Albanien 16 - Shkodra |
Fototeka Marubi
Quelle: Wikipedia
http://de.wikipedia.org/wiki/Marubi
Der Familie Marubi – zum Teil
auch Marubbi geschrieben – entstammten die bedeutenden albanischen Fotografen
Pjetër, Kel und Gegë Marubi. Sie unterhielten im 19. und 20. Jahrhundert über
drei Generationen ein Fotostudio in der nordalbanischen Stadt Shkodra, welches
überhaupt das erste in Albanien gewesen ist. Mit ihrem Werk leisteten die
Marubis einen wesentlichen Beitrag zur Dokumentation der albanischen Lebenswelt
ihrer Zeit und des kulturellen Erbes in dem südosteuropäischen Land.
Drei Mitglieder der Familie haben gegen das Ende des 19. und in der ersten
Hälfte des 20. Jahrhunderts Landschafts- und Alltagsaufnahmen gemacht, die ein
einzigartiges künstlerisches Zeitzeugnis albanischer Geschichte darstellen.
Ferner finden sich viele Auftragsbilder, auf denen Albaner in landestypischer
Tracht zu sehen sind. Auch viele wichtige politische Ereignisse der Epoche haben
die drei Fotografen in Aufnahmen festgehalten.
Gesammelt und ausgestellt ist das Werk in der Fototeka Marubi in Shkodra.
Die Fotografen
Pjetër Marubi (* 1834 in
Piacenza als Pietro Marubbi, Italien; † 1905) musste als Unterstützer von
Giuseppe Garibaldi seine von den Österreichern besetzte Heimat aus politischen
Gründen verlassen. Nachdem er versucht hatte, den Bürgermeister von Piacenza zu
ermorden, flüchtete er nach Korfu, dann nach Vlora.[2] 1856 liess er sich in
Shkodra nieder und betätigte sich unter anderem als Architekt, Maler und
Bildhauer. Im Jahr 1858 machte er das erste Foto, das je in Albanien aufgenommen
wurde: Ein Porträt von Hamze Kazazi, einem Aufständischen für die albanische
Nationalfrage. Er gründete das erste Fotostudio des Landes, das er Dritëshkronja
Marubi, die Lichtschrift Marubi, nannte.
Bereits Pjetër hat politische Ereignisse im damaligen Westen des Osmanischen
Reichs auf Zelluloid gebannt, so Aufstände in der Mirdita (1876/77) und die Liga
von Prizren (1878).
Pjetër Marubi war verheiratet mit Maria, einer Hebamme.
Kel Marubi
1885 begann der 15-jährige Kel Marubi (* 1870 als Mikel Kodheli in Kodheli i
Kodrimës; † 1940) als Gehilfe in Pjetërs Studio zu arbeiten. Er ersetzte seinen
Bruder Mat, der diese Stelle bis zu seinem frühen Tod innehatte. Die beiden
Söhne von Pjetër Marubis Gärtner Rrok Kodheli absolvierten ein Praktikum in
Triest. Das kinderlose Ehepaar Maria und Pjetër Marubi adoptierten Kel später
und vererbte ihm sein Fotostudio. Kel Marubi war Patriot und in der Bewegung der
albanischen Wiedergeburt aktiv. Er war Mitbegründer der Gesellschaft Die
albanische Sprache und Herausgeber der Zeitung Zëri i Shkodrës (Die Stimme von
Shkodra).
Kel ist aus künstlerischer Sicht über die Fußstapfen seines Lehrers
hinausgetreten. Er hat mit seinen Abbildungen der nordalbanischen Gesellschaft
einen wesentlichen Beitrag an die Fotosammlung geliefert. Er fotografierte
Persönlichkeiten aus Nordalbanien und die Führer des albanischen Staates, aber
auch einfache Bergler und die zum Teil verschleierten städtischen Damen. Kels
Aufnahmen des städtischen Alltags zeigen viele Geschäftsleute in ihren
Betrieben, aber auch Marktgeschehen und Bettler. Sogar bei seinen
Landschaftsaufnahmen scheinen immer Personen im Mittelpunkt zu stehen.
Er dokumentierte jeden historischen Anlass seiner Zeit in Albanien, von der
Ankunft des Fürsten Wilhelm zu Wied bis zur Hochzeit des Königs Zog I.. 1910
beauftragte ihn Nikola von Montenegro, Fotos von den Feierlichkeiten anlässlich
seiner Erhebung zum König zu machen.
Gegë Marubi
Kel hatte sechs Kinder. Die vier Töchter halfen im Studio mit, den Sohn Rrok
unterrichtete er im Retouchieren. Sein Sohn Gegë Marubi (* 1909; † 1984) trat in
die Fußstapfen seines Vaters und wurde ebenfalls Fotograf. Er wurde nach Lyon an
die Schule der Brüder Lumière geschickt. Für seine Arbeit erhielt er mehrere
Preise. Im Gegensatz zu seinen beiden Vorgängern machte er auch viele Fotos von
Landschaften ohne Menschen und experimentierte mit Zelluloidfilm, fotografierte
aber wiederum wichtige Ereignisse. Nachdem die Kommunisten 1944 nach dem Zweiten
Weltkrieg die Macht übernommen hatten, schloss 1946 das Geschäft und beendete
Gegë 1952 seine Tätigkeit als Fotograf. In der Folge investierte er viel Zeit in
die Archivierung und Konservierung der Sammlung. Entweder 1970, 1974 oder 1978
vermachte er das Fotoarchiv mit 150.000 Negativen (Glasplatten) dem albanischen
Staat. Seine einzige Tochter, Tereza, wurde Ingenieur, Fabrikdirektorin und 1990
Bürgermeisterin von Shkodra.
Das Werk der Marubi
Allein schon die Menge der
Fotos ist außerordentlich beeindruckend. Die Bilder zeigen über einen Zeitraum
von beinahe 100 Jahren praktisch lückenlos die politischen Ereignisse und den
gesellschaftlichen Wandel der Stadt Shkodra und eines großen Umkreises bis
Mittelalbanien auf. Dokumentiert sind ereignisreichen Jahre, als Albanien
allmählich die Unabhängigkeit von den Türken erlangte und sich ein eigener Staat
bildete. Neben politischen Führern und der reichen Oberschicht waren zudem viele
einfache Menschen und ihr Alltag Motiv der Marubi-Fotografen.
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Photothek Marubi
Die französische Organisation Patrimoine Sans Frontières hatte Mitte der 1990er
Jahre mit Unterstützung der UNESCO die Sammlung gesichtet. Eine Ausstellung von
100 Bildern wurde in der Folge in einigen französischen und italienischen
Städten gezeigt. Nach einer Ausstellung in Tirana wurde diese Ausstellung in ein
eigenes Museum in Shkodra überführt. Die Fototeka Marubi kann seit 2001
besichtigt werden.
Wegen seiner künstlerischen, kulturhistorischen und wissenschaftlichen Bedeutung
wurde die Fotosammlung Ende 2003 zum nationalen Kulturerbe Albaniens erklärt.
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