Fotos meiner Reisen nach Vietnam 1991, 1992 und 1993
Neben Indonesien ist Vietnam das Land, das ich am
intensivsten bereist habe. Auf 151 Seiten und mit ca. 1600 Bildern habe ich
diese Reisen dokumentiert.
Persönliche Vorbemerkung:
Vietnam - Welche Erinnerungen werden
da in mir wach! Als Student ging man auf die Straße, um gegen den sinnlosen
Krieg der USA gegen das vietnamesische Volk zu demonstrieren, Ho Chi Minh
wurde für manche
zum Idol. 1975 das Kriegsende, 1976 die Wiedervereinigung Nord- und
Südvietnams - dann haben viele das Land vergessen. Durch die militärischen
Auseinandersetzungen mit Kambodscha 1979 - 1989 war das Land international
ziemlich isoliert. Hunderttausende "Boatpeople" verließen auf winzigen
Fischerbooten das Land, die Regierung war gezwungen, umfassende Reformen
einzuleiten. 'Doi Moi' (= Erneuerung des Denkens) war das Schlagwort - eine
vietnamesische Variante der russischen 'Perestroika'. Ein gewisses Maß an
wirtschaftlicher Liberalisierung und Öffnung gegenüber dem Westen brachte
erste Erfolge.
In dieser Zeit des Umbruchs besuchte
ich 1991 zum ersten Mal Vietnam. Der Tourismus fing gerade erst an (laut
Statistik besuchten 1991 ca. 300 000 Ausländer das Land), man konnte nur
eingeschränkt auf eigene Faust im Land herumreisen, für die meisten Orte
benötigte man Besuchsgenehmigungen. Es gab auch nur das staatliche Reisebüro,
Hotels waren noch dünn gesät; in entlegenen Gegenden übernachtete ich in
Gästehäusern der Volkskomitees. Die Menschen waren Touristen noch nicht
gewohnt, man kannte bisher nur russische Berater, daher hörte ich oft, dass
man mich 'Lien Xo" = 'Russe' nannte. In entlegenen Gegenden wurde man erstaunt
angeschaut, zum Teil auch mit Erschrecken, manchmal war die Distanz aber auch
sehr gering: Kinder, aber auch Erwachsene zupften gerne an den Haaren auf
meinen Armen oder wollten meinen
Bart anfassen. In den Dörfern nördlich von Dien Bien Phu war wohl seit der
französischen Kolonialzeit kein Europäer mehr vorbeigekommen. Kinder und
Erwachsene rannten schreiend weg, wenn ich aus dem Auto stieg.
Ich war sofort eingenommen von der
Schönheit der Landschaften und der Liebenswürdigkeit und Gastfreundschaft der
Menschen. Keine Ressentiments gegenüber Europäern, aber auch nicht gegen
Amerikaner - im Gegenteil: "Wir hoffen, dass auch bald amerikanische Touristen
kommen" hörte ich sehr oft (erst 1994 wurde das amerikanische Embargo
aufgehoben). Insgesamt herrschte ein großer Optimismus über die Entwicklung im
Lande, vor allem die wirtschaftliche. Wirtschaftsbeziehungen gab es bis dahin
fast nur mit dem Ostblock, vor allem Russland und China. Aber durch den
Zusammenbruch der Sowjetunion war der wichtigste Handelspartner nicht mehr da.
Der Unterschied zwischen Süd- und
Nordvietnam war noch deutlich zu spüren. Südvietnam machte einen 'moderneren'
Eindruck, es gab mehr Reklame, der Verkehr (Mopeds und Fahrräder) war dichter,
die Menschen bewegten sich hektischer. Nordvietnam dagegen wirkte etwas
verschlafen, viel ruhiger, die Straßen waren kaum befahren, viele Männer
trugen noch den 'Vietcong-Tropenhelm'.
Dass es wirtschaftlich voran ging, war
in meinen folgenden Besuchen 1992 und 1993 deutlich zu spüren. Gab es 1991 nur
vereinzelt Autos (so gut wie keine Privatwagen), war der Verkehr 1993 auch in
Hanoi schon dichter. Einige Straßen wurden bereits für 'Cyclos', die
Fahrradrikschas, gesperrt. Während es 1991 in Hanoi fast nur 'Simson'-Mopeds
und 'MZ'-Motorräder aus der ehemaligen DDR gab, waren diese 1993 fast ganz
verschwunden und durch japanische Modelle ersetzt. 1991 und 1992 war mein Auto
in Nordvietnam natürlich ein russischer 'Wolga', 1993 waren sie schon
ausgemustert. 1993 notierte ich mir für Hanoi noch folgende Veränderungen
gegenüber den Vorjahren: Nachts werden die Straßen heller beleuchtet, es gibt
unzählige Videoshops, Schuhputzer bieten ihre Dienste an, Gameboys aus China
werden verkauft, in den Straßen sind Bäume gefällt worden, viele alte Häuser
werden abgerissen.
Der Krieg war auch noch
allgegenwärtig. Die Tunnelsysteme von Cu Chi und Vinh Moc wurden gerne
Touristen gezeigt, in vielen Orten standen noch Panzerwracks, die z.B. als
Hühnerstall genutzt wurden. In einem Park in Hanoi waren die Trümmer eines
amerikanischen Bombers ausgestellt, und in Khe San lag überall verschossene,
aber auch z.T. noch scharfe Munition herum, Metallsammler stapelten
Geschosshülsen vor ihren Häusern.
