Nord- und Osttürkei 1990 - Arbo/Taşköy


Mit einem Dolmuş fuhren wir von Midyat in das ca. 30 km entfernte Dorf Arbo (türkisch Taşköy). Hier sahen wir mit eigenen Augen, wie es um die christlichen aramäischen Dörfer im Tur'Abdin bestellt war. Die meisten Dörfer sind mittlerweile verlassen, die Menschen emigriert (s. dazu den Bericht unseres Leiters Pastor Hankemeier unten auf der Seite).

Anscheinend ist in den letzten Jahren das Dorf z. Teil wieder aufgebaut und besiedelt worden.

Taşköy (aramäisch Arbo) ist ein aramäisches Dorf im Landkreis Nusaybin der Provinz Mardin im Südosten der heutigen Türkei im Gebirgszug Tur Abdin. Die Aramäer gehören der syrisch-othodoxen Kirche von Antiochien an. Arbo liegt 30 km südöstlich von Midyat und ca. 6 km vom Kloster Mor Gabriel entfernt.
Arbo war zwischenzeitlich ohne Bevölkerung. Obwohl bis 1980 noch 30 Familien hier lebten, wanderten im Jahr 1989 die letzten Einwohner aus: die Familie des Bürgermeisters.
Erst seit wenigen Jahren sind Wiederaufbaumaßnahmen seitens der ehemaligen Einwohner und der nachfolgenden Generation (organisiert in einem Arbo Verein) initiiert worden, da sich die Gesetzes- und Rechtslage gebessert hat. So sind aktuell 7 Häuser neu errichtet worden und werden regulär bewohnt als auch teilweise für den Urlaub durch die meist in der Diaspora lebenden Aramäer als Sommerresidenz genutzt. Die Einwohnerzahl schwankt diesbezüglich und wird sich erst auf absehbare Zeit auch in Abhängigkeit von der politischen Situation in der Türkei stabilisieren können.

In der Kirche Mar Dimet befinden sich mehrere Patriarchen- und Bischofsgräber. Mehrere Kirchenruinen (Mar Schallita, Joldath Aloho, Mar Eschajo und Mar Schimmuni), sowie die Überreste des Klosters Mar Schimun in der Nähe von Arbo bezeugen die frühere Bedeutung des kleinen Dorfes.


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Dolmus - Sammeltaxi

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Fahrt im Dolmus

Fahrt im Dolmus
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Arbo

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Arbo

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Arbo

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Arbo: Verlassenes Wohnhaus

Arbo: Verlassenes Wohnhaus
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Arbo

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Arbo

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Arbo: Kirche

Arbo: Kirche
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Arbo: Kirche

Arbo: Kirche
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Arbo: Kirche

Arbo: Kirche
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Arbo: Kirche

Arbo: Kirche
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Arbo: Kirche

Arbo: Kirche
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Arbo: Grab

Arbo: Grab
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Arbo: Kirche

Arbo: Kirche
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Arbo: Kirche

Arbo: Kirche
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Arbo: Kreuz

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Arbo: aramäische Schrift

Arbo: aramäische Schrift
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Arbo: Kreuz

Arbo: Kreuz
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Arbo

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Arbo

Arbo
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Arbo: Schule

Arbo: Schule
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Basibirin (türk. Haberli)

Basibirin (türk. Haberli)
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Basibirin (türk. Haberli)

Basibirin (türk. Haberli)

 

Aus dem Gemeindebrief "Unsere Gemeinde" 8/1990:

Die Altardecke nahmen wir mit..
Zur Situation der syrisch-orthodoxen Christen in der Türkei
Gründonnerstag 1990: Wir besuchen das Dorf Arbo. Arbo liegt im Tur'Abdin in der Türkei nahe der syrisch-irakischen Grenze, 30 km südöstlich von Midyat. Der türkische Name ist Tasköyü.
Im Jahr 1985 wurden hier noch 324 syrisch-orthodoxe Christen gezählt. Im Jahr 1989 waren es sieben syrisch-orthodoxe Christen und drei zugezogene yezidische Kurden. Jetzt bei unserem Besuch 1990 wohnt niemand mehr in Arbo. Die Wohnung, in der wir noch 1989 gegessen und erzählt haben, ist leergeräumt. Fenster und Türen sind nicht mehr vorhanden. Das gilt auch von den anderen Gebäuden. In den Kirchen steht Regenwasser. Die Altäre sind abgeräumt. Dort, wo noch vor einem Jahr Altardecken, Kreuze und Kerzen vorhanden waren, sehen wir nur noch leere Steine. Von den Gräbern der Patriarchen im Innern der Kirchen blättert die Farbe ab. Irgendwo an einem Tonnengewölbe sehen wir aramäische Sätze. Im Regenwasser einer Kirche finden wir eine Altardecke, eine Stola, den Rest einer Lampe. Wir nehmen alles mit, um sie den syrisch-orthodoxen Christen bei uns in Lippe und Paderborn zu übergeben.
Das Schicksal des Dorfes Arbo spiegelt die Tragödie der syrisch-orthodoxen Kirche in der Türkei. Arbo wird bereits in römischer Zeit erwähnt. Um 1400 wurde es als einzige christliche Ortschaft von den Tartaren verschont. Nach einem Massaker vor 300 Jahren wurden die überlebenden Einwohner namentlich aufgeführt: es waren 30000 Christen. Im 19. Jahrhundert wurde die Siedlung mehrfach überfallen. Zahlreiche Priester und Dorfbewohner wurden getötet. Nun ist die Geschichte des einst bedeutenden christlichen Ortes beendet. Und das Erschreckende: So wie es Arbo ergangen ist, trifft es auch die restlichen christlichen Dörfer im Tur'Abdin. Es ist zu befürchten, dass es selbst in den von Christen erbauten Städten Midyat und Mardin bald keine Christen mehr geben wird. Nur noch die zwei syrisch-orthodoxen Klöster az-Zafaran und Mar Gabriel haben noch eine gewisse Überlebenschance. Die christliche Kirche in der Osttürkei bricht immer schneller zusammen. Leider nehmen wir die Tragödie der Kirche in der Türkei viel zu wenig wahr. Wir sollten uns dafür einsetzen, dass Bundesregierung und Europäische Gemeinschaft noch viel stärker auf die Türkei einwirken, damit dort endlich die Menschenrechte Verwirklichung finden. Und dass die diskriminierten Minderheiten endlich in Frieden und Freiheit in ihrer angestammten Heimat leben können.
Übrigens: Die syrisch-orthodoxen Christen haben tief bewegt unsere Fundsachen in Empfang genommen. Sie sollen in ihren Gemeinden einen Ehrenplatz erhalten.

M. Hankemeier