Einleitung
Die Dimensionen des Ersten Weltkriegs übertrafen alle zuvor
dagewesenen
militärischen Konflikte und Kriege. Industrialisierte Massenheere
vieler Nati-
onen, die totale Mobilisierung der Bevölkerung für den Krieg sowie
viele
verlustreiche Schlachten ließen diesen weltweiten Konflikt zum
totalen Krieg
werden. Zum ersten Mal in der Geschichte kam Kriegsgefangenschaft
als
eine Massenerscheinung vor. Bereits in den ersten beiden
Kriegsmonaten
des Jahres 1914 wurden durch die Offensive an der Westfront und dem
Sieg über die Russen bei Tannenberg 200.000 Kriegsgefangene im Deut-
schen Reich interniert, im Februar 1915 übertraf ihre Zahl schon
600.000
Menschen.1 Auf diese große Anzahl der Gefangenen war das
preußische
Kriegsministerium nicht vorbereitet, da man mit einem schnellen Sieg
an der
Front gerechnet hatte. Die Kapazitäten der bestehenden Lager
reichten bei
weitem nicht aus. Daher mussten überhastet neue Lager geplant und
provi-
sorische Notunterkünfte auf die Bedürfnisse der Gefangenen
ausgerichtet
werden. Am Anfang des Krieges herrschten in vielen Gefangenenlagern
chaotische Zustände. Dementsprechend berichtete ein französischer
Ge-
fangener aus dem Stammlager Meschede über ungenügende und ekelhafte
Nahrung, fehlendes Wasser für die Körperpflege und einen Graben, der
mit
einem Holzbrett überspannt war, als Ersatz für nicht vorhandene
sanitäre
Anlagen in der Aufbauzeit des Lagers. Aufgrund mangelnder Ernährung,
Hygiene und medizinischer Versorgung kam es in diesem Lager zu
einigen
Todesfällen unter den Gefangenen.2 Andere Berichte
erzählen von boden-
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1 Koch, Philipp: Zwangsarbeitende
Kriegsgefangene in westfälischen Arbeitslagern
und Außenkommandos im Ersten Weltkrieg. Forschungsansätze und
Thesen. In:
Westfälische Forschungen 67 (2017). S. 419.
2 Quelle:
http://prisonniers-de-guerre-1914-1918.chez-alice.fr.campsm.htm
(Aufruf 29.3.2018). |