Überall gab es auch Leute, die gut
oder einige Brocken Deutsch sprachen. Sie hatten in der DDR gearbeitet oder
studiert und schwärmten von der Zeit im damaligen Ostdeutschland. Meine Guides
hatten auch in der DDR studiert (einer Jura, einer Pädagogik) und sprachen
hervorragend Deutsch.
Im Bong Sen Hotel: Unter der Decke ein
großer Ventilator. Sofort Assoziation mit der Anfangsszene im Film 'Apocalypse
Now'..... (In der Nacht machte der Propeller sich irgendwie selbständig und
drehte sich mit voller Kraft).
Ich sitze im Cafe Givral; seit 1950
gibt es dieses Cafe mit dem schönen Kolonial-Ambiente. Während des
Vietnamkrieges diente es den Journalisten als Nachrichtenbörse ('Radio
Givral'). Ich komme mit einem anderen Touristen ins Gespräch. Es stellt sich
heraus, dass er Amerikaner ist und als 19jähriger 1969 für 1½ Jahre als GI
nach Vietnam geschickt wurde. "Was hatten wir eigentlich in diesem Land zu
suchen?" fragte er mehrmals. Im Laufe des Gesprächs gesellte sich ein
Vietnamese hinzu. Er war Offizier in der Südvietnamesischen Armee, wurde
später zu 3 Jahren Arbeits- und Umerziehungslager verurteilt. Ein Freund von
ihm, ehemals Fahrer bei der amerikanischen Botschaft, setzte sich zu uns. Er
hatte ein Jahr Arbeitslager bekommen. Der Offizier lud uns zu sich nach Hause
in einem Vorort Saigons ein. Dort stieß ein weiterer vietnamesischer Veteran
zu uns, der gerade seine Ausreisegenehmigung für sich und seine Familie in die
USA erhalten hatte. Der Amerikaner und die Vietnamesen tauschten ihre
Erinnerungen aus, dazu lief im Hintergrund die Musik der damaligen Zeit: The
Doors, Jimmy Hendrix, E. Clapton, Santana - Apocalypse now....
15 Jahre sind seit meiner ersten
Vietnamreise mittlerweile vergangen. Ich hatte immer wieder vor, noch einmal
dorthin zu fahren. Durch Bekannte, die vor einigen Jahren in Vietnam waren,
erfuhr ich von dem rasanten Wandel, den dieses Land erlebte. Es mag
sentimental klingen - aber ich möchte Vietnam so in meiner Erinnerung behalten
wie ich es damals erlebt habe. In diesem Sinne sind meine Fotos 'historisch'.
Insgesamt war ich 83 Tage (verteilt auf 3 Jahre) im Land,
immer im Juli/August, d.h. der Regenzeit. Es war z.T. sehr unangenehm feucht
und heiß, besonders in Hanoi. Dolmetscher und Auto mit Fahrer bekam ich über
Vietnam-Tourist, der staatlichen Reiseagentur.
Hier in Kurzform meine Reiseziele:
1991 startete ich in Saigon (offiziell Ho Chi Minh
- Stadt, aber die Einheimischen bevorzugten weiterhin den Namen Saigon); von
dort ging es mit dem Auto nach Cu Chi, My Tho im Mekongdelta, dann mit einer
Turboprop nach Danang. Von hier fuhren wir nach Hoi An und zu den
Marmorbergen, dann über den Wolkenpass in die alte Kaiserstadt Hue. Zurück in
Danang starteten wir eine Fahrt in südlicher Richtung: My Son, Quang Ngai und
My Lai. Mit dem Flugzeug nach Hanoi; weiter mit dem Auto nach Ninh Binh, Cu
Phuong Nationalpark, Hoa Lu, Hoa Binh, Ben Duc, Chua Hong, Haiphong, Halong
und Halongbucht, Ba Trang, Le Mat.
1992 flog ich direkt nach Hanoi. Von dort Flug
nach Danang, Fahrt nach Hue, dann nach Quang Tri, entlang des Cam Lo-Rivers
vorbei an US-Stellungen des Vietnamkrieges Camp Carroll und Rockpile nach Khe
San. Weiter nach Dong Ha zum 17. Breitengrad, der damaligen Demarkationslinie
zwischen Nord- und Südvietnam; zum Ort Vinh Moc mit seinem Tunnelsystem, Doc
Mieu, zurück nach Hue und Danang. Weiter nach Qui Nho'n, Thap Doi und Nha
Trang. Abstecher nach Dalat, weiter nach Buon Ma Thuot, Pleiku, Qui Nhon und
zurück nach Danang. Flug zurück nach Hanoi, Fahrt mit einem Jeep nach Son La,
Dien Bien Phu, Lai Chau, Sa Pa, Lao Cai und Pho Lu. Zurück nach Hanoi, von
dort ins Dorf Dong Ho (Holzschnitt-Tradition).
1993 wieder Flug nach Hanoi; Fahrt nach Cao Bang
und Lang Son, Hon Gai, Bai Chai und Halongbucht.
Meine Darstellung der Reisen beginnt im Süden, führt nach
Zentral-Vietnam und endet in Nord-Vietnam.