Vietnam 140: Der Norden |
Sa Pa ist heute eine Touristenattraktion und ein Muss für Besucher Nordvietnams. Der Ort liegt auf ca. 1600 m Höhe und wurde von den Franzosen 1922 als Erholungsort in den 'Tonkiner Alpen' erbaut. Der höchste Berg Vietnams, der Fan Si Pan mit 3144 m, liegt ganz in der Nähe. 1992 wurde dies Gebiet noch nicht von Touristen heimgesucht, und der berühmte Markt war noch ursprünglich. In meinen damaligen Reiseführern wurde der Ort kaum erwähnt, in keinem stand etwas von dem Markt. Mein Guide musste 2 Stunden auf der Polizeiwache verbringen, weil in meiner Reisegenehmigung eine falsche Passnummer eingetragen war.
Ein Jahr später (1993) hatte sich das bereits alles geändert: Freies Reisen ohne Extra-Genehmigungen war nun möglich, und erste Touristengruppen suchten Sa Pa heim. Auf meiner Reise 1993 traf ich im Flugzeug nach Hanoi ein französisches Paar, die mich als 'Kenner' fragten, was ich ihnen denn im Norden empfehlen könnte. Da ich vom letzten Jahr so begeistert war, empfahl ich natürlich Sa Pa und seinen Markt. Zwei Wochen später traf ich die beiden wieder, und sie erzählten mir begeistert, wie toll es gewesen war, aber: Es gab bereits mehrere Unterkunftsmöglichkeiten, ca. 30/40 Touristen waren da, die Einheimischen verkauften ihre Kleidung und ihren Schmuck - so schnell änderte sich die Gegebenheit. In einer Reisebeschreibung von 2004 heißt es "Sa Pa ist ein sehr kleiner Ort mit etwa 10.000 Einwohnern, der fast nur aus Hotels, Restaurants und touristischen Einrichtungen besteht...."
Ich wohnte damals in einer ehemaligen französischen Villa, die zu einer Art Pension hergerichtet war, ich glaube die einzige Möglichkeit im Ort. Vom Balkon hatte ich einen herrlichen Ausblick auf Sa Pa und die Berglandschaft. In der Nacht hatte ich diverse Besucher im Zimmer: 2 Fledermäuse und eine Ratte. Ich wurde wach durch ein eigenartiges Geräusch, und als ich mit meiner Taschenlampe leuchtete, knabberte eine dicke Ratte an meiner Seife!
Samstag begann dann der Markt. Von überall her strömten den ganzen Tag über Schwarze Hmong, Tai, Rote Dao u.a. in ihren wunderschönen Trachten in den Ort. Vor allem die Dao mit ihrem großen roten Kopfschmuck waren sehr scheu, sobald ich versuchte zu fotografieren, versteckten sie sich oder liefen weg. Die vielen Leute kamen aber nicht nur, um Handel zu treiben. Es entwickelte sich im Laufe der Zeit auch ein Liebes- und Heiratsmarkt am Samstagabend. Bei Dunkelheit versammelte man sich in der Nähe der Markthalle. Das Anbändeln erfolgte über Gesang: Ein Mädchen sang eine Melodie, ein Junge antwortete ebenfalls singend. Ausgerechnet an diesem Samstag fiel im ganzen Ort der Strom aus, und es war richtig schön dunkel, nur einzelne Kerzen oder Ölfunzeln erhellten etwas den 'Liebesmarkt'. So konnte ich mich fast unbemerkt unter die Leute mischen. Schade, dass ich kein Tonaufnahmegerät hatte. Auf dem Markt traf ich tatsächlich noch einen weiteren Touristen - einen Franzosen. Wir beiden waren wohl die einzigen Touristen zu der Zeit.
Am Sonntag war dann der Haupt-Handelstag. Die Straßen und vor allem die Treppe waren voll mit Menschen. Jeder versuchte, dem anderen seine Produkte anzubieten. Ein farbenfrohes Fest für den Fotografen!
Damals gab es noch
einige Ruinen (Aufstände? Chinakrieg?)
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'meine' Villa
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Der Blick aus meinem Fenster
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Bambus
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Herrliche Reisterrassen
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Wasserleitung | ||
© Hans-Peter Grumpe |
Bilder mit * wurden 2021 hinzugefügt