrat. Willelmus de Crato wurde mit 600 Gold-Byzantinern und Bodenrechten
abgefunden. Zum Aussehen der Burg in damaliger Zeit gibt es keine Überlieferung,
oberirdisch keine baulichen Reste. Vielleicht bestand eine hohe, relativ dünne
Ringmauer, mit schlanken, runden Mauertürmen, wie bei anderen arabischen Burgen
dieser Zeit.
Zwei Erdbeben, die 1157 und 1170 schwere Zerstörungen anrichteten, waren der
Anlass für umfangreiche Bauarbeiten an der Burg ab 1170. Arabische Quellen
besagen, dass nach dem Erdbeben auf dem Burgberg kein Stein mehr auf dem anderen
stand.
Burg der Kreuzritter
Die nun errichtete Burg war demzufolge ein Neubau. Er bestand im Wesentlichen
aus dem Hauptturm, der Kapelle, dem Torbau und der mit umlaufender Halle
versehenen Ringmauer. Drei wenig vorspringende Mauertürme verstärkten die
Anlage. Im Nordwesten ragte der Latrinenturm aus der Mauerlinie hervor. Er war
in die Zwingermauer eingebunden, die wahrscheinlich die gesamte Burg umschloss.
Im Osten existierte eine Vorburg. Als eine große Besonderheit für eine Höhenburg
in einem so wasserarmen Land verfügte die Burg an der Süd-, West- und Nordseite
über einen Wassergraben, dessen Rest das noch heute an der Südseite vorhandene
Wasserreservoir ist.
Im Jahr 1188 belagerte Sultan Saladin auf seinem Feldzug nach Nordsyrien die
Burg einen Monat lang vergeblich.
Nach abermaligen Erdbebenschäden 1201/02 wurde die Burg umfassend ausgebaut.
Verstärkt wurde die Westseite der Kernburg und die dortigen Türme zu Rundtürmen
ummantelt, der Talus als Erdbebenschutz errichtet und die äußere Zwingermauer
erbaut. Die Südseite der Kernburg erhielt eine außergewöhnlich starke
Befestigung. Drei gewaltige nach außen abgerundete Türme wurden durch eine
starke Mauer verbunden. Die Mauerstärke erreichte am mittleren Turm acht Meter.
Bemerkenswert ist die handwerklich gute Steinmetzarbeit am Schnittpunkt zwischen
Südmauer und Talus. Die Auffahrtsrampe zur Kernburg wird von einem fünfeckigen
Turm aus großen Bossensteinen gesichert. Diese Neubauten wurden im Wesentlichen
wahrscheinlich schon nach wenigen Jahren abgeschlossen. Der Bau der mit den
Halbrundtürmen versehenen äußeren Zwingermauer erfolgte um 1250. Wahrscheinlich
waren zum Zeitpunkt der mamlukischen Eroberung die Verteidigungselemente des
Zwingers noch nicht vollständig errichtet. Im Inneren der Kernburg entstand –
ebenfalls in der Mitte des 13. Jahrhunderts – der Saalbau. Er wurde im Stil der
Hochgotik gestaltet und hat einen repräsentativen Charakter. Die Schmuckelemente
sind auf französische oder auch antike Vorbilder zurückzuführen.
In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts stand die Johanniterherrschaft um Krak
des Chevaliers auf dem Höhepunkt. Das findet seinen Ausdruck im aufwändigen
Ausbau der Hauptfestung. Sie diente in dieser Zeit häufig als militärische
Operationsbasis gegen benachbarte Herrschaften.
In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts wurde vor allem die äußere
Zwingermauer an der Südost- und Nordostseite der Anlage verstärkt. Das Mauerwerk
dieser Zeit ist von minderer Qualität und demonstriert augenscheinlich die
Bedrängnis und damit den Niedergang des Johanniterordens.
Ende als Kreuzritterburg
1267 griff Sultan Baibars erstmals den Krak des Chevaliers an und eroberte drei
Burgen und 16 feste Türme in der Umgebung. 1271 kam es zu einer Belagerung der
Burg, an der sich der Sultan ab dem 21. Februar persönlich beteiligte. Als
Standort für die Bliden wählte man einen Bergvorsprung ca. 300 m von der Burg
entfernt; heute befindet sich dort das Ausflugsrestaurant. Durch Beschuss wurden
ein Turm an der Südwestecke und das heute nicht mehr vorhandene Vorwerk
beschädigt. Das Vorwerk und eine Befestigungsanlage vor dem Osttor wurden durch
das Heer des Sultans am 22. März eingenommen. Durch Unterminierung brachte es
den Südwestturm des Zwingers zum Einsturz, und die Mamluken stürmten am 31. März
den Zwinger. Die Johanniter zogen sich in die Kernburg zurück. Am 8. April 1271
ergaben sie sich gegen Zusicherung des freien Abzugs.
Spätere Bauphasen
Die Schäden der Belagerung wurden schnell beseitigt. Anhand abweichender
Mauertechnik lassen sich die Reparaturstellen heute identifizieren. Insbesondere
an der südlichen Zwingermauer wurden beide Rundtürme neu gebaut. Das Osttor
wurde neu verkleidet und erhöht, die Zugangsrampe überwölbt. Sultan Qalawun ließ
schließlich 1285 an der Südseite der Außenmauer einen quadratischen Turm
errichten.
Die Festung wurde bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts militärisch genutzt. Ende
des 19. Jahrhunderts bauten sich Einheimische ein kleines Dorf in die Anlage.
Syrischer Bürgerkrieg
Im Bürgerkrieg in Syrien 2011/12 wurde die Burg vom syrischen Militär und dann
durch die Freie Syrische Armee besetzt. Bei den Kämpfen kam es zu Zerstörungen
und Plünderungen. Mitte Juli 2013 wurde bei erneuten Luftangriffen einer der
Türme schwer beschädigt.
Am 20. März 2014 konnten Regierungstruppen nach Luftangriffen die Burg und das
in der Nähe liegende Dorf al-Hosn wieder zurückerobern. Dabei wurden mindestens
40 Rebellen getötet.
Bedeutung
Der Krak des Chevaliers ist – sowohl aus der Sicht des Okzidents als auch der
des Orients – ein herausragendes Symbol der Kreuzritterzeit und wurde in
Vergangenheit und Gegenwart verklärt und romantisiert.
1927 erwarb Frankreich, damals durch den Völkerbund als Mandatsmacht in Syrien
eingesetzt, die Burg. In dem Gefühl, Nachfolger der Kreuzritter zu sein, wurde
die Burg als Symbol dieser Zeit und des vermeintlichen Siegs des Okzidents über
den Orient saniert und rekonstruiert. Das Dorf und andere spätere Einbauten
wurden hierbei beseitigt. Nachdem das französische Mandat über Syrien nach nur
zwei Jahrzehnten wieder aufgegeben werden musste, gab Frankreich 1947 auch die
Burg an Syrien zurück.
Aufgrund ihrer Ausstrahlung und Größe ist die Burg heute in die Liste des
Weltkulturerbes der Menschheit der UNESCO eingeschrieben.